Düsseldorf, LTU Arena, 16. Juni 2008
Nach der Ankunft am Flughafen in Düsseldorf am Sonntagmorgen kurz vor halb elf ging es mit dem Zug zum Hauptbahnhof und von dort aus zum Hotel in aller nächster Nähe. Glücklicherweise war bereits ein Zimmer frei und auch gereinigt, so dass ich jetzt schon rein konnte und meine müden Knochen auf bzw. ins Bett legen konnte. War ja schon eine recht lange Zeit ohne richtigen Schlaf seit Samstagmorgen um 3 Uhr.
Im Laufe des Nachmittags stand ich wieder auf, da ich um 17.30 Uhr am Hauptbahnhof verabredet war. Eines der Forumsmitglieder wollte sich mit mir treffen, da sie eventuell plant, bei einer der vielleicht im Herbst stattfindenden Konzerte in den USA dabei zu sein. Es war noch eine Freundin von ihr dabei und auch noch ein weiteres mir schon lange bekanntes Mitglied aus dem Forum stieß dazu. Gegen später trennten wir uns aber wieder und ich ging mit meiner Bekannten was leckeres in der Nähe des Hauptbahnhofes essen.
Wir wollten dann noch zur LTU Arena fahren, um einfach mal zu schauen, ob denn bereits Fans da waren. Leider verpassten wir die letzte U-Bahn ganz knapp. So wurde es damit also nichts und wir verabschiedeten uns bis zum nächsten Morgen. Zurück in meinem Hotel schaute ich noch nach meinen E-Mails, um anschließend noch die letzte halbe Stunde des EM-Spiels Tschechien-Türkei zu sehen. Als die Türkei sozusagen mit dem Schlusspfiff das Spiel nach 0:2 noch drehte, war natürlich unten auf der Straße die Hölle los. Sie feierten bis spät in die Nacht hinein.... ich bin ja einiges gewöhnt und schlafe auch bei offenem Fenster an ner Hauptstraße, aber das war dann doch des Guten zu viel. Mit geschlossenem Fenster konnte ich wenigstens einigermaßen einschlafen.
Am Montagmorgen genoss ich noch etwas die wieder eingekehrte Ruhe und ein sehr leckeres Frühstück. Konnte man nicht meckern. Übernachtung mit Frühstück im Einzelzimmer für 40 Euro.
Um 11.30 Uhr war ich mit einer Bekannten am Hauptbahnhof verabredet. Sie sollte mit dem Zug dort ankommen und wir wollten dann gemeinsam zur LTU Arena hinaus fahren. Während ich meinen Koffer und meinen Rucksack in einem Schließfach verstaute, unterhielt ich mich etwas mit einem Obdachlosen, der dort an den Münzrückgabefächern nach Kleingeld suchte. War ne nette Unterhaltung. Er war sehr freundlich und überhaupt nicht aufdringlich. Zum Abschied drückte ich ihm einige Euro in die Hand. Überglücklich bedankte er sich.
Leider kam meine Bekannte mit Verspätung an, aber das war dann auch nicht weiter schlimm. Ne halbe Stunde später als geplant fuhren wir also zur LTU Arena. Unterwegs erzählte sie mir viel vom bevorstehenden Umzug und der noch zu renovierenden Wohnung und was noch alles zu erledigen sei und und und... ich bekam von der Fahrt zur Arena eigentlich gar nichts mit (also von der Umgebung). Leider würde sie auch nicht nach Hamburg kommen können wegen der Wohnungsrenovierung. Wirklich schade. Aber jetzt waren wir ja erst einmal in Düsseldorf und endlich auch an der LTU Arena angekommen.
Zuerst liefen wir in die falsche Richtung um die Arena herum, fanden aber dann doch noch den richtigen Weg zum Eingang, wo bereits eine ganze Anzahl von Fans warteten und damit beschäftigt waren, eine durchnummerierte Schlange in der richtigen Reihenfolge zu bilden. Na ja, man kann einfache Dinge auch kompliziert gestalten.
