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BeitragVerfasst: 01.10.2007 08:38 
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Malerknecht hat geschrieben:
Der Tagesanzeiger schreibt :

29. September 2007, 00:39 – Von Nick Joyce
Springsteen rüstet sich für die Sportstätten
Auf dem neuen Album «Magic» kehren Bruce Springsteen und seine E Street Band fast zu den Anfängen zurück. Aber der alte Stadion-Sound schleppt.


Bruce Springsteen ist auf seiner neuen Platte eher mit Diesel als mit Super unterwegs.
Jeder, der Bruce Springsteen mal auf der Bühne gesehen hat, weiss, dass die Platten des 58-jährigen Amerikaners nur die halbe Miete sind. Zugegeben, der Sänger und Gitarrist aus New Jersey ist ein hervorragender Songwriter, dem die Rockmusik zahllose Klassiker verdankt, doch geben diese Stücke ihre Bedeutung erst im Konzert oder oft auch nach längerer Zeit preis. Deshalb muss man jedes neue Album wie eine Zeitbombe behandeln, die sich erst später als Meisterstreich oder Fehltritt entpuppt.
«Magic» nun hat – das ist bei Springsteen nicht immer der Fall – wenigstens ein klares Konzept. Für die Aufnahmen mit dem Produzenten Brendan O Brien hat Springsteen seine treuen Begleiter von der E Street Band um sich geschart, um nach den eher folkigen Exkursen der letzten Alben wieder jenen wuchtigen Sound zu bewerkstelligen, der ihn einst berühmt gemacht hatte. Denn 2007/2008 will Springsteen wieder durch die Sportstätten dieser Welt ziehen. Symbolisch korrekt hängt er sich für die Pressefotos eine Telecaster-Gitarre um, wie schon 1975, als er mit «Born to Run» sein erstes Schlüsselwerk vorlegte: Auf diese sechs Saiten können Sie bauen, lautet die Botschaft, die Konzerte werden wohl wieder so laut und so lang wie vor dreissig Jahren sein.
Allerdings hört man «Magic» an, dass die Zeit nicht spurlos an Springsteen vorbeigegangen ist. Die knurrige Stimme ist engagiert und schafft doch die nötigen Gangschaltungen nicht mehr so mühelos, wenn ein heroischer Refrain ihr einen Kraftakt abverlangt; die Kehle bleibt leicht geschlossen, die Worte wirken matt intoniert. Das führt zu Energieabfällen, da kann die E Street Band noch so tapfer in die Rhythmen liegen, einige der Songs wollen einfach nicht auf Touren kommen. Der gemeinsame Motor schleppt, als sei sein Tank mit Diesel statt Super gefüllt worden.
Diese Blockaden mögen einiges damit zu tun haben, wie «Magic» zu Stande gekommen ist. Weil die Bandmitglieder anderen Jobs nachgehen (Schlagzeuger Max Weinberg spielt in der Hausband einer Talkshow, Gitarrist Steve Van Zandt ist Radiomacher und Gelegenheitsschauspieler, er gab etwa den Stripladenbesitzer Sil in den «Sopranos»), wurden sie schichtweise nach Atlanta eingeflogen: Hatte die Rhythmusgruppe die Basis eines Songs erarbeitet, konnten Springsteen und Produzent O'Brien die verbleibenden Parts darauf aufbauen. Das ist eine heute gängige Vorgehensweise, doch glaubt man, diesen Arrangements die fehlende Interaktion anzuhören. Da mag die Zeit gefehlt haben – «Magic» entstand in nur zwei Monaten –, um eingespielte Songgerüste niederzureissen und neu zu errichten.
