Bevor ich zu Bett gehe, nun eine kritische Würdigung des neuen
Robin Hood und der über diesen Film hier tobenden Debatte:
Ragman und Geronimo haben beide recht. Das mag man meinerseits salomonisch nennen oder feige.
Ein actionreiches Abenteuer vor historischer Kulisse - da bewegt sich Hollywood in der Tat auf bewährtem Terrain, um nicht zu sagen ausgetretenen Pfaden. Ein Risiko ist das nicht. Aber natürlich ist Ridley Scott ein versierter Regisseur, mit seinen Darstellern Crowe, Blanchett und Strong hat er starke Schauspieler mit starken Gesichtern. Der Film bietet selbstverständlich angenehme Blockbuster-Unterhaltung.
Mehr als Ragmans dennoch korrektem Vergleich mit
Braveheart drängt sich logischerweise der mit
Gladiator auf. Letztlich unterscheiden sich die beiden von Crowe gespielten Robin Longstride und Maximus in der Charakterzeichnung nicht groß voneinander. Die Eingangssequenz von
Robin Hood wurde übrigens in dem Wald in England gedreht, in dem auch die Eingangssequenz von
Gladiator gedreht wurde.
Der Film erzählt wie erwähnt eine denkbare Vorgeschichte der Robin-Hood-Saga, die aber etwas frei mit dem Stoff umgeht. Speziell in der Gemengelage mit König Richard Löwenherz und seinem Bruder Prinz John nehmen sich Drehbuchautor Brian Helgeland und Regisseur Ridley Scott einige Freiheiten, was mir ausgesprochen gut gefällt. Die Maid Marian ist keine Maid im Sinne von Jungfrau mehr, sondern eine Ehefrau, die auf die Rückkehr ihres Mannes wartet, der mit König Richard Löwenherz auf Kreuzzug war. Statt des Gemahls erscheint Robin auf der Bildfläche ...
Es gibt tatsächlich eine Szene mit einer Invasionsflotte, die stark an die Invasionssequenz in
Saving Private Ryan angelehnt ist, samt Landungsbooten, wenn auch nicht ganz so brutal. Das ist gewagt, eine Kriegs-Actionszene des 20. Jahrhunderts ins 12. zu transportieren. Man kann das amüsant finden oder peinlich. Ich fand's belustigend.
Der Film bietet allerdings weit mehr als Blutrache und Schlachtengetümmel. Im Verlauf des Films wird's geradezu sozialistisch, was mir etwas zu aufgesetzt vorkam. Ansonsten ist das Streben nach der Macht in Großbritannien zwar sehr konstruiert, aber durchdacht konstruiert, und hat mir gut gefallen.
Fazit: Ich hab' den Film ja für lau gesehen, aber auch mit gekaufter Eintrittskarte wäre es völlig in Ordnung gewesen. Das ist großspuriges Kintopp mit den üblichen Mängeln. Die kann man bemerken und kritisieren, was ich beides tu. Aber gut unterhalten gefühlt habe ich mich dennoch.
Ragman hat geschrieben:
Es ist die immer gleiche Erzählstruktur, die gleiche Dramaturgie und in gewisser Weise auch die gleichen Charaktere und die gleiche Story.
Bis auf die Story gebe ich Dir in allen Punkten recht, auch wenn ich's nicht gar so negativ ausdrücken würde.
Man kann so etwas übrigens tatsächlich im Trailer erkennen, was Billy ja bezüglich Ragmans Aussage bezweifelt hat.
Trailer verraten heute viel zu viel, was man bei miesen Filmen natürlich für gut halten kann.