Ragman hat geschrieben:
Ja, das hab ich damals auch hier geschrieben... wenn da an einem der Stände Feuer ausgebrochen wäre, hätte es Panik gegeben und Leute wären vorne am Metallzaun totgedrückt worden. Und was war ein Tag nach Duisburg? Da schalte ich mittags den Fernseher ein und da lief grade Formel 1 am Hockenheimring, da sprachen die auch über Duisburg und meinten, ja, in Hockenheim könnte das ja auf gar keinen Fall geschehen, wegen der jahrelangen Erfahrung mit solch großen Menschenmasse. Man wüsste, wie man damit umgehen müsste. Da hab ich dann passenderweise gekuckt wie ein Auto. Vorher ist das Sicherheitskonzept immer ausreichend, hinterher heißt's dann: oh, das war ja völlig dilletantisch und der Veranstalter hat alles falsch gemacht, wenn man das richtig macht, passiert da nichts. Bei uns ist ja noch nie was passiert!
Es ist einfach albern.
Natürlich ist das albern.
Wenn es schiefgeht,haben es immer alle bzw. viele gewußt und Köpfe müßen rollen.
Der Mensch braucht immer einen Sündenbock um seiner Hilflosigkeit Herr zu werden.
Mit dem was wir mit Schicksal,bzw. Glück ,oder in allererster Linie, Pech (gehabt) bezeichnen, können wir in Wirklichkeit nicht umgehen.Dem ausgeliefert zu sein ist ein nahezu unerträglicher Gedanke. So wird in Momenten des Pechs gerne auch ein,bzw. der Sinn gesucht um nicht daran zu verzweifeln.
Und ein Schuldiger muß her...für Gläubige ist dann der Hauptsündenbock "Gott"...und weil er dem nix kann,macht man aus ihm dann einen gütigen,gerechten,den "lieben" Gott,dem schlimme Schicksalschläge nicht so krumm genommen werden,denn Er/Sie/Es wird sich schon was dabei gedacht haben und zum Guten wenden.Das ist natürlich ungeheuerlich naiv und blauäugig,vlt. sogar dumm,aber kann helfen.
Von daher ist der "selektive Vorteil" der dem Glauben bzw. der Religiösität nachgesagte wird,nachvollziehbar und durchaus ein Argument für den Glauben. Unterm Strich aber auch nur ein Zeichen von Schwäche.
Ich schweife etwas ab,weil ich eben gelesen habe,das der bei der Totenfeier für die Opfer der Loveparade die obligatorische Frage nach dem "Warum lässt Gott das zu" gestellt wurde und dann die tröstenden Worte fielen,das Gott zwar Leid nicht verhindert (obwohl er dies natürlich könnte),aber das es doch toll wäre wie er Menschen in ihrem Kummer beisteht. Sorry,das ich in solchen Momenten tatsächlich "geschmacklose" und "unpassende" Gedanken habe.
Jedenfalls muß die Schuldfrage geklärt werden.Schuldzuweisungen scheinen ein tiefes menschliches Bedürfnis zu sein,denn selbst der,oder die
"edelste" unter uns,wird sich nicht davon freisprechen können,in gewissen Situationen,die Verantwortung,die Schuld am eigenen Versagen,für eigene Vergehen, zumindest teilweise bei anderen zu suchen. Im Grunde ist es aber nur ein Versuch der Ohnmacht des "ausgeliefert seins" zu entkommen.