Alles in allem auf jeden Fall ein großes „Hallo“, denn es waren schon ganz viele mir bekannte Gesichter zu sehen. Nachdem wir alle begrüßt und mit dem ein oder anderen einige Worte gewechselt hatten, wurde es an diesem Eingang doch recht eng und ungemütlich. Zwischenzeitlich bekam ich einen Anruf, am anderen Eingang zum Innenraum seien bisher erst so circa 100 Leute und ich solle doch rüber kommen. Telefonat beendet und dem Aufruf gefolgt. Drüben war wirklich viel weniger los. Und nach und nach trudelten die anderen Bekannten auch dort ein. Und es kamen immer noch mehr dazu. Herrlich. Die üblichen Konzertbesucher in Deutschland waren so gut wie alle da und alle standen und saßen sie vor demselben Eingang. Völlig relaxt und ohne Stress verbrachten wir die nächsten Stunden, ehe circa ne halbe Stunde vor Einlass alle aufstanden und sich hinter den 12 oder mehr Eingangstoren aufstellten.
Ich denke, so gegen 18 Uhr machten sie die Tore dann auf und ließen uns hinein. Sicherheitskontrolle war überhaupt keine, es wurde nur kurz ein Stück von der Karte abgerissen und schon ging’s los in Richtung Innenraum. Nach einem knackigen Sprint (der eigentlich keiner war, eher locker getrabt) kam ich direkt vor dem mittleren Catwalk an. Dort „lag“ schon eine von uns und machte sich so richtig breit, damit wir alle, die etwas langsamer waren, dort Platz hatten. Sehr gut! Sehr gute Teamarbeit. Nach und nach gesellten sich alle zu uns, setzten sich auch gleich hin und somit waren wir fast in derselben Zusammensetzung wie draußen wieder vereint. In knapp 16 Jahren an Konzertbesuchen hat das noch nie so gut geklappt, alle „Schäfchen“ beieinander zu haben
Während einige Getränke- und Eisverkäufer vorbeikamen unterhielten wir uns über alles mögliche und die Vorfreude auf die Show stieg langsam aber sicher an. Erfreut beobachteten wir das Hinaufklettern der Beleuchter – immer ein Zeichen, dass es nicht mehr lange bis zum Showstart dauert. Und sobald dann auch endlich alle Kameras besetzt sind, kann es losgehen.
Ich glaube, es war 20.10 Uhr, als das Intro „The Man on the flying Trapeze“ gespielt wurde und wie immer unter lautemJubel und Klatschen die einzelnen Bandmitglieder und am Schluss Clarence gemeinsam mit Bruce die Bühne betraten. Der hinter mir erkannte sofort an der Gitarre, die Bruce um hatte, was der heutige Opener sein würde: „Jackson Cage“ vom 1980er Album „The River“. Sehr schön. E Street Band und Bruce legten los, und gerade als der Song so langsam Fahrt aufgenommen hatte, passierte es: Der Strom fiel aus! Schlagartig wurde es leise und nichts ging mir. Ratlos stand und saß die gesamte E Street Band da und guckte sich verwundert an. Steven schaute zu uns runter und fragte durch Gesten, ob wir sie noch spielen hören könnten. Nein, wir hörten nichts mehr. Kein Ton, kein Licht, kein Bild auf den Leinwänden. Kurzerhand übernahmen wir das Geschehen und sangen das ooooohhhh ooooohhhhh ooooohhhhhh oooooohhhhhh oooooohhhhhh aus „Badlands“. Bruce war die Freude über die spontane Hilfe anzusehen
Nach einigen Minuten war dann der Strom wieder da. Leider begannen sie nicht erneut mit „Jackson Cage“, sondern mit einem anderen Song. Sozusagen der zweite Opener heute Abend für uns. „Night“ mit Big Man am Saxophon. Sehr gut. Die Frage ist allerdings, ob „Jackson Cage“ denn nun als Song des heutigen Abends „zählt“ – oder eher nicht...?