Hommage an einen Freund
Dass einige der neuen Songs etwas schleppend klingen, ist die eine Schwäche, dass andere schlicht schwach sind, die andere. «Girls In Their Summer Clothes» hält nicht mehr, als der laue Titel verspricht, mit «I ll Work for Your Love» ist alles gesagt, was über diesen unspektakulären Song gesagt werden muss. Generell fehlt Springsteen das filmische Geschick seiner besten Arbeiten. Waren seine Songs früher vertonte Drehbücher, so vermitteln die neuen Stücke das fragmentarische Gefühl von Videoclips: In ihnen steckt zwar viel Stimmung, aber wenig Spannung.
Dennoch, es gibt Lichtblicke: «Livin' in the Future» ist vielleicht nur ein Aufguss der alten Party-Nummer «Hungry Heart», aber die E Street Band interpretiert ihn mit freudiger Gelassenheit. «Gypsy Biker» hat die staubige Romantik eines Roadmovies, das Eröffnungsstück «Radio Nowhere» erinnert gar an den aufbrausenden Rock von Pearl Jam. Meisterwerke sind diese Songs nicht, aber man wird den iPod aufdrehen, wenn der Zufallsgenerator auf sie stösst.
Gegen Ende des Albums wird Springsteen auch ein bisschen subversiv. Obwohl die Politik laut seinem Manager Jon Landau aktuell keine Priorität ist, dreht sich der Dreierblock «Last to Die», «Long Walk Home» und «Devil s Arcade» doch um einen sinnlosen Krieg und seine Folgen. Um welchen Krisenherd es hier geht, muss Springsteen nicht sagen: Bei einem Künstler von seiner Statur bilden diese Andeutungen schon ein Statement.
Den Abspann macht die Bonus-Nummer «Terry's Song», die erst spät ins Set eingespeist wurde. Hier türmt Springsteen Bilder aus Kunst, Technik und Architektur aufeinander, um sein Gegenüber zu loben, und bis man die Geschichte dahinter kennt, fragt man sich, warum ihm dieser ungelenke Song so wichtig war. Tatsächlich geht es in «Terry's Song» um Springsteens kürzlich verstorbenen Assistenten Terry Magovern, aber auch ohne diese Information hat diese mit Gitarre, Klavier und Mundharmonika schlicht arrangierte Hommage eine Dringlichkeit, die das übrige Repertoire in Frage stellt.
Hier wird ein Verlustgefühl mit minimalem Aufwand vertont, während sich Springsteen sonst im vielschichtigen Sound der E Street Band verheddert. Gerne hätte man von diesem reduzierten Ansatz mehr gehört; nur kann man mit solchen Stücken wie «Terry's Song» keine Stadien beschallen, das weiss Springsteen wohl, darum hat er sich auf die alte Breitsalve eingelassen. Hier hat der Schwanz offenbar mit dem Hund gewedelt – bei Stadionfüllern wie Springsteen ist das oft so, aber diese Rückwärtslogik führt in den wenigsten Fällen zu tollen Studio-Platten. «Magic» ist da keine Ausnahme.
Bruce Springsteen: Magic (Columbia/Sony BMG).




