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BeitragVerfasst: 01.11.2020 21:42 
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wolf hat geschrieben:
Es tut mir leid, aber mit "Janey Needs A Shooter" kann ich so gar nichts anfangen. Irgendwie zu lang und, sorry, zu langweilig. :| Es ist der erste Song, bei dem ich weiter drücke....

Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Ich finde z.B. "Last man standing" sehr schön. "Letter to you" finde ich persönlich besser als "Ghosts".

So was muss niemandem leid tun. Der eine kann mit diesem Song mehr anfangen, der nächste mit dem anderen Song, der dritte mit beiden. "Janey" ist eines der Lieder, die ich nicht jeden Tag hören kann, aber ich finde ihn sehr intensiv, sehr direkt in seinen Anspielungen, sehr zornig und ein bisschen wie ein Drehbuch für einen frühen Martin-Scorsese-Film, dunkle regennasse Straßen in einem runtergekommenen Vorort, kleine billige Bungalows, draußen lässt der eifersüchtige Macho-Cop die Sirene von seinem Polizeiwagen an, während "sie" drinnen mit dem Freund im Bett liegt...

"Letter to you" ist ein Album zum Reinhören (für mich). Die Mischung mit den drei "alten" Liedern finde ich interessant, weil alles erstaunlich gut zueinanderfindet. Manches berührt mich allein schon wegen des Themas mit der Endlichkeit des Lebens. Es wird überdeutlich, dass dieses Thema Bruce beschäftigt. Aber es ist kein trauriges Album geworden. Wehmütig, ja. Traurig, nein.


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BeitragVerfasst: 02.11.2020 08:08 
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Tramp69 hat geschrieben:
EvaMann hat geschrieben:
Wie ich bereits mal geschrieben habe, O Brien war aus meiner Sicht genialer Produzent der Bruce*s Musik Energie und Kraft gab. Schade, wenn ich an desweiteren an beispielsweise an Rick Rubin oder Jimmy Iovine denke, was für ein Genies...


Aber Deine Kritik an Aniello mag ich gar nicht teilen. Ich war sehr froh, dass sich Bruce nach WOAD von O‘Brien getrennt hat. Die Produktionen seiner Alben ab Wrecking Ball finde ich deutlich besser als die von O‘Brien produzierten Alben wie The Rising und Magic. Der allseits immer wieder viel gelobte Rick Rubin, um den es ja recht ruhig geworden ist, passt m. E. nicht zu dem Wall of Sound der E Street Band. Bei den Solo-Alben mag das anders sein.

Ich habe jedenfalls an dem Sound und der Produktion von Letter To You gar nichts auszusetzen.


Ich hatte es in einem anderen Post bereits geschrieben: Diese hier wie dahingeworfen erscheinende Wall of Sound-Produktion gepaart mit dem fehlenden Dynamikumfang mag über iPhone-Lautsprecher funktionieren; auf einer neutral abgestimmten, höherwertigen Anlage ist sie schlichtweg eine akustische Katastrophe. Wenn man schon eine solche Produkion in Angriff nimmt, genügt es nicht, alle Spuren übereinanderzulegen und die leisen Spuren anzuheben. Vielmehr gehört auch das Ausbilden einer gewissen Räumlichkeit dazu, die eine möglichst breite Bühne und eine räumliche Tiefe abbilden sollte. Das geht hier komplett verloren.

Sicherlich war vielleicht auch Brandan O'Brien nicht der beste Produzent für Bruce, er verstand sich aber immerhin noch darauf, die Songs in den Raum zu stellen. Oder nehmt das grandiose Born to Run-Album: Auch dort wurde eine Wall of Sound-Produktion verwendet; es klingt aber um Längen besser, weil räumlicher.

