Bereits zwei Tage nach dem Eric Clapton & Steve Winwood Konzert konnte mit Mark Knopfler ich eine weitere Gitarrenlegende in Frankfurt bestaunen. Nach 2005 war dies mein zweites Konzert von ihm, in der selben Halle. Da es nur bestuhlte Plätze in der Festhalle gab war die Anreise zur Halle sehr relaxed. Mein Vater und ich fuhren auf einen Park & Ride Platz und begaben uns mit der S-Bahn nach Frankfurt HBF um von dort aus an den Ort des Geschehens zu Fuß zu kommen. Bis zum Konzertbeginn waren noch ca 90 Minuten Zeit. Um 19 Uhr war Einlass. Das Konzert wurde aufgenommen und konnte danach auf USB-Stick erworben werden, die zweite Hälfte konnte man sich ab dem Tag nach dem Konzert nachträglich mit einem Code auf einer Internetseite herunterladen. Vor dem Konzert gab es die Möglichkeit sich schon Gutscheine zu ordern, das heißt man bezahlt den Preis und bekommt eine Karte welche man nach dem Konzert einfach abgibt und direkt den USB-Stick erhält.
In der Halle gingen wir auf unsere Plätze. Diese waren fast identisch mit den Plätzen von vor 5 Jahren. Wir inspizierten kurz die Bühne. Auch bei uns stand ein Stuhl an Marks Position. Ich hatte schon im Netz gelesen das er sich im Rücken einen Nerv eingeklemmt habe und daher sitzend spielen muss.
Mit fortschreitender Zeit füllte sich die Halle zum Sound von alter Blues und Country/Folk Musik, bis um 20:15 Uhr die Lichter ausgingen. Die Musiker schlenderten zum Sound von der immer noch laufenden Musik auf die Bühne bis diese schließlich stoppte.
Border Reiver: Im Dunkeln startete der Opening des neuen Albums "Get Lucky". Durch zwei Musiker welche Geige und Irische Flöte spielten konnte man in diese Richtung gehen. Beschwingt spielte sich die Band mit dieser Nummer warm. Im Gegensatz zu 2005 gab es keinen "Paukenschlag" (Why Aye Man und Walk Of Life waren damals die ersten beiden Nummern) sondern man fing quasi klein, aber auch beschwingt, an.
What It Is: Einer von Knopflers bekanntesten Solo-Nummern kam an zweiter Stelle. Der ruhige Mittelteil wurde ausgedehnt und mit einem Flötensolo versehen. Durch das man eine Geige dabei hatte konnte man die Studioversion viel authentischer rüberbringen, ohne es 1:1 nachzuspielen.
Sailing To Philadelphia: Ein erster Ruhepunkt. Mark sang alle Strophen alleine. Im Studio gab es die Nummer ja als Duet mit James Taylor. Schön relaxt dargeboten.
Coyote: Mein erstes Highlight. Eine versteckte Perle auf dem "Ragpiecker's Dream" Album von 2002. Über die letzten Tourneen hat Mark immer ein paar Nummern davon eingestreut. Vielleicht hat es auch damit zu tun das er die Tour zu diesem Album 2003 aufgrund eines Motorradunfalles absagen musste. Die zwei neuen Musiker spielten Gitarre und Querflöte. Das machte deutlich das wir es hier mit Multiinstrumentalisten zu tun hatten welche den Sound mit vielen Farben versehen würden. Der Song selbst kam mit viel Drive, aber auch mit der typischen Knopfler Coolness rüber. Glenn Worf am Kontrabass und Drummer Danny Cummings, Percussionist auf der letzten Dire Straits Tour, groovten munter vor sich hin.
Prairie Wedding: Mark begrüßt das Publikum und verwies darauf das sein Doktor ihm emtpfehle zu sitzen. Aber für "it's fun" da er immer mal einen "accident" hat wenn er mit dem Arm an die Lehne stößt und so manche Sachen ein bisschen anders spielt
Er nennt den Namen des nächsten Songs, verhaltener Applaus folgt und die Nummer beginnt. Einer meiner Lieblingstitel auf dem 2001er Album "Sailing To Philadelphia". Am Abend zuvor in Antwerpen hatte man es gestrichen, so war ich froh es live zu hören.
Hill Farmer's Blues: Darauf habe ich so gehofft. Ich war ja nicht auf der 2008er "Kill To Get Crimson" Tour als er dieses Juwel vom "Ragpiecker's Dream" Album zum ersten Mal darbot. Um so erfreuter war ich es auch auf dieser Tour im Set zu sehen. Eines meiner absolute Highlights. Der langsame Aufbau und dann das Solo von Mark mit einem geilen Bassgroove von Glenn Worf. Ganz großes Kino!
Romeo And Juliet: Der erste von fünf Dire Straits Titeln wurde vom Publikum genossen und mit großen Applaus gewürdigt. Hier spielte Mark auch die Gitarre welche auf dem Cover des 85er Albums "Brothers In Arms" zu sehen ist (aber dieser Song nicht enthalten ist) bevor er zum Ende zum Solo an die E-Gitarre wechselte. Im diesem Moment ging der Vorhang auf und eine Leinwand erschien wo man genau auf Marks Gitarrenspiel schauen konnte da an der Gitarre eine Kamera befestigt war, klasse Idee.
Sultans Of Swing: Gleich noch ein Dire Straits Hit hinterher. Vom Debütalbum ist dies wohl auch ein Favorit vieler Leute welche die Dire Straits von Beginn an verfolgten. Im Gegensatz zu Versionen auf Dire Straits Tourneen ab 1983 (und auch Marks erster Solotour 1996) hat man sich auf Marks Gitarrensolo (wieder mit der Kamera) beschränkt und einen ruhigen Mittelteil wieder ad acta gelegt. Auch die Band spielte den Song wie 1978 mit nur 4 Leuten (Bass, Schlagzeug und zwei Gitarren) Beim berühmten Schlagzeugbreak wenn Mark "as the time bell rings" sah man Danny Cummings auf der Leinwand jenen Break spielen.
