Bruce Springsteen am 13.12.2007 in Köln (WDR 2 Homepage)
Man darf gespannt sein, ob die Bensberger Erdbebenstation auf ihrer Internetseite der "zuletzt georteten Lokalbeben" für den 13.12.07 den Raum Köln-Deutz verzeichnen wird. Denn das, was Bruce Springsteen gemeinsam mit seiner E-Street-Band und 16.000 Fans beim von WDR 2 präsentierten Auftritt in der Kölnarena verursachte, war eine gigantische "Rockwelle", die kaum Platz für balladeske oder folkige Verschnaufpausen ließ. Die Kommentare der ergriffenen Besucher am Mikrofon von WDR 2 Reporter Oliver Rustemeyer waren entsprechend kurzatmig: "Unglaublich!", "Gigantisch", "Unbeschreiblich" oder "Ich muss das erst mal verarbeiten".
"Boss" kam zu spät zur Arbeit
Lange Zuschauer-Schlangen hatten sich bereits rund drei Stunden vor Konzertbeginn gebildet, welcher auf sich warten ließ: Satte 35 Minuten "zu spät" zur "Arbeit" zu kommen - so etwas kann sich wohl nur der "Boss" erlauben. Der traf um 20.35 Uhr eine aufgeheizte Stimmung an, wie man sie nur noch selten vor Konzerten erlebt. Böse über die Verspätung war hier niemand, denn die "Angestellten" wussten, dass sie nun mehrere Arbeitsstunden ehrlichen Handwerks geboten bekamen. All das war typisch Springsteen, typisch Rock'n'Roll - auch dass die Setlist erst kurz vor dem Gig geschrieben und während diesem spontan geändert wurde. Und auch, dass die Fotografen ganz nach hinten in die Halle mussten, dass kein Graben Bruce von seinen Fans trennte.
Zurück zu den Rock-Wurzeln
Mit seinem Programm setzte der 58-jährige konsequent das fort, was auf dem aktuellen Album "Magic" die Kritiker sowohl verzückte als auch überraschte: Er rockt zurück zu den Wurzeln, fasst dabei inhaltlich immer wieder heiße U.S.-politische Eisen an. Und das so energiegeladen und gitarrenlastig wie vor 23 Jahren, als er mit "Born In The USA" weltweit die Stadien füllte. Musikalisch knüpft vieles auf "Magic" an 1984 an, somit bediente sich Springsteen mit "Dancing In The Dark" nur eines Titels aus dieser Zeit. Das neue Material zog sich wie ein roter Faden durch das Kölner Programm und schlug mit fast 40 Prozent Anteil zu Buche. Logisch: Stimmungs-Höhepunkte waren aber vor allem die Klassiker aus den 70ern und 80ern wie "Born To Run", "Badlands", "Because The Night" und "The River", dass der "Boss" seine Fans nahezu allein singen ließ.
Intime Arena
Natürlich begeisterte nicht nur die einzigartige Bühnenpräsenz Springsteens. Seine legendäre E-Street-Band lief mit ihren Stars wie Nils Lofgren, "Little Steven" alias Steven van Sandt und "Big Man" Clarence Clemons zu Hochform auf. Beeindruckend war dabei die intime Atmosphäre, welche die Band trotz des kühlen Arena-Ambientes schaffen konnte. Hilfreich war dabei, dass nicht nur auf den Fotograben, sondern auch gleich auf ein frontales Bühnenbild verzichtet wurde. Die Zuschauer, die hinter der Bühne saßen, boten ein wesentlich imposanteres Szenario als jegliche Video-Effekte. Leinwände, Licht und Ton waren in einer gigantischen "Raumstation" an den Hallenhimmel montiert worden.
Danke, Bruce!
Zum Finale dieses einzigen NRW-Konzertes (auf der im Dezember 2007 endenden Welttour
) gab es noch eine Überraschung. Allerdings nur eine kleine, denn es ist schon fast obligatorisch, dass Bruce den "kölschen Springsteen" Wolfgang Niedecken auf die Bühne einlädt. Gemeinsam wünschten sie den 16.000 Fans mit "Santa Claus Is Coming To Town" ein frohes Weihnachtsfest. Nach zweieinhalb Stunden ging ein begeisterndes Ausnahme-konzert zu Ende, das zwei Fans auf einem Transparent ganz einfach zusammenfassten: "Thank You Bruce!"
SETLISTE:
Radio Nowhere
The Ties That Bind
Lonesome Day
Gypsy Biker
Magic
Reason To Believe
Because The Night
She's The One
Livin' In The Future
The Promised Land
Waitin' On A Sunny Day
The River
I'll Work For Your Love
Devil's Arcade
The Rising
Last To Die
Long Walk Home
Badlands
Girls In Their Summer Clothes
Kitty's Back
Born To Run
Dancing In The Dark
American Land
Santa Claus Is Coming To Town (mit Wolfgang Niedecken).