So, ich gebe jetzt mal mein review ab; ich habe ja schon hier und da ein bisschen was dazu geschrieben, also verzeiht mir, wenn ich Sprachen durcheinander mixe oder euch etwas bekannt vorkommt
.
Zum Darkness-Remaster kann ich nicht viel sagen. Zum einen bin ich nicht im Geringsten audiophil und zum anderen klingen die Songs für meine Begriffe selbst über vernünftige Kopfhörer nicht großartig anders (wäre allerdings auch irgendwie schlimm, wenn es so wäre). Muss aber auch sagen, dass mich diese Remasters generell völlig kalt lassen. Entweder die Songs sind gut, oder sie sind es eben nicht. In dem Fall sind sie es. Das Sound-Problem hat man ja gottseidank auf andere Weise in den Griff bekommen
.
Zu den Promise-CDs:
1. Racing (Alternate) - eine Version, die mir hervorragend gefällt. Nicht besser als die bekannte, aber ich bin froh, dass sie jetzt in Top-Quali vorliegt. Finde es bei Bruce eh immer spannend, wie viel teils komplett andere Version eines einzelnen Songs er hat.
2.) Gotta Get that Feeling ist ein Song, der mir nichts sagt. Kann wenig nachvollziehen, warum offensichtlich sehr viel nachbearbeitet wurde, denn die Bootleg-Version ist, wenn ich mich recht entsinne, ziemlich vollständig. Vielleicht gaben die Original-Tapes nicht mehr her? Egal, der Song als solcher ist relativ belanglos. Stört nicht.
3.) Outside Looking In - mein heimlicher Favorit, schöner Text, toller Gesang, gefiel mir schon in grauenhafter Boot-Quali prima. So umso besser.
4.) Someday (We'll Be Together) - für mich das komplette Lowlight auf der Platte. Damit könnte er ungelogen im Musikantenstadl auftreten. Grauenhaft bis geradezu ekelerregend
.
5.) One Way Street - Ein Song, der vor sich hin plätschert, aber schon irgendwie Potential hat. Muss ich vielleicht noch ein paar Mal hören, vorläufig und in Schulnoten ausgedrückt eine 2-
6.) Because the Night - dafür, dass offenbar große Teile, inkl. des wohl kompletten Gesangs neu eingespielt sind, muss ich sagen, Hut ab, eine fast perfekte Replik des damaligen Sounds. Nur warum er Patti Smiths Text singt, weiß der Geier.
7.) Wrong Side of the Street - erinnert mich ein bisschen an Jackson Cage, das ich sehr mag. Ein netter Rocker mit Live-Potential
8.) The Brokenhearted - da weiß ich, warum es ein Outtake war. Nicht mein Fall, dieses leierige Zeugs.
9.) Rendezvous - mochte ich auf der Tracks schon gut leiden, hier ebenso.
10.) Candy's Boy - interessant als Frühversion von Candy's Room, sonst aber eher belanglos. Vor allen Dingen musikalisch unheimlich schwerfällig, allerdings mit schönem Orgelsolo.
Disk 2
1) Save my Love - ein recht sympathischer Song, nichts Bahnbrechendes, aber solide. Nette Melodie.
2) Ain't Good Enough for You - yeah, bar band-feeling, geht gut ab, ein heimlicher Gewinner. Sehr cool.
3) Fire - eine schöne Version, wird aber nie die Version mit Nils und Danny vom Bridge-Benefit 1986 schlagen. Da sieht man übrigens auch mal sehr schön, wie verdammt gut Bruce keine 10 Jahre später seine Stimme im Griff hatte.
4) Spanish Eyes - ist noch eines dieser legendären Outtakes, die mich nie so richtig begeistern konnten. Sicherlich kein schlechter Song, aber keiner, der diesen heimlichen Legendenstatus verdient.
5) It's a Shame - klingt so, als wär er für SSJs "Better Days"-Album geschrieben. Großartige Nummer.
6) Come on (Let's Go Tonight) - eine wie ich finde tolle Frühversion von Factory, die insbesondere musikalisch mit der Violine unheimlich unter die Haut geht, wenn man dann auch noch den vollen Text von "Factory" im Hinterkopf hat.
7) Talk to Me - klingt wie SSJs Version, ich dachte, ich hör nicht richtig, als da auf einmal Bruce sang
. Hat man da seinen Gesang über SSJs Tonspur gelegt, oder haben die das wirklich damals so exakt aufgenommen? Auf jeden Fall einer der Winner der Platte.
The Little Things (My Baby Does) - fällt für mich in die gleiche Kategorie wie "Gotta get that Feeling".