Auch wenn ich gespannt wäre, was Rick Rubin mit Bruce erreichen könnte, meine ich doch, dass die E Street Band dann vielleicht tatsächlich nicht der richtige Partner wäre. Aber ein Kevin Shirley zum Beispiel wäre durchaus spannend. Oder Dave Cobb, der bei Jason Isbell z.T. grandioses vollbracht hat (und vielfach auch Hard-Rock-Bands wie Europe produziert, deren aktuelle CDs nur noch wenig mit dem synthielastigen 80er-Kram zu tun haben und sehr zu empfehlen sind).


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BeitragVerfasst: 02.11.2020 10:35 
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Interessante Diskussion. Bis jetzt hab ich nur auf die Musik geachtet und mich noch nicht allzu sehr mit der Produktion beschäftigt. Ich bin weit davon entfernt, das perfekte Gehör zu haben. Aber was mir bei "The Rising" noch gefallen hat, nämlich der messerscharfe Sound, fand ich bei "Magic" auffällig und schlimm. Bei "WOAD" fand ich die Klangfarbe insgesamt wärmer, was aber mein subjektiver Eindruck ist und vielleicht auch an den Songs liegt. "Devils & Dust" finde ich zum Teil auch schlecht vom Sound her, z.B. bei "Long time coming".


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BeitragVerfasst: 02.11.2020 13:35 
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Ja, das stimmt. Bei Bruce sticht eigentlich klangtechnisch kein Album heraus (wobei ich mich zu erinnern meine, dass ausgerechnet die Seeger Sessions wirklich gut klangen; ist aber zu lange her, dass ich die außerhalb des Autos nochmal gehört habe). Aktuell fand ich den Sound jedoch so grausig, dass er mir die Songs zum Teil kaputtgemacht hat...


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BeitragVerfasst: 02.11.2020 16:32 
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Habe bereits viel über Aniello gesagt. Er hat das Talent ANTI-Rockn Roll zu produzieren, fade Klänge, matschig, poppig einfach.
Patti Scialfas erstes Album Rumble doll finde ich klasse, wurde von Campbell produziert man merkt es, schöne Gitarren, guter Bass einfach toll. Als Aniello das Ruder übernahm sind die Alben von Patti sehr schlecht geworden, kein Zufall.
Auch die Band Lifehouse, die ich schätze ´, hat diesen madigen Sound inzwischen dank Aniello..

Es gibt exzellente Soundmaker in der Szene, auch Steven Van Zandt hat es drauf, diesen Garage-Rock-Punk-Sound liebe ich, das hat Little Steven meisterhaft gezeigt mehrfach.

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Pop, Schlager, Gejaule...


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BeitragVerfasst: 02.11.2020 19:48 
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Andibuss hat geschrieben:
Ja, das stimmt. Bei Bruce sticht eigentlich klangtechnisch kein Album heraus (wobei ich mich zu erinnern meine, dass ausgerechnet die Seeger Sessions wirklich gut klangen; ist aber zu lange her, dass ich die außerhalb des Autos nochmal gehört habe). Aktuell fand ich den Sound jedoch so grausig, dass er mir die Songs zum Teil kaputtgemacht hat...

Vor allem die "Live in Dublin" Blu-ray ist mit den vielen Musikern perfekt gelungen. Dafür hängt das Bild bisschen hinterher.

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“Talk about a dream, try to make it real”
Ganz nach dem berühmten Springsteen-Vers aus Badlands
hat sich mein Traum vom eigenen Heimkino erfüllt.


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BeitragVerfasst: 03.11.2020 18:20 
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Eigentlich bin ich sehr überrascht zu Lesen dass Euch das Album Western Stars nicht gefallen hat und es hier mit Elevator Music beschrieben wurde. Auch das aktuelle Album „Letter To You“ scheint hier unter den Bruce Jüngern nicht richtig zu zünden. Komisch da man sich bei zwei Alben in zwei Jahren doch nur glücklich schätzen kann. Wer also von Euch 71 Jahre alt ist und in den letzten Jahren zwei Alben veröffentlicht hat darf über Start gehen und 400 EUR einlösen. Ich glaube nicht dass dies einem Künstler bereits gelungen ist.
Unser lieber Bruce kommt halt langsam in das Alter, wo die Einschläge immer näher kommen und denkt über die eigene Vergänglichkeit nach. Eine gute Gelegenheit im Kreise seiner geliebten E-Street Band über die verstorbenen Blutsbrüder der eigenen Vergangenheit nachzudenken. Ein Album aller E-Streeter in einem Raum ist schon eine Sensation. Und alle kamen, um innerhalb von 5 Tagen ein Album für die Ewigkeit zu schaffen. Selbst die Haudegen aus alten Tagen der Castiles und Buddies wie ein Danny Federici oder Clarence Clemons waren im Geiste dabei.

