silvery hat geschrieben:
und bei TGA wär mir ein extrem religiöser Bezug noch nie aufgefallen, da ist bei zB. Bruce wesentlich mehr drin ...
Das habe ich selbst geschrieben und Fallon hat selbst betont, dass es diese Bezüge bei TGA auch künftig nicht geben wird, weil die anderen Mitglieder seine Ansichten nicht teilen. Immerhin...
silvery hat geschrieben:
jeder soll doch bitte glauben was er will ... solang er mich damit in Frieden lässt ...
Grundsätzlich gebe ich dir ja recht. Aber auch eine solche Freiheit muss ihre Grenzen haben und darum erlaube ich mir, diese Angelegenheit etwas kritischer zu betrachten als du (es liegt mir fern, den Herrn Fallon hier in irgendeiner Art und Weise zu verteufeln,
das gewiss nicht).
Punkt 1: Die Evolutionslehre ist für mich
keine Frage des Glaubens. Ich glaube nicht an die Evolution sondern ich weiß, dass es sie gibt (anhand von unzähligen wissenschaftlichen Erkenntnissen). Die zugrundeliegende Theorie ist vielleicht die am besten fundierte wissenschaftliche Theorie überhaupt. Wer dies bestreitet, stellt sich gegen jegliche ernstzunehmende Wissenschaft und jeglichen (hart erkämpften) rationalen Menschenverstand. --> Was nicht bedeutet, dass es nicht auch heute noch neue Erkenntnisse gäbe, aber die tragen im Allgemeinen zur weiteren Untermauerung bei.
Punkt 2: Die Ablehnung der Evolutionstheorie geht mit einem Gedankengut einher, welches ich als potentiell gefährlich einstufe. Man begibt sich damit automatisch (ob man dies beabsichtigt oder nicht) in den Dunstkreis von z.B. christlichen Fundamentalisten, die ja in den USA als Teil der ultrakonservativen Rechten mal wieder auf dem Vormarsch sind und unter anderem fordern, dass der biblische Schöpfungsmythos die Evolutionstheorie in den Schulen als Unterrichtsinhalt ersetzen solle.
Diese sogenannten Kreationisten sind Leute, die die Bibel wörtlich auslegen und glauben, dass unsere Erde erst vor wenigen tausend Jahren von Gott erschaffen wurde. D.h., es geht noch genauer:
Bereits 1650 hat nämlich ein Erzbischof namens James Ussher anhand der Bibel und der darin enthaltenen Generationenfolge errechnet, dass die Erde am 23. Oktober des Jahres 4004 v.Chr. um exakt 9 Uhr morgens in Mesopotamien (Mesopotamien war übrigens schon vorher da ) enstanden sein muss. Wenn ich mir Sorgen mache, ob
solche Leute in Zukunft eventuell wieder mehr und mehr Einfluss gewinnen und uns geistig ins 17. Jahrhundert zurückbefördern wollen, dann halte ich das durchaus für berechtigt.
Das heißt natürlich nicht, dass Brian Fallon ein Hardliner jener Bewegung sein muss - vielleicht hat er den Sachverhalt nie richtig reflektiert, vielleicht ist er schlicht naiv, vielleicht auch einfach ein Idiot - ich wäre an einem ausführlicheren Interview zu jener Thematik interessiert.
Punkt 3: Und das stört mich am meisten. Der vermeintliche Gegensatz zwischen Vernunft und Wissenschaft einerseits und religiösen Überzeugungen andererseits war (ist?) doch im Grunde schon lange überwunden. Man kann sehr wohl gläubiger Christ/ Jude/ Muslim sein UND die Evolutionslehre bejahen. Zum Beispiel indem man die sogenannten heiligen Schriften als das auffasst, was sie sind: Keine wörtlich zu nehmenden Tatsachenberichte sondern Texte, die stets der Interpretation bedürfen und kritisch im historischen Kontext ihrer Verfasser gelesen werden müssen.
Und nochmal: Ich möchte niemandem TGA madig machen, ich höre die Band selbst gerne. Aber ich mahne durchaus an, dass man solche Aussagen nicht gänzlich unkritisch sieht oder gar unter dem Deckmantel der Toleranz einfach darüber hinwegsieht - von ebendiesen Leuten, die ich oben beschrieben habe, hat man im Umkehrschluss nämlich wahrscheinlich auch keine Toleranz zu erwarten.