Es ist mal wieder an der Zeit, die Platten des Jahres 2009 auszurufen. Das dauert bei mir immer etwas länger, weil ich natürlich auch in 2010 noch 2009er Platten gekauft habe, die erst einmal gehört werden wollen.
Ich hoffe wieder, dem einen oder der anderen einen guten Tipp zu bescheren und vielleicht auf einen Künstler/eine Künstlerin zu stoßen, den man sonst vielleicht nie entdeckt hätte. Es würde mich freuen, wenn Ihr die Liste tatsächlich lesen würdet. Auch Kommentare sind natürlich durchaus erwünscht.
In 2009 gab es für mich einige gute Newcomer, von denen besonders die Nr. 1 einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Zugleich hat sie das Jahr auch insoweit geprägt, als ich vergleichsweise viele Blues- und Bluesrockalben gehört habe. Bei den Enttäuschungen sind zumindest die Plätze 4 und 5 Jammern auf hohem Niveau. Aber seht selbst:
1. Joanne Shaw Taylor - White SugarBereits im Januar 2009 stand beinahe fest, welches Album mein persönliches Album des Jahres wird. Zupackender Bluesrock, von der Art des Gitarrenspiels Stevie Ray Vaughn sicherlich nicht unähnlich, und doch eigenständig. Dazu eine tiefe, leicht rauchige Stimme, die man der 23-jährigen nach optischer Beurteilung gar nicht zutrauen würde. Definitiv das Album des Jahres!
2. Steve Earle - TownesDass Steve Earle den großartigen Songwriter Townes van Zandt verehrt, weiß man nicht erst seit er seinem Sohn den Namen Justin Townes verliehen hat. Nun hat er ein Album mit Stücken des leider viel zu früh verstorbenen van Zandt veröffentlicht - und dieses ist ihm unglaublich gut gelungen. Die Grundstimmung ist vergleichsweise ruhig. Die Interpretation der hervorragenden Stücke ist einmalig. Selten habe ich ein derartig großartiges Cover-Album gehört.
3. Dave Matthews Band - Big Whiskey & the Groogrux KingNach dem Tod des Saxofonisten LeRoi Moore hatte ich arge Bedenken, was mit der Dave Matthews Band werden sollte. Was kam war ein Befreiungsschlag. Waren die letzten Alben für meinen Geschmack zu geradlinig geraten, zündet die Band hier ein Feuerwerk aus ihrem unverwechselbaren Stil-Rhythmus von Rock, Pop, Jazz, Funk, etc. (die Liste ließe sich nahezu beliebig weiter fortsetzen). Die DMB erinnert sich an die Tugenden ihrer Anfangszeit und mixt dies mit zeitgemäßem, aber keinesfalls anbiederndem Songwriting. (Und live kommt das Ganze sogar doppelt zur Geltung)
4. The Felice Brothers - Yonder is the clockDas erste Album der Felice Brothers (Tonight at the Arizona) war bereits wirklich gut. Das zweite, jetzt selbstbetitelte Album war der Knaller (vgl. Liste 2008). Und jetzt? Es ist wieder ein Knaller geworden. Etwas sperriger als der Vorgänger, bohrt sich dieses folkige Werk nicht direkt ins Ohr. Die Qualität des Albums zeigt sich aber nach mehrmaligem Hören. Produziert ist das Ganze (zum Glück) wieder alles andere als glatt. Das hätte zu den Felice Brothers auch nicht gepasst - ein Knaller!
5. Mike Zito - Pearl RiverMike Zito interpretiert den Blues schmutzig, aber traditionell. Das Ganze fungiert gemeinhin unter dem Titel Roadhouse-Blues. Viele Aufnahmen in diesem Bereich bestechen nicht gerade durch Einfallsreichtum. Etwas Anderes gilt für Zitos 2009er Album: Abwechslungsreich, druckvoll, warm, jedoch rauh produziert, ist das Ganze eine echte Perle geworden.
6. John Mellencamp - Life, Death, Live & FreedomMellencamps erstes offizielles Live-Album präsentiert die Songs von Life, Death, Love & Freedom in rohen Live-Versionen. Mellencamp hat diese vor der Veröffentlichung seines Albums vor Publikum getestet. Die Arrangements unterscheiden sich teilweise erheblich von den Studio-Fassungen. Sie sind jedoch nicht weniger gut. Diese EP hat es in sich, berührt ebenso wie das Studio-Album, ist vielleicht nur etwas kurz geraten, was auch wieder ein Kompliment ist.
