hier der Bericht:)
Nachdem ich Bob Dylan im Sommer in Mainz bei einem richtig klasse Konzert sehen durfte war ich erfreut das er nun nocheinmal in die Nähe kommen würde. Der Clou war ja das er mit Mark Knopfler touren würde, das hat mich dann noch mehr gereizt. Meine Mutter die von Bob in Mainz ebenfalls begeistert war wollte dann auch mit, sie hatte Mark Knopfler noch nicht live gesehen. Ich orderte, aufgrund der doch teuren Plätze im Innenraum, die gleichen Plätze wie bei Sting im Sommer, Oberrang Block 406, zwar weit oben, aber sehr gute Gesamtsicht auf die Bühne.
Vor der Arena konnte man sehr gut den Soundcheck von Mark Knopfler ("What It Is") hören.
Wie auf dem Ticket gingen um 19:30 Uhr die Lichter aus. Eine Stimme ertönte "Please welcome back to Mannheim, Mister Mark Knopfler" und alle kamen auf die Bühne.
Als Opening ertönte direkt "What It Is", welches wie schon 2010 im ruhigen Mittelteil ausgedehnt wurde. Es gab Variationen mit Flöte und Violine. Mark hat übrigens nicht mehr den Stuhl dabei sondern steht wieder am Mikro. Letztes Jahr hatte er Probleme mit dem Rücken, es freut mich das sich das wohl gebessert hat.
Auf Cleaning My Gun als zweite Nummer hatte ich mich gefreut da er es in Frankfurt 2010, wo ich Mark zuletzt gesehen hatte, nicht gespielt hatte. Dieser Titel sollte auch der einzige der noch aktuellen CD "Get Lucky". Kam sehr druckvoll rüber und hat toll gegroovt.
Sailing To Philadelphia folgte wie eh und jeh im leicht langsameren Tempo als der Studioversion und einem ausgiebigen Ende. Der Harmoniegesang im Refrain hat mir sehr gut gefallen. Im Studio klingt das Schlagzeug eher nach einer Drummachine, live spielt Drummer Danny Cummings (1992 Percussionist der Dire Straits "On Every Street" Tour) nun den Groove durch, was das ganze Lebendiger wirken lässt.
Einer meiner Lieblinge aus Marks Solowerk war schon immer Hill Farmer's Blues. 2008 war ich nicht live dabei auf der "Kill To Get Crimson" Tour. Dort spielte er es zum ersten Mal live. Ich hatte so gehofft es 2010 zu sehen, und sie wurden erfüllt. Auch jetzt kommt der Song klasse. Das sich steigernde Intro mit den Akustikgitarren und das lange Solo am Ende, die Intensität steigerte sich langsam und ich konnte mich wieder richtig schön in die Melodien fallen lassen.
Privateering: Nach einer Begrüßung ("Wie gehts?, Thanks Bob for having us on this trip") kündigte Mark an das man altes und neues spielt. Nun folgte ein brandneues Stück welches auf dem kommenden Album, soll wohl nächstes Jahr erscheinen, enthalten sein wird. Bewusst habe ich mir youtube links der bisherigen Konzerte gemieden. Zum Glück denn ich bin sehr positiv überrascht. Mark spielt Akustikgitarre und der Song kommt sehr folkmäßig, doch dann kommt ein rockiger Teil unerwartet rein, toller Effekt. Dieses Wechselspiel zwischen Folk und Rock harmoniert perfekt miteinander und schafft tolle Kontraste.
Song For Sonny Liston: Durfte ich 2005 bei meinem ersten Knopfler Konzert zum ersten Mal sehen und auch hier kommt es groovig rüber. Man spielte es als Trio, Gitarre, Schlagzeug und Kontrabass. Lustig war das Klatschen des Publikums, es dachte es sei ein schnelleres Lied und klatschte im doppelten Tempo. Was mir sehr gut gefiel war das ausgedehnte Ende in den man sehr viel gejamt hatte.
Haul Away: Am Anfang klatschte das Publikum ein bisschen als würden einige das Lied kennen, dabei ist es hier das zweite neue Lied welches auf dem nächste Album zu finden sein wird. Ich dachte erst es sei "A Night In Summer Long Ago", es ging so ein bisschen in die Richtung. Im Gegensatz zu "Privateering" ist "Haul Away" eine Ballade. Die Melodien des Songs haben mir sehr gut gefallen, auch auf diese Nummer freue ich mich auf dem neuen Album.
