Hallo,
nach fast zehn Jahren musste ich gestern mal wieder mit zu einem Bon Jovi-Konzert.
Ich bin kein Bon Jovi-Fan und mein letztes Konzert von dieser Band (2003) fande ich überhaupt nicht gut. Damals waren es nur langweilig runtergespielte Popsongs von einer gelangweilten Band. Na ja, als Musiker würde ich auch lieber im Madison Square Garden spielen als irgendwo in einer unbekannten Stadt von Deutschland.
Im Juli 2011 gab ich der Band aber (gezwungendermaßen) eine neue Chance. Um es gleich vorweg zu nehmen ... sie hat ihre Chance sehr gut genutzt.
Ein, zwei Wochen vor der Show hatten wir immer mal wieder die Kartenpreise bei Eventim und eBay verfolgt. Anscheinend war das Konzert in der Düsseldorfer Espritarena nicht annähernd ausverkauft. Tickets gingen oft unter dem Normalpreis bei eBay weg. Offiziell kostete ein Ticket für den Innenraum 70 Euro, ein Ticket für den vorderen Bereich (Pit - 'Golden Circle') 110 Euro und die unverschämte Variante ganz vorne vor der Bühne ('Diamond Circle') gab es für über 300 Euro.
An diesem Konzerttag machte der Sommer allerdings Pause und es regnete leicht in Düsseldorf. Daher war das Dach der Arena zum Glück auch geschlossen.
An der Arena angekommen sahen wir auch schon etliche Leute mit Tickets. Wir haben uns dann 'Golden Circle'-Tickets für jeweils unter 50 Euro gekauft. Man muss halt wissen, bei welchen Konzerten man Karten vorher kauft und bei welchen Shows es sich lohnt, doch ein wenig zu warten.
Mit einem Ticket in der Tasche konnten wir somit ohne Hektik vorne in den Innenraum gehen ... wenn man denn den Weg finden würde.
Vorbei an den Merchandise-Ständen mit etlichen, eigentlich ganz nett aussehenden, T-Shirts und an den Freßbuden gab es überall nur die Aufgänge zu den einzelnen Tribünen.
Um in den Innenraum zu gelangen durften wir wieder aus der Halle raus in den Regen. Einmal Treppe runter und dann durch einen Tunnel Richtung Innenraum. Im Innenraum angekommen dann nur noch einmal komplett einen Bogen um die hinteren Stehplätze und schon stand man nach einigen hundert Metern am Eingang des 'Golden Circle'.
Erstaunlicherweise war die Arena sehr gut gefüllt. Trotz der vielen, wahrscheinlich verfallenen, Tickets waren sogar die Oberränge sehr gut besetzt.
Zum ersten Mal seit vielen Jahren hat mir eine Vorband wieder sehr gut gefallen! Und ich fand es sogar schade, als sie schon nach einer guten halben Stunde von der Bühne gingen. Sogar eine Zugabe hätte ich mir gewünscht. Die Band hieß 'The Brekers' (
www.thebreakers.dk) aus Dänemark. Da ich mir von dieser Truppe unbedingt mal ein Album zulegen muß, habe ich bei meinen nachträglichen Nachforschungen gesehen, dass ihr aktuelles Album sogar von Steve van Zandt/Little Steven produziert wurde. Also ... seht mal auf deren Homepage!
Nach dieser kurzweiligen halben Stunde und nach einer wirklich kurzen Umbaupause ging es auch schon mit dem Intro für Bon Jovi los.
Die Songliste habe ich irgendwo aus dem Internet. Ich hoffe, dass die Songs stimmen. Alle Songs kannte ich nämlich nicht.
Happy now
You give Love a bad Name
Born to be my Baby
We weren't born to follow
Superman tonight
It's my Life
The more Things change
We got it going on
Captain Crash and the Beauty Queen from Mars
Bad Medicine
When we were beautiful
What do you got
I'll be there for you
Who says you can't go home
I'll sleep when I'm dead
Someday I'll be Saturday Night
Have a nice Day
Keep the Faith
Zugabe:
In these Arms
Wanted dead or alive
Blood on Blood
Livin' on a Prayer
135 Minuten
Die 'Greatest Hits' wie "You give Love a bad Name" oder "It's my Life" gingen mir ab und zu ein wenig auf die Nerven. Aber den 'normalen' Zuschauern hat es gefallen. Muß man immer einen Drei-Akkorde-Song mit einem 08/15-Mitklatsch-Refrain und einem Liebeslied-Text produzieren? Anscheinend schon!
