Was für ein Hammer-Konzert!
Am Freitag haben meine Freundin und ich ja vorher noch Bryan Adams mit Band in Dornbirn erlebt. Dazu möchte ich jetzt nicht ausführlich schreiben. Das Konzert war leider enttäuschend, was weniger an Bryan Adams lag sondern vielmehr am unterirdisch schlecht eingestellten Sound. Zwar waren wir in der ersten Reihe, aber wir haben dauernd Rückkopplungen gehört, so eine Art Wiederhall, der absolut störend war. Auch fand ich den "Golden Circle", den wir da hatten, einen ziemlichen Witz. Es waren gut dreiviertel des Innenraums "Golden Circle", der normale Innenraum hatte hinten nur mehr recht wenig Platz. Kann man getrost in Kategorie Abzocke einordnen. Ein Erlebnis war zumindest die Vorband, die wohl "Bruce and the cradle band" geheißen hat. Und der Frontmann Bruce (ein Vorarlberger *g*) muss einfach bruce-inspiriert sein. Von seiner Performance, den Songs... ich muss da mal genauer nachsehen, jedenfalls waren die wirklich gut, aber auch da war der Sound sehr schlecht eingestellt (hatte ja gehofft, dass es sich bei Bryan Adams ändern würde, aber dem war dann leider nicht so).
Jedenfalls haben wir mit Fortlauf des Konzertes die erste Reihe verlassen und haben uns ziemlich hinten hingestellt, da war der Sound dann zumindest besser. War leider das schlechteste Konzert von Bryan Adams, das ich bisher gesehen habe, schade drum.
Aber nun zum Highlight von Sonntag, Bon Jovi in Udine.
Bin mit meiner Tochter hingefahren, es war somit ihr erstes Bon Jovi Konzert. Dazu gibt es zu sagen, dass sie Bon Jovi sehr gerne hört (wurde da als Kleinkind natürlich auch von mir beeinflußt, als ich noch nicht Bruce Fan war und Bon Jovi sehr oft rauf und runter lief *g*). Leider hat sie den Zugang zu Bruce immer noch nicht gefunden, aber gut, dann war sie jetzt zumindest bei meinem zweiten Liebling aus New Jersey mal mit dabei
Die Fahrt war wieder wie damals, als ich zu Bruce nach Udine gefahren bin. Wieder gab es den schaurigen Plöckenpaß zu überwinden, diesmal zumindest bei Tag. Ist ja wirklich der schlimmste Paß, den ich kenne. Vorher gings aber noch über zwei weitere Bergstraßen, den Paß Thurn und die Felbertauern. War aber bei der Hinfahrt soweit alles sehr entspannt, kein Stau und gegen 15.30 Uhr sind wir dann in Udine am Stadion angekommen. Da war dann freilich schon die Hölle los, nichts mehr mit dem tollen Parkplatz von damals, wo ich nur ein paar Schritte zum Einlass hatte. Diesmal galt es wesentlich weiter weg zu parken, aber wir fanden doch ziemlich bald einen guten Parkplatz, wo wir dann auch später im Auto übernachten wollten, tramps like us halt *g*.
Ein bissl frisch machen, dann machten wir uns auf den Weg. Die Sonne schien, es war heiß, aber durchaus erträglich. Überall waren wieder Stände für Flüssig- und feste Nahrung aufgebaut, natürlich auch die obligatorischen Schwarzmarkt-T-Shirt Stände, die es in Italien immer gibt. Aber erst wollten wir mal unseren Einlass finden, was uns mit ein bissl herumfragen dann auch bald gelungen ist. Diesmal hatten wir ja Karten für den Golden Circle und da gab es dann auch einen eigenen Einlass dafür. Dort angekommen war der Einlass bereits im Gange. Es wurde in Etappen abgefertigt und es waren sehr, sehr viele Fans vor uns noch dran, womit ich natürlich die Chance auf einen ganz vorderen Platz gleich mal begraben habe.
Kamen dann aber doch recht zügig dann in den Innenraum (und ohne irgendwelches Drängeln, lief alles sehr gesittet und organisiert ab, aber auch das kannte ich schon vom Konzert von Bruce vorher so). Golden Circle Bändchen wurden ausgeteilt. Wir haben uns dann einen Platz, seitlich links, ausgesucht, wo man super Sicht zur Bühne hatte und auch nicht so im Gedränge stehen würde, in der Mitte war es bereits hoffnungslos überfüllt. Die Zeit wurde dann überbrückt, mit einigen Fans ein bissl zu plaudern, sich mit lauwarmem Hamburger und sündteurem Bier zu versorgen... (die Preise werden echt immer drastischer). Dann kam um 19.30 Uhr die Vorband, eine italienische Rockband, wohl auch schon in Italien regional bekannt, gab es doch einigen Applaus. Auf den Tribünen war da bereits eine Choreographie im Gange, es wurden rote und weiße Schilder hochgehalten, die ein sehr schönes Bild ergaben. Oha, da wird sich auch auf den Tribünen Mühe gegeben, dachte ich mir da, aber noch nicht wissend, wie fantastisch das alles später noch aussehen würde...