Nach „Night“ folgte „Radio Nowhere“. Ich weiss nicht mehr, ob Bruce fragte: „Is anybody alive out there“ oder ob er es nicht tat. Auf jeden Fall rockten sie mit „Radio Nowhere“ gleich so richtig weiter. Bis.... ja... bis kurz vor Ende des Songs..... die Stimmung am Brodeln..... erneut der Strom weg war!! Das gibt’s doch nicht?! Unglaublich! Gerade so schön in Stimmung gekommen, ging schon wieder was kaputt. Erneut ratlose Gesichter auf der Bühne. Das versprach ja heiter zu werden, wenn alle zwei Songs der Strom wegbleibt.... Bruce begab sich ganz nahe an seine Fans und sammelte hier und da Requestschilder ein. Wieder oben beim Mikrophon angekommen: „(...) The E Street Band is one hundred percent live!“
Bruce und E Street Band schickten ein kurzes Stoßgebet in den Düsseldorfer Himmel, ehe es dann doch endlich weiterging. Sie spielten „Radio Nowhere“ nochmals. Und jetzt klappte es auch! Kein weiterer Stromausfall.
Auf „Radio Nowhere folgte „Lonesome Day“. Selbstverständlich war auch Düsseldorf voll bei der Sache und hob immer zum richtigen Zeitpunkt die Arme. Gleich nach dem Song schnappte sich Bruce seine Mundharmonika. Dies, und auch das typische Anzählen machten schnell klar, dass nun „The Promised Land“ folgen würde. Sehr intensiv – und ich würde sagen – auch immer wieder dankbar um anhaltende Stromversorgung, boten Bruce und E Street Band diesen Song dar. Bruce zeigte sehr viel Präsenz auf dem mittleren Catwalk, was durch die Nähe meines Stehplatzes selbstverständlich jetzt und auch im Laufe des restlichen Abends immer wieder einer der Höhepunkte war. So nah dran, und so toll die Möglichkeit, Bruce in die Augen zu schauen. Das ist es doch, was eine Show, ein gelungenes Konzert ausmacht – zumindest für mich.
Nach „The Promised Land“ fragte Bruce „Can you feel the spirit out there? Can you feel the spirit…?!?” Was folgte war ein mehr als gelungenes “Spirit in the Night”. Seit 2003 in Ludwigshafen endlich auch mal wieder für uns in Deutschland. Bruce lief von einer Seite auf die andere und zusammen mit den E Streetern hatte er ne ganze Menge Spaß. Und dieser sichtbare Spaß, die Spielfreude von Bruce, das hielt den ganzen Abend an und trug dazu bei, dass wir ein ziemlich gutes Konzert zu hören bekamen. Interessant zu beobachten, wie Bruce vor seiner „Karateeinlage“, bei der er im Takt zu „Spirit in the Night“ mit dem rechten Bein nach vorne tritt, kurz eben dieses Bein lockerte und auch etwas dehnte.
„Spirit in the Night“ ein richtiger Höhepunkt heute Abend in Düsseldorf. Danach wurde es ruhiger in der LTU Arena. Soozie rückte näher an Bruce heran und es folgte eine wundervolle Version von „Magic“. Im Song versunken und träumend lauschend....
Im Anschluss ein erster Request. Bruce hatte ja während den stromlosen Phasen mehr als genug Schilder eingesammelt. Max fing langsam an, den Takt vorzugeben. Sie spielten ein grandioses „Trapped“ – mit Clarence überzeugend am Saxophon. Die Menge tobte und hatte richtig Gefallen an diesem Song.
