Ja, war doch ganz in Ordnung, ne?
Mein letztes Billy Joel Konzert war - wie gesagt - schon 1990, in der Festhalle. Eines der besten und intensivsten Konzerte, die ich erlebt habe.
Danach hat es nie mehr geklappt. Also war ich schon gespannt auf Samstag. Die komplette Bestuhlung eines
Stadions war mir sehr suspekt. Hatte mir dann aber doch kurzfristig eine Karte für den Unterrang, Reihe 9, hinteres Drittel erstanden.
Eine ganz neue Erfahrung für mich: später kommen, weil gesicherter Sitzplatz.
Die Einlasskontrollen waren streng angekündigt und das traf auch zu: Keine Rucksäcke, Gürteltaschen und die Handtaschen größtens DIN A4, und danach wurde auch strikt geschaut. Alles, was zu groß war, musste abgegeben werden.
Jeder wurde abgetastet - natürlich, wie bei den Toiletten: Die Männerreihe war flugs durch, bei den Damen dauerte es mal wieder.... das war einerseits durch das erhöhte Taschenaufkommen, andererseits durch das weniger vorhandene weibliche Securitypersonal bedingt. Nach dem Abtasten wurde jeder noch mit einem mobilen Handmetalldetektor gescannt.
Nachdem ich meinen grauen Plastikschalensitz eingenommen hatte, dauerte es auch nicht lange und es gab Applaus und Gejohle: Ah, es sollte wohl bald losgehn! Der ganze Innenraum sprang von den Stühlen auf, ebenso wie gleich alle auf den Rängen. Billy Joel wurde mit begeistertem Jubel empfangen.
Aber das war nur für die Dauer der Begrüßung, danach stand erst mal nur noch der größere Teil des Innenraums, vorne komplett. Von hinten strömten viele in die Gänge zwischen die Stuhlblöcke, dies wurde, soweit ich das überblicken konnte, ebenso geduldet wie diejenigen, die sich gleich direkt vor der Bühne positionierten.
"Mein" Tribünenviertel saß dann aber erst mal ne geraume Zeit. Es ging los mit Miami 2017 - ein passender Auftakt. (Die Setlist wurde ja weiter vorne schon gepostet) Billy Joel war gut aufgelegt und erzählte zwischen den Songs - allerdings konnte ich ihn anfangs nicht gut verstehen. Der Sound war anfangs sehr breiig und verwaschen, ich hatte den Eindruck, das sich das, wie so oft, später geändert hat. Oder die Ohren gewöhnen sich dran. Mit einer kurzen augenzwinkernden Elton John-Parodie - oder Hommage, wie auch immer, sorgte er für Schmunzeln und fur dann mit seinem Programm fort. Er schien sich sehr über das Konzert zu freuen und schon bald rannen Schweißbäche über sein Gesicht. Er lockerte aber auch den ganze Zeit seine Krawatte nicht. Der Flügel stand auf einer drehbaren Plattform, so konnten er und die Zuschauer auch immer mal die Perspektive wechseln.
Nach einer Weile kam einer meiner Lieblinge: My Life! Also bitteschön, da konnte ich beim besten Willen nicht mehr sitzen bleiben und ich begreife auch nicht, wie das überhaupt sonst jemand noch tun kann. Ich sprang auf und hoffte, viel würden mir das gleich tun, aber nix da. Ein paar einzelne Frauen in meinem Block noch, ansonsten saß alles und wiegte nur angetan die Häupter. Also schön, nach dem Lied auch wieder brav hingesetzt.
Dann kam eine Publikumsbefragung - Billy Joel ließ per Applaus zwischen zwei Liedern abstimmen. Das erstere hab ich vergessen, aber es gewann "Vienna" - Sehr schön! Ich kenne zwar hauptsächlich die gelungene deutsche Coverversion von Ulla Meinecke "Wien wartet auf dich" - na, egal, sang ich halt auf deutsch mit...
