Diesen Bericht muss ich anders beginnen. Nachdem ich vom Roger Waters Konzert zurückkam hatte ich nur ein paar Stunden um mich nochmals aufs Ohr zu hauen bevor es mit den Eagles weiterging da die Konzerte ja nur 24 Stunden voneinander entfernt waren. Als ich nach dem Nickerchen kurz im Internet surfte sah ich das Bruce Springsteens Saxophonist Clarence Clemons am selben Tag gestorben war. Das war natürlich sch... das zu lesen. Mit Bruce's "Greatest Hits" CD fuhren meine Eltern und ich dann nach Wiesbaden wo ich gegen 18:30 Uhr meinen Einlass antrat. Meine Eltern hörten sich die Show von außen an. Um das Bowling Green sind viele Hotels und Restaurants, so das dort bei Konzerten immer was los ist.
Als ich meinen Platz einnehmen wollte, BlockA (also der Block vor der Bühne mittig!) sah ich das es zwei Plätze garnicht gibt, darunter meinen Platz 22 in der 9. Reihe. Daraufhin wurde mir ein anderer Platz zugewiesen in Block B. Dort die eerste Reihe mittig, da dies nur zwei Reihen hintendran war, preislich identisch war, aber ich auf Platz 22 im Block weiter außen gesessen hätte, war der Platz natürlich viel besser.
Den Instrumenten auf der Bühne nach schies es eine Vorgruppe zu geben und da begann es mir zu dämmern. Ich fragte verschiedene Security Leute wann Vor- und Hauptgruppe spielen und von jedem andere Informationen. "Ja die Eagles spielen mindestens zwei Stunden", "die Vorband fängt um 19:30 Uhr an und spielt 75(!) Minuten dann kommen die Eagles", "die Eagles fangen um 20:45 Uhr an", "Vorband um 19:30 Uhr spielt so eine halbe Stunde und dann wird hoffentlich schnell umgebaut". Auch wann Schluss sein MUSS gab es verschiedenes zu hören: "Ja wohl so gegen 23:00 Uhr", "spätestens um 22:30 Uhr die Anwohner sind pingelig". 22:30 Uhr hat mir übelst aufgestößt denn das wäre bei einem Beginn von 20:45 Uhr ja nicht einmal zwei Stunden und das wo die normalen Eagles Konzerte (ohne Pausenzeit) bei knapp über 150 Minuten liegen.
Um 19:15 Uhr begann auf jeden Fall die Vorband. Zu meiner Überaschung war es Claudia Koreck, eine Sängerin aus Bayern welche ich 2009 schon einmal bei Haindling gesehen hatte und damals auch toll fand. Das hatte mich wenigstens soweit das ich zumindest, wenn schon keine 150 Minuten Eagles bekommen würde, eine gute zweite Band dabei habe. Ihre Schüchternheit von 2009 ist auf jeden Fall weniger geworden und sie spielte hauptsächlich neue Songs des Albums "Menschsein" (wo mir der Titelsong sehr gefallen hat) und zwei Ältere ("Fliagn" und "I wui das Du woasst").
Im Gesamten spielte sie fast eine Stunde weil sie am Ende noch zwei Lieder mehr spielen durfte, das fand ich eigenartig. Es gab dann noch eine Akustiknummer an ihren neugeborenen Sohn 2010 und eine weitere neue Nummer ("Autofahrn") und um 20:15 Uhr war Schluss. Mit jeder Minute wo man dann länger brauchte um die Sachen der Vorband abzubauen und das Eagles Equipment den letzten Schliff vor Showstart zu geben schwanden meine Hoffnungen das es hier bis 23:00 Uhr gehen wird.
Schließlich begann es dann um 20:45 Uhr und, um es Vorweg zu nehmen, endete um 22:55 Uhr was mich dann von der Zeit her noch so weit versöhnlich stimmte das man hauptsächlich das Akustikset vom Beginn des zweiten Sets, außer "Take Me To The Limit", und "One Of These Nights" (was von den Hits auch nicht mein Favorit ist) gekickt hat. Ich hätte sicher gerne "Waiting In The Weeds" oder "No More Cloudy Days" gehört aber hier noch ein weiteres Vorgreifen: Bei dem Publikum hätte sich dieser Akustikteil sehr negativ auf die Stimmung ausgewirkt und von daher bin ich fast schon froh das sie ihn ausgelassen haben, so toll es gewesen wäre. Aber nun der Reihe nach.
