Schon lange vor dem Konzerttermin hatte ich mich entschieden in Düsseldorf nicht „GA“ zu gehen. Da die Urlaubsplanung bei uns im Team auf ein „entweder Düsseldorf oder Milano“ hinaus lief, fiel mir die Entscheidung ziemlich leicht. Also, weg mit den GA’s und Ausschau halten nach einem geeigneten Sitzplatz. Herauskam ein Ticket im Block „F“ ohne Hinterleute. Nachmittags rutschte ich dann im Büro immer unruhiger auf meinem Stuhl hin und her, es war nichtmal das Konzert selbst sondern auch die Aussicht, einige der über die Jahre liebgewonnenen Tramps mal wiederzutreffen.. Vor der Arena angekommen erlebte ich einen lustig anzusehenden Run auf die Innenraumplätze. Schnittig wie so manche um die Ecke gespurtet kamen! Warum so viele vor dem Nord-West Eingang gewartet haben, habe ich nicht verstanden, Nord-Ost war frei oder, es waren schon alle drin. Als ich selber in die Arena kam fühlte ich mich in meinem Block zunächst ziemlich allein. Und ich wurde zunehmend skeptischer je mehr Leute ankamen, zumeist vom Modell „Gelegenheits- Bruce-Hörer“, herausgeputzte „Golden Girls“ aber wenige erkennbare Die-Hards. Nun, ich hatte Glück in der Tristesse und wir hatten eine doch recht fidele Reihe erwischt. Mit Mr. Setlist und „dat Jerzee“ konnte ich immerhin ein paar Sätze und erste Eindrücke aus dem Innenraum einfangen. Mein erstes Konzert seit Langem von der Tribüne aus – viel Zeit für Beobachtungen. Eine extrem breite Bühne über die gesamte Spielfeld-Breite mit je einer kleinen B-Stage auf den äußersten Ecken und einem etwas größeren B-Stage-Stumpen vor dem Stage Center. Trotz der enormen Breite war das Band-Spielfeld im Verhältnis recht klein. Später erfuhr ich, dass der Veranstalter für Bruce die Bühne des „The Police“-Konzertes angeblich hat stehen lassen. Ob das stimmt? Wie war die Beschallung? 2 x2 seitlich und oberhalb des „Band-Spielfeldes“ angebrachte Hängetürme, die nach vorne über den Innenraum abstrahlen sollten, des weiteren seitlich davon je 1 weiterer Hängeturm im 45 Grad Winkel für die seitlichen Unter und Oberränge, getrennt davon im hintersten Innenraum-Bereich zwei Lautsprecher-Türme, die Unter und Oberränge der Gegentribüne abdecken sollten. Eine Getränkestation im 2.Pit! Aprpopos Pit……. Pit 1 verlief in einem breiten Kreis, geschätzte 25 Meter um die Bühne herum, dahinter über die volle Breite der 2. Security-Graben ( inklusive zwei Plattformen für die Steady-Cams), der 1. vor der Bühne, aber durch die mittlere B-Stage nicht durchgängig. Hinter Pit 1 kam der Pit 2, zweigeteilt und mit geschätzten weiteren 20 Meter Tiefe. In dessen Mitte das Mischpult mit dem Regiecenter. Bis gegen 18 Uhr kam man problemlos in Pit 1, danach füllte sich Pit 2, beide wurden nach und nach geschlossen und der Innenraum füllte sich schließlich auch von ganz hinten auf. Das Dach blieb offen, blauer Himmel zeigte sich, ab und zu durchschnitten von den Kondensstreifen überfliegender Urlauber-Jets. Die Reihen in den Rängen füllten sich urplötzlich, als ob in den Arenagängen ein Gong den baldigen Beginn angekündigt hätte. Getobt hat das Publikum nun nicht gerade, keine erfolgversprechende La Ola – nix . Das änderte sich – 20:06h. Das Intro ertönte „The man on the flying trapeze“ aber die Leier blieb in der Versenkung verschwunden. Die Band fand sich recht schnell auf der Bühne ein, bei früheren Konzerten wurde das ja schon fast zelebriert. Bruce am Mikrofon – Hallo Düsseldorf, - deutsche Begrüßung und los ging es mit „Jackson Cage“ Wow, dieses Gefühl hatte kaum Zeit, sich zu entfalten, schon fiel der Stage- Strom aus, Gitarren tot, Verstärker tot, Video-Bildschirm tot. Was für ein Auftakt….. Hatten sich die Energieanbieter angesichts der vielen parallelen Public Viewing Veranstaltungen schlicht beim Energiebedarf verschätzt? Bruce nahm es mit Humor und besonders der Pit reagierte vorbildlich , ohohohoooooo, die berühmte Badlands-Melodie schallte durch die Arena, Bruce dirigierte und amüsierte sich über diesen holprigen Anfang. „Let’s start with something different“ meinte Bruce, als ob „Jackson Cage“ der Sündenbock gewesen wäre. Schade, ich hätte es super gerne gehört, stattdessen ging es mit „Night“ weiter – nicht so meins, aber zum anheizen ok. Ohne Übergang ging es direkt in „Radio Nowhere“ über. 2/3 geschafft und