Platin Member |
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Registriert: 25.03.2003 18:54 Beiträge: 7857 Wohnort: Siegen / NRW
Geschlecht: Männlich
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Meine Tochter ( kein Springsteen-Fan) sollte mir mal den Text (als kleine Englischübung) übersetzen. Hat sie auch getan mit einigen sarkastischen Anmerkungen. Hier das Ergebnis:
Hachja, die Amis und ihre Reden... dafür dass die Frau so gute Texte schreibt, hat sie's nicht so mit Prosa, so viele "und dann... und dann... und ich nur so: "..." und dann...." Naja, hier isses dann, ich hoffe, dir machen die gelegentlichen Anmerkungen nichts aus --- Es war 1976 und ich lebte in Lynwood, Kansas (Anm. d. Übers.: Aha, deshalb das Interesse an dem Text? ). Ich war vielleicht 12 oder 13 Jahre alt, träumte von einem Weg nach draußen, davon, wie die Welt draußen sein musste und was wohl mein Platz darin wäre – und dieses Lied kam im Radio und es veränderte mein Leben vollkommen. Dieses Lied war Born to run und es war von einem Kerl namens Bruce Springsteen. Ich dachte nur: „Heilige Kuh, mein Leben macht plötzlich Sinn.“ Am nächsten Tag brachte der Postbote meinen Eltern ihre Ausgabe der Time und Bruce Springsteen war auf der Titelseite. Ich las den Artikel und am selben Nachmittag ging ich los und kaufte das Album Born to Run. Ich kam eine Zeit lang, die sich wie ein Jahr anfühlte, nicht mehr aus meinem Zimmer. Ich hörte das Album immer und immer wieder. Das Album, das Lied, es tat für mich, was es für jeden tut: Es packt dich wie ein Rock’n’Roll-Song – das Stampfen, das Gefühl, das Feuer - und es hebt dich hoch und befreit dich. Ich lebte im Mittelwesten und dies war ein Lied darüber, sich von dem Platz zu befreien, an dem du bist. Damit konnte ich mich vollkommen verbinden. Das ist es, worum es bei Rock’n’Roll geht.
Ich erinnere mich, dass ich mich als Teenager hingesetzt habe um Songs zu schreiben, etwa um diese Zeit, und dass ich mir immer wieder gesagt habe: „Ich will in meinen Liedern Bilder malen, wie Bruce es tut. Ich will, dass Leute meine Lieder hören und sich so bewegt fühlen wie ich, wenn ich Bruce höre.“ Seine Musik gab mir die Zuversicht, dass jemand ein Sänger/Songwriter und Rock’n’Roll sein kann. Ich tauchte normalerweise mit meiner Akkustikgitarre zu Auftritten auf und die Leute vermuteten automatisch, dass ich für eine Stunde Lieder von Joni Mitchell spielen würde. Nein, ich würde Bruce Springsteen-Songs spielen. Das war, wer ich war.
Zu der Zeit, als ich an die High School kam, war mein Mantra: „Was würde Bruce tun?“ Jede Entscheidung, die ich machte, war „Was würde Bruce tun?“ (Anm. d. Übers.: Oh je, die Frau verliert gerade Sympathiepunkte… Was ist mit Autonomie?!) Jedes Lied, das ich schrieb, musste die Qualität haben, die Bruce’s hatten. Und dann, auftrittsmäßig, wollte ich nicht weniger strahlen als er es auf der Bühne tut. Er ist einer der größten, kraftvollsten Live-Performer überhaupt, und mit weniger war ich für meine eigene Show nicht zufrieden. Ich will Leute bewegen, wenn sie meine Platten hören. Ich will Leute bewegen, wenn sie kommen um mich spielen zu sehen. Und dieser ganze Ethos – alles nur wegen Bruce Springsteen.
Mein erstes Treffen mit Bruce, das ist eine wirklich lustige Geschichte. Es war 1989, ich war zu Dantana’s gegangen, ein Restaurant in Hollywood, und ich saß an der Bar und wartete auf einen Tisch. Und dann kam Bruce rein. Meine Kinnlade hing bis zum Boden. Er wartete auf eine Bestellung zum Mitnehmen. Meine Herzfrequenz ging hoch, ich flippte aus. Aber ich wollte nicht zu ihm hingehen und ein verrückter Fan sein. Ich wollte ihn auf meinem Terrain treffen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon ein paar Alben veröffentlicht, aber ich meinte nicht, mir schon das Recht verdient zu haben, ihn zu treffen. Aber er stand da, wartete auf sein Essen und schaute sich im Restaurant um und sah mich an der Bar und winkte. Ich konnte nicht atmen, mein Herz setzte aus, ich konnte es nicht glauben. Und dann winkte er mir zu, ich solle rüberkommen. Ich stand auf, ging rüber – keine Ahnung, wie ich das geschafft habe – und er umarmte mich herzlich und sagte: „Mädchen, du rockst!“ Und er erzählte mir von meiner Musik, von den Liedern, die er am meisten mochte und dann versank einfach alles in Dunkelheit. Mein Kopf drehte sich so schnell, dass ich mich an nichts anderes mehr erinnern kann.