In diesem Geiste startet das neue Album mit „One Minute your are here“. Für mich völlig überraschend, dass Bruce mit einem leisen und sogar andächtigen Song startet. Vor dem geistigen Auge tauchen die Bilder der verstorben E-Streeter auf und Bilder werden wach an die Bilder von Clarence die andächtig in jeder Show nach Clarence Tod gezeigt wurden. Ein wenig auch fühle ich mich an das Album Tunnel of Love erinnert wo Bruce mit „Ain´t got you“ einen völlig anderen Ansatz wählt. Dieser erste Song ist aber atmosphärisch ein Song der von der tiefen Stimme von Bruce lebt und einen eine gute Einstimmung auf die weiteren Songs des Album gibt. Mit diesem Song hatte mich Bruce schon wieder erwischt. Einziger Kritikpunkt war das der Song mit einer Laufzeit 2:58 Minuten einfach deutlich zu kurz ausgefallen ist.

Mit sattem Trommelschlag startet Bruce in den zweiten Song „Letter To You“. Das ruhige Lied erscheint aufgrund des leisen ersten Songs wie ein sehr lauter Song der extrem knallt. Ähnliche Gefühle wie bei „Tougher Than The Rest“ auf dem schon erwähnten „Tunnel Of Love“ Album. Aber dann geht es in einen Radio tauglichen Mitsing' Song über. Jeder der sich den Text vornimmt dem ist klar das dies genauso ein mißverständliche Nummer wie Born in USA ist. Bruce schreibt tatsächlich einen Brief an mich mit den all den Dingen, die er herausgefunden hat. Dabei teilt er mir all die Ängste und die Selbstzweifel mit, die er als Mensch mit sich trägt. Dabei ist auch die Rede von Glück und Schmerz. Wenn man sich das Video anschaut, dann sieht man wen ihn in der Zeit der Depression gerettet hat die Band und vor allem Patti. Für mich der wichtigste Bestandteil der Band. Ich glaube dass jeder in der Band weiß welchen erdenden Charakter diese Frau für Bruce hat. Hinter jeden starkem Mann steht halt eine starke Frau. Auch hier zeigt sich das wieder einmal. Für Patti und die Familie war es wahrscheinlich auch nicht immer leicht mit den Stimmungsschwankungen von Bruce klarzukommen. Bruce hat es es über Medikation, Therapie geschafft eine normales Leben zu führen. Auch die Erkenntnis dass Brucies Vater ebenfalls eine Depression hatte änderte Brucies Sicht auf die Rolle seines Dads. All diese Gedanken packt Bruce in den Song „Letter To You“. Für mich eine starke Nummer die für mich durch eine einfache Wortfolge überzeugt. Aber die einfachsten Dinge sind meist die Genialsten. Ein toller Song.

Mit Glockenspiel und treibenden Gitarrenriff geht es in die dritte Nummer des Albums „ Burning Train“. Textlich ist diese Nummer eher eine Durchschnittsnummer. Musikalisch dagegen kann man sich das Stück schon im Wembley Stadion vorstellen. Drei Gitarren die um die Gitarrenpokal kämpfen. Was für eine Dröhnung. Was textlich fehlt macht diese Nummer musikalisch wett. Die Nummer wird nicht ausgeblendet sondern wird von Bruce in Stage Manier abgewunken. Was für ein Kracherstück.

