„Goofs“ ist der englische Fachausdruck für entdeckte Filmfehler. Immer mehr Menschen haben Spaß am Suchen.
Von Dierk Strothmann
BAD IBURG - Gestern, das war, als der Filmfan noch weinte vor Rührung, die filigrane Kunst des Regisseurs bewunderte und von der Story begeistert war. Heute hockt er im Kino oder vor dem Fernseher und sucht in all den tollen Filmen – nach Fehlern. Er entdeckt alte Römer mit Armbanduhren und stellt fest, dass Indianer-Jones auf einem Motorrad fährt, das es damals, als Indy auf dem letzten Kreuzzug war, noch gar nicht gegeben haben kann.
Seit relativ kurzer Zeit gibt es dieses faszinierende Hobby, und wen es einmal gepackt hat, der kann so leicht nicht davon lassen. Und da es gemeinsam noch mehr Spaß macht, gibt es ein Sammelbecken für die detektivischen Enthüllungen. Im Internet kann man auf Seiten wie „www.Movie-Mistakes.com“ oder auf denen des deutschen Marktführers „www.DieSeher.de“ seine Erkenntnisse weitergeben und sich mit anderen über noch mehr Fehler freuen.
Die Macher von „DieSeher“, die beiden Freizeitsurfer André Simeit und Sören Kanke aus Bad Iburg (Niedersachsen), wollen sich mit ihrem Hobby nicht als Besserwisser aufschwingen. Es geht ihnen einfach um Entdeckerfreude, und darum, Filmproduzenten bei möglichst witzigen „Goofs“, wie der englische Fachausdruck heißt, zu erwischen.
Häufig handelt es sich um Luschigkeiten, aber hin und wieder sind auch richtige „Hammer“ dabei. Die berühmtesten Fehler und weithin bekannt sind jene Szenen in dem Klassiker „Ben-Hur“, in denen ein Trompeter eine Armbanduhr trägt und alte Römer mit Sonnenbrillen und Turnschuhen zu sehen sind. Ein relativ neu entdeckter Fehler ist aber, dass es sich bei einem in dem Film gezeigten Kalb um ein Tier der Rasse „Holsteiner“ handelt, die es vor 1922 überhaupt noch nicht gab. Außerdem haben die antiken Rennwagen moderne Radnaben, und hin und wieder kommt eine Kamera ins Bild, eine Nachlässigkeit, die es in überraschend vielen Filmen zu bestaunen gibt.
Film-Detektive sind schnell und eifrig. Obwohl es beispielsweise den neuen Bond-Film „Casino Royale“ noch gar nicht auf DVD oder Video gibt – Hilfsmittel, mit denen durch Zeitlupe, Vor- und Rücklauf sowie Einzelbildschaltung Nachlässigkeiten am sichersten entdeckt werden – fanden sie schon jetzt eine Menge Fehler: Bond (Daniel Craig) trägt, als er seine Kündigung mailt, zunächst eine Omega Planet Ocean mit braunem Armband und beim nächsten Schnitt eine Omega Seamaster mit Metallband. Der angebliche Flughafen Miami liegt in Prag, was man an der Aufschrift „Crewshop Praha“ in einer Szene im Hintergrund erkennt.
Als Bond mit Vesper das Hotel in Montenegro (bei dem es sich, wie man mehrfach erkennen kann, um das Grandhotel Pupp im tschechischen Karlsbad handelt) betritt, ist der Vorplatz regennass und dunkel, zwei Minuten später staubtrocken und hell. In Fenster- und Autoscheiben ist mehrfach die Filmcrew zu sehen
Zur Spitzengruppe in der Hitparade der fehlerreichsten Filme gehört „Der Herr der Ringe – die Gefährten“ mit 76 entdeckten „Goofs“. Da wackeln dicke Felsbrocken und enthüllen so, dass sie aus Schaumstoff sind oder man kann angeklebte „Hobbit“- Füße aufspüren.
In „Indiana-Jones“ werden die Produzenten überführt, rechte Geizhälse zu sein, denn ein an sich ganz hübsches Bücherregal entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Tapete. Darüber hinaus werden Luftschiffe gezeigt, die zum Zeitpunkt, an dem der Film spielt, schon nicht mehr im Einsatz waren. Überhaupt ist die Sachkenntnis der Fehlersucher außerordentlich: In „Titanic“ wird Sigmund Freud zitiert. Die „Titanic“ sank aber schon 1912 und Freud veröffentlichte sein Buch „Das Lustprinzip“ erst 1920. Da entdeckte einer, dass die Freiheitsstatue, die im Hintergrund zu sehen ist, bereits 1912 offenbar im frisch renovierten Zustand von 1986 war, denn die (von innen beleuchtete) ursprüngliche Flamme aus Mosaik-Glas wurde 1986 durch eine (von außen angestrahlte) aus Kupfer ersetzt.
In „Jurassic Park“ sind mangelhafte Erdkunde-Kenntnisse der Filmemacher deutlich geworden. In San Jose, Costa Rica, kann man in dem Film das Meer sehen. Das ist aber 240 Kilometer entfernt und wenn man von Costa Rica aus abends in den Sonnenuntergang fliegt, erreicht man keine Saurier-Insel 120 Kilometer westlich, sondern man landet, wenn der Sprit reicht, eher auf Hawaii.
Natürlich bekommen auch andere James-Bond-Filme ihr Fett weg. In „Golden Eye“ rammt Pierce Brosnan in St. Petersburg ein Denkmal, das es dort nie gegeben hat, in „Goldfinger“ kann man, wenn man sich von der goldüberzogenen Leiche nicht allzu sehr ablenken lässt, feststellen, das der linke Fuß über der Bettkante hängt, der rechte aber auf dem Bett ruht. Bei der folgenden Großaufnahme hängen aber beide Füße über der Bettkante.
Mehr als 2000 „Seher“ klicken täglich die Internet-Seiten der Film-Detektive an und helfen mit, neue Fehler aufzudecken. Für den Dresdner Thomas Löffler ist die Fehlersuche in Filmen ein „Spaß, keine Wissenschaft“. Wenn man einen „Goof“ entdeckt hat, dann sei das eine Art „Rumpelstilzchen-Effekt“, weil man etwas wisse, was sonst niemand weiß.
Top 10 mit den meisten Fehlern
Die aktuellen Top-Ten mit den meisten anerkannten Fehlern:
1. Matrix (80 Fehler)
2. Titanic (77)
3. Terminator 2 (76)
4. Herr der Ringe - Die Gefährten (76)
5. Pearl Harbour (75)
6. Soldat James Ryan (74)
7. Indiana Jones und der letzte Kreuzzug (73)
8. Spider-Man (68 )
9. Indianer Jones - Jäger des verlorenen Schatzes (62)
10. Herr der Ringe - Die zwei Türme (62)
www.Movie-Mistakes.com www.DieSeher.de