Done With Bonaparte: Nach langem Applaus bedankte sich Mark und erwähnte das er Spaß daran hat diese "old songs" zu spielen. Anschließend stellte er die Band vor welche wieder alle auf die Bühne kamen. Mit dem "Bonaparte" von Marks erste Album "Golden Heart" ging es traditionell weiter. Zu meiner Überraschung spielte man die Nummer in einer höheren Tonart als bisher. Wieder hatte man das Gefühl mit guten Freunden im Irish-Pub zu sitzen.
Marbletown: Munter ging es weiter. Diese unscheinbare Countrynummer vom "Ragpiecker's Dream" Album wurde mal locker auf 10 Minuten ausgedehnt und mit vielen Jams versehen. In der Mitte wurde es leiser, dann wieder lauter. Das Publikum würdigte diese Nummer besonders. Sicher eines der Highlights.
Get Lucky: Vor dem "Big Finale" noch der Titelsong des neuen Albums. Eine ruhige Nummer welche nicht umbedingt ein Highlight war, aber Dramaturgisch sicherlich sinnvoll.
Speedway At Nazareth: Ich bin freudig überrascht das Mark diese Nummer vom "Sailing To Philadelphia" Album immer noch im Set hat. Auf das Geigenintro folgt der Drummachinegroove bevor es am Ende ein ausgedehntes Solo von Mark gab, es wurde immer lauter und die Bühne unterstütze dies auch visuell.
Telegraph Road: Doch das war nur das "aufwärmen". Der "große Bruder" folgte in Gestalt des Dire Straits Klassikers von der 82er "Love Over Gold" LP. Es begann ganz ruhig und Mark "erzählte" die Story der Telegraph Road. Nach fast 10 Minuten kam dann DER Moment. Leise begann die Hauptmelodie und Mark fing zarghaft an zu solieren. Mit jeder Melodieform steigerte man die Dynamik und es entlädt sich alles in einem fast 5 Minütigem Solo. Auch hier gab es klasse Lichteffekte. Dabei rannten die ersten Fans vor die Bühne. Ich machte mich auch auf den Weg und landete in der zweiten Reihe vor Mark. Dort hatte ich ihn die letzte Minute der Nummer direkt vor meinem Auge. Unter tosendem Applaus, sogar die Leute auf den Rängen standen auf, fand das Hauptset sein Ende.
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Brothers In Arms: Die Band blieb auf der Bühne und bekam vom Roadie einen Becher mit etwas zu trinken gereicht und prostete den Fans zu. Danach nahmen sie alle wieder ihre Plätze ein. Ohne das "Gewitter Intro" fing Mark an die Melodie von "Brothers In Arms" zu spielen. Ihn dabei direkt vor der Nase sitzen zu sehen war schon bewegend. Ein zu euphorisierischer Fan rief als in den Song rein aber wurde von der Security gewarnt. Das ging auch irgendwie an mir vorbei. Ich hatte die Nummer an diesem Abend sicher wiederentdeckt. Bei Marks Solo öffnete sich nochmals die Leinwand, wobei ich vorne Mark eh direkt auf die Finger schauen konnte.
So Far Away: Direkt weiter ging es mit einem weiteren Klassiker vom "Brothers In Arms" Album. Die "Gelegenheitshörer" favorisieren wohl eher "Money For Nothing" oder "Walk Of Life" aber für mich ist "So Far Away" einer der schönsten Dire Straits Songs. Er wurde schneller dargeboten als die Studioversion und enthielt ein ausgedehntes Intro. Im Hintergrund stellte man mit einfachen Mitteln eine Art "Sternenhimmel" dar. Komischerweiße war dieser Song auf 2 Tourneen (1992 Dire Straits und auf Marks erster Solotour) nicht im Set, verdient gehabt hätte er es. Zum Glück hat ihn Mark wiederentdeckt. Nach dem Ende verbeugte sich die Band und ging von der Bühne bevor sie gefeiert noch für einen letzten Titel zurückkehrte.
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Piper To The End: Im Gegensatz zu den meisten Gruppen welche mit einem Klassiker aufhören gab es zum Ende den Closer der neuen CD. Noch einmal wurden die Flöten ausgepackt und es gab zum Schluss Melancholie pur. Ein gewagter, aber passender Abschluss.
Beim rausgehen habe ich dann meinen USB-Stick abgeholt und langsam ging es auf den Weg nach draußen.
Im Gegensatz zu Eric Clapton & Steve Winwood war das hier eine ganz andere Atmosphäre. Eine bessere Vergleichsmöglichkeit der beiden Ausnahmegitarristen, als beide im Abstand von zwei Tagen live zu sehen, kann es wohl nicht geben. Für mich haben beide voll überzeugt. Was ich bei Mark klasse fand war diese Coolness mit der die ganze Band antrat.
Das von 16 Titeln nur 5 aus den Dire Straits Album stammen fand ich sogar vorteilhaft. Man merkte das dies ein Knopfler Solo Konzert ist. Gerade die Nummern die er von den Dire Straits gespielt hat fügten sich super ein. So sehr manche "Hit Fans" jammern mögen über das Fehlen von "Walk Of Life" und "Money For Nothing", welche ich beide fünf Jahre zuvor selbst erleben durfte, so finde ich das gerade "Money For Nothing" den "Fluss" doch ein bisschen gestört hätte. Danke Mark und Band für das klasse Konzert!