9) Breakaway - gewinnt für mich nach mehrmaligem Hören. Gewisse Parallelen zu Something in the Night und The Price You Pay sind mE nicht zu übersehen. Prima Song.
10) The Promise - großartiger Song. Die Streicherteppiche stören mich nicht, ein toller Song bleibt ein toller Song. Würde ganz gern wissen, was er mit den verschwundenen Textzeilen gemacht hat. Aber gut, eine Band-Version in Top-Quali zu haben.
11) City of Night - schöner Song, weitläufig unter Bootsfahrern bekannt.
12) The Way - auch weitläufig bekannt, eine wirklich schöne Ballade, aber warum als hidden track? Hat man das wie weiland Born to Run auf der Live in NYC wieder in der letzten Minute entschieden?
Im Gesamtfazit eine gute, aber keine herausragend gute Platte, und in so einem Paket wie dieser Box als Zubrot natürlich schon irgendwie cool. Bei einigen, leider gar nicht so wenigen, Songs weiß man tatsächlich, warum sie Outtakes waren, und ich werde den Verdacht nicht los, dass man sich die richtigen Knaller für Tracks II aufgehoben hat. Als standalone-CD funktioniert sie mE nicht, und ich wäre wohl auch einigermaßen enttäuscht. Als Teil der Box aber echt nett.
Zum Promise-Film:
Ich hab die Doku mittlerweile gesehen und kann mich dem Enthusiasmus vieler leider nicht anschließen. Wenn man die "Wings for Wheels"-Doku mit anderen Songschnipseln garnierte, hätte man im Wesentlichen "The Promise". Wieder nichts Neues außer der übliche hagiographische Kommentar ("Bruce is great/determined/writes a lot/) aus 10 Mündern...Der ganze Ärger mit Mike Appel wird irre schnell aus der Welt geräumt (selbiger auch mit einer grandiosen, und irgendwie sehr, sehr eigenen Sichtweise der Dinge
).
Wings for Wheels hatte den Vorteil, dass die Songs teilweise in ihrer Entstehung "getraced" wurden. Der neue Film bietet kaum dergleichen...witzig sind die beiden Songs, die Steve und Bruce am Piano proben (Sherry Darling und Talk to Me), aber das war es dann auch...Ansonsten: keine Entstehung von so ultrawichtigen Songs wie "Adam", nur ganz kurz wird "Racing" angeschnitten...Prove it, Streets of Fire und Candy's Room werden gar nicht behandelt (jedenfalls keines Kommentars gewürdigt). Badlands kommt auch nur ganz kurz mal vor. Nicht mal die Aufnahme von "The Promise" wird gezeigt, sondern nur kurz angedeutet. Auch so wird der Song mir viel zu kurz im Kontext dieses Gerichtsverfahrens gegen Mike Appel abgehandelt. Dabei meinte doch Bruce mal, "I don't write no songs about fucking lawsuits"...
Alles in allem: In New Jersey nix wirklich Neues. Für den Hardcore-Fan sicher anschauenswert, aber ich kann mir beim besten Willen nicht erklären, wie die so vielbeschworenen "casual fans" erreicht werden sollen, denn so wurde der Film ja promotet. Jemand, der Bruce nicht schon gut kennt, wird sich verlieren in dem Film. In diesem Kontext finde ich es übrigens auch recht merkwürdig, dass Darkness jetzt als "legendary" aufgebauscht wird. Das ist es für Springsteen-Fans, aber für den Rest der Musikwelt ist es das schlicht und ergreifend nicht. Tatsächlich als legendär bezeichnen würde ich BTR, Bitusa, und The Rising hat die Möglichkeit, es zu werden. Nebraska auch, aber natürlich auf andere Weise...
Damit geht es weiter zur zweiten DVD.
Die Thrill Hill Vault-Clips finde ich nett, es sind unterhaltsame bis großartig atmosphärische Clips aus den Aufnahmesessions. Die Aufnahme von The Promise, auch, wenn Bruce in diesem Take erbärmlich schlecht singt, ist großartig, wer hätte gedacht, dass wir sowas jemals zu Gesicht bekommen würden? Toll auch die Rohversion von Don't Look Back. Insbesondere Something in the Night aus Red Bank 1976 hat es mir angetan. Die Phoenix-Clips hingegen finde ich wenig spektakulär. Sound ein bisschen aufpoliert, aber sonst natürlich bekannt. Man merkt deutlich, dass das noch sehr früh auf der Darkness-Tour ist. Ich habe ja meine lieben Probleme mit Bruces Live-Gesang zu der Zeit, und hier ist das perfekte Beispiel warum. Einige Songs hat er damals stimmlich schlicht geschlachtet. Und da soll mir auch niemand mit "passion" oder "emotion" kommen. Ist ja nicht so, dass er damals nicht singen konnte (siehe Backstreets, She's the One, Point Blank, Streets of Fire).
