Nun denn, jetzt meine Eindrücke, die jetzt einen Gegensatz zum vorherigen Posting von @freehold darstellen, so unterschiedlich kann das "Erleben" oft sein...
Wie soll man eine Naturgewalt beschreiben? Ein Konzert, das wie eine Dampfwalze über einen hinweg geblasen ist? Es ist schwer, es kann nur ein Versuch sein.
Gegen mittags sind wir an der SAP-Arena angekommen. Zuerst mal zu Einlass B, wo schon eine Gruppe Tramps allen widrigen Witterungsumständen trotzend, gewartet hat. Nun denn, mal schaun, wie das so läuft mit dem Roll-Call, war mal zuerst angesagt. Also hin zu zwei Jungs, die sich dann als @drumdani und @luckytramp aus dem stonepony.de-Forum vorstellten. Mal kurzer smalltalk und ein Nümmerchen geholt, kann ja nix schaden. Dann zurück zu unseren Leuten, die dann aber beschlossen haben, zu Eingang A weiter zu gehen, wo man ein wenig geschützter warten konnte. Auch dort war bereits der Roll Call im Gange, also das nächste Nümmerchen auf die andere Hand. Und wir blieben dann an Eingang A, der sich als tatsächlich witterungsbedingt besserer Einlass herausstellte.
Zum Roll-Call muss ich sagen, es war tatsächlich der Versuch gemacht worden, das Ganze professionell aufzuziehen. Stündlich hatte man anwesend zu sein, wo dann die Nummern mit dem Vornamen aufgerufen wurden. Man gruppierte sich mehrmals wieder nach den Nummern und hatte dazwischen auch mal Gelegenheit wegzugehen, was wir auch mal nutzten und uns im Restaurant der SAP-Arena mal aufwärmten. Dort haben wir übrigens auch verfolgt, wie die EM-Auslosung ausgegangen ist, was zu ein wenig, ähm, Erheiterung führte, aber das ist eine andere Geschichte...
Gegen 15.00h wurde dann bekannt gegeben, dass es vor Einlass keine Pitbänder geben würde. Dennoch war bis zum Schluss der Versuch gewahrt, alle jene, die ihre Nummern hatten und früh genug da waren, immer an vorderster Front vom Einlass zu gruppieren. Man erfuhr dann auch, dass die Pitbandausgabe dann gleich nach Einlass an der Treppe zum Innenraum erfolgen würde. Klar stieg dann wieder die Nervosität, aber die Veranstalter bemühten sich redlich, so haben wir auch beobachtet, dass gewisse Vordrängler von der Security wieder weggeschickt wurden.
Kurz nach 18.00 dann der Einlass, der dann meines Erachtens sehr gesittet stattgefunden hatte. Es war nicht mal nötig, viel zu laufen, man gelangte an die Treppe, bekam sein Pitband und man schlenderte in den Pit. Dort fanden wir alle dann wieder vor dem Micro von Steve zusammen, standen dann zweite bis vierte Reihe, so hatte sich die ganze Anstrengung denn auch gelohnt. Witterungsbedingt war es auch eine ungeheure Anstrengung, aber nachdem man ja mit Freunden gemeinsam anstand, habe ich es rückblickend gar nicht mehr so schlimm empfunden. Und einen Vorteil hatte der Roll-Call ja noch zusätzlich – man hatte immer wieder Beschäftigungstherapie...
Nun saßen wir also im Pit am Boden. Alle gingen nochmal kurz raus, um sich noch zu stärken, die ein oder andere Zigarette zu rauchen. Man hat noch andere Tramps getroffen, kurzen Smalltalk geführt.
Ab 20.00 wartete man dann, dass das Konzert beginnt. Bruce läßt aber zurzeit auf sich warten, pünktliches Anfangen ist momentan noch nicht angesagt. Die Stimmung stieg dennoch, immer wieder wurde angeklatscht, „ohoohhhohhh“ gesungen, man fieberte dem Beginn entgegen. Der dann gegen 20.30 stattfand. Es wurde dunkel. Man sah die E-Streeter die Bühne betreten, die Fans fingen an zu toben, was dann unbeschreiblich wurde, als zuletzt Bruce die Bühne betrat und mit einem durchdringenden „Is anybody alive out theeere“ seinen vorläufigen Siedepunkt erreichte. Zu dem Zeitpunkt liefen mir Tränen der Freude übers Gesicht, für die ich mich keinen Moment schäme.
Und dann ging es los. Bruce und E Street Band, die ihre Fans ans körperliche Limit führten. Es gab so gut wie keine Verschnaufpause, vom ruhigen „Magic“ mal abgesehen. Ein Hammer folgte dem anderen. Ein übermächtiger Boss, der seine E Street Band anführte. Ein Konzert das sich steigerte und steigerte. Wir haben im Pit gefeiert, was das Zeug hielt. „No surrender“ als zweiter Song, da waren sie wieder, die hüpfenden Bloodbrothers, wie dazumal im San Siro. Es war einfach der Wahnsinn. Nicht einen Moment hätte ich bemerkt, dass Bruce und E Street Band noch nicht ganz bei der Sache wären, diese Tour noch nicht ganz das wäre, was Bruce im Moment will. Ganz im Gegenteil. Ich habe nur Bruce, das Arbeitstier gesehen, der sich auf der Bühne abrackerte und alles gab. Dezent im Hintergrund seine E Street Band, die einen fantastischen Job erledigten. Songs, die durch die ganze Bandbreite von Bruce mit E Street Band führten. Eine Show, die zwar „nur“ knapp über zwei Stunden dauerte, aber bei „American Land“ waren wohl die meisten der Fans auch an ihren Grenzen angelangt. Es gab eben keine Verschnaufpausen, keinen Bruce, der mal für 2-3 Lieder am Piano saß und Ruhe einkehren ließ, wie damals anno Berlin 2002. Nein, dort oben stand der Rocker, wie er leibt und lebt. Der mir wieder vor Augen geführt hat, was mir das alles bedeutet.
Zu den einzelnen Songs will ich jetzt nicht viel schreiben. Setliste ist ja bekannt. Eine wunderschöne Überraschung zusätzlich war „Santa Clause“, da haben sich die Zipfelmützchen von ein paar Bloodies ja tatsächlich gelohnt. Das ganze Konzert hat mir buchstäblich die Schuhe ausgezogen. Ein paar Songs waren grenzgenial, wie z.B „Reason to believe“, „Darkness“..., ach was, es erübrigt sich, hier aufzuzählen. Von den neuen Songs haben mich am Konzert am meisten „Last to die“, „Long walk home“ und auch „Devils Arcade“ überzeugt. Ich glaube aber, dass die neuen Songs im Laufe der Tour noch „wachsen“ werden.
So habe ich mit lieben Freunden ein weiteres Ereignis, das ich zu meinen schönsten Augenblicken im Leben hinzufügen kann.
Greetings to all bloodbrothers and tramps.
It was a really fantastic, incredible and magic night.
_________________ prisoner of rock'n roll
Zuletzt geändert von jerseylady am 04.12.2007 16:29, insgesamt 2-mal geändert.
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