Gegen 20 Uhr war dann die, recht gute, Vorband fertig mit ihrem Set. Eigentlich hätten dann ja noch die Breakers kommen sollen, es waren auf den Karten auch 2 Vorbands angekündigt... Aber als die Uhr so auf 21 Uhr zeigte, hatte ich langsam Zweifel daran. Und in der Tat, um punkt 21 Uhr war es soweit, Bon Jovi betraten unter ohrenbetäubendem Applaus die Bühne.
Die Setlist hat so ausgesehen:
1. Raise Your Hands
2. Bad Name
3. Blood On Blood
4. We Weren't Born to Follow
5. The Radio Saved My Life
6. It's My Life
7. Captain Crash
8. We Got it Going On
9. Bad Medicine - Pretty Woman - Shout
10. Spanish Harlem
11. Bed of Roses
12. I'll Be there For You
13. Who Says You Can't Go Home
14. I'll Sleep When I'm Dead
15. Love's The Only Rule
16. Have A Nice Day
17. Keep The Faith
18. Dry County
19. Wanted Dead Or Alive
20. In These Arms
21. Just Older
22. These Days
23. Livin' On A Prayer
24. Lie To Me
25. Always
26. I Love This Town
"Raise your Hands" ist ein toller Opener, da geht sofort die Post ab, man sieht nur mehr ein Meer an Händen, die in die Höhe fliegen. Darauf folgend "Bad Name" und dann gleich "Blood on Blood" hat für eine fulminante Konzerteröffnung gesorgt. Und bei "We weren't born to follow" war es dann soweit. Jetzt konnte man die einzigartige Bühnen-Choreographie sehen. Auf der linken Tribüne wurde die amerikanische Flagge choreographiert, die stars and stripes und auf der rechten Tribüne sah man dann ein weißes Schildermehr, wo dann in rot groß "JOVI" zu sehen war, im Innenraum war ein Flaggenmeer von italienischen Fahnen:
http://www.facebook.com/photo.php?fbid= ... =1&theaterJon und seine Mannen zeigten sich sehr beeindruckt, Jon meinte "I am so surprised, that's unbelievable" und war sichtlich gerührt von der Aktion. "I will play for my life tonight" meinte er weiter und es folgte in der Tat ein Konzert, wo sie alles gegeben haben.
Die Setliste mag sich nicht so beeindruckend lesen, der ein oder andere Song war auch nicht auf meiner persönlichen Wunschliste - aber alleine schon wie performt wurde hat dieses Konzert in ein unglaubliches Ereignis verwandelt. Zudem fing es dann auch noch zu regnen an, ein warmer Sommerregen, die Schleusen wie damals in Mailand sollten sich erst später öffnen...
Jedenfalls war Jon waschelnass, aber er hat sich, Richie - alle - zu einer Performance hochgepeitscht, die mich manchmal ungläubig und mit dicker Gänsehaut da stehen ließ.
Interessant war auch zu bemerken, dass die Italiener auch bei den neuen Songs genauso, wenn nicht teilweise noch mehr abgehen (z.B. beim Kracher "It's my life" oder auch "Have a nice Day").
Bad Medicine war diesmal dann dazwischen unterlegt mit Roy Orbisons "Pretty Woman", das Jon gemeinsam mit Bobby Bandiera gesungen hat (wurden natürlich auch Erinnerungen an das Konzert von Bruce in München 2009 sofort wach
) und dann noch "Shout" (und zwar ausgespielt!) - klasse!
Darauf folgte der akkustische Teil, der mit "Spanish Harlem" begonnen hat, eine wunderbare Idee, diesen alten Hadern einzubauen und Jon hat den auch vortrefflich dargeboten. Darauf dann "Bed of Roses" - das mit Richies Gitarrenkünsten live doch umwerfend rüber kommt und noch "I'll be there for you" von Jon und Richie im Duett. Die Fans gingen auch fantastisch mit, das "ohohohoohhhhh" bei diesem Song wurde inbrünstig mitgesungen, wie sie auch bei anderen Songs einige Passagen lautstark mitgesungen haben (ich selbstverständlich auch - etwas Textsicherheit kann ich bei Bon Jovi Songs doch auch vorweisen
).