Und damit sind wir beim für mich absolut unübertroffenen Highlight der Box: Paramount 2009.
HOLY FUCKING CRAPErstens ist die Bildqualität natürlich absolut erste Sahne, sogar noch einen Tacken schärfer als Hyde Park, und das war in der Hinsicht schon fantastisch. Aber dann die Performance des Albums...der Sound hart, brutal, wie es sich für Darkness gehört, gleichzeitig aber voller Volumen, viele ziemlich irre Gitarrensoli von Bruce, Gesang aus voller Brust, und das alles in einer wahnsinnig effektiven Mischung aus Konzentration und völlig entfesselter Energie. Ich habe mir die Tonspur von der DVD gerippt. Das ist seit Freitag meine Darkness on the Edge of Town. Ich brauche das Originalalbum nie wieder in den Player zu schieben.
Anspieltipps: Badlands funktioniert am famosesten ohne die Gesänge. Smashing right there in your guts, man.
Adam Raised a Cain ist die Version des Liedes für die Ewigkeit. Something in the Night ebenso. Wunderbar gesungen. Das Outro von Racing schlägt sogar nochmal Hyde Park. Bei Streets of Fire und Prove it all Night explodiert Bruce im Allgemeinen und an der Gitarre im Besonderen, und Darkness ist die wohl majestätischste Version, die ich kenne.
Paramount allein rechtfertigt für mich den Kauf der Box.
Kommen wir damit zu Houston '78. Ich habe mal meinen Eindruck aus dem GL kopiert (eine Antwort auf einen meines Erachtens sehr überschwänglichen Beitrag zur Darkness-Tour):
Easy, easy - I'm a 78 skeptic in general, but I can say that Houston indeed exceeds my expectations, particularly performance-wise. Bruce sings a lot better, for instance, than on most other 78 shows I've heard, which has always been a major factor in my being skeptical about the Darkness tour. Sound and picture quality are just fine; the sound, I think, is actually pretty amazing. Sure it ain't Hyde Park, but it's a 32-year old videotape, so that's what you get.
This being said, I fail to see what's so very different about 78 than any other Bruce tour. The guy plays his ass off, and really, watching Barcelona, Hyde Park or even Chubby Bruce on LINYC, are people really gonna tell me that he's any less energetic or plays with any less passion now? Sure, he makes those crazy moves during 2:45, but other than that? By contrast, he's a lot more "physical" just standing at the microphone singing (just watch him throw his entire body into his singing; that's pretty unbelievable) these days than he was back then.
So, in other words, judging by the shows I have heard and seen, including Houston: 1978 isn't exceptional in the way that most people see it. He hasn't been any less passionate since, and the band certainly was not better back then. 1978 just set the bar pretty high, and so far Bruce hasn't let anybody of us down, I suppose. We also tend to forget very easily that the vintage three-hour Springsteen show didn't happen until Darkness. That's when he became famous for putting on those long-ass shows, and that's what the guy's been living up to the past 32 years.Auf ein song-by-song-review verzichte ich mal
.
Mein Gesamteindruck ist der, dass sich diese Box schon sehr lohnt. Vor allen Dingen Paramount ist ein totaler Volltreffer. Die Houston-Show ist auch prima zu haben, auch, wenn die Bildquali natürlich nicht mit Hyde Park mithalten kann. Das sollte bei solchen releases aber auch nicht so wichtig sein. Die Aufmachung ist natürlich schon toll und mit viel Liebe gemacht. Nichtsdestotrotz ist ganz besonders bei der Doku einiges an Potential verschenkt worden.Dieses ewige "Bruce is great"-Gedudel fand ich schon bei Wings for Wheels fürchterlich, aber auf Darkness nimmt es schwer Überhand, zumal viele wichtige Songs nicht behandelt werden (s.o.). Diese Doku hätten sie weglassen können, und die Outtakes-CD finde ich schon einigermaßen durchwachsen.
Insgesamt 4 von 5 Sternen von mir. Ich gebe nur 4, weil man einige der besten Outtakes offenbar für Tracks II zurückgehalten hat und die Dokumentation eher Propaganda als ein reflektierter Blick zurück ist. Beide wurden als die zentralen Bestandteile der Box promotet und beide lassen in der Hinsicht zu wünschen übrig.