Ist kein Liedtext, aber ich habe mal versucht Freunden, die keine Bruce-Fans sind, näherzubringen was für mich Bruce-Konzerte bedeuten...(jenseits von "Oh er hat Something in the Night gespielt, wie genial", da die Freunde keines der Lieder kennen..) unter dem Eindruck das Hamburg für längere Zeit das letzte war und was ich aus den Erfahrungen mitnehme....
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Wenn es einen Gott gibt, hat er heute Gitarre gespielt. Und zwar breitbeinig.“ Diese Beschreibung eines Journalisten zu einem Springsteen Konzert ist nicht unüblich. Als ein „“Gottesdienst für die Fans“ wird ein Konzert auch oft beschrieben. Übertrieben? Blasphemisch? Lächerlich? Ist doch nur Musik? Ja und Nein. Ja: Springsteen ist weiß Gott kein Heiliger, geschweige denn ein Gott. Ja: es ist in dem Sinne „nur“ Musik.
Nein: Es ist mehr als das. Um in dem Bild des Gottesdienstes zu bleiben: Gott ist die Musik. Springsteen der Messias. Die Bandmitglieder sind die Propheten. Und wir Fans die Jünger.
Wenn Springsteen am Ende seine Fender in die Höhe hält, scheint er sagen zu wollen: Seht her Leute, nicht ich steh hier im Mittelpunkt sondern die Gitarre. Die Musik. Der Rock’n’Roll.
Ich persönlich sträube mich eher vor dem Bild mit dem Gottesdienst. Doch wenn man „Gottesdienst“ nicht definiert als eine Gottesanbetung, sondern als eine Veranstaltung, aus der man voller Energie, Lebensfreude und mit neuem Lebensmut herausgeht, dann ist jedes einzelne Springsteen-Konzert ein Gottesdienst. Ein Dienst an den Gott Musik. Und Musik wäre nichts ohne den Musiker und das Publikum. Es ist ein Dienst an uns selbst, den Menschen. Und ich bin ausnahmsweise mal gerne ein Jünger.
Der Mensch steht im Mittelpunkt. Nicht nur in der Art wie Springsteen mit uns, den Fans, der weitestgehend gesichtslosen Masse umgeht – nämlich unverkrampft, persönlich und herzlich - sondern auch, oder gerade in seiner Musik.
Innerhalb der fast 3 Stunden erlebt man –so scheint es- die Emotionen eines ganzen Lebens. In seinen Liedern geht um Kampf. Kampf um die Arbeit, um die Liebe des Lebens, Kampf um Selbstachtung. Es geht um Liebe. Liebe zu Menschen, Liebe zum Leben und Liebe zur Musik. Doch eines haben alle Lieder gemeinsam: Hoffnung. Und Glaube. Der Glaube das egal was einem widerfährt es immer einen Ausweg gibt. Der Glaube an sich selbst und die eigene Kraft. Der Glaube an Menschen. Im Gesicht des Messias zeichnet sich dies bei jedem Lied ab: Ob er die Augen geschlossen die Worte über Verzweiflung und Ungerechtigkeit nur herauspresst oder mit freudestrahlenden Gesicht wie ein Kind jubelt und ein Bad in der Menge nimmt. Und der Funke springt über. Jedes Lied verbindet einem mit dem eigenen Leben. Man singt laut mit oder hört mit feuchten Augen zu: Ja, so erging es mir auch. Ja, das will ich auch erleben. Ja, verdammt, das Leben ist schön! Denn das ist die Message dieses Messias: Leute, macht die Augen auf! Schaut euch um! Ja das Leben kann einen runterziehen, lässt einem an sich selbst zweifeln und Gerechtigkeit ist nur ein inhaltsleeres Wort. Doch das zählt nicht, sondern du zählst! Dein Leben, dein Glaube –an dich selbst und an die Menschen die du liebst - und du kannst die Welt verändern. Auch wenn es nur deine eigene ist. Mit diesem Gefühl endet dann dieses Leben, in 3 Stunden komprimiert. Man geht in den Alltag und merkt: Die Welt, auch die eigene, hat sich nicht verändert. Nur eines: Es begleitet einem ein positives Gefühl, das Leben geht weiter, mit hocherhobenem Haupt und mit der Gewissheit: Es gibt nur dieses eine Leben. Und es ist wundervoll. Genieß jede Sekunde. Und Musik ist dein treuester Begleiter. Oder um es in den Worten des Messias auszudrücken:
Together Wendy we can live with the sadness
I’ll love you with all the madness in my soul
Someday girl I don’t know when
We’re gonna get to that place
Where we really want to go
And we’ll walk in the sun
But till then tramps like us
Baby we were born to run
ein Tramp
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Edit: Mir ist klar, dass das sehr pathetisch und abgehoben klingt. Es is gewollt überzogen. Aber war wahrscheinlich wieder ein Fehler etwas hier zu schreiben...