Tramp69 hat geschrieben:
Heute ist das neue Isbell-Album „Weathervanes“ erschienen und was soll ich sagen? Sagenhaft, sensationell, Hammeralbum!
Das ist tatsächlich keine Übertreibung. Wirklich geniales Album. In den Texten gibt es wie immer bei Isbell viel zu entdecken. Strawberry Woman finde ich auch gut. Keine Ahnung, wieso der online schon so viel negativ besprochen wird. Der ist natürlich seichter als der Rest des Albums, was ich aber gut finde. Der Mann kann doch nicht nur über schwierige Themen singen wie suizidale Partnerinnen (Deathwish), den Tod von Justin Townes Earle (When We Were Close), einen rassistischen Vater (Cast Iron Skillet). Die Texte sind ja schon heavy. Waitin' On A Sunny Day ist doch auf dem Rising Album und war auf der Rising Tour auch eine willkommene Erleichterung nach all den schweren Songs (Empty Sky, You're Missing). Für mich stechen auf Wheatervanes When We Were Close und This Ain't It heraus.
Mit When We Were Close verabschiedet sich Jason von Justin Townes Earle, der 2020 an einer Überdosis gestorben ist. Das Tolle an Jasons Songs ist, wie differenziert er über solche Themen schreibt. Das ist ja weiß Gott kein "Du warst so toll. Wie traurig, dass Du von uns gegangen bist" Song. Er benennt klar, dass es abgefuckt ist, dass seine dreijährige Tochter ohne ihn aufwächst:
"Saw a picture of you laughing with your child
And I hope she will remember how you smiled
But she probably wasn't old enough the night somebody sold you stuff
That left you on the bathroom tiles"
Ich bezweifle, dass die dreijährige Tochter von JTE viele geschweigedenn klare Erinnerungen an ihren Vater hat. Und im letzten Chorus dann "It's not up to me to forgive you". Genau, es liegt an JTE's Tochter und Frau, ob sie ihm vergeben. Klasse Anspielungen auch auf JTE als Person: Er war im Gegensatz zu Jason immer gut angezogen, gerade früher als Jason noch Alkoholiker war ("you always dressed in your Sunday best", "your shirt cost more than your guitar"). Und JTE war bekannt für seinen aggressiven Stil Gitarre zu spielen. Ihm sind immer wieder Saiten auf der Gitarre gerissen: "I can hear your voice ring as you snap another B-string/And you finish off the set with only five"
Die Anspielungen auf Songs von JTE's Vater Steve Earle und Townes Van Zandt sind das i-Tüpfelchen und schön für Liebhaber von US Folk/Americana Musik. Townes Van Zandt war Mentor von Steve Earle, daher auch der Name von Steves Sohn Justin Townes Earle. "But Rex's Blues wasn't through with us" - Rex's Blues ist ein Song von Townes Van Zandt über einen Mann, der einfach nur Pech hat, nie findet, wonach er sucht. "But the Fort Worth Blues isn't through with us" - Fort Worth Blues ist ein Tribute Song von Steve Earle and Townes Van Zandt, den Steve nach Townes Tot geschrieben hat. Dass Jason in seinem Tribute an JTE nach seinem Ableben gerade Fort Worth Blues von JTE's Vater einfließen lässt, zeigt nur, was Jason für ein meisterhafter Songwriter ist.
Save The World hat ein starkes REM Feeling oder? Miles klingt nach Down By The River von Neil Young. Und This Ain't It nach Sticky Fingers/Exile Ära Rolling Stones und 70s Allman Brothers. Was für ein cooler 70s Style Rock Song. Vestevia Hills hat zu 100 % den Sound der Drive-By Truckers, der Band, in der Jason früher spielte. Scheint aus der Sicht von Mike Cooley an Jason selbst geschrieben. Cooley ist einer der beiden Köpfe der DBT, der in der Nähe der Vestevia Hills in Alabama wohnt.