7. Tim Easton - PorcupineIch hatte ihn schon aus den Augen verloren, obwohl er 2003 mit dem Album Break Your Mother’s Heart durchaus zu überzeugen wusste. Dann kam 2008 das Zufallsprodukt mit den Herren Leeroy Stagger und Evan Philips (Whipsaws) und ließ mich aufhorchen. Offenbar ließ sich Easton davon beflügeln: Das aktuelle Werk rockt, dass sich die Balken biegen. Der Americana Grundton bleibt, ist jedoch deutlich in den Hintergrund gedrängt. Das Ganze ist dann auch noch erstaunlich und erfreulich roh produziert - Super!
8. Derek Trucks Band - Already FreeDer Meister des Blues Rock schlägt wieder zu. das Besondere an Trucks Alben ist seit jeher die hervorragende Gitarrenarbeit. Seine Gitarre lässt er so klingen, dass andere Instrumente verzichtbar werden. Dazu sucht sein Songwriting seinesgleichen. Was auffällt ist, dass Trucks sich und seine Band Ausflüge in andere Musikrichtungen erlaubt - freilich ohne den Blues aufzugeben, der bestimmend bleibt. Dennoch ist das Album mit Jazz, Soul und Gospel sowie einigen Ethno Eindrücken gespickt. Wer sucht, findet noch weitere Berührungspunkte. Das macht das Album spannend und lässt es spannend bleiben.
9. Seasick Steve - Man From Another TimeSteve Wold hat ein bewegtes Leben hinter sich. Er hat mit einigen Größen gespielt, ist als Hobo durchs Land getingelt und hat sich vor allem nicht verbiegen lassen. Mit über 60 Jahren hat er dann mal überlegt, ein eigenes Album vorzulegen. Nun liegt sein viertes Werk vor, das im UK mal eben so Platz 1 der Album-Charts einnahm. Country-Blues-Folk-Rock’n’Roll - Steve berührt alle Genres und lässt sich nicht einordnen. Das Ganze ist knarzig und „echt“ produziert, meist nur mit akustischer Gitarre und Drums. Nachdem man den Hidden track gehört hat (eine großartige Version von Hank Williams „Im‘ so lonesome I could cry“ ), startet man das Album automatisch von vorne.
10. Mumford & Sons - Sigh no moreEin ruhiges Folk-Album zum Zuhören. Dass das Album ohne ein komplettes Drumset, sondern nur mit einzelnem Schlagwerk aufgenommen wurde, vergisst man schnell. Dazu sind die Songs auch einfach zu schön und ausgereift. Das Album lässt eine ganz eigenartige Atmosphäre entstehen. Es wirkt unglaublich geschlossen und kann ohne Einschränkungen empfohlen werden.
11. Gov’t Mule - By a threadMan hat den Eindruck, dass diese Band nie stillsteht. Jedes Album nimmt neue musikalische Aspekte auf und vermischt dies mit dem unnachahmlichen, blues-geerdeten Sound der Band. Musikalisch sind sie wieder etwas härter geworden, wenngleich die staken Balladen nicht fehlen. Mit Ausnahme des grottenschlechten Zwischenalbums „Mighty High“ kann man bei Gov’t Mule getrost zugreifen - man kann gar nicht falsch liegen.
12. Henrik Freischlader - Recorded by Martin MeinschäferBitte was? Was ist das denn für ein Albumtitel? Er erklärt sich recht leicht. Henrik Freischlader hat seine Band „entlassen“ und sich alleine ins Studio begeben, wo er alle Instrumente selbst eingespielt hat. Aufgenommen wurde das Ganze von Martin Meinschäfer. Dieser hat seine Arbeit so gut gemacht, dass er im Albumtitel verewigt wurde - zu recht! Die Aufnahme klingt erstaunlich geschlossen und Freischlader wirkt seltsam befreit. Sein sicherlich bestes Album bisher. Blues rock deutscher Machart vom Feinsten.
13. The Band of Heathens - One Foot in the EtherDen 2008 beschrittenen Weg führt die Band of Heathens auch in 2009 konsequent fort. Es bleibt bei dem großartigen Mix aus Country-Versatzstücken mit Blues, Rock und Soul. Heraus kommt feinstes Americana dieser auch (und gerade) live großartigen Band. Wenn man das Ganze dann noch als LP kauft, erhält man die CD kostenlos dazu. Auf
http://www.bluerose-records.com gibt es übrigens ein komplettes Konzert als flac oder mp3 zum kostenlosen Download - Es lohnt sich!
