Ich freue mich, dass mein Beitrag zu einer regen Diskussion über unsere verschiedenen Vorstellungen bezgl. Bruce Live-Performances, hervorgerufen hat, und möchte natürlich auch niemanden für seine Meinung ankreiden. Im Gegenteil, ich finde es hochinteressant mit welchen Erwartungen wir so in Konzerte gehen. Dennoch möchte ich auf einen Punkt doch direkt eingehen:
* passives Publikum, Nadelstreifenanzug, Philharmonie:
Wenn ich von einer E Street Band spreche die sich auf Ihre Songs konzentriert, dann heißt das nicht dass das Publikum die Klappe halten soll, und still und adrett gekleidet das Konzert verfolgen muss.
Natürlich können auch hier heftig die Luftgitarren geschwungen werden, und jeder kann die Songs mitsingen und an bestimmten Parts (die jeder für sich selbst für wichtig empfindet) kräftig jubeln und die Band anheizen. Mir geht es nur darum, dass die Erwartung an Bruce und die Band nicht die sein soll, dass er jetzt andauernd zum "Shalala" mitsingen, nun starten wir mit linker Block tanzt, dann rechter Block tanzt, dann alle tanzen, aufrufen muss, sondern die Darbietung seiner Geschichten und vor allem das spielen seiner Songs für ein großartiges Konzert ausreichen sollte.
Hier stellt sich im Grunde die nächste interessante Frage, der nächste Ansatz einer Diskussion: Warum ist uns das PIT so wichtig?
Wer mich kennt weiß, dass ich mich auch gern am Vorabend zum Roll-Call melde, damit ich auf jeden Fall die Chance auf einen vernünftigen PIT-Platz bekomme. Dieser ist mir auch sehr wichtig, und auch ich bevorzuge immer Stehplätze vor Sitzplätzen!
Für mich ist das PIT (neben des Prestiges
) so wichtig, weil ich nicht auf die Leinwand schauen will, sondern jede Mimik, jede Gestik der Musiker Live sehen möchte. Wenn Bruce sein Solo bei "Prove It All Night", oder Nils sein großartiges "Youngstown" Solo spielt, dann möchte ich dabei sein. Eben nicht wie bei einer DVD auf den Bildschirm schauen, sondern direkt auf die Gitarre und die Gesichter blicken können. Klar, freue ich mich auch wenn ich es mitbekomme, dass Bruce sich freut, oder Nils sich freut, wenn er merkt dass das Publikum mitgeht und die Soli kräftig anheizt. Aber das sollte doch in jedem Rockkonzert so sein - das ist doch der Unterschied zur Philharmonie.
Ein weiterer, vielleicht sogar der wichtigste Punkt für mich ins PIT zu gehen, ist der dass ich Stadionkonzerte für viel zu groß halte. Hallenkonzerte sind viel intimer, selbst in großen Hallen wie der ehemaligen Color Line Arena, oder der Festhalle, habe ich (zumindest psychologisch) das Gefühl, dass dort eine viel intimere Atmosphäre herrscht als bei einem Stadion- oder sogar Festivalkonzert.
Im PIT eines Stadions (und auch einer großen Halle) bekommt man die Massen hinter einem nicht wirklich mit - auch das bringt Intimität und das Gefühl direkt auf der Bühne dabei zu sein.
Und was Bob Dylan live betrifft. Sicherlich ist die "Never Ending Tour" nicht jedermanns Sache. Aber hier geht es mir um die Art des Konzertes. Nämlich die Songs sind der Grund des Auftritts. Sollte dies nun langweilig sein, liegt es weniger an der Show als vielleicht an der Interpretation der Songs. Ich gehe nachwievor sehr gerne auf Bob Dylan Konzerte, und finde sie alles andere als langweilig. Aber das ist eben Geschmackssache, da brauche ich nicht diskutieren.
Fazit meiner Aussage zur Zukunft von Bruce & The E Street Band Konzerten:
* weg vom Stadionrock (zurück in die Hallen) -> hier geht es nicht um die Songs, sondern um die Art der Präsentation.
* mehr Intimität
* Konzentration auf die Songs, eingebettet in tolle Geschichten und Ansagen
* natürlich auch spontane Reaktionen vom und mit dem Publikum (ist doch schließlich Bruce - der lebt von seinen Fans)
* ...neue Songs mit dem gesamten Repertoire seiner Karriere mischen....
Wie gesagt, es handelt sich hier lediglich um meine Anmerkungen, Gedanken, Ideen und Wünsche zur Zukunft der E Street Band.
Greetings
Mr.Outside