Holger hat geschrieben:
Mir persönlich reichen meistens 30 Sekunden um für mich fest zu machen ob ein Lied gefällt oder nicht .
Die meisten Lieder sind nicht so komplex .
Wenn es nicht schnell Klick macht dann wird es meistens auch nichts mehr.
Ansonsten gerne Dauerschleifer bis es zu den Ohren rauskommt.
Puuh, dann hätte ich viel verpasst. Das absolute Positivbeispiel ist "In Rock" von Deep Purple. Das dümpelte gut 20 Jahre in meinem Regal - einmal gehört, dann weggelegt, ab und an mal reingehört und wieder zurückgestellt. Erst nach einer erneuten etwas stärkeren Klassik-Phase (ich höre auf der einen Seite leidenschaftlich Rock-Musik, auf der anderen Seite aber genauso leidenschaftlich Klassik) machte es auf einmal "Klick" - was für ein grandioses Album, was für Songstrukturen, einfach der Hammer.
Klar gibt es auch Songs, die direkt ins Ohr gehen - und das müssen nicht die schlechtesten sein. Aber gerade dieses Problem der dauernden Verfügbarkeit und die Angst weitergeklickt (oder weitergeswipet) zu werden, verleitet viele Künstler offenbar dazu, ganz massiv zu verflachen und dann nur noch Dinge zu produzieren, die dem (ich nenne es mal so) 30-Sekunden-Test trotzen können. Bestes Beispiel: Kings of Leon! Nach drei grandiosen Alben ging es mit "Only by Night" abwärts und mit "Come Around Sundown" weg von dem, was sie einst ausgemacht haben. Nun waren sie absolut auswechselbar. Für mich nicht mehr anhörbar, aber überall Nr. 1.
Natürlich müssen Künstler sich weiter entwickeln - so schätze ich z.B. diverse Bruce-Phasen und war einer der wenigen, die sogar den Seeger Sessions viel abgewinnen konnten oder (um sie noch einmal zu benennen) Deep Purple: Da spricht mich die Mark I nicht so an, aber ab dem "Concerto for Group & Orchestra" und dem darauf folgenden härtesten Purple-Album "In Rock" kann ich jeder Phase dieser graniosen Band etwas abgewinnen (einschließlich des grandiosen Albums "Woosh"). Was aber m.E. nicht geschehen sollte, ist die komplette Verflachung ohne Ecken und Kanten. Dann nämlich kann man irgendwann niemanden mehr unterscheiden - so geht es mir derzeit mit den ganzen "neuen" Betroffenheitspoppern von Mark Forster über Wincent Weiß bis was weiß ich wohin. Feiern sich als große Poeten, können aber weder einen vernünftigen Reim hinbekommen, noch Emotionen rüberbringen. "EY, da müsste Musik sein!", ne, is' klar!
So, Rundumschlag und Off Topic beendet. Wo waren wir?