14. Jason Isbell & the 400 Unit - SameJason Isbell war nur kurz Mitglied der Drive-by Truckers, hat deren Sound aber deutlich geprägt. Solo hat er bereits 2007 mit „Sirens of the Ditch“ ein großartiges Album vorgelegt. Nun also kommt das selbstbetitelte Album mit seiner Begleitband The 400 Unit, welche mit Isbell 2008 bereits ein Live-Album veröffentlicht haben. Isbell bleibt dem Americana treu, wobei er eher in die southern-rockige Richtung tendiert. Das tut dem Album spürbar gut. Zudem merkt man, dass es ein Band-Album geworden ist - alles wirkt aus einem Guss. Auch hier empfiehlt sich die Doppel-LP, bei der das gesamte Album als CD beigelegt ist.
15. John Fogerty - The Blue Ridge Riders Rides Again1973 nahm John Fogerty die erste Folge auf, jetzt kommt der Nachfolger der Blue Ridge Riders. Damals hat er noch alle Instrumente selbst eingespielt (daher auch der „Grammatikfehler“ im Titel der CD), jetzt hat er sich Cracks - und durchaus beeindruckende Duettpartner (allen voran den Bruce) - ins Studio geholt. Wieder verarbeitet Fogerty Country und Bluegrass. Heraus kommen eingängige, keinesfalls dümmliche Songperlen, die ins Ohr gehen. Eine Platte, die einfach Spaß und gute Laune macht.
16. Bob Dylan - Together Through LifeDylan nimmt den offensichtlichen Folk-Boom dankbar auf. Dabei kopiert er aber nicht etwa sich selbst, sondern präsentiert ein knarziges Alterswerk, welches wie seine Vorgänger zeigt, dass Dylan sich in einer der besten Phasen seines Lebens befindet. Die Band ist wieder einmal perfekt eingestellt. Die Songs landen übrigens nicht direkt im Ohr. Das Album verlangt genaueres Zuhören. Dann entfaltet es seine ganze Qualität.
17. Jamie Cullum - The PursuitBereits mit dem Vorgängeralbum hat sich Cullum ein wenig aus der jazzigen Crooner-Richtung in Pop-Bereiche bewegt. Dieses Vorhaben setzt er nun konsequent fort, wobei man erstmals einen Stil feststellt, der fesselt. Der jazzige Grundton bleibt beibehalten, während das Ganze poppig, teilweise funkig und tanzfähig abgemischt wird. Es reißt einen tatsächlich mit. Der Brite Cullum hat offenbar einen Stil gefunden, in dem er sich zu Hause fühlt. Dieser Stil wird die Fangemeinde spalten, wirkt auf den „unbedarften“ Hörer jedoch anziehend.
18. Sons of Bill - One Town AwayDas zweite Album dieser Band aus Charlottesville, Virginia ist das erste, welches in Europa zur Kenntnis genommen wird. Stilistisch sind die Jungs der Band of Heathens nicht unähnlich, weisen jedoch ein wenig mehr in die rockigere Richtung. Dies wird gemeinhin unter dem Begriff „No Depression“-Musik geführt. Tatsächlich kann man die Band grob in die 90er Gitarrenrock gemischt mit Alt.Country einordnen. Zuhören lohnt sich definitiv.
19. Super 400 - Sweet FistSuper 400 bitten sehr zupackenden Retro Rock mit Hardrock-Touch (insbesondere auch durch die Stimme von Sänger Kenny Hohman) und leichter Blues und Psychedelic Grundierung (der auf ihrer MySpace Seite genannte Soul Anteil ist zumindest nicht direkt hörbar). Dabei lohnt sich das Zuhören, da sich in den Stücken der Band gerne hörenswerte Nuancen verstecken. Sehr gelungen!
20. Ana Popovic - Blind for LoveAna Popovic interpretiert den Blues äußerst funkig und gibt dabei eine hervorragende Figur ab: Packende Songs, mitreißende Rhythmik und sehr gute Instrumentierung lassen dabei ein hervorragendes Album entstehen, dass häufiger einmal den Weg in meinen Player gefunden hat.