Kaum erholt entführt uns Bruce in die Zeit seiner Sturm und Drang Phase. „Janey Needs A Shooter“ Seine musikalische Geburt als Künstler in den 1970ern. Schon verrückt zu sehen wie schlank Brucies Songwriting heute ist im Vergleich zu den Wort Wolkenkratzern vergangener Tage. Was für ein Geschenk einen 71 Jährigen heute einen solchen Klassiker singen zu hören in 6:49 Minuten. Was für eine irrwitzige Idee nochmal in die 1970er einzutauchen mit dem Wissen von heute. Die wimmernde Orgel bringt Danny Federici in Erinnerung. Ein Kompliment an Charles Giordano wie toll und unprätentiös er diese Rolle übernommen hat. Instrumental ein bemerkenswerter Song. Ein echtes Highlight bei dem Janey immer wieder an die falschen Männer gerät wobei doch der Bruce der perfekte Partner zu sein scheint. Der aber nur die Rolle des besten Kumpel spielt. Perfekt von Bruce und Band in Szene gesetzt. Heute würde Bruce dieses Thema kürzer in Szene setzen aber in den 1970ern war das große Kino angesagt. Ein fantastische Neuauflage mit meinem gut aufgelegten Bruce, der eine Mundhamonika Einlage a la Aerosmith abliefert. Ein Album Highlight!

Puh das muss man sich erst einmal erholen. Nach einer Pause geht es weiter. „Last Man Standing“ startet mit einer leiser gespielten Akustischen Gitarre. Bruce sinniert über seine Zeit als Musiker der Castiles. Alle seine Kollegen sind bereits verstorben. Er ist der letzte Überlebende dieser Bruderschaft. Ein beeindruckendes Stück bei dem Bruce Veränderung zum vorangegangen Stück auffällt. Alles ist schlank und optimiert auf ein Minimum. Hier reimt sich „Book“ auf „Took“ und „Proud“ auf „Loud“. Vorbei die Zeit in dem das Reimbuch in Flammen stand. Aber das zeigt den gereiften Bruce in wenigen und einfachen Worten etwas auszusagen. Etwas was Bruce beim „Born in the USA“ Album perfektioniert hat. Nach kurzem Intro leitet Max Weinberg mit zwei Trommelschlägen den Bandeinsatz ein. Der Saxophone Einsatz läßt Clarence erahnen. Ein Musiker der zwar nicht bei den Castiles war - aber egal. Immer wieder beschwört Bruce seine Zuhörer das er der letzte Überlebende seiner ersten Band ist. „Last Man Standing“ ist eine außergewönliche Nummer die live bestimmt gut funktioniert, nur mit dem Unterschied das die E Streeter den ehemaligen Castiles Mitgliedern die Instrumente ausborgen. Auffällig is welche Spielfreude die E Street Band bei dieser Nummer haben. Ein tolles Stück was Spaß macht.

Nach nachdenklicher Stimmung folgt „The Power Of Prayer“. Ein Song der Ähnlichkeiten zu den Mädels in ihren Sommerkleidern zeigt. Textlich banal zeigt das Stück einen echten Ohrwurmcharakter. Radiotauglich in voller Breite. Ich bekam den Song tagelang nicht aus den Ohren. Bruce ist stimmlich auf dem absolutem Höhepunkt und musikalisch kann die Band sich völlig austoben. Besonders gefallen Roy Bittan und Max Weinberg aber auch Jake Clemons liefert ein tolle Leistung am Saxophon ab. The Power of Prayer überzeugt als wunderschöner Song mit Mitsumm-Effekt.

Ende Teil1

Teil 2 folgt in Kürze.


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BeitragVerfasst: 03.11.2020 20:47 
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@freehold01

Freu mich auf Teil 2. Unterstreiche jedes einzelne Wort Deiner Rezension. Danke!


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BeitragVerfasst: 03.11.2020 21:15 
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freehold 01

Neben deiner vorzüglichen Rezession sollten einige "Forumer" genau dieses bedenken, bevor sie selber "alt" werden.