Ich konnte Bruce nach „Trapped“ zu den anderen hingewandt beobachten, wie er jedem einzelnen sagte, dass er nun gerne „Prove it all Night“ spielen würde. Gesagt, getan. Die Energie von „Trapped“ übertrug sich in „Prove it all Night“, welches zu einem weiteren Höhepunkt des Abends wurde. Es gab zwar kein Solo von Nils in dem Song, dafür aber am Schluss des Songs das regelmäßig von „Gypsy Biker“ und in Ausnahmefällen „Murder Incorporated“ bekannte grandiose Gitarrenduell zwischen Bruce und Steven. Und dieses hatte es mal wieder in sich. Nicht enden wollend griffen sie nacheinander in die Saiten ihrer E-Gitarren, beginnend mit einigen Metern Abstand zwischen sich, immer näher kommend und am Schluss sich direkt gegenüber stehend kreischten die E-Gitarren um die Wette.
„One – Two – Three – Four“ – langsam, jede einzelne Zahl gewichtig betonend beim Anzählen von „Darkness on the Edge of Town“. Mindestens so intensiv vorgetragen wie zuletzt, als ich den Song auf dieser Tour hörte. Zuletzt in London und davor in Dublin.
Anschließend mit einem überaus langen instrumentalen Intro: „Darlington County“. Herrlich wäre es, wenn alle Zuschauer bei diesem Song richtig textsicher wären, dann hätten wir während des Intros locker die ersten beiden Strophen hinbekommen. Bruce stand oben, grinste und lachte und lauschte etwas den Versuchen der Fans, ähnlich „Hungry Heart“ schon mal ohne ihn loszulegen. Wie gesagt, wäre schön, wenn es mal klappen würde. Auf jeden Fall zeigte sich Bruce während des Songs mal wieder sehr kontaktfreudig und hielt sich die meiste Zeit inmitten seiner Treuesten auf. Er genoss das Bad in der Menge.
Nach dem herrlichen Gitarrenduell zwischen Bruce und Steven bei „Prove it all Night“ bekam auch Nils bei „Because the Night“ nun seine große Plattform und kreiselte bei seinem Gitarrensolo beängstigend über die Bühne. Die Menge tobte.
„She’s the One“, „Living in the Future“ und „are you ready for a house party – Mary’s Place“ waren die nächsten Songs. Während “Living in the Future” arbeitete Bruce erneut viel mit den Fans, zeigte sich rechts und vor allem links sehr viel und lange auf den Catwalks und begrüsste wieder mal, wie sollte es auch anders sein, unseren Richy namentlich bei der Show in der LTU Arena. Wobei ich jetzt aber nicht sicher sagen kann, ob das während diesem Song war, könnte auch zu nem anderen Zeitpunkt gewesen sein. Dieses knackige: „RICHY!!“
Muss ich erst mal noch genau recherchieren.... trotzdem, irgendwie toll. Nach London wieder sozusagen namentlich willkommen geheißen
Am Schluss von „Mary’s Place rutschte Bruce mit Anlauf traditionell auf seinen Knien hinüber zu Clarence. Tobend aufgenommen von den Zuschauern in der Arena.
Zu „Working on the Highway“ fand sich Bruce in vorderster Front wieder. Ausgerüstet mit Mikrophonständer, inklusive Mikrophon, Akkustikgitarre und nem Mund voll Wasser stand er da vor uns, Max gab den Takt vor, Bruce stieß wie ein Wal beim Auftauchen das Wasser in dem gleissenden Scheinwerferlicht nach oben, immer wieder beeindruckend anzuschauen, die Wassertropfen prasselten auf uns herab (ahhhh es hat mich einer getroffen, ich werde mich nie wieder waschen…..
) griff er nun in die Saiten und los ging’s.
Ich hab es noch nicht nachgesehen, aber angeblich stand als nächstes ein Song auf der Setliste, der, das ist bewiesen, denn es wurde gehört, im Soundcheck vor der Show gespielt wurde. Eine Freundin von mir würde dieses Lied soooo gerne mal live hören und genauso gerne hätte ich ihr „None but the Brave“ heute Abend hier in Düsseldorf gegönnt... aber nein.... Bruce reagierte auf ein Request und spielte stattdessen „The River“. Nichts gegen „The River“, keine Frage. Aber „None but the Brave“ wäre aufgrund der Seltenheit von Liveperformances dieses Songs ein absoluter Knaller gewesen. Die Livepremiere 2003 in der Convention Hall in Asbury Park bei den Holiday Shows, dann nicht mehr gespielt bis im Frühjahr 2008 auf der „Magic-Tour“. Und seither auch nicht mehr. Aber hey, DU bekommst „None but the Brave“ noch!