Seven Bridges Road: Mit dieser kleinen Countrynummer, welche nur af dem 1980er Livealbum erschien, begannen die Eagles den Abend locker leicht.
How Long: Opening des bisjetzt immer noch aktuellen 2007er Albums "Long Road Out Of Eden" war es ursprünglch von den Eagles für J.D. Souther's (der viele Eagles Titel mitschrieb) Album "John David Souther) im Jahre 1972 eingespielt worden, noch bevor sie eigene Hits hatten. Die Nummer wurde aber erst in der 2007er Version als Single ausgekoppelt. Der Sound kam glasklar rüber, die verschiedenen Stimmen waren perfekt aufeinander abgestimmt und ich sang schonmal leise mitgehend vor mich hin.
Take It To The Limit: In typischer Glenn Frey-Manier gestalteten gab es die Begrüßung: "It's summertime, the skies have opened".. naja das Wetter war eher durchwachsen, frisch und es hatte zuvor auch geregnet, vielleicht meinte er das ironisch, zuzutrauen wäre es ihm. Überrascht das man "Take It To The Limit" bereits so früh spielte wusste ich das sie die Setlist so umwerfen das sie keine Pause machen werden. Danach wechselte Don Henley von der Akkustik-Gitarre ans Schlagzeug. Im Laufe des Abends spielt er auch Percussion und E-Gitarre. Am Schlagzeug saß für ihn solange Scott Crago.
Hotel California: Mit typischem Trompetenintro (später sollte es noch eine Bläsergruppe geben) erklang der große Hit recht früh in der Originalversion (nicht die Akkustische von "Hell Freezes Over"), dafür bin ich dankbar, so toll es war aber ich hatte andere Highlights am Abend. Trotzdem war es nett so einen Hit von den Originalen live zu bekommen. Am Ende solierten Joe Walsh und Gastmusiker Stewart Smith. Henley sang vom Schlagzeug aus Leadstimme.
Peaceful Easy Feeling: Eine weitere beschwingte Country Ballade folgte und viele wogen sich wohl in der Gewissheit das man eine Best of Setlist brachte. (Sagen wir so, das stimmte aber einige waren sehr irritiert aufgrund der Solonummern später im Set)
I Can't Tell You Why: Sangen bisher Don Henley und Glenn Frey die Leadstimme durfte hier Bassist Timothy B. Schmidt ran und sang den 79er Hit einwandfrei wie gewohnt.
Witchy Woman: Mein erstes Highlight, wieder sang Henley vom Schlagzeug aus. Hier kam der Sound sehr druckvoll rüber und die Version kam viel rockiger als das Original rüber. Glenn Frey hatte wohl Probleme mit seiner Gitarre das ganze Stück über und betonte danach "that was 'Witchy Woman' from our first album, with two and a half guitars"
Lyin' Eyes: Von den Countryballaden ist mir neben "Peaceful Easy Feeling" diese wohl am liebsten und so war ich froh beide zu bekommen. Hier gefallen mir die Gesangsharmonien sehr gut und man hörte wieder wie perfekt sie aufeinanger eingesungen sind.
Long Road Out Of Eden: Nachdem ich vor dem Konzert über die möglichen Spielzeite hörte hatte ich sehr gehofft das die dieses Epos, Titeltrack des letzten Albums, nicht rausschmeißen. Eine 10 Minütige Ballade die sich klasse aufbaut und mit tollen Melodien aufwartete. Ein GROßES Highlight des Abends, viel besser als "Hotel California". Ich schien einer der wenigen zu sein die dem Stück so konzentriert zu hörten da einige, wie fast das ganze Konzert über, in den Gängen rumliefen um Bier zu holen. Auf der großen Leinwand hinter der Band sah man Videos passend zum Albumcover (die Wüste) und auch im Bezug auf den Text, Amerikas "junk culture".