Aber auch für mich gab es an diesem Abend passende Songs. Zum Beispiel hat mir der Midtempo-Song "Who says you can't go home" sehr gut gefallen. Insgesamt fande ich die Setliste sehr ausgewogen und stimmig. Statt dem Alltime-Klassiker "Bed Of Roses" gab es an diesem Abend das grandios gespielte "In These Arms". Auch viele andere Songs hatten einen wirklich guten Groove. Klasse zusammenspielt unter den Musikern und nicht zu hektisch.
Zu den Musikern:
Die beiden eingekauften Musiker Bassist und Bobby Bandiera an der Gitarre machten einen guten, aber unauffälligen Job. Schließlich standen ja auch die vier anderen Herren im Mittelpunkt. Der Keyboarder klimmperte so nebenbei ohne wirklich wichtige Läufe mit und Ticco Torres spulte am Schlagzeug sein gewohntes Programm ab. Nach 30 Jahren sehr sicher, aber auch alles sehr einfach gespielt. Ich kenne keinen Drummer in dieser Liga, der technisch weniger spielen kann. Auch Richie Sambora ist wirklich nicht der Obergott an der Gitarre. Die Solos sind doch mehr Schein als Sein. Aber für Bon Jovi reicht das vollkommen aus. Und das meine ich jetzt ganz und gar nicht dispektierlich. Wenn ich technisch perfekt gespielte Rockmusik haben möchte, hätte ich halt zu den Eagles oder zu Eric Clapton gehen sollen. Vom musikalischen Können würde ich die Band Bon Jovi vielleicht mit den Rolling Stones vergleichen. Sie können nur ihre eigene, schmale Linie musikalisch rüberbringen, aber das dann auch wirklich perfekt. Und mir reicht das vollkommen für einen netten Abend.
Meinen ersten Eindruck zu Jon Bon Jovi hätte ich in der Arena, glaube ich, nicht laut äußern dürfen. Dann wäre ich geteert und gefedert worden. Mit seiner Fönwelle sah er aber bei den ersten Liedern in Kamera-Nahaufnahme für mich eher aus wie Roland Kaiser. Ja ich weiß, der Vergleich hingt vielleicht ein wenig. Einige Tage zuvor hatte ich aber im Fernsehen ein Portrait über Roland Kaiser gesehen. Gleiche Fönfrisur, gleich Haarfarbe und gleiche gekonnt hochgezogene Mundwinkel beim Blick in die Kamera. Sobald Jon ins Schwitzen kam, war es aber vorbei mit dem Schlagervergleich.
Besonders gut hat mir die Videopräsenz gefallen. Rechts und links von der Bühne waren die üblichen Videowände aufgebau und hinter den Musikern gab es noch eine große Leinwand über der kompletten Bühne. Die Kamerabilder waren perfekt und für jeden Song gab es ein paar andere Licht- und Kameraeffekte. Da sie nicht zu aufdränglich waren, fand ich die eingesetzten Effekte sehr stimmig und passend.
Auch der Sound war an meinem Platz im vorderen Drittel der Arena ganz gut. Von hinten gab es zwar ein etwas lauteres Echo, aber das kann man bei dieser Hallengröße kaum verhindern. Allerdings möchte ich lieber nicht wissen, wie es im Oberrang geklungen hat.
Musikalisch fande ich die Band viel gelassener, lockerer und auch gereifter als bei meinem vorigen Konzertbesuch. Wie fast alle älter werdenen Sänger kam auch Jon mit seiner Stimme nicht mehr in die hohen Regionen seiner Originalaufnahmen ran. Daher wurde schon mal das ein oder andere Lied einen Ton tiefer gespielt ... was aber den Songs nicht schadete.
Man merkte richtig, dass Bon Jovi nach fast 30 Jahren nichts mehr beweisen müssen. Dadurch haben sie auch routiniert locker aufspielen können. Ich persönlich hätte mir vielleicht ein wenig mehr Nähe zu Düsseldorf gewünscht, aber auch ohne große Ansagen hatte Bon Jovi verdientermaßen das Publikum von der ersten bis zur letzten Konzertminute im Griff.
In den nächsten Jahren wäre ich durchaus nicht abgeneigt, mal wieder ein Konzert von Bon Jovi zu besuchen.
Vielen Dank für das Lesen dieser Zeilen.