Von diesem Punkt an behandelte er mich wie eine Ebenbürtige. Wir sahen uns manchmal in der Stadt und er gab mir sogar einen Spitznamen: „Chef.“ (Anm. d. Übers:. Chief kann mann auch als „Boss“ übersetzen, geht auch – welche Ironie ) Als es bei mir Zeit für meine MTV Unplugged Show war, fragten die Produzenten mich, ob es irgendjemanden gäbe, mit dem ich gerne singen wollte. Ich sagte ihnen: „Die einzige Person, mit der ich jemals singen wollen würde ist Bruce Springsteen.“ Nicht mal einen Tag später riefen sie mich an und sagten mir, dass Bruce dabei ist. Ich glaubte ihnen zuerst nicht. Es ist immer noch kaum zu glauben. Ich hatte schon geplant, in der Show Tunder Road zu spielen. Das nächste, was ich weiß, ist dass Bruce hinter der Bühne auftauchte. Wir spielten das Lied ein paar Mal zusammen, dann gingen wir auf die Bühne und er sagte: „Honey, wo ist deine Band?“ Und ich sagte nur: „Das ist unplugged. Das bin nur ich – ich und du.“ Und wir hatten etwas zu lachen. Ein paar Jahre später rief er mich auf die Bühne, um in seiner Heimatstadt mit ihm Hungry Heart zu singen. Ich fühlte mich, als hätte ich ein Radiogewinnspiel gewonnen oder so etwas, es war so aufregend. Die Energie in diesem Haus war einfach wahnsinnig.
So viele Momente unserer jüngeren Geschichte sind begleitet von der Musik von Bruce Springsteen. Seine Karriere war eine Reise, die unsere Lebenszeit abgesteckt hat. Mit seiner Musik prognostiziert Bruce diese Zeiten, er definiert diese Zeiten und es kommt alles von seinem Herzen. Es ist nie moralisierend, er ist nur wahr. Du hörst Darkness on the edge of town und Nebraska und Born to Run und das waren der Sound und das Leben dieser Zeiten: Gefährlich, introspektiv, verwundet und staunend. Und Born in the USA, das war der Soundtrack unseres Lebens zu dieser Zeit, herausplatzend und erwachsen werdend. Das war, wer und wo wir in den 80ern waren. Und dann Tunnel of love. Ich verstehe das Album vollkommen, auch wenn eine Menge Leute es als Schrittwechsel für Bruce ansahen. Ich weiß, was passiert, wenn dein Traum – dein professioneller Traum – in Erfüllung geht und du in deinem Herzen immer noch nicht erfüllt bist. Das ist, wenn du ein Album wie Tunnel of love machst. Du schaust dir dein Leben an und zählst deine Millionen und schaust die Gesuchter in den Stadien an und begutachtest deinen Erfolg und hast immer noch dieses Loch in deinem Herzen, weil es nicht geliebt wurde. Als ein Songschreiber nimmst du den Stift und machst das Album. Es ist ein brilliantes Album, Bruce ist immer brilliant und das, weil er immer die Wahrheit sagt.
Ich habe einige Menschen getroffen, deren Arbeit ich bewundere und wurde enttäuscht und wünschte mir, sie nie getroffen zu haben. Aber Bruce zu treffen, bestätigte mich darin, mir das richtige Vorbild für mein Leben und meine Arbeit ausgesucht zu haben. Er ist ehrlich, er ist clever, er ist großzügig, er hat einen wundervollen Sinn für Humor, er liebt seine Kinder und seine Frau, er ist ein guter Freund, er ist nicht kompliziert, er ist sehr einfach, was sein Leben, seine Arbeit und das, was ihm Freude macht, angeht. Und all das finde ich ehrenhaft. Ich hoffe nur, dass ich auch eine derartige Künstlerin bin.
Von Melissa Etheridge
(Anm. d. Übersetzerin: Lebt der Kerl eigentlich noch? So eine Rede würde ja eher auf eine Hochzeit – was ja zu spät ist – oder Beerdigung passen…Oi…
Und das - sorry - Geschleime war nur mit einer Überdosis Avantasia, Tarja und Emilie Autumn erträglich )
_________________ "Streicht 'n kessen Darm, der Junge!"
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