Nachdem ich micht jetzt wieder gesammelt habe, nun mein Kommentar zum Konzert in Düsseldorf.
Als bekannt wurde, dass Bruce mit seinem neuen Album solo auf Tour kommen würde war ich zunächst etwas enttäuscht, da ich, wie viele andere hier im Forum auch, ein großer Freund der E-Street-Band bin.
Diese Enttäuschung war jedoch relativ schnell verflogen, zumal ich damals bei der GOTJ - Tour nicht dabei sein konnte und zu der Überzeugung kam, dass ein solches Solo-Akkustik Konzert mit Sicherheit auch ein Erlebnis werden dürfte.
Der erste Tiefschlag kam dann bei den Ticket-Preisen ....96 Euro für eine Karte weit vorne....HALLO????? Da ich kein Dukatenesel bin musste ich meinen Vorsatz von der Rising-Tour, nämlich fortan kein Deutschland-Konzert mehr zu verpassen, ad acta legen. Die Pläne wurden auf 2 Konzerte reduziert...Berlin und Düsseldorf. Auch 2 Konzerte für jeweils 96 Euro fand ich extrem, wenn man Anreisekosten etc. noch hinzurechnet.
Deshalb: einmal PK1...und zwar in Berlin, einmal PK4...Düsseldorf.
Von den ganzen Geschichten über eventim, bei deinen einige zu Recht ziemlich sauer waren / sind, habe ich versucht mich nicht beeindrucken zu lassen.
Durch das Forum wusste ich ab wann es Karten gab, habe bestellt und es gab keinerlei Probleme. 2x Berlin und 2 x Düsseldorf anstandslos geliefert. Nix mit Storno. Ich war zufrieden.
Als ich die Karten dann in den Händen hielt war auch der Preis vergessen bzw. verdrängt.
In Düsseldorf sollte es Block J sein, schnell nachgeschaut: zwar ganz hinten, aber immerhin nicht Block 36 oder ähnliches.
Dann der Blick auf die Berlin - Karten: Orchestersessel, Reihe C. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht.
Dann der nächste Tiefschlag: Berlin und Hamburg verschoben. Meine Stimmung auf dem Tiefpunkt. Berlin sollte das Hauptgericht werden, Düsseldorf das Dessert...und nun?
"Due to scheduling conflicts, Bruce Springsteen's concerts in Hamburg and Berlin have been rescheduled to June 27 and 28." Diesen Spruch hätte ich dem / den Verantwortichen um die Ohren hauen können. "scheduling conflicts", ja...die habe ich seit dieser Meldung auch. 2 Tage lang Frust geschoben ohne Ende und es teilweise schon bereut, überhaupt Karten gekauft zu haben. Am Ärgerlichsten war dieser nichtssagende Satz selbst, bei einer halbwegs vernüftigen Begründung wäre ich wahrscheinlich auch ohne größeres Murren nachts die 400 km von Berlin zurückgefahren, um am nächsten Morgen um 8 zu arbeiten.
Währenddessen rückte Düsseldorf näher, die Vorfreude hielt sich extrem in Grenzen.
Gestern dann war es soweit. Zusammen mit minizwergi und river8991 (schöne Grüße nochmal) bin ich dann losgefahren. Keine Staus, gut durchgekommen und pünktlich an der Halle. Musste feststellen dass river8991 zur "Spassfraktion" gehört. Wollte sie deshalb an einer Autobahnraststätte aussetzen...hab es mir dann doch anders überlegt.
Die Phillipshalle selbst hatte ich noch als den hässlichen Kasten in Erinnerung, der er heute (trotz Umbauten) noch immer ist.
Eingangskontrollen fanden nicht statt, man hätte sich professionelles Taper-Equipment unter den Arm packen können.
Dann wurde der Innenraum besichtigt; erstmal vorne zur Bühne, alles genau in Augenschein nehmen. 2 Kronleuchter über der Bühne, alles sehr dunkel und gothic-like gehalten.
Gitarren links verdeckt hinter der Bühne, Pump - Organ, Mikro Piano und elektrisches Piano daneben.