21. Joe Henry - Blood from the StarsPuuh, dieses Album hat es in sich. Es sperrig zu nennen, wäre untertrieben. So dauert es eine ganze Zeit bis ich diesem Genremix (Jazz, Blues, Country, Rock, die Liste könnte nahezu unendlich weiter geführt werden), der zeitweise an Tom Waits erinnert, etwas abgewinnen konnte. Hat man sich aber auf die Songstrukturen eingelassen, wird man mit einem großen Abwechslungsreichtum belohnt, der seine Spannung gerade aus der Unvorhersehbarkeit und der Sperrigkeit zieht.
22. The Mother Hips - Pacific DustIrgendwo zwischen Gitarrenrock (viel), Psychedelic (gering, aber hörbar) und Roots Rock (im Hintergrund, aber farbgebend) hat diese Band ein krachendes, eingängiges und durchweg hörenswertes Album produziert. Da, wo andere Bands sich dem Massengeschmack anbiedern (nämlich im Gitarrenrock) lassen Mother Hips die anderen vorhandenen Elemente aufblühen und sorgen für Spannung und lang anhaltende Freude. Tipp: die LP kaufen - dort ist die gesamte CD beigelegt (LP für zu Hause, CD für unterwegs).
23. Chuck Prophet - Let Love RingEin Konzeptalbum über den amerikanischen Traum in einem Sounddesign, welches deutlich rockiger (im Sinne von Alternative Rock) dahergkommt, als Prophets vorhergehende Werk. Vergleiche mit Thin Lizzy, Iggy Pop oder The Knack wurden ausgesprochen, wenngleich diese Vergleiche nur partiell zutrefffen. Das Werk hat eine große Eigenständigkeit und einen recht einmaligen Sound. Dieser ist sicherlich auch dem Mann an den Drums geschuldet: Ernest „Boom“ Carter (hier dürfte dem geneigten Bruce-Hörer ein Licht aufgehen)
24. The Mountain Goats - The Life of the World to ComeDie Bergziegen bleiben ihrem Indie-Rock-Pop-Sound treu, bedienen sich nun bei der biblischen Metaphorik (kleine Fußnote: das Vorgängeralbum hieß noch “Heretic Pride”). Die folkigen Ausflüge bleiben auch bei dem neuen Album erhalten, ebenso wie John Darnielles durchdringende, ungewöhnliche Stimme.
25. Southside Johnny & the Asbury Jukes - The New Jersey CollectionJohnny Lydon scheint sich auf der Höhe seiner Karriere zu befinden - zumindest musikalisch. In den nun in einem 3er-Set erscheinenden CDs „Messin‘ with the Blues“, „Going to Jukesville“ und „Into the Harbour“ beschäftigt sich Lydon zuerst mit dem Blues, den er vergleichsweise traditionell interpretiert und mit dem Jukes-Sound vermischt (Großartig!), bevor er zu seinem Trademark-Sound zurückkehrt und ihn in die 2000er führt. Die Jukes zeigen eine Spielfreude, die man zuletzt von ihnen nicht mehr erlebt hat. Die Produktion gibt der Band dann auch den Raum, den sie braucht. Beachtet wurden die Werke, die bislang nur über die Homepage der Band zu beziehen waren, bislang kaum. Nach dem Erfolg von Grapefruit Moon, entschied man sich für den Vertrieb als 3er CD - zu Recht!
26. Joe Bonamassa - The Ballad of John HenryDerzeit bringt Bonamassa jedes Jahr ein Knalleralbum auf den Markt. Der Schwerpunkt des 2009 Werkes liegt bereits wieder mehr auf Rock, jedoch mit erheblichem Blueseinschlag. Die E-Gitarren dominieren dieses zur Hälfte aus eigenen, zur Hälfte aus Fremdmaterialien bestehende Album (inkl. eines sehr bluesigen „Stop“, welches Sam Brown in den 80ern zu einem Hit werden ließ). Einzig das Kettengerassel im Titelstück geht einem nach mehrmaligem Hören gehörig auf die Nerven.
27. Tinsley Ellis - Speak No EvilDas erste Stück „Sunlight of Love” erinnert nicht nur vom Titel her an “Sunshine of Your Love“ von Cream. Danach entfernt sich Ellis zwar etwas von der Spielweise von Bruce/Baker/Clapton, bleibt der Amerikaner dem britisch gefärbten Blues-Rock jedoch treu. Das Ganze kommt recht frisch daher und ist durchweg empfehlenswert.
