Da ich den Film mittlerweile auch sehen konnte, noch 2-3 kleine Anmerkungen dazu unter Zuhilfenahme von Kotelettes ausgezeichnetem Review.
Kotelette hat geschrieben:
Was lange währt, wird endlich gut
Nun, man muss sich definitiv Zeit nehmen und wissen, dass man annähernd 3 Stunden Ruhe hat, sonst wird es nichts.
Zitat:
Drehbuch & Regie: Andrew Dominik – erst seine zweite Regiearbeit
Bis heute blieb es dabei. Im Abspann habe ich mehr oder weniger erstaunt festgestellt, dass u.a.
Ridley Scott als Produzent verantwortlich war. Schon während des Films fühlte ich mich in einigen Szenen an
Gladiator erinnert, z.B. bei dem fast typischen Fahren mit der Hand durch die Ähren eines Getreidefelds.
Zitat:
Die Szene der Ermordung Jesse James’ ist bis ins Detail dem Bericht des echten Robert Ford nachempfunden: James hat Ford und dessen Bruder (klasse: Sam Rockwell) in seinem Haus aufgenommen, wo er mit Frau und Kindern lebt.
Für mich die beeindruckendste Szene des Films, insbesondere weil sie eine Reihe Interpretationen zulässt, was die Protagonisten - insbesondere Jesse -in diesem Moment gedacht haben und durch Gestik und Verhalten erreichen wollten.
Zitat:
Ford interpretierte James’ vertrauensvolles Verhalten übrigens nach eigenen Angaben so, dass James Ford offenbar in Sicherheit wiegen wollte, weil er ihn nicht vor den Augen seiner Familie töten wollte, sondern erst abends an anderem Orte. Brad Pitt fügt dieser Theorie nach meinem Empfinden in seiner Darstellung weitere Facetten hinzu: Für mich ist sein Verhalten ein Mix aus Vertrauen, Unglauben, Müdigkeit, Resignation und vielleicht auch In-Sicherheit-Wiegen.
Bei mir entstand beim Ansehen der Eindruck, Jesse wusste, was Bob vorhatte und gab ihm so die Gelegenheit, es auch wirklich durchzuziehen. Also eher Richtung Resignation und (Lebens-)Müdigkeit.
Zitat:
Überhaupt Musik: Es ist schön, wenn ein Filmemacher den Soundtrack – sei es Score oder seien es Songs – gezielt einsetzt und ihn nicht inflationär jeder Szene überstülpt. Ein Film wie The Assassination … braucht zwingend ruhige Szenen ohne musikalische Untermalung, damit der Zuschauer sich ganz auf Gesichter und Dialoge konzentrieren kann.
Tatsächlich fand ich, dass der typische Score (der im Grunde immer gleich war) relativ oft zu hören war und sich erst gegen Ende etwas veränderte. Auch das erinnerte mich wieder an
Gladiator. In Summe aber sehr schön und passend.
Zitat:
Während es auf diese Sequenz hinauslief, fragte ich mich, was ich besser finden würde: wenn der Tod Fords gezeigt wird oder wenn eine Texttafel Robert Ford wurde am … (o. ä.) den Film beendet. Auch da macht Regisseur Dominik alles richtig, indem er einen Mittelweg wählt: Der Rächer richtet seine Flinte auf Ford, der dreht sich um – und der Abspann beginnt.
Das fand ich auch vorzüglich gewählt. Zusammen mit dem Text der Off-Stimme ein perfektes Ende.
Den Titel Meisterwerk würde ich jetzt ad hoc auch (noch) nicht vergeben, zumal ich im Western-Genre nicht unbedingt komplett zu Hause bin. Aber in jedem Fall ganz großes Kino!