Geronimo hat geschrieben:
Wenn er den Wahnsinn wirklich inszeniert haben sollte,gebührt ihm Respekt.
Die Übergänge waren natürlich fließend
, aber das meiste war inszeniert. Ein gutes Beispiel ist sein Auftritt als Jesus Christus Erlöser 1971, von dem auch ein Stück in Mein liebster Feind zu sehen ist (obwohl das ja mit dem Rest des Films gar nix zu tun hat, auch so ein Beispiel, dass man von ihm eben nur den Wahnsinnigen sehen wollte und bis heute will), da kann man heute wirklich nicht mehr sagen, wo da die Inszenierung aufhört und die ganze Sache aus dem Ruder lief. Ein Teil dieses Toben war sicher nicht mehr geplant, das Konzept, durch Publikumsbeschimpfung einen bewussten Skandal zu inszenieren, um am Ende vor einem minimalen Restpublikum seine vermutlich beste Rezitation hinzulegen, war aber genau so geplant.
Oder später, als Cannes Paganini (völlig verständlicherweise) nicht zeigen wollte, wie er da bei der Pressekonferenz den einen Verantwortlichen ständig beschimpft und dabei immer wieder ganz bewusst seinen Namen vergisst... köstlich... nur um dann 2 Minuten danach draußen am Strand Witzchen zu machen und die entspannteste Person zu sein, die man sich vorstellen kann.
Oder bei den Dreharbeiten zu Aguirre... Herzog zeigte ja nur, wie ihn Kinski beschimpfte, dass die Szene aber noch interessant weiterging, zeigt er nicht. Da stand nämlich Herzogs Frau noch nebendran (wobei Herzog auch köstlich war, dieses lakonisch: "was Brecht gemacht hat, ist mir wurscht", einfach klasse
), die mit Kinskis Toben nicht so gut umgehen konnte wie Herzog. Als diese dann irgendwann leicht hysterisch meint, er solle doch still sein, wird Kinski von einer Sekunde zur anderen ganz entspannt und ruhig und meint irgendwas wie: "Sie haben hier im Moment keine Funktion"... darauf Herzog: "Das ist meine Frau" und Kinski wieder: "Na, das ist was anderes" und unterhält sich dann seelenruhig mit ihr, nur um in den Moment, wo Herzog ihn wieder anspricht, sofort wieder zu toben.
Hast du wirklich geglaubt, ein Wahnsinniger könnte den Wahnsinn so diszipliniert vor der Kamera darstellen? Kinski wusste immer, wie er zur Kamera zu stehen hatte, der ist nicht einfach wirr umhergelaufen und hat rumgebrüllt, das war alles koordiniert.
Zitat:
Aber EINE Rolle hervorragend spielen macht noch keinen guten (Film)schauspieler.
Er hat die Rollen gespielt, die man ihn hat spielen lassen. Dass man ihm hauptsächlich diese Rollen gab, heißt ja nicht, dass er andere nicht genauso hätte spielen können. Von seiner Fähigkeit eine Rolle besonders gut spielen zu können, kannst du nicht auf seine Unfähigkeit anderen Rollen gegenüber schließen.