Also ich werde mir die Scheibe am 23.1. im Laden kaufen und dann nach der Arbeit in aller Ruhe zu Hause anhören. Immer wieder. Davon, Lieder zu träumen halte ich persönlich nichts, ich bin da mehr für das wirkliche Leben, aber das kann ja jeder halten, wie er/ sie will. Nach den bisherigen Reaktionen bin ich sehr entspannt und freue mich auf das neue Werk. Wenn ich manches hier so lese denke ich: Mensch, der Boss hat wieder mal alles richtig gemacht. Ich halte es für eines der wesentlichsten Erfolgsrezepte seiner langen Karriere, dass er an viele Stellen genau NICHT das gemacht hat, was die „eingefleischten“ Fans von ihm erwartet haben. Nicht selten hat er sie vor den Kopf gestoßen – und komischerweise lieben ihn trotzdem Alle. Was wäre wohl im Internet los gewesen, als er – nach BTR, Darkness und River – ein Album wie Nebraska herausgebracht hat. Heute ist es für viele Kult, damals war es für viele Fans ein Affront. Und es kam noch schlimmer: Born in the USA – Ein Ausbund an trivialem Pop-Kommerz. Manche der Älteren hier werden sich noch erinnern, wie abwertend und von oben herab die „alten und echten“ Fans die neue Fangemeinde, die den wahren Boss so überhaupt nicht checken, betrachtet haben. Und dann – oh Schreck für die alten und neuen Fans: Weder ein Born in the USA Teil 2, noch ein zurück zu Darkness-Zeiten, sondern so ein komisches Album, wie Tunnel of Love, Skandal, Skandal. Um es abzukürzen, ein Zeitsprung: Die nach Rising dazu gewonnenen neuen Fans wurden zusammen mit vielen alten Fans durch Devils & Dust wieder mal verprellt. Auch danach kam kein E-Street-Album, sondern ein Folk-Album mit einer komischen Band, die in einer tollen Live-Show Schmuckstücke wie Long black veil, Mrs mcgrath oder How can a poor man hinlegte und die beste Version von My city of ruins, die es gibt, aber egal, so was tut man halt nicht, wenn man jemand ist, der den größten Rocksong aller Zeiten geschrieben hat. Na gut, dann wieder E-Street und oh Schreck – ohne Pause gleich nochmal E-Street hinterher, das sind wieder schlimme Zeiten als Fan. Inhaltlich dieses mal nichts über mexikanische Flüchtlinge, nichts über Anschläge und Attentate, nichts über den Irak-Krieg und die Bush-Zeit. Ja, nicht mal songs über Autos (ach waren die alle tiefsinnig). Ein paar locker-leichte songs sollen es sein, mit einfachen Texten über Liebe und das Leben. Wenn ich das alles so betrachte, wundere ich mich manchmal, wenn ich in ein Springsteen Konzert gehe, das ich nicht alleine bin und außer mir noch welche da sind. So wie Springsteen am laufenden Band seine Fans verprellt. Ein wahres Wunder.
Also noch acht mal schlafen, dann ist es für mich wieder mal so weit. Es ist ein echter Feiertag. Seit Wochen warte ich darauf hin und ich halte es aus und genieße es, zu warten. Jeden Tag ist es einen Tag näher dran.
So geht es einem als altem, ach so unkritischen Bruce-Springsteen-Fan.
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