„The River“ also. Ruhig, bedächtig, Düsseldorf (oder soll ich eher sagen: Deutschland?) sehr textsicher und ähnlich lautstark dabei wie 2007 in Köln. Wundervoll. Ich fände es allerdings sehr schön, wenn „The River“ nicht jedes Mal am Schluss durch unnötiges Im-Takt-Mitklatschen, wie soll ich es sagen.... die ruhige Atmosphäre des Songs, bevor Bruce ihn mit der Mundharmonika beendet, da stört es doch immer ungemein, das Geklatsche..... und ob es immer im richtigen Takt ist, das lassen wir jetzt mal dahingestellt..... (da fallen mir immer die ersten Zeilen einer Konzertkritik aus dem Jahr 2003 ein. Nach dem Konzert in Ludwigshafen war in der Zeitung zum Showstart mit der Akkustikversion von „This Hard Land“ zu lesen: „.... und Deutschland klatschte wie immer zielsicher am Takt vorbei“.).
Nach „The River“ folgte „Devils Arcade“. “The River” ruhig, “Devils Arcade” ein ruhiger Beginn. Meiner Meinung nach passt das in der Kombination hervorragend. Ein ruhiger Song vor „Devils Arcade“, bei dem sich nach und nach die Spannung und die Lautstärke wieder aufbaut und in kreischenden Gitarren endet. Max im gleißenden Schweinwerferlicht an seinen Drums ins Rampenlicht gerückt.
„The Rising“ erinnert irgendwie immer etwas an die Showstarts auf der „Rising-Tour“ 2002/2003. Nur nicht so enthusiastisch von den Fans aufgenommen wie damals. Da ist stimmungsmäßig regelmäßig noch Luft nach oben.
Bei „Last to Die“ war es schön anzuschauen, wie nicht nur ich und meine Freunde und Bekannte um mich herum im Takt hüpften, sondern sich (endlich) auch andere Zuschauer anschlossen. Wie waren wir bei den Shows in den USA immer aufgefallen, wenn wir zu zweit die einzigen waren, deren Köpfe über die Massen hinweg sichtbar waren... hier eine gemeinsam hüpfende Menge.
„Long Walk Home“ direkt im Anschluss an „Last to Die“. Clarence toll am Saxophon, Steven am Schluss des Songs erledigte seinen Gesangspart gewohnt souverän und schräg und auch wir (wir meint jetzt hier alle) unterstützen ihn dabei lautstark („Hey pretty darling don’t wait up for me gonna be a long walk home.... hey pretty darling don’t wait up for me gonna be a long walk home… it’s gonna be a long walk home….. it’s gonna be a long walk home.”)
Hüpften bei “Last to Die” zwar viele, aber es hüpften doch noch lange nicht alle. Das sollte sich beim letzten Song des Hauptteils ändern: „Badlands“. Schon nach den ersten Takten bewegte sich die gesamte Menge von oben und nach unten.... herrlich anzuschauen... und los ging’s „Lights out tonight, trouble in the heartland....“
Wie immer hochkochende Stimmung bei diesem Song.
Erwartungsvoll standen wir nun da und warteten auf die erste Zugabe heute Abend hier in der Düsseldorfer LTU Arena. Wird es aufgrund des bisherigen Showverlaufs mit den Stromausfällen ein ganz besonderes Schmankerl geben? Kaum waren Bruce und E Street Band wieder auf der Bühne, fragte er nach den deutschen Mädchen und widmete den nächsten Song auch diesen: „Girls in their summer Clothes“. Während des Songs war Bruce mal wieder viel unterwegs und zeigte Präsenz in vorderster Front bei seinen Fans.
