So, hier mein Bericht zu meinem ersten Bob Dylan Konzert. Ich fing an Dylan gegen August 2008 zu hören und einen Monat später kam die Ansage das er nach Saarbrücken käme, das bot sich dann natürlich super an. Karte waren im Dezember gekauft.
Bis zum Konzert hatte ich noch eine Menge Zeit um mir Fakten und Songs anzueignen, wobei ich bewusst versucht habe mir nicht zuviel von letzterem zu oft anzuhören und mich eher im Konzert überzeugen zu lassen, wobei ich auch bis zum Konzert mir 3 Shows aus 2008 angehört hatte um mich wenigstens ein bisschen drauf einzustimmen und sowas hätte ich nicht erwartet.
Im Konzert stand ich in der ersten Reihe vor Bob, da irgendwie fast jeder vor mir nach links lief und ich problemlos mir diesen klasse Platz sichern konnte, und das obwohl die anderen Leute mir alles Leute waren die auf dieser Tournee (also dieses Jahr) schon mehrere Shows gesehen hatten und wussten wie die Band angeordnet ist, wie es ja auch in den Vorjahren der Fall war.
Wolfgang Niedecken von BAP wurde gesichtet und auch einen Applaus gewidmet.
Und fast pünktlich, kurz nach 20 Uhr, gingen dann auch die Lichter aus.
Intro
Entgegen meiner Vermutung wird das Intro nicht per Band abgespielt sondern live von einem Ansager vorgetragen. Während die Musik startet geht das Lied aus und die Band kommt während der Ansage auf die Bühne.
Gotta Serve Somebody
Auch wenn er es auf der Tour schon einmal gespielt hatte, ich hätte damit nicht als Opener gerechnet, als er es dann doch spielte war das natürlich erst einmal ein großer Überraschungseffekt. Ich hätte eher einen mehr bluesorientierten Opener wie "Rainy Day Woman #12 % 35" oder "Leopard-Skin Pillbox Hat" erwartet. Auch wenn dieser Opener auch etwas von der Richtung Blues hatte ging er richtig nach vorne und machte richtig Spaß. Bob spielte am Ende zum ersten Mal die Harmonika. Auffallend schon beim ersten Song ist das Bob sehr oft ein Grinsen im Gesicht trug, welches eigentlich bei jedem Song immer mal wieder aufkam. So kannte ich Dylan gar nicht, schien richtig Spaß zu haben da oben. Der erste von insgesamt drei Songs seiner "Christlichen Phase".
Lay Lady Lay
Noch ein etwas unerwarter Song. Habe mal gelesen das Bob das Lied eigentlich nie so mochte, aber trotzdem bat er es überzeugend da. Nach dem Opener etwas zum "runterkommen". Bob war bei diesem Song zum einzigsten Mal an der Gitarre zu sehen und spielte sogar ein kleines Solo.
The Levee's Gonna Break
War mir von einem meiner Bootlegs der 2008er Tour ein Begriff und ich hatte damals gehofft das der Song im Set auftaucht. Und so wie er mir damals gefiel so klasse kam er Live. Machte richtig Spaß, die Band war in ihrem Element und war in einem richtigen Rausch in Mittelteil als Bob das ganze mit der je nächsten Strophe wieder "auf den Boden der Tatsachen" zurückholte.
Every Grain Of Sand
Tja, einer der Songs von denen ich gelesen hatte sie seinen Highlights im Dylan Katalog, und sicher DAS Highlight aus der Christlichen Phase. Hatte aber keine Lust mir extra wegen dem Song schnell die "Shot Of Love" zu besorgen. So war dies der einzige Song mit dessen Text ich garnichts anfangen konnte und erst nach Ankunft daheim als ich die Setlist las merkte was für ein Song das war. Im Konzert hatte ich glaube ich auf "When I Paint My Masterpiece" getippt
Selbst Bobs gesungenes "Every Grain Of Sand" machten bei mir kein "Klick". (Das ich ein paar später im Set kommende Songs auch falsch geraten hatte muss ich noch dringend erwähnen) Zum Harmonika Solo kam Bob in die Bühnenmitte.
Tweedle Dee & Tweedle Dum
Das Album "Love And Theft" sollte an diesem Abend mit insgesamt fünf Song vertreten sein, hier der erste. Die Ironie ist auch hier gegeben da ich mir schon 2001 fast "Love And Theft" gekauft hätte, obwohl mir Dylan (außer sein Gastauftritt bei Eric Clapton & Friends) kein großer Begriff war. Tja, vielleicht wäre ich so damals schon zu Dylan gekommen und hätte die Songs gekannt, so wurden sie mir Live halt nähergebracht.
Beyond The Horizon
Weiter mit einem Song seines (noch, bis Ende April) aktuellen Studioalbums "Modern Times". Wieder etwas ruhiges um einfach Bobs Stimme zu lauschen und da muss ich ein Kompliment machen. Bobs Stimme war in sehr guter Form, hätte ich so auch nicht erwartet.
Honest With Me
Wow, der Song ging richtig ab. Ich hätte, ganz ehrlich, auf "Mostly You Go Your Way" getippt (jetzt schütteln die Dylan Fans sicher den Kopf
), hat sich für mich zumindest ein bisschen so angehört, aber ich habe den Song auch (bewusst) länger nicht mehr gehört. "Honest With Me" war sicher eines der Highlights des Konzerts.
Sugar Baby
Gleich weiter mit dem "Love And Theft" Katalog. Hatte ich erkannt an den "Sugar Baby" Zeilen und wieder ein Song zum zurücklehnen, generel war die Setlist so aufgebaut das in Mittelteil einem schnelleren Fun Song ein langsamer folgte, fand ich sehr gut so, hielt die Abwechslung aufrecht.
