BLOOD BROTHERS IN A STORMY NIGHT
Ein Konzertbericht der anderen Art, Mannheim 02.12.2007:
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Am Freitag-Nachmittag vor dem Konzert ging bei mir nichts mehr. Aufregung pur und an Arbeit war nicht zu denken. Die Koffer waren gepackt, der Flug gebucht und ich hatte mich sogar schon online eingecheckt, als ich mich so gegen 15Uhr auf den Weg zum Flufhafen machte. Als ich um 16Uhr am Flughafen ankam, setzte dann auch puenktlich ein kraeftiger Schneesturm ein. Ja, sehr frueh fuer dieses Jahr, selbst fuer Montreal und ich fing an zu bangen, ob der Flughafen geschlossen werden wuerde - NEINNNN, bitte nicht!!! Aber die Kanadier haben ja Erfahrung mit dem Schnee und machen auch bei verschneiten Start- und Landebahnen nicht gleich einen Flughafen dicht (immerhin 20-30 cm innerhalb von nur 2h). Als der schneebedeckte Flieger dann endlich starten sollte, hoffte ich nur, dass alles gut gehen wuerde ...
Und es ging alles gut. Puenktlich um 8Uhr morgens landeten wir in Frankfurt und als die Maschine aufsetzte huschte mir ein Grinsen uebers Gesicht - da war ich nun, einmal Montreal-Frankfurt-Montreal eben uebers Wochenende nur um mit meinem Mann
und den besten Freunden der Welt
beim BOSS und der E-Street Band abrocken zu koennen.
Nach einem kraeftigen Fruehstueck siegte dann doch aber ersteinmal die Muedigkeit und ich musste mich nochmal fuer ein paar Stunden auf's Ohr hau'n, bevor wir uns abends auf den Weg zu lieben Freunden in die Pfalz machten. Dort angekommen gab es das gewohnte grosse HALLOOO mit den "Bloodies". Alle waren schon da, obwohl auch sie zum Teil sehr lange Anreisewege hinter sich hatten. Ich fragte mich, vorauf ich mich an diesem Wochenende eigentlich mehr gefreut hatte - darauf alle wiederzusehen oder auf das anstehende Konzert? Na, die Antwort war klar ... Der Abend wurde wie gewohnt lang und gegen 2Uhr siegte die Vernuft, die sagte, man solle langsam ins Bett gehen, um am naechsten Tag fit zusein. Gesagt, getan - aber ich bekam kein Auge zu: Jetlag und Aufregung raubten mir den Schlaf.
Am Sonntag-Morgen hiess es aber trotzdem zeitig raus aus dem Bett, fruehstuecken und ab auf die THUNDERROAD in Richtung Mannheim. Wir kamen so gegen 12Uhr an der SAP Arena an. Die Parkplaetze waren prima ausgeschildert und um diese Urzeit auch noch fast leer. Am Auto hiess es dann aber ersteinmal die Winterkleidung anlegen, denn ein kraeftiger Sturm wehte uns um die Ohren. Ich wage es Sturm zu sagen, denn ich bin ein Kind von der Kuest' und kenne Stuerme und ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen mich fuer die naechsten ca. 6Stunden vor die Halle zu stellen. Entsprechend war meine Laune
. Naja, aber was macht man nicht alles.
Wir entschieden uns fuer Eingang A, da hier der Wind etwas weniger pfiff und in Pinguin-Manier gekuschelt wurde, was ja bekanntlich warm haelt. Wir schrieben uns auf die RollCall-Liste und ich war mir sicher, dass es in Deutschland wiedereinmal damit nicht klappen wuerde. Naja, aber es ist ja doch immer wieder ein Spass zum Zeitvertreib bei der ganzen Warterei
. Entsprechend schnell verging auch die Zeit und meine Stimmung stieg. Der Wind schwaechte sich nicht ab und unsere Blicke richteten sich gen Himmel, immer wieder in der Hoffnung, dass es wenigstens nicht regnen wuerde. Gegen 16Uhr wurden dann die Absperrgitter und Einlass-Schleusen aufgebaut und ich dachte mir, spaetestens jetzt haette es sich mit der Ordnung erledigt. Doch weit gefehlt. In Zusammenarbeit mit der Security wurden nach Nummern wieder die Tramps aufgereiht und auf die Schleusen verteilt und sogar das grosse Gedraengel blieb aus. Aber damit noch nicht genug: Natuerlich versuchten einige "Spaetankoemmlinge" sich in die Reihe zu draengeln, doch mit vereinten Kraeften wurden die sowohl von Fans als auch von der Security wieder aus der Reihe gefischt und ans Ende verwiesen, was jedesmal mit einem Applaus fuer die Security belohnt wurde. Ja, Fans und Security koennen prima zusammen arbeiten, das hat spaestens dieser Abend gezeigt.
Um kurz nach 18Uhr ging dann der Einlass los, der sogar auch recht friedlich ohne grosses Draengeln verlief. Dann hiess es Trepp-rauf und Trepp-runter und Pitbaendchen holen. Dabei draengelten sich natuerlich wieder einige vor, aber auch hier war die Security top und fing alle ab und verwies sie nach hinten - ich war begeistert. Ja, dann lachten mich ein paar pinke Smilies von Pitbaendchen an und ich lief mit meinem Mann zusammen in den Pit, wo ein paar Freunde schon warteten - wow, wir schafften es tatsaechlich die ganze Truppe direkt vor Stevie's Mikro zu versammeln - genial, einem grossartigen Konzerterlebnis stand nichts mehr im Wege, denn davon hatten wir seit Milano2003 getraeumt!!!