Seit der Show in Belfast habe ich etwas den Eindruck, dass mich Bruce „wiedererkennt“, wenn ich als einer der wenigen, oder sogar fast als einziger, gleich bei Beginn des Songs den Arm hebe. In Belfast schaute Bruce damals zu mir rüber und grinste mich an. Ich zeigte, unsicher, ob er mich meinte, mit dem Zeigefinger meiner erhobenen Hand auf mich, Bruce grinste noch mehr und nickte zustimmend. Tja, damals, an diesem kalten Tag im Dezember 2007 in Belfast. Und auch heute Abend in Düsseldorf hatte ich gleich den Arm wieder oben und Bruce zeigte herüber
Gegen Ende des Liedes, auf dem Rückweg zu seinem Mikrophonständer, mit dem Rücken zu uns, sah ich ihn schon seinen E Streetern beide Hände mit gespreizten Fingern entgegenstrecken und schon legte Max im richtigen Rhythmus los: „Tenth Avenue freeze-out“. Bruce heizte die Menge mit einem recht langen Intro wieder so richtig an, nachdem diese bei „Girls in their summer Clothes“ etwas nachgelassen hatte. Big Man Clarence Clemons hatte natürlich seinen ganz speziellen Auftritt bei „Tenth Avenue“: „...when the change was made uptown and the Big Man joined the Band....“ ich höre direkt sein Saxophon spielen, während ich diese Zeilen hierzu schreibe....
Erwartungsgemäß direkt im Anschluss weiter mit „Born to Run“. Immer wieder ein Höhepunkt. Vor allem für mich bei den Worten „Beyond the Palace hemi-powered drones scream down the boulevard....“
Da ertappe ich mich immer wieder dabei, wie ich gedanklich, wenn auch nur für wenige Sekunden, in Asbury Park, New Jersey, verweile, dort die Straßen entlang gehe, am „Palace“ vorbei, am Casino vorbei zum Boardwalk, dort entlang Richtung „Madam Marie“ bis zur Convention Hall und mich in dieser bei den Rehearsals 2007 wieder finde... Erinnerungen.... wer hatte denn schon das Glück, „Born to Run“ in Asbury Park zu hören... ach ja.... lange ist es her...
Die dritte Zugabe schon „Born to Run“. Er wird doch nicht jetzt schon „American Land“ spielen und die Show damit beenden? Nein, weit gefehlt. „Glory Days“ als weitere Zugabe. Dankbar über diesen Song, weiterhin sehr gute Stimmung in der LTU Arena, die sich aber doch noch mit der nächsten Zugabe steigern konnte: „Dancing in the Dark“. Hier warte ich immer noch drauf, dass er Richy, wenn er ihn schon namentlich begrüßt, zu sich für ein Tänzchen auf die Bühne holt....
„American Land“ beendete diesen denkwürdigen Abend in Düsseldorf. Hatte er durch die beiden Stromausfälle doch sehr „abwechslungsreich“ und ungewöhnlich begonnen, bekamen wir von Bruce mit einigen alten und raren Songs noch eine sehr tolle Show geliefert. „The E Street Band is one hundred percent live“.
Körperlich empfand ich die Show in Düsseldorf ziemlich anstrengend. Es war einer der bisher wärmsten Tage während der Open Airs, wir standen ziemlich weit vorne, was uns beim Geschiebe vor dem mittleren Catwalk natürlich immer in Bewegung hielt, und selbstverständlich hüpften wir, wenn wir schon alle beisammen standen, ziemlich viel während den Songs. Wenn ich da an frühere Touren zurückdenke... da war das von meiner Seite her alles viel ruhiger als seit den Seeger Sessions Shows. Da muss etwas passiert sein, denn seither erlebe ich die Shows noch intensiver als früher. Na ja, wie auch immer. Auf jeden Fall war ich nach der Show ziemlich kaputt.