Später "gewann" dann auch noch "Longest Time" gegen "Say goodbye to Hollywood" - na, ob das so eindeutig war, sei mal dahingestellt - ich hätte sie beide gerne gehört. (Bin mal gespannt, ob Bruce auch mal auf die Idee mit solchen Spielchen kommt. Atlantic City gegen Youngstown oder so... *g*)
So, und als dann auch bei Allentown außer mir fast alle sitzen blieben - es sagte zwar keiner was und erdolcht hat mich auch niemand - machte es mir keinen Spaß mehr da. Ich wollte nachschaun, ob es vielleicht eine Möglichkeit gab, in den Innenraum zu kommen.
Ich hatte großes Glück und konnte unten im bald im Stadionrundgang meine Karte tauschen! Man glaubt ja gar nicht, wie viele Menschen während des Konzerts hier draußen rumsitzen...
Im Innenraum angekommen fühlte ich mich sofort wohl: Dies hier war mein zugedachter Lebensraum, meine natürliche Umgebung, JA! ...für die Tribüne bin ich einfach nicht geboren. Soviel ist klar.
Ich stellte mich außen an den ersten Block, dort standen sowieso fast alle, und auch in den Gängen. Und schon konnte ich mich nach Herzenslust zu
Always a Woman wiegen, grinsend zu "Chainsaws"
Highway to Hell abrocken (echt, Sori, das gab's auch 2006 schon? Na, dann darf er sich fürs nächste Mal wieder was Neues einfallen lassen...) - Billy Joel hatte sich dazu die E-Gitarre umgeschnallt - und zu
We didn't start the fire tanzen.
Den Weg direkt vor die Bühne versperrten zwar zwei grimmig-entschlosene weibliche Sicherheitsdamen, aber das machte nichts, ein paar Meter hin oder her - ich war ja bereits "mittendrin statt nur dabei."
Den Liederreigen noch bunter machte der Gitarrist, der wohl auch Gesang studiert hatte mit
Nessun Dorma - gefiel mir gut.
Schließlich war es soweit. Billy setzte sich hin und schnallte sich den Mundharmonika-Halter um. Und alle wussten ja ,was jetzt kommt. Und dann erklang das Intro und dann schienen alle zu singen: "It's nine o'clock on a saturday..." ...aber viele wiegten sich nur einfach stillt mit - später dann war es schon beeindruckend-gänsehautmachend, als die ganze Kommerz-Arena "Sing us a song, you#re the Piano-Man, sing us a song tonight, well, we're all in the mood for a melody, and you got us feelin' allright..!" sang. DAS muss man mal erlebt haben.
Dann folgten die Zugaben -beginnend mit
Uptown Girl -und es gab ausreichend Gelegenheit zum feiern und Tanzen.
It's still Rock'n'Roll to me! Yeah! bis zu
You may be right.Ein wirklich gelungener Abend, den ich sehr genossen habe! Eingetaucht in diese tolle Musik, die Billy Joel über die Jahre geschaffen hat.
Schade, natürlich, dass der Sound nicht besser war, Billy Joel hatte auch tolle Musiker um sich geschart, auch die hätten einen klareren KLang verdient... Aber ich sag nur: Stadion. Was willste machen. Ich bezweifle auch, dass es bei geöffnetem Dach besser gewesen wäre.
Nachtrag: Weiter unten und weiter vorne kam es mir besser vor - wie meistens, vermute ich.
...In der Halle werden wir ihn wohl leider nicht mehr erleben dürfen, denke ich.
Am Ausgang gab es auch hier für jeden Besucher - wie schon bei Bruce in München von Bayern1 - ein Heftchen vom Hessischen Rundfunk zum Konzert. Eine sehr schöne Idee und sehr gelungen aufgemacht! Danke, HR1 !
Hier, ganz unten, kann man sich das wohl sogar runterladen.