Nochmal eine Runde durch den Eingangsbereich, dort lief mir MmeMarie über die Füße (sorry nochmal dass ich so kurz angebunden war, meine Gedanken waren in dem Moment gaaaanz woanders). Danach platznehmen, warten.
Die Halle füllte sich zunehmend, bis schließlich kaum ein Platz frei war.
Fehlte nur noch der Troubadur aus New Jersey. Einen Augenblick überlegte ich noch, ihm wegen der Berlin-Sache auszubuhen, wenn er die Bühne betritt.
Dann ging's los.
My Beautyful Reward. Gänsehaut! Vorne steht ein kleiner Mann in romantischem Licht und schafft es innerhalb von Sekunden, 5000 Menschen in seinen Bann zu ziehen. Top! Wabernder Sound, der selbst in Block J ein absoluter Hochgenuss war.
Dann "Reason to believe". Einige im Block schauten sich etwas irritiert an, wohl keine Bootleg- Kenner, auch ich war etwas reserviert. Konnte mich mit dem Lied in dieser Version nicht so wirklich anfreunden, das Stiefel-Gestampfe hatte allerdings seinen Reiz.
"Devils & Dust"...der erste Song mit Gitarre. Ich war hin und weg. Spätestens dort war klar was Bruce meinte als er nachher sagte, er liebe es, einen großen Raum mit siener Musik zu füllen. Und falls Bruce mich hätte hören können ..."it really touched my heart, too".
Der richtige Oberknaller folgte dann mit Highway29. Eine göttliche Version, nicht in Worte zu fassen. Dazu noch seit der GOTJ-Tour nicht mehr gespielt. Kleine Entschädigung dafür, dass ich damals nicht bei war.
Hintendrauf "Incident"...Request für die schwangere Backstage-Frau. Wunderschön, auch wenn ich persönlich eher "For You" oder "The River" erwartet hätte.
Dann kam "Tougher than the Rest"...ein Wahnnsinn. Pipi in den Augen.
Bei "All I'm thinking about" war Lachen angesagt. Man hätte fast meinen Können, das Publikum hätte den Song mit Bruce einstudiert. Nicht nur Bruce hatte sichtlich Spass daran.
"I'm on fire" mit Banjo. Klasse!! Hörte sich an wie ein Morricone - Western - Titelsong. Man konnte die Cowboys vor dem geistigen Auge durch die Prärie reiten sehen.
"I Wish I Were Blind", Mary's Place und Racing" hintereinander weg...ich dachte gleich sterb ich. Kurz darauf noch "This Hard Land" als Leckerli. Mir persönlich zwar schon als LU-Opener in dieser Version bekannt, "Leah" hätte mich an der Stelle mehr interessiert, aber egal : "Stay hard, stay hungry, stay alive!!"
Schließlich kam der Stage-Rush, davon wusste ich vorher schon...die Leute um mich rum weniger....dafür gabs dann Blicke als sei ich irre geworden als ich plötzlich aufsprang und nach vorne stürmte. Den Rest des Konzertes habe ich dann wie gewohnt bei Bruce - nämlich stehend - verbracht.
Hervorzuheben ist noch "Bobby Jean", eine tolle Version, hab mich seit dem München - Boot richtig drauf gefreut.
Dann neigte sich das Konzert seinem Ende, war und bin noch immer vollkommen ergriffen von den Ereignissen in Düsseldorf. Nicht nur Bruce war der Hammer, auch dem Publikum gebührt höchster Respekt. Ich hatte den Eindruck Bruce hat zum ersten Mal das Publikum so, wie er es sich vorgestellt hat. Absolute Ruhe während der Songs, selbst nach dem Stage-Rush. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können.
Das, verbunden mit der sowieso genialsten Setlist der Tour und einer astreinen Licht- und Ton-Technik hat den Abend, trotz aller Widrigkeiten im Vorfeld, zu einem unvergesslichen Abend gemacht.
Und das Schönste: Der Orchestersessel in Berlin kommt erst noch!