Diesen Artikel, insbesondere ab Seite 10, finde ich sehr informativ
http://musikwirtschaftsforschung.files. ... hemmer.pdfGrundsätzlich kann man
unterscheiden zwischen aktuellen Entscheidungen
(Präferenzen) und langfristigen Orientierungen (Geschmack) bezüglich des
Gefallens von Musik (vgl. Kunz 1998, S. 21-22).
3.
Entwicklung des persönlichen MusikgeschmacksBei der Entwicklung des persönlichen Musikgeschmacks sind zwei grundlegend
verschiedene Prozesse zu unterscheiden:
· Die Entwicklung musikalischer Fähigkeiten
· Die musikalische Sozialisation bzw. die Orientierung an einem Teil des
verfügbaren Musikangebots
Für den erstgenannten Prozess ist etwa das erste Lebensjahrzehnt anzusetzen.
Die Anfänge des zweiten Prozesses, durch den wir individuellen Musikgeschmack
entwickeln, sind schwieriger auszumachen, seine Höhepunkte sind aber sicherlich
im zweiten Lebensjahrzehnt, also in der Jugend anzusetzen. Für den zweiten
Prozess lassen sich vier Instanzen benennen, die nacheinander von
dominierender Bedeutung sind: die Eltern, die Gleichaltrigen (Peer Group), sowie
das Individuum selbst. Als vierte Instanz treten bereits im Vorschulalter die
Medien, die durch die Vielfalt ihres Angebots die Einflüsse von Eltern und
Gleichaltrigen abschwächen, modifizieren oder verstärken können. Da die Medien
sich als immer wichtiger werdende Instanz erweisen und ein zentraler Faktor
dieser Arbeit sind, wird ihnen in Kapitel II besondere Aufmerksamkeit gewidmet.
Die Orientierung der eigenen Musikpräferenzen an den Eltern ist in der frühen
Kindheit naheliegend. Spätestens mit der Pubertät beginnt eine zunehmende
Orientierung nach außen, an Gleichaltrigen. Typisch für diese Zeit ist eine
Fokussierung auf wenige musikalische Stilrichtungen und eine Ablehnung der
meisten übrigen Musik, eine Einstellung die sich jedoch in den folgenden Jahren
wieder zu toleranteren Haltungen entwickelt. Wenn schließlich als Ergebnis der
Pubertät Ich-Identität entwickelt ist, kann man eher davon ausgehen, dass
Musikpräferenzen individuellen Bedürfnissen entsprechen, dass sie – nach
allmählicher Übernahme der Erwachsenenrolle – die Persönlichkeit des einzelnen
widerspiegelt (vgl. Behne 2002, S. 345-353).
3.1.
Entwicklung musikalischer FähigkeitenPhysiologisch gesehen hört jeder Mensch (auch schon vor der Geburt) gleich: die
Schallwellen gelangen durch den äußeren Gehörgang zum Trommelfell. Im
dahinter liegenden Mittelohr verstärken die Bewegungen der drei kleinsten
Knöchelchen des Menschen (Hammer, Amboss und Steigbügel) den Schall um
ein 20-faches, um ihn vollständig an die nächste Station, das Innenohr,
weiterleiten zu können. In der dort befindlichen Chochlea (Schnecke) befinden
sich die Haarsinneszellen (20.000 pro Ohr), die unterschiedliche Aufgaben
haben: Einige verarbeiten hohe Töne, andere tiefe Töne. Diese Haarsinneszellen
sind für die Verstärkung und Umwandlung der mechanischen Schwingungen in
elektrische Impulse verantwortlich, die das Gehirn entlang des Hörnervs
erreichen. Dort werden schließlich die Empfindungen des Gehörs bestimmt (Vgl.
Petsche 2002, S. 630-637).