Natürlich gehört sein Underdog-Vorstadt-Loser-Dasein zu Springsteens Image. Fragt sich nur, ob er dieses Image selbst erschaffen hat oder ob das nicht sowieso ein Gebilde ist, das von Musikritikern und Fans erschaffen worden ist.
Aus den Videos der mittigen 80er eine Marketing-Strategie herauszulesen finde ich gewagt. Wenn man das "Dancing In the Dark"-Video gesehen hat, weiß man eigentlich, dass er bei den Drehs nicht bei Sinnen war ...
Es ist letztendlich die Frage, ob man Springsteen für authentisch hält: Täte ich das nicht, würde ich ihn für künstlich, unglaubwürdig und berechnend halten, so wäre seine Musik und sein Gebahren unerträglich. Da ich für mich entschieden habe, dass ich ihn für weitgehend authentisch halte, kann ich auch mit dem Pathos leben, der mit Springsteen manchmal verbunden wird.
@ Zu den Protestsong:
Es ist ja gerade das interessante an Springsteens Texten, dass sie sich nicht platt gegen das Böse in der Welt gegen, gegen Industrielle ansingen oder von der Ausbeutung des Proletariats durch die herrschende Klasse handeln.
Springsteen beschreibt in seinen Liedern eher Zustände, alltägliche Gegebenheiten, Emotionen, er beschreibt sehr detailliert, er erzeugt Bilder von Orten, die Personen in seinen Songs haben Profil und Charakter.
Die Interpretation seiner Songs ist aber den Zuhörern überlassen. Den weiteren Schritt, zB Fabrik=Ausbeutung=Protest-gegen-Industrielle geht er nicht, er kaut seinen Zuhörern niemals vor, was sie von seinen Liedern und Texten halten sollen. Das Denken wird dem Zuhörer überlassen.
Natürlich kann man irgendwelche politischen Botschaften aus seinen Songs ziehen, aber welche, das ist jedem selbst überlassen.
Und das macht seine Musik erst interessant.