Zitat:
"Komisch da man sich bei zwei Alben in zwei Jahren doch nur glücklich schätzen kann. Wer also von Euch 71 Jahre alt ist und in den letzten Jahren zwei Alben veröffentlicht hat darf über Start gehen und 400 EUR einlösen. Ich glaube nicht dass dies einem Künstler bereits gelungen ist."

Aber die Gedanken sind frei ......

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BeitragVerfasst: 03.11.2020 23:05 
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freehold01 hat geschrieben:
Wer also von Euch 71 Jahre alt ist und in den letzten Jahren zwei Alben veröffentlicht hat darf über Start gehen und 400 EUR einlösen. Ich glaube nicht dass dies einem Künstler bereits gelungen ist.


Das ist halt ein bisschen ein Totschlagargument, weil dann hier eigentlich keiner - außer vielleicht Neil Young, der mit einer gewissen Regelmäßigkeit auch im fortgeschrittenen Alter Alben im Jahresrhythmus veröffentlicht :wink: - mehr etwas Kritisches schreiben darf.

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BeitragVerfasst: 03.11.2020 23:50 
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Im nächsten Song „House Of A Thousand Guitars“ bekommt dann Donald Trump doch noch sein Fett ab mit „Der kriminelle Clown hat den Thron gestohlen. Er stiehlt, was er niemals besitzen kann!“ Eine Aussage so kurz vor den Amerikanischen Präsidentschaftswahlen. Ansonsten war Bruce bei diesen Wahlen erstaunlich zurückhalten. Obwohl seine Ablehnung in Interviews deutlich spürbar war. Insgesamt ist aber ein Wunsch zur Rückkehr zur Normalität bei den Amerikanern spürbar. Die USA nach Trump werden zerrissener sein als vor seiner Präsidentschaft. Massenproteste wegen Rassismus. Ein Amerika der Blöcke ist entstanden. In fast gebetsförmiger Art appelliert Bruce glaubt an die verbindende Kraft der Musik und hofft auf den zünden Funken der seine Landsleute wieder vereinen soll. Eine starke Nummer, die sehr indirekt beschreibt wie Bruce aktuell über sein Land denkt.

Weiter geht es mit dem nächsten Song. In „Rainmaker“ bescheibt Bruce ein düsteres Bild von der aktuellen Lage in den USA. Mit dem Begriff rainmaker werden in den USA Anwälte, Geschäftsleute und Politiker bezeichnet, die viel Geld machen. Der Begriff beruht auf dem sommerlichen Regentanz der Indianer Nordamerikas, bei dem der Haupttänzer der rainmaker ist. Wenn unser Haupttänzer Donald Trump ist dann reitet dieser Akteur das Land gerade ins Verderben. In einer Art eines Fernsehpredigers singt Bruce diese Verzweiflung heraus. „Das Haus steht in Flammen und manchmal müssen die Leute an etwas so Schlimmes glauben“. Man kann fast den Eindruck haben, dass Bruce meint sein Land hätte das nicht anders verdient. Vielleicht muss eine Land mal so richtig auf die Nase fallen, um was daraus zu lernen.Mit dem vorhergehende Lied ein tolles Beispiel für das geniale Songwriting. Nachdem man sich mit dem Text beschäftigt hat ein wirklich toller politischer Beitrag von Bruce.