"Keep the Faith" hat den ersten Konzertteil dann, nach gut eindreiviertel Stunden, beendet. Ein bißchen früher als in München, aber ich denke, dass es wohl auch daran lag, dass der völlig durchnäßte Jon mal geschwinde in ein trockenes Leiberl schlüpfen wollte.
Allerdings hat er diesmal darauf verzichtet, sich auch noch die Haare zu fönen *g*, die waren gleich nass wie vorher, als er wieder rauskam - konnte man auch bei den anderen, z.B. Richie Sambora so beobachten.
Der Zugabenteil wurde dann wieder mit Dry County eröffnet, nicht mehr so eine Überraschung für mich, wie in München, aber dennoch gern wieder gehört. Und bei "Wanted" wurde wiede die tolle Tribünen-Choreo gemacht. Jon ließ daraufhin die großen Scheinwerfer an, um das auch richtig sehen und genießen zu können. Ein bißchen hier zu sehen:
http://www.youtube.com/watch?v=1mgblw0S44A Über "In these arms" hab ich mich dann auch sehr gefreut. "Just older" wurde auf request gespielt, für seinen neuen besten Freund Max, wie Jon meinte *g*. Selbiger war ganz vorne mit seiner Frau, die mit einem Schild auf seinen runden 40. Geburtstag hinwies und eben dieser Song gewünscht wurde. Zudem kann es gut sein, dass Max auch ein Mitorganisator dieser grandiosen Fan-Choreographie war, hab ich zumindest gelesen. Nun, zu so einem Anlass paßt dieses Lied doch perfekt, gehört auch zu Bon Jovis späteren Songs, dir mir sehr gut gefallen. These Days und seine Hymne Livin on a prayer hätten dann den Schluss darstellen sollen, aber sie wurden nochmal rausgepeitscht. Zuerst versuchte Jon mit Richie, "Lie to me" zu spielen, sicherlich war dieser Song schon länger nicht mehr geprobt worden, zuerst mußten sie sich etwas einspielen. Dann gab es die ersten beiden Strophen dieses Songs und dann, nachdem "Always" lautstark eingefordert wurde, kam auch noch diese Ballade. Im Radio totgespielt - live ein Hammer, wofür alleine schon Richie Sambora mit fantastischen Gitarren-Soli sorgt. Und dann noch der Drüberstreuer "I love this town" - was Jon wohl noch ein Anliegen speziell für Udine war. Dann Konzertende (Spieldauer 170 Minuten). Jon stand dann noch lange oben, ließ sich mit Richie, Tico, David und den anderen "Fast"-Bandmitgliedern feiern. Und Jon hatte Tränen in den Augen. Eine Show, die Bon Jovi wohl auch nie mehr vergessen werden.
Ich werde dieses Konzert auch nie mehr vergessen. Es war stimmungsmäßig das beste Bon Jovi Konzert, das ich je erlebt habe und sich in der Hinsicht locker mit Bruce Konzerten messen läßt. Man mag über die Songs geteilter Meinung sein, aber wenn Bon Jovi in Spiellaune sind, dann kriegt man ein Rockkonzert der Superlative geboten. Freilich der Boss ist der Boss. Bruce hat Songs geschrieben, die in meiner Seele sind. Bon Jovi Songs schaffen das auch, aber nicht so intensiv und nicht in der Anzahl, wie Bruce das schafft (mit E Street Band, was ich immer wieder betonen muss). Aber Bon Jovi sind eine Band, die noch locker die Stadien füllen, die Fans begeistern - und sie auf Hausfrauenpop reduzieren zu wollen, das ist der wahre Witz.
In Italien waren, ob Männlein oder Weiblein, alle gleichermaßen begeistert - und die Springsteen-Shirtträger, wo sich auch in meiner Nähe welche aufgehalten haben, haben begeistert mitgemacht, sehr schön anzusehen.
Nach dem Konzert, meine Tochter und ich wollten uns noch Shirts kaufen, wars dann aber soweit. Der Himmel hat endgültig seine Schleusen geöffent und es folgte ein Regenguss von Milano 2003 Ausmaßen. Platschnass kamen wir zum Auto, haben uns getrocknet und umgezogehn und dann auch gleich wie ein Stein geschlafen - während ein Stau übelsten Ausmaßes mal wieder im Gange war.
Wir sind um acht Uhr morgens dann heimgefahren, leider keine relaxte Heimfahrt, da Nebel, Regen und Stau übel mitspielten... Dennoch gut heimgekommen, Bon Jovi und Bruce im Player und paßt schon.
Niemals vergesse ich diesen Abend, den 17. Juli 2011 - wird sicherlich ein großes Highlight in meinen bisher (nicht wenig) gesehenen Konzerten bleiben.