Stuck Inside Of Mobile With The Memphis Blues Again
Nach den letzten 4 Songs folgte ein 60s Song, von "Blonde On Blonde". Hatte es fast schon erwartet, da er es auf den Shows davor fast regelmäßig gespielt hat. Sehr gute Version, das Publikum war auch sehr gut dabei bei dem Song. Man hat gemerkt das mehr Leute im Saal das "Blonde" Album besaßen als die aktuelleren.
Po' Boy
Nach dem Ausflug in die "Alte Zeit" wieder in die "Neuzeit" und mit "Po' Boy" einen langen nicht mehr gespielten Song von "Love And Theft", wurde zuletzt 2005 gespielt, die Hardcore Fans hats gefreut. Ich hatte wieder auf was falsches getippt (durch das "Working" dachte ich an "Workingman's Blues #2", was vom Arrangement auch gepasst hätte).
Summer Days
Und nun der letzte Song von 2001, man hätte echt den Eindruck gewinnen können das dies eine Show der "Love And Theft" Tour war, sry, ich meine natürlich das "Love And Theft Leg" der "Neverending Tour". "Summer Days" ist nochmal so ein Fun-Song, hat mir auf den 2008er Bootlegs sehr gut gefallen und machte auch hier Laune. Vor allem der Drummer ging richtig ab gegen Ende.
I Believe In You
Schließlich auch die Vollständingkeit der "Christlichen Triologie" des Konzerts. Den Song konnte ich erkennen, nur zeitlich nicht mehr einordnen. Da ich "Every Grain Of Sand" gar nicht erkannte dachte ich das "Gotta Serve Somebody" der einzige Song aus dieser Zeit war, tja weit gefehlt.
Highway 61 Revisited
Zum Ende des Hauptsets geht es zurück in die Zeiten des "Highway 61 Revisited" Albums, beginnend mit dem Titelsong. Hatte den Song vorher nicht so beachtet, das wird sich jetzt ändern, klasse Nummer. Für die einen eins der Highlights der doch sehr raren gespielten Songs aus den 60er Jahren, der Fokus lag bei diesem Konzert eindeutig bei anderen Sachen, aber das fand ich garnicht so schlecht. Auffallend war mir das sich der Bassist eine Rickenbaker Bassgitarre umgeschnallt hatte wie Mike Rutherford sie bei Genesis um die 1972er Zeit verwendet hatte.
Like A Rolling Stone
Das der Song kommen würde war klar. Das Publikum genoss es auf jeden Fall und auch die Ränge schienen aufzuwachen. Ich bin zwar nicht der Meinung wie das "Rolling Stone" Magazin, das den Song zum "Besten Song aller Zeiten" gekürt hat, aber trotzdem eins der Highlights im Dylan Katalog und hat auch live nichts an seiner Faszination verloren, weder textlich noch musikalisch. Super Song um das Hauptset zu beenden.
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All Along The Watchtower
Nachdem sich die Band ein paar Minuten von der Bühne verabschiedete ging es mit dem nächsten bekannten Song in die Zugaben. Auch hier hatte der Drummer richtig Spaß und ging in die Vollen. Das krasse Gegenteil zur kargen Studioversion.
Spirit On The Water
Auf der einen Seite fand ich es ziemlich gewagt in den Zugaben als vorletzten Song noch ein ruhigeres neueres Lied zu spielen, aber es passte auch zum ganzen Abend. Eine "Greatest Hits" Show war dies sicher nicht und dies unterstreichte dies, da ich "Spirit On The Water" nicht wirklich kannte dachte ich vom Rhythmus kurz an "Dignity", welches ja 2009 auch schonmal an dieser Stelle im Set war, aber schon die erste Zeile korrigierte dies.
Blowing In The Wind
Vor dem letzten Song wird zunächst einmal die Band vorgestellt und Dylan spricht auch mal mit dem Publikum "Thank You Friends"
Die Band wird mit dem jeweiligen Geburtstort vorgestellt und jeder Musiker bekam seinen verdienten Applaus, wirklich klasse Band, man merkt auch das Bob mittlerweile ein paar Jahren mit den Leuten unterwegs ist. Und dann kam er doch, die Mutter aller Lagerfeuersongs. Als ich die Setlists von 2009 sah hätte ich darauf verzichten können und lieber "Thunder On The Mountain" als Schlusslied gehabt (welches ausgerechnet in Saarbrücken nicht gespielt wurde), aber die Version hat mich richtig überzeugt, klar der Song wurde schon vor dieser Tour anders gespielt als in der Studioversion, aber irgendwie wird mir Dylan zu sehr von den 0815 Konzertgängern auf Songs wie diesen reduziert. Die Version kam bluesig daher und Donnie Herron spielte Violine, das gab dem Song etwas ganz neues. Am Ende spielte Bob ein sehr schönes Harmonika Outro in der Bühnenmitte.
Zum Schluss verbeugte sich die Band vor dem begeisterten Publikum und verließ die Bühne. Das Publikum versuchte eine zweite Zugabe zu ergattern, aber die Lichter gingen an und ein wirklich ungewöhnliches aber auch klasse Konzert war zu Ende.
Auch wenn ich drei Konzerte von 2008 gehört hatte wurden meine Erwartungen trotzdem übertroffen, eine sehr experimentielle Setlist und ein sehr gut gelaunter Bob Dylan mit einer klasse Band die es an manchen Stellen wirklich krachen lies.