Die Zeiger der Uhr schritten auf 20Uhr zu und das bekannte Krippeln vor dem Konzert fing an. Die Stimmung in der Halle brauste immer mal wieder auf, aber so richtig zu kochen fing noch nichts an. Naja, waren wohl alle ziemlich fertig nach dem Gewarte im Sturm. Doch dann gegen 20.30Uhr (die gewohnte halbe Stunde spaeter) gingen endlich die Lichter aus, die Stimmung stieg und endlich kamen "die Jungs" auf die Buehne und der Sturm an diesem Abend ging erst richtig los. Ich hatte im Vorfeld (beabsichtigt) keine Setlist oder sonstewas ueber die Tour gelesen und so ueberraschte mich einfach alles an diesem Abend: das Tempo, die Setlist, die Stimmung ... Ja klaro, man hat erwartet, dass ER mit "Radio Nowhere" beginnen wuerde, aber dann gleich als Kracher "No Surrender" hinterher? Nein, das hat mich umgehauen, denn was gaebe es Passenderes an diesem Abend als "Blood Brothers in a Stormy Night"? Ich schaute mich um und spuerte diese Gluecksgefuehl in mir, JAAAA, hier war ich mit "meinen blood brothern" und wir rockten gemeinsam mit dem BOSS und "den Jungs". Fuer mich folgte einfach ein Hoehenpunkt nach dem anderen ... "Reason to Believe" zauberte mir ein Gaensehaut auf den Ruecken, obwohl ich mittlerweile komplett nass und durchschwitzt war, aber die Version ist einfach nur genial. Danach "Jackson Cage" und "She's the One"
, dass ich das letzte mal live hoerte als ich meinen Mann kennenlernte ... dazu "Living in the Future", das mich an die Flitterwochen erinnerte, "Promised Land", "Working...", "ToL" und "Darkness" ... alles Songs, mit denen ich Vieles verbinde, bei denen Erinnerungen in mir aufsteigen und die eine tiefere Bedeutung als die reine Musik allein fuer mich haben. Ja, es ist doch oft bei Konzerten so, dass man nicht objektiv bewertet, was einem geboten wird und darum geht es auch nicht.
Ich nahm mir die Zeit und beobachtete Roy und Stevie und Soozie. Sie hatten ihren Spass an diesem Abend und auch Max grinste vor sich hin und immer wenn der Big Man ein Solo hatte, Bruce dazu die Gitarre bearbeitete und sich mit Stevie improvisierte Duelle lieferte, immer dann hatte ich nach so viele Konzerten das erste mal das Gefuehl die Magie aus den 70igern und fruehen 80igern zu spueren - diese Spielfreude und gleichzeitig diese Seele, die Wut und den festen Willen und Glauben an die Zukunft - all das was Bruce und die E-Street Band ausmachten. Ich weiss, dass kling geschwollen, aber genau das kam bei mir so an und sowas empfindet nunmal jeder anderes.
Weitere Hoehepunkte waren fuer mich natuerlich "Badlands" und "Santa Claus" - ja, man haette damit rechnen koennen, aber ehrlich gesagt, bevor ich zu einem Konzert gehe, denke ich nie darueber nach, was gespielt werden koennte, wie die Chancen stehen irgendeinen besonderen Song zu hoeren und so. Ich geniesse einfach, was da auf mich zu kommt und damit fahre ich immer am Besten. Ich hab' gerade bei diesen zwei Songs die Stimmung in der Halle voll und ganz genossen. Ich schaute auf die Raenge und freute mich, dass auch dort anscheinend alles nur rockte und tobte und auch, wenn mir fast die Puste ausging (obwohl ich im Moment wirklich gut trainiert bin), ich huepfte mit meinen Freunden um mich herum weiter und sang und groelte und rockte, was das Zeug hielt. Ich fuerchtete schon fast, dass hier in Mannheim mein erstes Konzert mit der E-Street Band ohne "Born to Run" sein koennte, doch da hoerte ich die ersten drei soooo vertrauten Toene ... danke Bruce
. Danach war ich seelig und ein gehuepftes "Dancing" und ein endlich mal live erlebtes "American Land" war fuer mich "ein Extra-Leckerchen obendrauf". Und doch, der Schluss kam fuer mich etwas ueberraschend und wiederum auch im Rechten Moment. Ich war ausgepowert, die Stimme weg und der rechte Augenblick um endlich die lieben Freunde in den Arm zu nehmen.
Was soll ich sagen? Zu der Freude ueber das Konzert mischte sich nun auch schon wieder der Abschiedsschmerz, denn alle mussten sich gleich nach dem Konzert auf den Heimweg machen. Alles ging wiedereinmal viel zu schnell vorbei. Ich hatte gehofft, die Zeit langsamer vergehen lassen zu koennen und wusste doch wie unrealistisch dieser Wunsch war. So hiess es "Byebye Blood Brothers", fahrt vorsichtig durch diese "Stormy Night" und bis bald "Further on up the Road" ...
Als am Dienstag-Mittag meine Maschine wieder in Montreal aufsetzte, begruesste mich eine freundlich Stimme aus den Lautsprechern mit "Welcome in Montreal, welcome in winter" und ja, inzwischen war Montreal voellig verschneit, ein halber Meter Schnee verzauberte die Stadt in ein Winter-Wonderland und da hoerte ich Big Man's "Hohoho" wieder und sang "Santa Claus is Coming to Town" vor mich her als dieses "Magic" weekend ein Ende fuer mich nahm und ich zurueck im Alltag war.
Merry Christmas, Tramps!!!