Wie bei den letzten Tourneen hatte man nun Marbletown sehr ausgedehnt gespielt. Der Harmoniegesang passte sehr gut und auch die Dynamik hat mir sehr gut gefallen, gerade der lange Jam am Ende. Man fing leise an, wurde lauter und wurde wieder leiser. In einem Teil jammten Violine und Kontrabass zusammen, am Ende lies man das Lied mit einem Knall enden.
Nach acht Solostücken folgte nun das erste Lied der Dire Straits mit Brothers In Arms. An manchen Abenden hat man die Nummer ja garnicht gespielt, was mich nicht so gestört hätte (so toll sie auch ist), aber es kam mir eher als ein Zugeständnis an die Leute die nur die alten Nummern kennen. Am Ende der Konzerte von Mark passt es besser ins Set als hier, aber es war ok.
Danach folgte mit Speedway At Nazareth dann aber wieder ein Knall. Bei Marks Soloshows gab es ja den Doppelschlag indem man nach Speedway auch noch Telegraph Road spielte. Aufgrund der Spielzeit ist das 15 Min Epos nicht im Set. So ist dieser auch schon wieder 10 Jahre alte Song (Album "Sailing To Philadelphia") der Abschluss. Am Ende hat man die Lautstärke wieder hochgefahren und die Lichter tobten sich ein bisschen aus. Generel finde ich das die Songs des "Sailing" Albums sehr gut gealtert sind und irgendwie zu Klassikern geworden sind, die Leute haben sie gut erkannt, man hatte nicht das Gefühl als hätten zuviele Leute die ganz alten Dire Straits Songs vermisst.
Nachdem man sich unter Standing Ovations kurz verabschiedet hatte ging man aber dann doch nochmal zu den Instrumenten und zum Ende des Sets gab es dann doch mit So Far Away noch eine Dire Straits Nummer. Auch wenn sich viele Leute im Rang wieder setzten, unten standen viele Leute und brachten Partystimmung, dem schloss ich mich auch an und das war auch mal nötig. Ich konnte meinen Emotionen freien Lauf lassen und das mache ich bei diesem Song sehr gerne, ein Essential von Marks Songkatalog. Mir kam es vor als hätte man den Song einen Tick mehr verrockt als bei den Tourneen zuvor und selbst da war es schon schneller und rauher gespielt worden als die Studioversion. So verabschiedete man sich danach erneut und die Hallenlichter gingen an.
Die Pause ging ca eine halbe Stunde. Die Leute waren erst einmal zufrieden und auch meiner Mutter hat Knopfler sehr gefallen. Ich habe scherzhaft noch ein Tick lauter gesagt "so, dann bin ich mal gespannt wer jetzt stark ist und die Nerven behält", nicht wissend was Bob heute anstellen würde. Das Umbauen der Instrumente ging recht schnell da man die kompletten Instrumente von Dylan und seiner Band hinter dem Bühnenvorhang stehen hatte und nur mit Knopfler und dessen Bands Equipment hat tauschen müssen, das Umbauen konnte man dann danach hinter wieder geschlossenem Vorhang erledigen.
Bald erloschen dann auch erneut die Lichter und Dylans typische Ansage, vorgelesen von einem Crewmitglied, folgte. Ich hatte mir abgewöhnt irgendetwas von Dylan zu erwarten, aber das er so eine Show nach dem brillianten Mainz Auftritt abzieht hätte ich nicht gedacht, damit meine ich nicht genial, sondern es wurde schräg.
Als Opener erklang Leopard-Skin Pillbox Hat. Knopfler kam im Dunkeln mit den anderen Musikern von Dylan mit auf die Bühne und ohne große Ankündigung spielte er die ersten 5 Titel mit. Noch bevor der Song begann spielte Dylan irgendwas auf seiner Orgel und auch die Band spielte sich kurz ein und das klang bereits eigenartig, aber als der Song begann, obwohl das noch nicht mal so extrem schräg war, hab ich wirklich lachen müssen. Durch das wir Dylan am Keyboard nur von hinten sahen wusste ich nicht ob er wie in Mainz ständig lachte, aber gewundert hätte es mich nicht. Aber dieses Bild: Dylan am Keyboard mit seiner jetzigen Stimme der irgendetwas mal macht und Knopfler vorm Schlagzeug gibt den obercoolen. Er runzelte die Stirn, schaute nach rechts unten und wippte im Takt mit, die beiden da zusammen. Mir kam nicht deren Historie in den Sinn, die beiden Alben "Slow Train Coming" oder "Infidels" die Knopfler produziert hat, sondern eher ein Sessiontreffen. Mark hat dem Blues ein paar tolle Licks inklusive Solo hinzugefügt.
