Da scheint Neil Young in Colmar noch eins draufgelegt zu haben. 2 1/2 Stunden Programm. 20 Titel. Zwei neue Titel, wobei ein Titel aus lauter Freude gleich zweimal gespielt wurde. Applaus von Neil Young für s Publikum. Und ein bombastischer Vollmond über den Vogesen. Die Arena erbebte! Der beste Young den ich in den letzten 25 Jahren gesehen habe!
Die Kritik dern Badischen Zeitung aus Freiburg:
Wie war’s bei Neil Young? Kann noch immer begeistern: Neil Young. Der erste Eindruck: Ein entschlossener älterer Herr lässt es krachen! Die ersten drei, vier Stücke schuftet Young und kämpft. Seine Gitarre rumpelt, schrillt, beißt. "Hey hey my my" ist wüst und trotzig, mit dem Sound eines startenden Düsenjägers.
"Cortez the Killer", ein Klassiker, ist monumental und zugleich intim. Young steigert den Song von den ersten trägen, wie zufällig dahin fließenden Akkorden über zehn Minuten zum großen Hymnus voller Bitterkeit: Hier die Schönheit, dort die sie zerstörende Gier. Danach 30 Minuten Akustik-Set und Country.
In der Schlusskurve wieder verzerrte E-Gitarre satt. Definitiv der Hammer war die Zugabe: Die Beatles-Nummer "A day in the life", das berühmte Fade-out zelebriet Young als grollendes Feedback, das ganz allmählich verebbt.
Preis-Leistungsverhältnis: Zwei Stunden und zwanzig Minuten abzüglich fünf Minuten "Zugabe"-Rufe bei 46 Euro Eintritt macht 34,1 Cent pro Minute Musik. Ganz ehrlich: "Cortez" war allein die halbe Eintrittskarte wert.
Set list: 20 Nummern, aus dem Entstehungszeitrum 1969 - 2008, "See Change" von neuen Album spielte Young gleich zweimal. Nichts von seinem Anti-Irak-Krieg-Anti-Bush-Album "Living with War". Einiges aus den frühen 1970ern ("Cowgirl in the Sand", "Heart of Gold", etliches aus der Zeit um 1990, darunter "Rockin' in the free world".
Publikum: Die Woodstock-Generation natürlich. Doch auch in erstaunlich hohem Maß ihre Kinder und teils gar ihre Enkel. Sound war laut, aber gut. Neil Young steht für Zorn, Melancholie und selber denken auch da, wo die Themen komplex werden. Party-Publikum wurde in Colmar keines gesichtet.
Outfit: Schwarze Lederhose, schwarze E-Gitarre. Young ist fülliger geworden, das Haar lichter, die Nasenfalten tiefer. Aber die Stimme qäkt und wimmert noch wie eh und je.
Bewertung: Legendär!
Merkwürdigster Merchandising-Artikel: Merchandising? Auf welchem Planet lebt ihr? Dies war ein Neil-Young-Konzert!
Bemerkenswert: Young gibt sich ironisch. "Old Man, look at my life, I'm a lot like you", hat er als 25-Jähriger geschrieben und nun mit 63 wieder auf die Konzertbühne gebracht.
Zugabe: Nach "A day in the life" geht eigentlich nichts mehr.
Videos:
http://www.dailymotion.com/video/x6g79c ... e-au_musichttp://www.dailymotion.com/video/x6gf3d ... lmar_musicDie Setlist:
1. Love And Only Love
2. Hey Hey, My My
3. Everybody Knows This Is Nowhere
4. Powderfinger
5. Sprit Road
6. Cortez The Killer
7. Cinnamon Girl
8. Oh, Lonesome Me
9. Mother Earth
10. The Needle And The Damage Done
11. Unknown Legend
12. Wrecking Ball
13. Heart Of Gold
14. Old Man
15. Just Singing A Song Won't Change The World
16. See Change
17. See Change (ja, 2x)
18. Cowgirl In The Sand
19. Rockin' In The Free World
20. A Day In The Life