Geronimo und bossfan, ich kann Euch auch total verstehen von Eurem Standpunkt aus! Und akzeptiere das total. Ich kann auch damit leben, dass man über mich schmunzelt - warum auch nicht, denn ich selbst kann über mich, was diese Konzertreiserei angeht, auch schmunzeln.
Ich denke aber, für viele der Reisenden ist es nicht nur die Bewunderung oder diese fast teeniehafte Begeisterung für einen Musiker, die sie antreibt - sondern eben etwas ganz anderes. Mal so völlig konträr zu dem leben, was man im Alltag hat, mit Menschen unterwegs sein, die man gerne mag und das einfach als besonderen Event im Leben zu betrachten.
Mir geht es jedenfalls so - ich arbeite in einer Branche, in der High-Heels und Kostümchenzwang herrscht. Mich im Bruce-Shirt (oder Gelbshirt) oder poofend und müffelnd vor irgendeinem Stadion können sich die wenigsten meiner Kollegen und Angestellten bildlich vorstellen. Sollen sie aber auch gar nicht - denn für mich ist diese Konzertreiserei auch ein Stück weit Ausbruch aus dem Alltag.
Nun gut, man könnte sagen - mensch - dann buch dir doch 3 Wochen Robinson Club auf Fuerte oder flieg sonstwo hin, ehe du einen Großteil deines Jahresurlaubs verplemperst. Und dann? Was nehme ich von 3 Wochen stumpf am Pool liegen und Cocktails auf all-inklusive-Basis in den Rachen schütten für mein Leben mit? Gar nix. Nicht viele Erinnerungen, außer vielleicht, dass das Buffet im Hotel scheiße war und man sich über die ganzen fettbäuchigen Deutschen, die schon morgens um 6 ihre Liege mit einem Handtuch reservieren, den ganzen Urlaub über aufgeregt hat.
Von einer Konzerttour nehme ich Erinnerungen mit, die mir auch in ganz beschissenen Zeiten in meinem Leben ein Grinsen aufs Gesicht zaubern.
Ist mein Alltag vielleicht so langweilig, dass man so etwas braucht? Ja - wahrscheinlich. Mein Job fordert mich, macht Spaß, ist nicht langweilig - aber man kann ja nicht nur für die Arbeit leben. Ansonsten das alte Lied: Arbeiten, nach Hause, Familie bzw. Kind, Butze aufräumen, schlafen, arbeiten.... und das 52 Wochen am Stück. Und das wird den meisten hier so gehen, nehme ich an.
Und jeder hat seine Art sich das Gegengewicht dazu zu wählen. Ich nehme die Option Konzertreisen. Weil ich für einen Survival-Trip nach Nepal einfach zu faul und bequem bin.