Ethan Edwards hat geschrieben:
Ragman hat geschrieben:
red_headed_woman hat geschrieben:
Es hält sich ja eben keiner für verantwortlich, bzw. will sich als verantwortlich zeigen, deshalb "entschuldigt" sich auch niemand.
Meinst Du, da stellt sich einfach einer hin und übernimmt mal eben so die Verantwortung für den Tod von 20 Menschen?
Da würdest Du auch versuchen, Deinen Arxxx zu retten
Natürlich ist das schlimm für die Angehörigen und Verletzten, die verständlicher Weise Köpfe rollen sehen wollen (auch wenn es ihnen nicht wirklich etwas bringt), aber aus rechtlicher Sicht ist es doch gut nachvollziehbar, was die "Verantwortlichen" da abziehen.
Nicht nur aus rechtlicher Sicht, ich finde es -nunja- drücken wir es vorsichtig aus, seltsam, wie - noch lange bevor alle Ermittlungen der Ursachen abgeschlossen sind - alle Welt zu wissen scheint, wer dafür verantwortlich ist. Respekt für diese deduktive Meisterleistung auf Basis von Fernsehnachrichten. Holmes ist ein Dreck dagegen. Das ist ein typisches menschliches Vorgehen: die Öffentlichkeit braucht nach solchen Unglücken einen Schuldigen, nicht zwangsläufig die Wahrheit, sofern diese überhaupt ermittelbar ist.
Das ist mir zu pauschal...
Mein Eindruck ist, dass das gesamte Gelände nicht gerade für die Durchführung einer Massenveranstaltung dieser Größenordnung geeignet ist. Zudem haben doch im Vorfeld schon genug Leute starke Sicherheitsbedenken gehabt.
Die Frage ist doch: Wie kann man eine solche Menge durch einen solchen TUNNEL schicken?
Gemessen an heutigen Sicherheitsvorschriften kann das eigentlich nichts anderes sein als fahrlässiges Handeln.
Gruß, Ethan
Pauschal ist wohl eher, dass jetzt schon die Schuldigen ausgekuckt sind.
Nochmal: da laufen jetzt Untersuchungen, die ermitteln sollen, wieso es dazu kommen konnte. Was da in den Medien geschieht, sind Vorverurteilungen. Es sollte einfach mal jeder die Klappe halten, bis überhaupt klar ist, was die Ursache oder Ursachen des Unglücks war. Danach kann man dann fragen, inwieweit das vorhersehbar war und dann vielleicht noch, ob eine potentielle Gefahr bewusst oder fahrlässig ignoriert wurde. Aber so was macht man am Ende von Untersuchung, nicht am Anfang. Jetzt allein anhand eines Unglücks jemanden wegen der prinzipiellen Verhinderbarkeit des Unglücks zum Verursacher des Unglücks zu machen, ist hanebüchen. Nach jedem Unglück kann man hinterher feststellen, wenn dies oder jenes geschehen wäre oder dies oder jenes nicht geschehen wäre, wäre es nicht zu dem Unglück gekommen. Dazu finden sich dann immer Personen, die, hätten sie anders gehandelt, dazu beigetragen hätten, dass es nicht zu dem Unglück gekommen wäre.
Entscheidend ist aber nur die Frage, ob die aus grober Fahrlässigkeit oder gar mutwillig falsch gehandelt haben - oder mehr noch, ob die Gefahr offensichtlich gewesen sein müsste. Nur dann kann man von so etwas wie "Schuld" sprechen. Bevor man das aber entscheiden kann, muss erst mal in allen Details klar sein, wie es zu der ganzen Sache kommen konnte. Was aber gemacht wird, ist das genaue Gegenteil: man hat ein paar, die irgendwie schuldig wirken, hauptsächlich der Veranstalter und der Bürgermeister, und jetzt sucht man sich ganz selektiv die Indizien zusammen, die dafür sprechen. Das ist aber eher Hexenjagd als Aufklärung.
Und dazu gehört auch, dass im Vorfeld gewarnt wurde: hinterher Leute zu finden, die vorher gewarnt haben, das funktioniert immer. Das kannst Du bei jedem Unglück machen. Ständig wird betont, dass das Gelände für so viele Menschen viel zu klein war. Schon möglich. Aber was hat das mit dem Zugang zum Gelände zu tun? Rein gar nichts. Die Leute sind ja nicht auf dem Gelände gestorben, sondern im Zugang dazu. Und wenn eigentlich nur 500.000 Besucher erwartet wurden, dann ist die angeblich dreifache Menge die Hauptursache für das Unglück, weil bei einem Drittel der Besucher vielleicht gar nichts passiert wäre. Was bedeutet das aber dann für einen der angeblichen Hauptschuldigen, den Bürgermeister, wenn der nur ein Drittel an Besuchern erwartet hat, hätte der Tunnel als Zugang wohl ausgereicht. Ist er also schuld, weil viel mehr Leute gekommen sind? Oder anders gesagt: wer hätte wann sagen müssen, dass das Gelände voll ist und niemand mehr auf das Gelände gelassen wird? Letztendlich doch die Polizei, oder? Wieso aber ist dann der Bürgermeister schuldig? Ist der auch schuldig, wenn er eine Veranstaltung in einer Halle zulässt, die nur für 5.000 Leute ausgelegt ist und es geschieht ein Unglück, weil am Abend 50.000 reingelassen werden?
Also, wenn überall von "Schuld hin und her schieben" geredet wird, dann sollte man vielleicht auch mal bedenken, dass die Schuldfrage gar nicht so einfach zu beantworten ist, wie überall getan wird.
Kann ja sein, dass der Bürgermeister und/oder der Veranstalter wirklich "schuld" sind. Wer das aber jetzt schon beurteilen zu können glaubt, nunja, sagen wir es vorsichtig: der überschätzt sich...
Und nur am Rande, das nimmt schon absurde Ausmaße an: gestern haben sie im Fernsehen einen Typen von ner Sicherheitsfirma gezeigt, der als Experte ausgewiesen wurde, weil er eben viel mit Großveranstaltungen zu tun hat. Der wusste auch schon erstaunliches. Er sagte auch, der Veranstalter sei schuld. Warum ist jedoch interessant: er behauptete, weil es im Tunnel keine Notausgänge gab, womit er zwei Türen links und rechts meinte, durch die Leute rausgekonnt hätten. Da wusste ich dann auch nicht mehr, ob ich lachen oder den Fernseher aus dem Fenster werfen sollte. Da wird ein Meinungsbild gestützt durch Leute, die nicht einmal die simpelsten physikalischen Prinzipien, die hinter solchen Phänomen (also dass sich Menschenmassen derart unglücklich stauen können) steckt. Nottüren im Tunnel hätten etwa so viel genützt, wie eine Gießkanne in einem brennenden Wald.