Walk Away: Hier durfte Gitarrist Joe Walsh, wohl der "coolste" der vier Originalmitglieder zum ersten Mal singen. Als die Akkorde von "Walk Away" (ursprünglich ovn James Gang, eine Band mit der Walsh vor den Eagles spielte) erklangen riss es mich mit und viele Leute zeigten ihre Freude mit Applaus. In der Annahme das die Leute jetzt auch mal aufstehen und mitgehen tat ich das und sah die Security auf mich zukommen. Ich setzte mich sofort wieder hin, Leute was soll denn das? Wie soll denn da Stimmung aufkommen? Die Version von "Walk Away" war richtig klasse und dann sitzen die Leute da oder rennen an den Bierstand. Die Ticketpreise für den Block waren die teuersten und wenn ich das bezahl dann sollte ich zumindest das Beste daraus machen, aber doch nicht so. Aber egal.. Ich flippte dann halt im Sitzen aus.
The Boys Of Summer: Henleys großer Solohit war ein weiteres Highlight für mich mit passendem Video zum Text auf der Leinwand.
In The City: Und wieder Joe Walsh. Diese schwere langsame Rocknummer war nie eine Single aber ist zum Glück im Set enthalten. Wieder spielten alle sehr druckvoll und am Ende knallte es. Zum ersten Mal waren hier auch die Bläser im Einsatz, welche sich klasse einfügten.
Im Tourbuch der Eagles weißen sie darauf hin das man laut U.S. Copyright Law das Filmen bitte lassen sollte. Es filmten aber immer noch einige, die Security ging zu jemanden nicht weit von mir und Henley sprach den Wunsch nochmals aus. Ich hatte eher den Eindruck das Henley ein bisschen genervt rüberkam von der Stimmung, auch wenn er es nicht sagte aber es kam so rüber. Um mich herum filmten auch Leute, teilweise stellten sie sich dann vor mich, aber ich soll mich setzen wenn ich bei einem Lied mal aufstehe, danke auch. Trotzdem Danke an Don Henley, auch wenn er wohl andere Gründe dahinter sah als ich mit dem Filmen aufzuhören was es toll das er es sagte.
The Long Run: Der Titelsong vom 1979er Album, dem letzten vor der 14 jährigen Trennung, folgte mit Henleys hinweis "if you know the words you can sing along", mir war das mittlerweile fraglich ob das so viele taten.
Normalerweise wäre danach Pause aber zum Glück haben sie das nicht gemacht. Mittlerweile habe ich auch die Setlist von den Konzerten in Skandinavien zuvor gesehen und es scheint wohl bei den Outdoor Shows immer so zu sein das sie eine Vorgruppe dabei haben und selbst 130 Minuten ohne Pause spielen, warum keine Ahnung, aber egal. Hier wurde die gesamte Band inklusive Gastmusiker von Glenn Frey (in typischer Art) vorgestellt und Joe Walsh (O-Ton Frey: "The Master Of The Stratocaster") ging wieder ans Mikro. Er machte zunächst Späßchen mit dem Publikum verschiedene Phrasen wie "Oh Yeah!" und "oooh" nachzusingen, typisch Joe Walsh halt
Laut Freys Vorstellung, in denen er erzählt von wo die Mitglieder herkommen beinhaltete, war Walsh aus New Jersey (wenn auch gebürtig aus Kansas) der Beste für das Kommende. "I'd like to dedicate this next song to Clarence Clemons, Saxophone player of the E Street Band, who sadly passed away from us this morning". Da fällt mir eigentlich nur ein Wort zu sein: DANKE
Life's Been Good: Das er Clarence diese Nummer widmete scheint ein bisschen schräg, aber machte irgendwie auch Sinn. Es ist ja keine Ballade sondern ein großer Rocksong der mit viel Fun vorgetragen wurde. Auf der Leinwand sah man Videos der Eagles über die Jahre. Walsh versuchte die Menge ein bisschen aufzupeppen, auch wenn sie bei seinen Späßchen zuvor mitgingen, hier war das leider nicht so. Trotzdem geile Nummer.