RUMMS, wieder – Gitarren aus, Micro aus, Verstärker aus, Video-Bildschirm aus. Ein Stöhnen und ungläubiges Kopfschütteln im Rund. Es ging nicht sofort weiter… Bruce als Improvisator, sammelte Request-Schilder ein, und zwar einmal komplett entlang des Bühnenrandes. Währenddessen rannten zwei Techniker vom Mischpult aus durch die Security-Gräben hinter die Bühne. Trainiert hatten die das nicht, das sah man, das war mit Sicherheit ihr längster Spurt der letzten 15 Jahre! Bruce und Band mit Schalk im Nacken, Gruppenbild -die Hände flehend nach Energie gen Himmel. „You see, the E-Street Band is 100 percent live“ – der Spruch des Abends! Was dann folgte, waren nicht 100 Prozent, Bruce und Band packten noch ordentliche Prozente drauf und spielten mich und so manch anderen im Innenraum schwindelig. So hatte ich Bruce selten erlebt. Interaktiv mit dem Publikum, Bruce zum Anfassen, zum Abklatschen, zum Festhalten. Wie sah es sonst im Rund aus? Pit 1 gab Vollgas was sich aber im Pit 2 nicht so recht fortsetzte, hinten im Innenraum tote Hose, Block E neben mir verdiente sich den Namen „Mumien-Block“ . Die Oberränge verhalten. Lag es am Sound? Wahrscheinlich, ich hatte „Glück“, die seitlichsten Lautsprecher strahlten genau in meine Richtung ab aber auch bei mir kam nur Sound der Böötchen-Klasse <B - > an. Lonesome day, Promised Land und dann “Spirit in the night” . Ein „fachkundiger“ Kommentar hinter mir „Das ist doch gar nicht von ihm, das ist doch von Manfred Mann geklaut!“ . Oh je, geriet da jetzt etwa ein Weltbild in Schieflage? Bruce sah jetzt schon aus, wie aus dem Wasser gezogen. „Magic“ – wunderschönes gefühlvolles Duett mit Soozie. Trapped – ein angeblicher Request – Bruce ,Du Schlitzohr! So arbeiten auch Mentalisten! Wie Perlen auf einer Kette zelebrierte Bruce Rocknummer nach Rocknummer. Schade, dass bei mir Nils’ bestimmt brillantes Gitarrensolo ein Opfer der Soundprobleme wurde, es kam bei mir als teilweise verschlucktes Stakkato an. Trotzdem, es brachte die Arena in Wallung, auch im Mumienblock zuckte es auf einigen Plätzen. Klar, unser Experte hinter mir „Das ist ja auch nicht von ihm….!“ Ruhig, Brauner, ganz ruuuuhig… „Mary’s Place“…….. nicht mehr meins… überhört und deswegen in der gebotenen Kürze für mich vollkommen ausreichend. Aber dann…. „Working on the Highway“ wortwörtliches „Bruce-Feeling“ – auf allen drei B-Stages, irre lang, gefühlte 15 Minuten, aber ohne Langeweile. „The River“ ein Request aus meinem Block. Schön aber doch Lichtjahre weg von Köln. Sooooviele textsichere Leute waren gestern nicht anwesend, um den Song über eine Strophe hörbar uns alleine zu überlassen. Dann der 4er-Block, „Devil’s Arcade“ bis „Long walk home“ eindringlich mit viel Lichteffekt, es war mittlerweile dafür dunkel genug, mittendrin „The Rising“ – oops – eine Regung im Mumienblock! Badlands – funktioniert überall und immer, sogar im Mumien-Block – sie standen auf und klatschten !!! Unsere Reihe hatte hingegen schon seit „Spirit….“ Betriebstemperatur erreicht. Die Encores - „Girls ….“ , wurde ja auf WDR 2, die Mitveranstalter waren, ja sehr häufig gespielt, vielleicht deswegen auch gestern ? Meine Akkus waren noch von „Badlands“ leer und sie luden sich auch nicht so schnell auf. Zu vorhersehbar war das für mich, was jetzt noch folgen konnte (bin ich ja aber nun mal durch die ganzen Boots-Touren selbst schuld) , mit einer Unbekannten – und das war „Glory days“. Auch nicht gerade meins, aber „Born to run“ als DIE Bruce-Hymne schlechthin und „American Land“ als DER Finalsong schlechthin brachten auch mir wieder die Laune zurück. Habe ich was vergessen? Ach ja – Clarence in meinen Ohren fehlerfrei, Charlie auch. Nur Soozie hatte bei American Land zwei unhörbare „False starts“, aber das trübte den genialen Performance-Eindruck von Bruce und Band in keinster Weise. Was hätte besser sein können? Die Location, der Sound, die Stimmung auf so manchen Rängen. An Bruce und Band lag es nicht. Was habe ich richtig vermisst? Die Gespräche mit Euch! In der kurzen Zeit nach dem Konzert galt es so viele Tramps zu begrüßen, dass für den Einzelnen kaum Zeit für mehr als ein paar Sätze übrig blieb. Das holen wir in Hamburg nach und den Rest hoffentlich auch!
_________________ Show a little faith, there's magic in the nightdancer.......
|