Der Song „If I Was The Priest“ führt den Zuhörer wieder in die 1970er Jahre. Hier zelebriert Bruce wieder eine Western Breitband Story vom Allerfeinsten auf. Ein Song den es bereits als Bootleg gab, der allerdings niemals offiziell veröffentlicht wurde. Hier ging die Fantasie mit Bruce durch. Von seinem Vater hat er offensichtlich die Begeisterung für Westerngeschichten geeerbt. Die Geschichte spielt in Dodge City, handelt von Gesetzlosen und leichten Mädchen, die sich von den Freiern aushalten lassen und ein Saloon darf natürlich auch nicht fehlen. Eine 180 Minuten Story die den Zuhörer in den Bann zieht. Man muss sich die Frage stellen woher Bruce immer wieder solche Stories hernimmt. Alles erzählt in 6:51 Minuten. Bruce ist in einer unglaublichen Spiellaune und überzeugt stimmlich und fordert von der E-Street Höchstleistungen. Die Dynamik des Stückes ist die eigentliche Überraschung, da Bruce sowohl bei den leisen als auch den druckvollen Passagen das Optimum aus seinen E Streetern herausholt. Die Musiker liefern hier ein Meisterwerk ab, welches Steven Van Zant mit einem atemberaubenden Gitarrensolo am Ende des Stückes krönt. Für mich persönlich ist „If I Was The Priest“ mein persönliches Album Highlight. Besser geht es nicht. Eine absolutes Kompliment an Bruce für das gute Gefühl das Lied für sein Album neu aufzunehmen. Großes Kino für die Fans.


Ende Teil2

Teil 3 folgt in Kürze.


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BeitragVerfasst: 04.11.2020 10:30 
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freehold01 hat geschrieben:
Eigentlich bin ich sehr überrascht zu Lesen dass Euch das Album Western Stars nicht gefallen hat und es hier mit Elevator Music beschrieben wurde. Auch das aktuelle Album „Letter To You“ scheint hier unter den Bruce Jüngern nicht richtig zu zünden. Komisch da man sich bei zwei Alben in zwei Jahren doch nur glücklich schätzen kann. Wer also von Euch 71 Jahre alt ist und in den letzten Jahren zwei Alben veröffentlicht hat darf über Start gehen und 400 EUR einlösen. Ich glaube nicht dass dies einem Künstler bereits gelungen ist.


Glücklich schätzen könnte man sich dann, wenn zwei großartige Alben dabei herausgekommen wären. "Western Stars" war für mich - sorry - eine absolute Katastrophe, "Letter to You" aber immerhin deutlich besser. Es wächst zwar tatsächlich mit häufigerem Anhören, ist für mich dennoch weiterhin zweigeteilt: Ab (und ausdrücklich inklusive) "House of a Thousand Guitars" wird es richtig, richtig gut und es kommt ein Album-Feeling auf, wie ich es erwarte. Die erste Hälfte jedoch hat zwar durchaus ihre Momente (vor allem Janey Needs a Shooter), wirkt jedoch zusammengestückelt, was vielleicht auch den einzelnen Songs schadet, die in einem anderen Kontext ggf. besser wirken würden. Es zeigt sich jedenfalls, dass ein gutes Album keineswegs nur eine Ansammlung von Sangs sein darf, sondern einen roten Faden enthalten muss. Leider wird durch Streaming und Co. immer weniger Wert auf so etwas gelegt, da jeder Song mehr undmehr für sich stehen muss. Klanglich habe ich mich ja schon mehrmals ausgelassen (wobei das Gehör von 71jährigen ja häufig nicht mehr der Knaller ist).

Wenn es nun aber so sein sollte, dass ich Werke von älteren Personen allein aufgrund ihres Alters besonders schätzen müsste, muss ich klar verneinen. Dreck bleibt Dreck, auch wenn er von 100jährigen stammt, ebenso wie großartige Musik großartig bleibt, egal wie alt der Interpret ist. Oder anders gesagt: Obwohl Jopi Heesters mit 103 Jahren noch Songs veröffentlicht hat, waren die dennoch absoluter Schrott! Das Alter spielt da keine Rolle!