Bei Don't Think Twice It's Allright ging Dylan an die Gitarre und man spielte die 2011er "Sommerversion" ein bisschen Gitarrenlastiger, klar da Knopfler dabei war. An einer Stele klang es aber kurz so schräg das ich wieder lachen musste. Das ist keine Absicht von mir, das passiert. Ich glaube das sich Dylan da oben garnicht ernst nimmt.
Things Have Changed: Auch wie in Mainz gab es jetzt die schnelle Fassung. Dieses mal spielte Dylan in der Bühnenmitte aber mehr Harmonika und mit Knopfler hatte es ein Tick mehr Dire Straits Feeling.
Nun wurde es aber richtig lustig. Man spielte einen Shuffle und Dylan begann zu singen. Ich hatte erst keine Ahnung was es war aber nach einigen Zeilen hörte ich dann auch mir bekannte Fetzen heraus (bei Dylan muss man teilweise schon sehr genau hinhören um den Text akustisch zu verstehen). Man brachte Mississippi in einer Bluesfassung, da dachte ich mir nur "auweia", wenn man den Song dann erkennt ist es fast wie eine Erleichterung. Die Version war sehr gut, aber eben meilenweit vom Original entfernt. Das man einen Song so unentkenntlich machen kann, typisch Dylan.
So ging es dann auch weiter. Ich hatte versucht die Worte die Dylan in der Bühnenmitte zu dem Midtempo Rhythmus gesungen hatte zu entziffern aber ich kam nicht drauf und versuchte mir wenigstens Fetzen zu merken, aber mir fiel kein Song dazu ein. Nach dem Konzert habe ich daheim schnell geschaut ob es die Setlist schon gibt und man schrieb er spielte John Brown. Ich war so erleichtert da ich die Nummer vielleicht einmal auf der MTV Unplugged gehört hatte und danach nie mehr. Der Witz war das ich selbst nicht verstand wie Dylan die erste beiden Worte des Songs "John Brown" sang, also ich hätte sofort die Auflösung gehabt. Aber man verstand es nicht. Es klang fast wie "Masters Of War". Am Ende spielte Dylan wieder seine Harp, einmal mehr in gewohnter Schrägheit. Nach Songende winkt Knopfler einmal kurz und weg ist er auch schon. Diese 5 Songs waren schon eigenartig, aber Dylans Set war ja noch lange nicht zu Ende.
Gleich danach gab es einen lässigen Countryshuffle und Dylan beginnt zu singen "Spiridaoa". Ich dachte mir nur "was bite?" und vernahm mit musikalisch bekannte Töne, aber ich war noch so eingeschüchtert von den beiden Songs zuvor das mir nicht eingefallen ist was das jetzt sein sollte. Wieder daheim schaute ich nach und las Spirit On The Water, ja das leuchtete mir ein, aber am Gesang hab ich es nicht erkannt. (Dazu muss ich sagen das ich die Songs zwar kenne aber nicht 100%ig textsicher bei jedem Song bin, das muss man ja fast sein).
Spätestens bei Spirit On The Water gingen die ersten Leute die es wohl nicht mehr ausgehalten hatten. Ich denke das es hauptsächlich Knopflers Fans waren die teilweise Dylan von den letzten Jahren nicht kannten und denen es zu bunt wurde.
Summer Days: Recht schnell wusste ich das ich schon zum dritten Mal in drei Konzerten diese "Love And Theft" Nummer bekomme. Verglichen mit anderen Songs klang es ja fast wie das Original.
Desolation Row: Auch hier war ich schnell und erfreut es bereits zum zweiten Mal zu hören. Es hat sich zur Mainz Version nicht viel geändert außer das es mir so vorkam das Dylan mehr Verse gesungen hatte, vielleicht hatte ich aber auch das Gefühl das sich die Nummer zog
Man merkte das ein paar Leute mehr den Song kannten.
Highway 61 Revisited: Wie gehabt mit schönem langen Interplay der gesamten Band und ein tolles Keyboardsolo von Bob.
Beim kommenden Song gab Dylan dann aber die volle Inbrunst. Forgetful Heart, vom letzten Album "Together Through Life" ertönte als Ballade fast ohne Schlagzeug. Drummer George Recile spielte mit einer Hand dabei eine Coga und mit der anderen Dezent zum Song. Dylan war richtig in dem Song und hier gab er wirklich alles. Eine wirklich tolle Bereicherung für die Setlist und eine klasse Version, welche zudem sehr viel Applaus bekam.
Thunder On The Mountain: Nun kam der Block von 4 Songs die schon lange hintereinander folgen. Thunder On The Mountain bediente ein letztes Mal die Leute die wegen den neueren Alben gekommen sind. Ein Tick abgewandelt wieder trug Dylan den Song vor. Mir kam es ein bisschen schneller und relaxter vor als im Sommer. Auf jeden Fall war es länger als zuletzt und es gab wieder instrumentale Momente am Ende mit einem (sorry das ich das Wort so oft benutze) schrägem Solo von Bob an den Tasten.
