Sorry Floyd, wenn ich mal dazwischen mogle, aber ich glaube hier passt die Kritik zum neuen Jesse Malin Album am Besten rein.
Jesse Malin – New York before the warIn einer gerechten Welt würde ich in meinem Freundeskreis bei der Nennung des Namens „Jesse Malin“ nicht nur fragende Blicke ernten. Leider ist das aber so. Andererseits hat man dadurch die Möglichkeit Mr Malin in kleinen Clubs zu sehen, was ein echtes Erlebnis ist. Ich ärgere mich immer noch, dass ich keines seiner Konzert im Mai besuchen kann.
Das neue Album ist abwechslungsreich wie eine Tour durch die verschiedenen Clubs New Yorks geraten und pendelt von einem Genre zur Nächsten – immer wieder gespickt mit sehr schönen Meldodien:
The DreamersLos geht es in einer dunklen Bar mit einer melancholischen Grundstimmung und einer Klavierballade. Jesse harmoniert großartig ab dem zweiten Refrain mit einer Frauenstimme. Ungewöhnlich ruhiger, aber wunderbarer Einstieg in das Album.
AddictedUngleich positiver ist dieser Pop-Rock-Song, der eine laut Jesse eine Mischung aus Paul Simon und den Ramones darstellt. Eine Hommage an das New Yorker Lebensgefühl.
Turn Up The MainsEs rockt und rollt wie bei den Stones zu ihren besten Zeiten. Ich liebe diese 60er/70er-Jahre Rock’n’Roll Nummer. Tolles Saxophon Solo im Mittelpart und im ekstatischen Ende.
Oh SheenaÄhnlich wie „Addicted“ ein süchtig machender Pop-Rock-Song, der mir sogar noch besser gefällt. Das Stück ist mit einem einfachen Gitarren-Rhythmus eigentlich sehr simpel aufgebaut, aber der Titel geht einem nicht mehr aus dem Kopf. Es trägt diese romantische Stimmung von „wir gegen den Rest der Welt“ mit sich.
She’s So DangerousDie nächste Ballade und wieder wird Melancholie groß geschrieben. Das lyrische Ich entdeckt genau die Frau, die es sich immer ausgemalt hat, ist aber dann von ihrer Unabhängigkeit abgeschreckt. Neben den tollen Lyrics ist das gut zweiminütige Gitarrenoutro das Alleinstellungsmerkmal des Songs.
`Cause she’s so dangerous / she ain’t preprogrammed / she’s no modern girl / she knows just what I am / I’m looking out for youThe Year That I Was BornEine kleine nostalgische, country-beeinflusste Nummer, die bislang auf mich noch nicht den großen Effekt gehabt hat.
Boots Of ImmigrationSchlagzeug und Bass bringen wieder etwas mehr Tempo ins Spiel. Ein Up-Tempo-Song über die Wurzeln eines jeden Einzelnen in den USA. Hier passt vieles zusammen: Die Rhythmus-Section, Refrain, ... sehr schöner Rocker!
FreewayEin Rocker, dem allerdings die Durchschlagskraft und Einzigartigkeit ein wenig abgeht. Eher ein Füller.
Bent UpUnd wieder geht es in die Rock’n’Roll Kneipe. Die Geschichte von Johnny’s Aufstieg und Fall verpackt in einer großartigen Melodie. Das Piano und die Mundharmonika treiben den Song an. Absoluter Matchwinner!
She Don’t Love Me NowEine Reggae-Soul-Ballade mit einer Menge Bläser-Einsatz (Saxophon, Trompete) und einem sehr coolen Gesangsstil. Ein weiterer interessanter Farbtupfer dieses Albums.
Death StarJetzt wird noch eine Ecke cooler gesungen und der Groove-Faktor wird erhöht. Lou Reed hätte diese Nummer nicht besser schreiben können.
I Would Do It For YouDie nächste Ballade, aber wiederum nicht vergleichbar mit den drei bereits auf dem Album gespielten, weil Jesse sich Peter Buck von R.E.M. und sein Gitarrenspiel, welches sofort zu erkennen ist, dazu geholt hat. Das ist genau diese Art von einem kleinen musikalischen Lichtblick für den ich Jesse so schätze. Ein tolles, wieder melancholisches Lied über eine vergangene Freundschaft und den letzten Funken (falscher ?) Loyalität.
Bar LifeEs wird nochmal ein wenig autobiographisch. Ein Song über die ständige Anwesenheit in dieser Schattenwelt “Bar”. Ein stimmiger Ausklang dieses Albums.
Nach der Veröffentlichung von „Chasing Yesterday“ von Noel Gallagher war ich mir ziemlich sicher, dass es in diesem Jahr kaum ein besseres Album geben wird. Diese Meinung wackelt schon wieder, weil Jesse Malin hier eine ganz stimmige, tolle Platte vorlegt. Absolute Kaufempfehlung!