Smutje hat geschrieben:
Ragman hat geschrieben:
Smutje hat geschrieben:
Da wird vom "schwarzen Humor" und vom "typischen britischen Humor" gesprochen...dabei wird diese Art von Humor vielleicht noch von 1% der englischen Bevölkerung vorgelebt -
Naja gut, was wir heute für typisch britischen Humor halten, war seinerzeit eine Gegenreaktion auf das alte, strikt formale Sketchformat, was ja bedeutet, bis in die späten 1960er haben die Briten über dieselbe Art schaler Sketche gelacht wie wir. Der Unterschied ist aber, dass wir größtenteils bis heute in diesem streng formalistischen Sketchformat hängengeblieben sind. Ein visualisierte Witz, der sich strikt weigert, die Möglichkeiten des Fernsehens zu nutzen.
Häh? Was für eine Art von Witz präsentieren denn die Engländer im Fernsehen welchen wir noch nicht für uns entdeckt haben? Dat, lieber Werner, würde mich jetzt wirklich interessieren!
Das Format des Sketches ist bei uns seit den 50er/60er gleich geblieben, die Briten haben das etwa ab Mitte der 60er abgelegt. Bei uns am bekannsten für diesen Stil ist Monty Python. Es gibt keine strenge Struktur mehr mit Schauplatz-Dialog-Pointe, das haben die Briten in den 60ern aufgelöst, Sketche hatten nicht mehr einen zwanghaften Aufbau, der allein der Pointe diente, sondern durften schon für sich witzig sein, dafür war eine Pointe nicht mehr zwingend notwendig. Sketche waren vorher immer strikt voneinander getrennt, nun konnten sie in einer Art Flow-of-Consciousness direkt ineinander übergehen, es gab ironische Brechungen der Szenen, Figuren aus vorangegangen Sketchen konnten plötzlich auftauchen und den eigentlich Sketch "ruinieren", wenn dieser schlicht nicht komisch genug war. Auch bis dahin dem breiten Publikum eher schwer vermittelbare Kunstformen wie der Surrealismus flossen mit ein. All das gab es vorher nicht. Vorher war ein Sketch eben nur ein visualisierter Witz. In Deutschland ist das größtenteils bis heute so geblieben. Nur einige jüngere Comedians haben gelegentlich britische Einflüsse umgesetzt, Bully beispielsweise. Das Problem ist da nur, dass man das Konzept nicht konsequent umgesetzt hat, sondern immer wieder in den alten sturen Sketch-Aufbau zurückfällt. So wirkte manche Sketche bei ihm zwar wie eine kleine Hommage an die Pythons, im Großen und Ganzen blieb aber auch seine Show in dem vorsintflutlichen Konzept stecken.
Der deutsche Sketch ist formalistisch geblieben. Die Briten haben sich davon -zurecht- befreit.