28. Matt Schofield - Heads, Tails & AcesMatt Schofield ist stark im britischen electric Blues verwurzelt. Seine Gitarrenarbeit ist dabei hervorragend, flüssig und filigran. Ausflüge erlaubt er sich selten, ab und an kommen Einflüsse von Jazz und Soul zum tragen. Vorwerfen kann man dem Album allenfalls, dass es allzu glatt produziert wurde. Ein wenig mehr Ecken und Kanten hätten sicherlich gut getan. Dies vor allem auch deswegen, weil das Songwriting ganz weit vorne ist.
29. Chris Cacavas - Love’s Been DiscontinuedChris Cacavas lässt sich regelmäßig Zeit mit seinen Alben. So hat es 5 Jahre gedauert, bis er einen Nachfolger seines Albums „Self Taut“ präsentiert hat. Und wieder einmal ist ihm ein sehr gutes Album gelungen. Wieder wird verstärkt behauptet, er ähnele dem jungen Neil Young, was ich nur teilweise bestätigen kann. Cacavas entwickelt durchaus spannende Melodiebögen im großen Americana-Feld. er konzentriert sich hierbei stark auf die gitarrengeprägte Rockmusik, wobei je nach Anlass die akustische oder die elektrische zu hören ist. Lobenswert: Die LP-Version enthält das vollständige Album auch auf CD.
30. The Resentments - RoselightZunächst ein Wehmutstropfen: Jon Dee Graham ist nicht mehr dabei. das hindert die verbleibenden Recken des Roots Rock/Americana Stephen Bruton (leider mittlerweile verstorben), Scrappy Jud Newcomb, Bruce Hughes und John Chipman. Abwechslungsreich ist das Ganze geworden, da jede Americana Richtung zumindest grob berührt wird. Außerdem zeigen die Herren unserem Bruce, wie ein Lied mit dem Titel „What Love Can Do“ klingen kann.
Enttäuschung des Jahres:
1. Bruce Springsteen - Working on a DreamJa, sorry, es muss sein. Sicherlich gab es schlechtere Musik. Allerdings war WOAD das Album, welches meine Erwartungen in 2010 am stärksten enttäuscht hat. Zu flach, zu breiig produziert - und das in einer Phase, die die Schandtaten der 90er (Lucky Town und Human Touch) fast vergessen ließ. Dieses Album ordnete sich dann sogar noch hinter HT ein - vorbei war's mit dem Vergessen. Ich habe dem Album mehrere Chancen gegeben. Es hat nichts geholfen. Die Tour habe ich zwar mitgemacht, mich bei den „neuen“ Songs aber schön gelangweilt. Bis heute kann ich nicht verstehen, wie dieses Album von der Presse so unglaublich hoch gehandelt werden konnte.
2. Buddy und Julie Miller - Written in ChalkEin absoluter Langweiler! Das Songwriting wirkt uninspiriert, die Songs selber sind eher runtergesungen. Ein eher schlechtes Americana-Album
3. Keb‘ Mo - Live & MoBeim ersten Hören war ich gar nicht so negativ eingestellt. Beim zweiten und dritten Hören fiel dann die (zu) glatte Produktion auf. Ab dem vierten Hören wirkte das Album deutlich zu kalkuliert. Jeder Ton sollte an einer bestimmten Stelle sitzen - dort saß er auch. handwerklich war das Ganze dann also perfekt. Leider hat man bei aller Perfektion vergessen, dem Mix aus Soul und Blues auch noch Leben einzuhauchen. Schade, denn schlecht waren die Lieder nicht.
4. Europe - Last Look at EdenVon den Kritikern hochgelobt, wollte ich selbst hören, was aus den Recken der 80er geworden war. Angeblich sollte das Album an die beiden ersten (wirklich guten) Alben anschließen, also an die Zeit bevor „The Final Countdown“ die Massen begeisterte. Nachvollziehen kann ich das Kritikerlob nicht. Meines Erachtens schließt sich die Musik eher an die späten 80er an. Das war zwar Europes große Zeit, die man aber nicht wirklich wiederholen kann (und wohl auch nicht wiederholen will).
5. Neko Case - Middle CycloneIch wollte dieses Album lieben. Die Kritiker konnten das doch auch. Es gelang mir nicht. Zwar ist der Indie-Americana-Pop in Teilen durchaus reizvoll. Zumeist langweilt man sich: Die Stimme von Frau Case ist zu poppig, die Lieder dann doch zu vorhersehbar und das Ganze vermag nicht zu überzeugen.