Tja, dann wollen wir mal. Nachdem das Album nun seit geraumer Zeit in seiner ganzen vollen Pracht vor sich her wabbert kann auch der, angeblich bessere Rest, ausgiebig beurteilt werden.
Outlaw Pete - Lucky Luke meets The Marlboro Man. Ein durchschnittlicher Klischeerocker. Wo hier Anklänge an Bobby Jean sein sollen wird mir ewig schleierhaft sein. Springsteen auf Autopilot. Du, du, duddu….Ab der Mitte eine kitschige Mundharmonika die nur noch von den Streichern übertroffen werden.
4/10
My Lucky Day - Schunkelbruce. Live sicher ganz witzig. 08/15 Autopilot. Solche Songs schreibt er wahrscheinlich zwischen Tür und Angel. Nutzt sich schnell ab. Klingt wie beim Freitagsschwof in einer amerikanischen Budweiserpinte!
3/10
Working on Dream - Wolfgang Petry? Peter Maffay? Der “Boss” klingt müde, gelangweilt, alterssentimental. Schubidu, Schallala im Hintergrund. Eine Produktion zum fürchten! Und dann pfeift er uns noch eins! Humba Humba Täteräta! Klingeling. Schlager! Hilfe!
2/10
Queen of the Supermarket - Hoffnungsvoller Auftakt. (Noch) sparsame Instrumentierung. Dann der Refrain. Springsteen klingt wie ein waidwunder Hirsch und nölt seine Ode an die „Königin von Walmart“. Der Sound wird schwülstig, die Chöre jubilieren….Jingle Bells, Jingle Bells. Das Phatos erreicht Dimensionen unglaublicher Kitschigkeit. (Was piept da im Hintergrund….eine Registrierkasse? Nein. Das wäre zu Plump!)
2/10
What Love Can Do - Endlich eine halbwegs hörbare Melodie die nicht von Bubblegum Refrains und opulenten klebrigen Streicherarrangements kaputtproduziert wurde. Ganz OK.
6/10
This Life - Interessanter Anfang. Auch hier: Springsteen klingt müde und leiert das Stück völlig unmotiviert runter. Die Streicher und das Plinkerpiano waschen das Stück endgültig weich. Langweilig! 08/15 Arrangements. Zum Schluss wird es besser!
3/10
Good Eye - Schock - Der Boss ist aus der Todesstarre erwacht und tanzt auf dem Grab. Hervorragende Mundharmonika. Bruce, nix Kuschelb., singt verzerrt gegen die Monster der schwulen Hintergrundgesänge an. Und diesmal besiegt er die unsägliche Produktion. Es schälen sich wieder die rosa Backgroundstimmen ein Nein, sie sind noch nicht tot. Springsteen muss sie live töten!
Tomorrow Never Knows - "Where the Cold wind blows…tomorrow never knows"
. Au Backe. Seichte Kitschgesänge im Bellamy Brothers Sound. Für die reife Jugend ab 80. Wenn man noch kein Countryhasser ist. Dies ist der Einstieg. Kurz und schmerzvoll!
1/10
Life itselfs - Der Titel der mich bei der Stange gehalten hast und auf Besseres hoffen lies. Mystisch, spannend, verklärt, melancholisch. Hier stimmt die Produktion. Keine Kitschstreicher..die Stimmen angenehm zurückhaltend. Springsteen betritt Neuland. Der beste Song mit dem besten Solo des Albums!
9/10
Kingdom Of Days - Kuschelbruce. Absolut unerträgliche Schlagerschmonzette. Das kann nicht ernst gemeint sein….wer ist der Mann der das singt? Barry Manilow? Perry Como? Wo ist Enimem? Sail away, Sail away..my darling sail away. Folter!
1/10
Surprise, Surprise – die einzige Überraschung ist das es scheinbar nach unten keine Grenze gibt!
0/10
The last Carnival – Einer der besseren schönen Songs von Springsteen. Hätte auch gut auf Magic gepasst. Fällt hier richtig auf. Der gospelartige Schluss wirkt diesmal nicht todproduziert. Schön.
8/10
The Wrestler – ebenfalls ein schöner Song. Verhalten, reduziert, ehrlich. Eine schöne Melodie. Hier braucht es keine Zuckerbäckerarrangements. Hier stimmt die Komposition.
Früher waren solche Songs die Regel – auf diesem Album sind es die Ausnahmen.
7/10
Was mich neben den aufgeblasenen Arrangements, die offensichtlich nur die herrschende Ideenlosigkeit kaschieren soll am meisten schockiert (oder amüsiert) ist das „spielen“ mit den ganzen Klischees des verloren amerikanischen Traums. Sollte die Wiederbelebung dieses, durch George W. Bush ausgelösten Traumas in der Wiedergeburt von Comicfiguren ala’ „Outlaw Pete = Lucky Luke“ oder der „Heldin der Dienstleistungsgesellschaft“ sein ist das nicht nur infantil sondern grenzdebil. Oder schlicht und einfach: Volksverarsche!
An was erinnert mich das musikalisch?
Abgesehen das die E-Streetband so gar nicht zur Geltung kommt (war die überhaupt im Studio?) und das Schlagzeug auch von einem Drumcomputer stammen könnte….es sind die Streicherarrangements. Mich erinnert das an amerikanische Musicals. „The Wizard from Oz“, Filmmusiken, Ray Bradbury’s „Something wicked came down“ (ohne dessen Genialität) Vielleicht wollte der Boss etwas Großes leisten. Kunst? Großes Kino-? Es ist nicht gelungen! Der Grat zwischen Kunst und Kitsch ist schmal….Springsteen ist weit entfernt von …der Kunst!
Nach „Born in the USA“, welches ein ganz anders Kaliber war, kam „Nebraska“!
Möchte der Boss sich nicht vollends blamieren kann nur noch ein „Monster“ kommen.
Die Hoffnung stirbt zuletzt!