(Allerdings freue ich mich natürlich, wenn alte Haudegen wie Deep Purple mit über 70 Jahren (gut, außer Steve Morse, der ist erst 66) - teils sogar knapp 75 Jahren (Gillan, Glover) noch so ein Album wie "Whoosh!" raushauen oder Wolle Niedecken mit 69 nochmal das Rocken anfängt. Dennoch: Auch bei den jüngeren Generationen lässt sich gute Musik finden, auch wenn die für mich zugegebenermaßen eher selten im Radio stattfindet)


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BeitragVerfasst: 04.11.2020 11:51 
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Teil3:


Mit „Ghosts“ hat Bruce einen volltauglichen Radiosong geschaffen, der von der ersten bis zur letzten Minute mit viel Druck gespielt wird. Ein Stück welches leicht eine Show eröffnen kann und Bruce danach die Menge im Griff hat. „Ich lebe und ich kann das Blut in meinen Knochen zittern fühlen“ und „Ich lebe und komme nach Hause. Ja, ich komme nach Hause“. Eine schöne Ode an das Leben. Beim ersten Ansehen des Video habe ich mir gedacht: „ Mensch ist der Bruce aber alt geworden!“ Dann habe ich habe ich gegoogelt wie alt der Bruce denn wohl ist. Ups 71 Jahre. Wo ist die Zeit geblieben. Dann wieder dieser unglaubliche Gitarrenriff gespielt auf der Les Paul oder war es doch die Fender Gitarre? One, two, three, four .. Der Bruce fingert auf dem Griffbrett herum. Bruce zählt an und im Video laufen die alten Videos und Fotodokumente ab. Bilder von den Schlachten des Rock’n'Roll die Bruce seit früher Kindheit geschlagen hat. Bruce gedenkt seiner bereits gestorbenen Band Mates aus seiner Musiker Karriere. Anstatt in Melancholie zu verfallen ehrt er sie mit einem würdigen Rock Kracher bei dem alles geboten wird. Krachende Gitarren, ein druckvolles Schlagzeug und eine treibendes Saxophon und macht seinen verstorbenen Kollegen alle Ehre. Anstatt in der Vergangenheit zu verharren schaut er nach vorne und feiert das Leben. Vielmehr sind die Kumpel vergangener Tag bei der fünf tägigen Aufnahme Session bei Bruce im Studio dabei gewesen und die Geister spürt man förmlich im Song. Eines Tages wird man im Jenseits wieder vereint sein und über die Schlachten des Rock’n’Roll sinnieren. Wir wollen hoffen, daß dem Bruce noch ein paar Lebensjahre gegönnt sind und er diese im Kreis seiner Familie genießen kann. „Ghosts“ ist ein Rocksong allerfeinster Sorte. Besser geht Songwriting kaum. Gänsehaut. Ein klasse Song.

Im Song für die Waisenkinder, ebenfalls ein Song aus den 70er Jahren feuert Bruce wieder ein wortgewaltiges Feuerwerk ab. Allerdings erschließt sich mir den Song nicht. Während ich musikalisch ganz begeistert bin komme ich textlich nicht weiter. Mit fehlt der gedankliche Aufhänger bei Bruce. Der Bandstimmung tut dies aber keinen Abbruch. da die Musiker mit voller Begeisterung agieren. Jedes Instrument kann sich austoben und Bruce kann seine Mundharmanika wieder mal in Szene setzen. Ein klasse Song der textlich bei mir nicht zündet.

Den Abschluss bildet „I´ll See You In My Dreams“ welches ein sehr hymnisch getragenes Thema vorträgt. Wie schon in der Dokumentation zu sehen war, hat dieses Stück Jon Landau zu Tränen gerührt. Die zwei Stücke zuvor beschworenen Geister tauchten vor Jon´s geistigem Auge auf und brachte alle die melancholisch Gefühle an die verstorbenen Musiker hervor. Das schafft Bruce hervorragend dem Zuhörer ein Gefühl des Erinnern zu vermitteln. Bruce schreibt eine Hommage an seine Band Mates aus der Vergangenheit und schließt ein großartiges Album würdig ab.