Ballad Of A Thin Man: Hier kam Bob in die Mitte zum Singen und stellte den Song wie in Mainz super dar. Nun, aufgrund es ja in der Halle auch wirklich dunkel war und nicht wie in Mainz noch hell, kam es auch sehr böse und düster daher.
Die letzten beiden Songs sind wohl für viele die eher wegen Mark Knopfler kamen (und es aushielten bis hierhin) die bekanntesten. All Along The Watchtower klang ungewohnt lässig und auch hier war es zwar textlich einwandfrei zu erkennen aber es kam mir doch verfremdeter vor als bei meinen Konzerten zuvor (die zwei Jahre auseinanderliegen). Im Gegensatz zu Mainz blieb Bob von Anfang an am Keyboard.
Nun gab es von Bob sogar ein "Thank You Friends" und seine Bandvorstellung die er in Mainz bewusst weglies oder sie einfach vergessen hatte.
Like A Rolling Stone: Der große Hit als Closer kam wie gewohnt stark daher. Nach dem ersten Refrain allerdings hat Bob einen groovigen Orgelteil reingespielt, ich weiß nicht ob das spontan war oder nicht, es klang auf jeden Fall so. Die Gitarre stieg drauf ein. Das klang irgendwie auch sehr cool und Bob wippte im Takt dazu mit
Am Ende holte man sich seinen Applaus, es gab Standing Ovations und man ging ohne Zugabe von der Bühne. Ob sie sich viele gewünscht hätten weiß ich nicht, aber es war ok so.
Die Stimmen nach dem Konzert über Dylan waren schon zwiespältig, vor allem der Kommentar "das is ja net singen, der schreit ja" blieb mir haften. Die fehlende Leinwand hat einen genaueren Blick sicher verwährt aber trotzdem hatte ich nicht das Gefühl trotz der Entfernung zu weit weg zu sein, man konnte die Musiker gut sehen wie sie untereinander interargierten. Vor allem die beiden Drummer der Bands sieht man von oben natürlich besser als von vorne (also mehr vom gesamten Aufbau und was für Trommeln/Becken gespielt werden). Da ich Knopfler und Dylan über die Jahre auch von ganz nah schon gesehen hab machte es mir auch nichts aus es mal so zu haben.
Ich fand Knopfler klasse, Dylan hat mir auch gefallen aber wie gesagt es war schon eigenartig für mich an dem Abend. Vielleicht weil er in Mainz eine Art 6er im Lotto hatte und das hier nicht so ganz in die Richtung ging. Spannend ist es nach wie vor zu sehen wie er seine Songs abändert. Manche Songs die ich in Mainz und jetzt gesehen habe bekamen innerhalb von 4 Monaten mehr Änderung als es manche Bands mit ihren Songs in der gesamten Kariere machen
Zu Mark Knopfler sei noch gesagt das meine Vorfreude auf das kommende Album steigt, wenn er noch ein paar Songs in dem Kaliber hat dann hat Mark wieder alles in richtig gemacht. Auch Respekt für Mark das er außer zwei Dire Straits Songs komplett Material aus seiner Solokariere gebracht hat, die meisten hätten eher die Hits gespielt und aufgrund der Spielzeit unbekannte Sachen gestrichen.
Fazit: Der "Unique Evening" der auf dem Ticket stand trifft sicher in vielen Dingen zu, nicht nur das man zwei Größen an einem Abend zu sehen bekommt, und auch teilweise zusammen. Ein großer Abend war es auf jeden Fall, wenn auch schräg.
Am besten kann ich den Bericht mit den Worten meiner Mutter beenden. Sie hat Dylan einmal 1981 auf der Loreley gesehen, sie kannte ein paar Lieder aber wusste nicht wer es war, erst als er die Lieder spielte war es ein "ach der ist das" Moment. 30 Jahre später sah sie ihn zum zweiten Mal in Mainz wieder ich war sehr überrascht wie begeistert sie über den Auftritt war. Daher war sie ja Feuer und Flamme mit nach Mannheim zu gehen. Am Ende des Konzertes sagte sie dann "Also heute klingt er aber schräg, in Mainz hat er mir doch super gefallen". Ich hab dann nur gesagt "das kann sein das er am nächsten Konzert wieder so ist wie in Mainz", der Blick von meiner Mutter sprach Bände, ein Dylan Auftritt ist immer wieder eine Lotterie.