Dirty Laundry: Immerhin stand man für Henleys großen Solohit auf der wohl das geilste Video mitbrachte. Viele satirische Bilder und Filme über Klatschmagazine und Late-Night TV Amerikas. sogar Heidi Klum kam darin vor. Ein passenderes Video zu dem Song hätte es wirklich nicht geben können
Funk # 49: Und wieder Walsh, mit einem funkigen (ok der Name sagt es ja schon) Song von James Gang ging es weiter, ich war froh das die Leute standen und ging mit und wieder musste man sich hinsetzen. Viele waren zu dem Zeitpunkt wohl irritiert wann denn wieder Eagles Songs kamen schien es mir. Auf der Leinwand sah man lustige Animationen der Eagles unter Wasser.
Heartache Tonight: Nach einem kurzen Intro folgte dann auch einer. Ein nach vorne gehender Shuffle brachte die Leute auch wieder zum aufstehen, das war aber ein auf und ab. Mittlerweile wusste ich das es jederzeit kippen kann und ich genoss es umso mehr.
Life In The Fast Lane: Und dann geschah es bei der Nummer wo ich es am wenigsten vermutete. Hier haben wir wohl den mitereißendste Eagles Song des ganzen Abends und der gesamte Mittelblock setzte sich hin und nun tippte mich der Hintermann an mich zu setzen. Ich ging dann halt wieder im Sitzen mit und wäre fast in den Block nebenan gewechselt wo alles stand, das muss von oben wirklich doof ausgesehen haben. Da steht der Kerl hinter mir plötzlich auf und fängt an zu filmen, dann bin ich natürlich auch wieder auf und hatte so wenigstens die zweite Hälfte. Henley singt es übrigens nicht mehr hinter dem Schlagzeug sondern von vorne. Mich wunderte es nicht das er die Stelle "Are You With Me So Far?", die er sogar im Studio so singt, hier ausgelassen hat. Ich weiß nicht ob er das in letzter Zeit öfter gemacht hat oder vergessen hat, eigentlich sind sie ja Perfektionisten, aber sein Blick an der Stelle kam sehr eindeutig rüber, ich kann es ihm nicht für übel nehmen. Nach dieser Nummer gingen sie dann von der Bühne, so enttäuscht ich vom Publikum war so begeistert war ich von der Band. Die Spielzeit war mir mittlerweile nicht mehr so wichtig denn rein von der Leistung hat sich das Ticket bezahlt gemacht und ich versuchte die negativen Dinge so gut es geht, wie es bei dem Abend möglich war, zu ignorieren. Immerhin blieben die Leute stehen, aber man wusste ja nicht.
Take It Easy: Nach kurzem Dank von Frey gab es den großen Hit von 1973 und die Stimmung blieb endlich mal so.
Rocky Mountain Way: In der Zugabe nochetwas von Joe Walsh (und seiner Band Barnstorm). Ich nahm schon an man setzte sich wieder aber zumindest bei der Nummer blieb man stehen und ich konnte mitgehen. Im Mittelteil probierte Walsh wieder die Talkbox aus. Passend dazu sah man auf der Leinwand den Rocky Mountain Way.
Desperado: Als die ersten Klänge zu vernehmen waren wusste ich das danach Schluss ist. Eine tolle Ballade am Ende. Komisch das man sich bei "Life In The Fast Lane" hinsetzte und bei "Desperado" stehen blieb, aber egal. Ich genoss es einfach nur und ging danach zur Walkout Music von Bruce Springsteens "Brilliant Disguise" vormich hinsingend vom Platz.
Fazit: Die Eagles würde ich mir sofort wieder ansehen, sie sind eine tolle Band, haben eine abwechslungsreiches Mischung an Stilen, gerade durch die verschiedenen Sänger. Joe Walsh hatte viele glänzende Momente und ist wohl mein Lieblingseagle, nicht weil er "Life's Been Good" Clarence gewidmet hat, sondern weil er der Rocker der Bande ist und immer wieder alberene Sachen macht. Der Sound war perfekt und glaskar. Mittlerweile schimpfe ich nicht mal über die Spielzeit, 130 Minuten sind noch ok, vor allem weil sie fast nur langsame Sachen rausnamen und das Set im Gesamten viel rockiger wirkte. Mit Claudia Koreck habe ich zumindest eine gute Vorband gesehen die es verdient hätte Bekannter zu sein. Zum Publikum schweige ich jetzt mal, letzenendes war es mir aber alles wert. Danke an die Eagles, und ich sage bewusst NUR die Eagles.