Was bleibt als Fazit: Drei große Themen: 1) Die 70er in neuem Gewand. 2) Die Trump Ära und seine Folgen. 3.) Die Rückbesinnung von Bruce auf seine Band Mates.
Stimmlich und auch atmosphärisch, sowie die künstlerische Umsetzung der Band überzeugt das Album. Bruce ist es tatsächlich gelungen nochmal ein großes Album zu schaffen. welches in mehreren Jahrzehnten immer noch Beachtung finden sollte. Dabei ist der stimmlich sehr variabel auf dem Album unterwegs.
Nach vielmaligen Durchhören des Albums muss sagen dass ich es echt sehr mag und der Bruce es wieder geschafft hat mich zu packen. So wie damals beim ersten durchhören 1983 von Born in the USA. Nach den ersten Takten hatte ich das Gefühl den Menschen schon lange zu kennen. Dieses Gefühl hatte ich in den letzten Jahren beim Anhören jedes neuen Springsteen Albums. Leider macht mich der Thementeil 3 (siehe oben) sehr nachdenklich wie lange wir noch neue Springsteen Alben erwarten dürfen. Denn die Sterblichkeit rückt in der Tat näher. Komischerweise stelle ich mir vor wie dieser Tag X wohl aussehen wird. CNN meldet der große Amerikanische Rockstar ist tot. Ich mag meine Reaktion garnicht ausmalen. Daher verweise auf die Liedzeile aus Ghosts: „Ich lebe und ich kann das Blut in meinen Knochen zittern fühlen“ Das ist doch schön zu hören dass es dem Bruce gut geht. Und letzten Endes macht mich das auch sehr glücklich. In diesem Sinne wünschen ich allen Brucianern viel Spaß mit dem Album „Letter To You“.

Abschließend noch ein Wort zur Produktion des Albums und auch zu der Produktion vergangener Alben. Bruce war nie audiophil und wird es in seinen Leben auch nicht mehr werden. Wer sich Bruce Alben auf einer High End Anlage anhört der bekommt graue Haare. Schon im ersten Stück „One Minute your are here“ knistert es bei 1:02 und 1:04 Minuten aus den Lautsprechern. Das dies nicht in der Nachbearbeitung aufgefallen ist zeigt wieder wie unprofessionell teilweise beim Bruce gearbeitet wird. Dann stehen mit drei Gitarren ein Klangbrei zur Verfügung der keine sauberes Staging im Stereo möglich macht. Alleine schon wenn man die Story von der Darkness Produktion nimmt wo Bruce auf der Suche nach „dem“ Darkness Sound war und man eigentlich keinen Ton Ingenieur hatte und der Ton Ingenieur von Patti Smith herunterkam aus dem Studio darüber eine paar Regler verrückte und Bruce ein Lächeln ins Gesicht zauberte und er der Meinung war jetzt seinen Sound gefunden zu haben. Verrückt wenn man sowas heute hört. Magic war der klangliche Tiefpunkt. Tolles Album mit miesem Sound. So kann man seine Arbeit ruinieren. Von dieser Seite betrachtet ist dieses Album in einer Reihe mit einem typischen Bruce Sound. Man sollte allerdings bei Bruce niemals audiophile Ansprüche haben. So ist das leider. Aber das neue Album macht Spaß.

Ende


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BeitragVerfasst: 04.11.2020 15:03 
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freehold01 hat geschrieben:
Dann stehen mit drei Gitarren ein Klangbrei zur Verfügung der keine sauberes Staging im Stereo möglich macht.


Nun ja, es gibt ja durchaus einige Bands mit drei Gitarren. Ich hätte jetzt nicht im Kopf, dass es bei Iron Maiden, den Allman Brothers oder Lynyrd Skynyrd (da sind jetzt die Bands mit drei Gitarren, die mir spontan einfallen) einen derart schlimmen Brei gegeben hätte, wie hier. Und auch die deutlich stärker instrumentierte Tedeschi Trucks Band bekommt eine weitaus bessere Bühne hin - gut, da sind es nur 2 Gitarren, aber zusätzlich eine komplette Bläserfraktion, zwei Schlagzeuge und was weiß ich noch.


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BeitragVerfasst: 04.11.2020 15:44 
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@Andibuss:

Ja der Bruce ist kein audiophiler Mensch. Aber was denkst du sonst über das neue Album?


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