Ich bin auch noch etwas fertig von der Show
Zur
Logistik: Mal wieder ein gescheiterter Versuch in Deutschland einen Rollcall durchzuziehen. Schade, im Ausland scheint es ja zu klappen und dieses Gedränge am Eingang (zumindest kurz nach Einlassbeginn) finde ich schon grenzwertig - zumal inzwischen auch des Öfteren Eltern ihre Kinder mitbringen. Aber wenn es dann darum geht irgendwie in die ersten Reihen zu kommen entwickeln manche Leute einen ziemlichen Verdränungswillen.
Die Security vor Ort schien mir mit solchen Veranstaltungen nicht sehr erfahren zu sein. Als sie zum ersten Mal den PIT zumachen wollten, spannten zwei, drei Ordner nur ein Seil vor den Eingang. Da zu diesem Zeitpunkt noch ziemlich viele Zuschauer in den Innenraum rannten, war das schon etwas naiv und die Leute sind dann einfach trotzdem durchgelaufen. Andererseits wurde mir da beim Zusehen (ich hatte schon längst meinen Platz im PIT) schon etwas angst und bange, wie vehement der PIT gestürmt wurde, das die Ordner nicht einfach über den Haufen getrampelt wurden war alles. Beim zweiten Versuch klappte es dann mit der Absperrung, der PIT war zu diesem Zeitpunkt aber schon gut gefüllt. Danach mutierten dann wieder alle zu gesitteten Mitmenschen.
Die Abfahrt klappte bei mir gut, allerdings nur, weil ich sah, wie ein paar Autos einen kleinen (offiziellen) Schleichweg vom Parkplatz A benutzten, keine 5 Minuten nach dem Losfahren war ich auf der Autobahn.
Zum Wichtigeren
Die
Stimmung war schon sehr, sehr gut. Im Vergleich zu meinen drei anderen Brucekonzerten (Berlin 99, Hamburg 03, D´dorf 08) ist das Publikum hier am meisten mitgegangen. Während ich es in D´dorf nur wenige Meter von der Bühne entfernet schon relativ entspannt fand, ging hier der ganze PIT ab, das ganze Konzert hindurch wurde gejohlt, getanzt usw.. Auch die Ränge links von der Bühne standen mehr als das sie saßen, dass sah vor sechs Jahren in Hamburg anders aus. Wie es im Rest vom Innenraum war, konnte ich nicht sehen.
Bei leiseren Liedern hörte ich öfters Wiederhall und ich habe mich gefragt, wie der Sound hinten ankam. Vorne wars gut, nur zum Ende hin fand ich es etwas matschig, aber kann auch sein, dass mein Gehör da schon etwas angestrengt war und/oder das allgemeine Gejubele seinen Teil dazu beitrug.
Beim Request "Trapped" kamen einem gestandenen Mannsbild neben mir die Tränen in die Augen, rührend. Das Einzige, was ich etwas nervig fand, war so eine Art digitale Rassel, die in roten Digitallettern "bruce" in die Luft schrieb und mit der ein Zuschauer die ganze Zeit rumfuchtelte. Für fünf MInuten mal ganz nett und ich stand zum Glück erst relativ zum Schluss hinter ihm. Aber falls derjenige diesen Beitrag lesen sollte: Sorry, aber ich glaube knapp drei Stunden diese Digitallettern vor Augen zu haben nervt
Wie gesagt, dass Publikum war ekstatischer, als ich es von den anderen Konzerten kannte. Das trug bestimmt auch mit dazu bei, dass
Bruce & E-Street keine richtige Pause einlegten, sondern sich, als es an für sich Zeit war, die Bühne zum ersten Mal zu verlassen, kurz beratschlagten und dann einfach "durchmachten". Fand ich schon sehr imponierend, zweidreiviertel Stunden non-stop, ich wünsche mir, dass ich mit 59 auch noch so fit sein werde (und das jeden Abend lang!). Bruce trug aber schon mit seinen Teil dazu bei, dass das Publikum so ausrastete. Die erste halbe Stunde dachte ich immer nur "Wow, was geht den hier ab?". Kaum Pausen, ein Song rockte den nächsten und die langsamen Lieder waren eigentlich nicht mehr als kleine Atempausen bis zum nächsten Abrocken. Als ich vor dem Konzert mit anderen Wartenden ins Gespräch kam, hörte ich schon, dass München schon eine ziemliche Messlatte darstellte. Ohne in München dabei gewesen zu sein, schlage ich einfach mal ein gerechtes Unentschieden bei München : Frankfurt vor
Bruce und die Band waren einfach in Spiellaune. Höhepunkte waren für mich unter vielen anderen: Nils Solo bei "Because the night", "Jungleland" (Gänsehaut pur bei Clarences Part), "Outlaw Pete" (das sollte im Set bleiben) und "I´m goin down"/"Factory" (da ich die noch nicht live gehört hatte) und natürlich "Twist ´n Shout" (coole Idee von Bruce, das Lied per Kameraschwank auf ein im Publikum hochgehaltenes Plakat anzukündigen - meine Güte, da läuft´s mir beim Zurückdenken sofort wieder eiskalt den Rücken runter).
Das Einzige, was mir bei allem Rock´n Roll etwas fehlte, war so ein besinnlicher Zwischenpart mit ein paar ruhigen Stücken hintereinander. Aber Bruce will im Augenblick anscheinend vor allem Stimmung, selbst "Johnny 99" hatte mehr etwas von einem Partykracher, bei dem man es sich nicht vorstellen konnte, dass es einmal Bestandteil des Unplugged-Albums "Nebraska" war.
Fazit:
Der Mann rockt einfach nur und seine Band hält mit.