Überall dieselben TränenEr will klingen wie Bruce Springsteen, aber auch auf seinem neuen Album bleibt Peter Maffay der ewige Schlagerrocker.Es ist ein großes Wort: ewig. Aber Peter Maffay meint es gar nicht so. "Ich gehör dir/wenn nicht für immer/dann wenigstens ewig". So singt er im Titellied seiner neuen CD. Ist ewig neuerdings kürzer als immer?
Peter Maffay ist auf seinem neuen Album das, was er seit gefühlten Ewigkeiten ist: der Schlagerrocker. Keiner verbindet so wie der 59-Jährige diese zwei Welten. Da gibt es wieder diese Balladen wie das Anfangsstück "Schnee der auf Rosen fällt" und am Schluss eben "Ewig". Aber es gibt auch die Abgeh-Stücke wie "Ich kann wenn ich will" oder "Leb dein Leben". Sie sind noch rockiger als man es von ihm kennt. Vielleicht würden sogar jene Leute sie mögen, die Maffay 1982 im Vorprogramm der Rolling Stones mit eigens mitgebrachten Eiern und Tomaten bewarfen.
Schließlich hat er jetzt gleich drei Gitarristen in der Band, da Carl Carlton, der langjährige Weggefährte wieder zurückgekehrt ist. Und der Sound des neuen Album stammt vom jungen schwedischen Produzenten Patrik Berger, angelehnt ist er an die Räumlichkeit des jüngsten Bruce-Springsteen-Albums, das Maffay beeindruckt hat.
Aber vermutlich würden jene Leute sich doch an Stücken wie "In dir ist immer noch ein Licht" stören, in denen die Sprachbilder nicht nur gefühlig abstrakt, sondern auch schief und falsch verbunden sind: "So tief wie der Glaube ist / so groß ist deine Power / Du durchtauchst die Tränenflut". Oder diese Zeilen aus "Meine Welt": "Und alle Tränen und Stimmen in einem Chor vereint / weil jeder von uns allen / in derselben Sprache weint". Wenn einem das nicht eben die Tränen ins Auge treibt. . .
Ganz der Schlagermann, will Maffay uns im letzteren Lied auch weismachen, wir seien doch alle Menschen und deshalb alle gleich. Egal ob hier zu Lande oder in der Savanne: "Deine Welt ist meine Welt / sind dieselben Sterne, dieselben Sterne / die wir seh’n." Stimmt aber nicht: Der Sternenhimmel ist in Afrika ein anderer. Und dass die Welt der Savannen-Jäger dieselbe sei wie die der Maffay-Hörer, kann man nur behaupten, wenn man von allem absieht, was ein Leben ausmacht. So erweisen sich Maffays Textautoren wie Lukas Hilbert (wie Keyboarder Jean Jacques Kravetz und Drummer Bertram Engel einer der Maffay-Männer, die früher auch mit Udo Lindenberg arbeiteten) und Beatrice Reszat als Meister des Unverbindlich-Allgemeingültigen.
Aber es gibt auch Stücke, bei denen es konkreter wird: "Meine Musik" ist eine schöne Liebeserklärung Maffays an das, was er am liebsten macht. Oder "Du bist göttlich", eine schöne Liebeserklärung an eine Frau. Mit dem Refrain "Du kommst wie ein Überfall / das machst du überall" – da hat man die Besungene gleich vor Augen. Fein ist hier auch das Arrangement mit einer akustischen Gitarre als Riff-Instrument und einer nölenden E-Gitarre als Hummel im Hintern des Stücks.
Man darf gespannt sein, wie diese und die anderen Rock-Stücke auf Maffays Tour klingen. Er spielt nicht in großen Hallen, sondern in feinen Häusern wie dem Baden-Badener Festspielhaus oder dem Freiburger Konzerthaus (beide schon ausverkauft). Da wird die Band bestimmt nicht allzu sehr aufdrehen. Und die Fans, die ihm ziemlich nahe kommen, werden sich wünschen, dass diese Konzerte immer weitergehen. Wenn nicht für immer, dann wenigstens ewig.
– Peter Maffay: Ewig (Sony BMG); Am 9. November tritt Peter Maffay bei das Basler Avo-Session auf. Tournee 2009: Die Konzerte in Baden-Baden (6. Februar), Freiburg (14. März), Zürich (21. März) und das Open Air in Stuttgart (11. Juni)sind ausverkauft. Es gibt noch Karten für das Open Air in Salem (7. Juni), BZ-Kartenservice 01805/556656.
http://www.badische-zeitung.de überträgt heute live von 20.30 Uhr an Peter Maffays Konzert aus dem Münchener Circus Krone.