Bruce Springsteen Forum

Na ja..

Dem schließe ich mich vorbehaltlos an. War ziemlich enttäuscht von dem Film.

Wieso?

Weil mir zum ersten die (persönliche) Entwicklung des absolut unsympathischen Thronfolgers zu emotionslos inszeniert wurde und auch die sukzessive Verbesserung seiner Sprachstörung nicht so recht rüber kommt. Von der sich langsam seteigernden Bindung zu seinem Sprachlehrer ganz zu schweigen, davon habe ich auch wenig gemerkt.

Am meisten aber war ich von der alles entscheidenden Rede enttäuscht.

Weil der Schauspieler nicht einen Satz rausbrachte, ohne dabei zu stottern ...

Ich bin zugeben, dass mich die Synchonisation nicht vom Hocker gerissen hat.

Richtig begeistert hat mich der Film erst als ich ihn in der Originalfassung gesehen habe. Das Stottern von Colin Firth war herausragend.
Das kam auf Deutsch gar nicht so rüber.
Als unsympatisch habe ich ihn nicht empfunden. Ich habe das Verhalten eher so interpretiert, dass er nach den ganzen Doktoren und Therapeuten frustriert war. Außerdem bin ich davon ausgegangen, dass ihm die Verhaltensmaßregeln der Krone so handeln ließen.

Aber ich kann Deine Argumentation durchaus nachvollziehen.
Das ist wohl bei jedem Film so. Der eine bekommt einen Zugang dazu, der andere nicht.

Es soll schon Könige gegeben haben, wenn vielleicht auch wenige, die sich gegenüber Angestellten nicht verhalten haben wie der letzte Arsch. Und wenn dann vielleicht nur für die Öffentlichkeit und nicht unter 4 Augen, wenn man unbedingt die Verhaltensregeln einhalten will.

Deswegen kann ich auch - selbst wenn es eine überragende Rede gewesen wäre, was definitiv nicht der Fall war - nur schwerlich bis gar nicht in irgendeiner Form begeistert sein, wie toll doch dieser König ist. Zumal es mir wie gesagt auch nicht einleuchtet, wie das Volk dementsprechend reagieren konnte - aber das ist ja durchaus grundsätzlich so.

Für mich hat die Darstellung des Königs und seine Wesensmerkmale eine bessere Bewertung verhindert. Im Abspann war ja noch nachzulesen, dass sich eine innige Freundschaft entwickelte, die jahrelang andauerte und Ausnahmestatus hatte. Das kam für meine Begriffe im Film überhaupt nicht rüber. Da hatte ich mir wesentlich mehr versprochen, denn darauf fusst ja im Grunde die ganze Story.

Moment, Moment - der Mann hat Oscar und Golden Globe für die Rolle gewonnen. Das MUSS gut sein. Da ist offenbar mal wieder deine bekannte cineastische Begriffsstutzigkeit schuld an dieser Einschätzung.

Hab' The King's Speech übrigens nicht gesehen. Der Film hat mich bislang nicht gereizt und wird das wohl aufgrund von Geronimos und Billys Einschätzung auch weiterhin nicht tun.

Ich weiß wie Du es meinst, aber in der Tat habe ich an Firths Leistung im Grunde nichts auszusetzen und kann auch den Oscar nachvollziehen, den es aber vermutlich ohne Gestotter nicht gegeben hätte. Macht den Film für mich aber aus den genannten Gründen nicht besser oder anders ausgedrückt "sehenswerter".

Die diesjährigen Oscar-Abräumer werden im Übrigen wohl auch an mir vorübergehen.

Du weißt nicht was Du verpasst.

Welche da wären "The Artist" und "Hugo" - allesamt scheints Hommagen ans Kino, ersterer ein Stummfilm. Weiß auch nicht, ob da ein Kinobesuch lohnt.

Interessieren würde mich allerdings die jetzt oscarprämierte Darstellung von Meryl Streep als "eiserne Lady".

Doch, weiß er: einen stotternden König, der dann ne Rede hält, bei der er nicht stottert. Was für'n grandioser Plot Freu mich schon über das Prequel: wie King George es schaffte, abends ohne Licht einzuschlafen.

Letztendlich zeichnet der Film ein furchtbares Menschenbild. Es wird nicht infrage gestellt, dass es offenbar ein Problem ist, wenn ein König stottert, sondern die Überwindung diese "Geburtsmakels" wird gefeiert.

Gut, das wusste man ja vorher, deswegen habe ich das gar nicht mitbewertet, sonst hätte ich den Film gar nicht ansehen dürfen. Außerdem ist das ja auch nicht so weit hergeholt...

Wenn man es so betrachtet, dürfte man überhaupt keine Filme anschauen.
In jedem Film wird doch in irgendeiner Form ein "furchtbares Menschenbild" gezeichnet.

Nö, auch wenn es zugegeben in erschreckend vielen Filmen so ist. Allerdings ist es ja nicht so, dass in King's Speech dieses Menschenbild nur gezeichnet wird, weil die Welt nun mal so ist, sondern es wird als triumphierend und erstrebenswert dargestellt. Das Stottern des Königs ist ein Geburtsmakel, der weg muss, damit er ein guter König sein kann. Das erinnert an mittelalterliche Vorstellungswelten, in denen ein König keine Behinderung haben durfte. Man stilisiert eine eigentlich belanglose Rede zur großen Jahrhundertrede, nur weil jemand nicht zu seinem Sprachfehler stehen durfte.

Ein furchtbarer Film.