Leider war nach dem Konzert nicht ausreichend Zeit, in aller Ruhe mit meinen Freunden und Bekannten zusammen zu sein, um noch etwas über die Show zu sprechen. Vielmehr musste ich zusammen mit meinem Kumpel aus Dortmund recht schnell zurück zum Hauptbahnhof, um die S-Bahn nach Dortmund zu bekommen. Unterwegs traf ich noch auf den ein oder anderen bekannten Fan, aber da ich so kaputt und in Eile war, kamen die leider etwas zu kurz. Nächstes Mal wieder.
Wir fuhren zusammen nach Dortmund. Von dort aus ging es im Intercity wieder zurück in den Süden. Der Intercity fuhr zwar auch über Düsseldorf, aber ich hatte durch das Einsteigen in Dortmund die Gelegenheit, bis zum Flughafen Frankfurt knappe 4,5 Stunden am Stück zu schlafen. Nach dem Umsteigen in Frankfurt und dem Umsteigen in Mannheim verlor ich dann doch etwas die Übersicht, wann ich wo eingestiegen oder umgestiegen war.... als mich der Schaffner im ICE von Mannheim nach Karlsruhe nach meiner Fahrtkarte fragte („Zugestiegen in Mannheim? Fahrkarte bitte“) muss ich wohl ziemlich erschöpft und fragend geschaut haben... erst nachdem er die Frage und den Einstiegsbahnhof wiederholte, war mir bewusst, dass ich ja eben in Mannheim in diesen ICE eingestiegen war und zeigte ihm meine Fahrkarte. Na ja, nach so einem langen Wochenende mit recht viel Schlafdefizit und vielem Umsteigen sowie Flügen, Autofahrten und Zugfahren in mehreren verschiedenen Ländern und Bundesländern kann man schon etwas die Übersicht verlieren....
Kurz nach 10 Uhr war ich dann wieder in meiner „Hometown“ angekommen. Netterweise wartete am Bahnhof mein Vater, der mich bei strömendem Regen nach Hause fuhr. Dort kurz unter die Dusche, umgezogen und ab ins Büro zur Arbeit.
Das Konzert in Düsseldorf. Hm... ich kann es nicht ganz genau in Worte fassen. Es war ein toller Tag, mit vielen schönen Erlebnissen vor der Show und während der Show. Aber irgendwie.... ne tolle Setliste, mit beispielsweise „Spirit in the Night“ für mich eine persönliche Tourpremiere.... vielen weiteren Highlights.. Bruce und Band super aufgelegt, spielfreudig, sie hatten ganz viel Spaß mit uns und wir mit ihnen... aber irgendwie... war es halt doch nicht das, was die bisherigen Shows für mich waren. Eine Freundin von mir bezeichnete es als „unbefriedigend“. Das trifft es. Irgendwie. Aber irgendwie auch nicht. So kaputt wie ich nach dem Konzert war... kann es so schlecht nicht gewesen sein. Vielleicht lag es auch an dem ein oder anderen Zuschauer, der während der Show meinte, durch Drängeln und Schieben sich einen anderen (besseren?) Platz verschaffen zu müssen, was doch ziemlich störte. Es ärgert mich immer sehr, wenn man verschiedene Personen die ganze Zeit vor der Show um sich herum nicht sieht und plötzlich drängeln sie sich von ganz hinten im Pit so weit wie möglich nach vorne. Ich empfinde das sehr störend. Wenn man weiter vorne stehen möchte, dann muss man einfach auch entsprechend früh da sein. Meine Meinung.
So viel also zum Konzert in Düsseldorf. Inzwischen ist auch die Show in Hamburg mit einem recht abwechslungsreichen Wochenende vorbei und ich sitze im Zug nach Karlsruhe, um dort einen geschäftlichen Termin wahrzunehmen. Zu Hamburg vielleicht an anderer Stelle und zu einem späteren Zeitpunkt mehr. Vielleicht ja auf der Rückfahrt heute Nachmittag von Karlsruhe nach Hause.