Der Tagesspiegel schreibt :

Der Staub der Straße
Breitwandrock: Bruce Springsteen zelebriert sein 15. Studioalbum „Magic“
Von Nadine Lange
01.10.2007 00:00 Uhr

Er hatte sie in letzter Zeit vernachlässigt, seine alte Gefährtin. Doch sie wusste: Er kommt zu mir zurück. Auch diesmal sollte sie Recht behalten. Nach rund drei Jahren, in denen vor allem Akustikgitarren auf seinem Schoß Platz genommen hatten, hat Bruce Springsteen seine abgeschabte Fender Telecaster wieder aus dem Koffer geholt. Im Innencover seines neuen Albums „Magic“ hält der 58-Jährige sie im rechten Arm und im linken seine Frau Patti Scialfa. Sie ist Mitglied von Springsteens E Street Band, die ebenfalls wieder mit von der Partie war – zum ersten Mal seit „The Rising“ (2002).

Die Wiedersehensfreude scheint groß gewesen zu sein: Die ersten drei Songs des wieder von Brendan O’Brien produzierten Albums brettern herein wie ein 1000-PS-Truck, der Vollgas gibt. Er rast stur geradeaus, jubiliert und rockt, was das Zeug hält. Schicht auf Schicht türmt sich der Sound ins Monumentale. Und Clarence Clemons streut, wo er kann, noch ein Saxophon-Solo obendrauf. Das erinnert an Springsteen, wie man ihn von seinem Durchbruchsalbum „Born to Run“ (1975) kennt und wie man ihn seither immer wieder gehört hat. Ihm das vorzuwerfen, wäre ungefähr so sinnvoll, wie sich bei einer Brauerei zu beschweren, dass sie Bier herstellt.

Seit jeher gilt Bruce Springsteen, „der Boss“, als die Verkörperung des ehrlichen Kerls, der sich alles hart erarbeitet hat. Und wenn er mit rauer Stimme von seiner Heimat singt, nimmt man ihm das ab, weil er immer noch in New Jersey wohnt und sonntags seiner Tochter beim Reiten zuschaut. Diese Bodenständigkeit spiegelt sich auch in seinen Texten, die auf kunstvoll reduzierte Weise kleine Dramen aus dem Leben von Bobby, Janey, Mary oder John erzählen. Sie alle haben vom American Dream nie wirklich etwas gesehen, schlagen sich irgendwie durch, fahren ewig auf dem Highway herum oder hocken in schmuddeligen Bars.

So ein Typ war auch der „Gypsy Biker“, von dem eine der anrührendsten Geschichten auf „Magic“ erzählt: Tot ist er nach Hause zurückgekehrt, Schuhe und Kleider sind schon verkauft. Die Freunde schieben sein Motorrad aus der Garage, polieren es, fahren zu einer Schlucht und verbrennen es. Es ist beeindruckend, wie die E-Gitarren und einige gezogene Mundharmonika-Fäden das Bild einer Straße heraufbeschwören und es mit der Trauer der Freunde vermischen. Springsteen überzeugt auf seinem 15. Studioalbum am meisten, wenn er Schmerz oder Wut zum Ausdruck bringen will. Dies geschieht vor allem in der besseren zweiten Hälfte des Albums, wo sich auch die Stücke mit Bezügen auf den Irak-Krieg befinden. Zu einfachem Bush-Bashing lässt Springsteen sich nicht hinreißen. Seine Meinung über den US-Präsidenten ist schließlich spätestens seit seiner Teilnahme an der „Vote-for-Change“-Tour im Jahr 2004 bekannt, bei der er sich für dessen Abwahl einsetzte. In „Last to die“ singt er: „Who’ll be the last to die for a mistake/The last to die for a mistake/Whose blood will spill/Whose heart will break/Who“ll be the last to die“. Diese Frage, wer der Letzte sein wird, der für einen Fehler sterben muss, stellt er ohne Fragezeichen, denn die Antwort liegt auf der Hand: Diejenigen, die das Blutvergießen verursachen, sind selber die letzten, deren Blut fließt. Konkreter wird Springsteen in „Devil’s Arcade“, das als eine Fortschreibung des Titelstücks von „Devils & Dust“ von 2005 gelesen werden kann. In diesem zu Beginn des zweiten Irak-Kriegs geschriebenen Lied ging es um einen Soldaten in einem weit entfernten, staubigen Land, der mit dem Finger am Abzug von Angst und Zweifeln übermannt wird. Der Wüstenstaub klebt auch in „Devil’s Arcade“ am Gesicht eines Soldaten. In der Mitte des Stücks schwingt sich die vorher in der Distanz verharrende E-Gitarre zusammen mit der Streichersektion zu einer mächtigen gemeinsamen Klage auf. Die anschließende Schilderung der Sehnsucht des Soldaten nach seinem Zuhause ist eine zu Tränen rührende Meisterleistung in Sachen unpeinlichem Pathos.

Bei zwei der zwölf Songs auf „Magic“ fährt die E Street Band ihren kraftstrotzenden Breitwandsound zurück und überzeugt mit klaren Akustikarrangements: Der Hidden Track sendet einen zarten Abschiedsgruß an Springsteens im Sommer verstorbenen Freund Terry Magovern. Und „Magic“ ist eine wunderbare, flirrende Kurzballade, die an Springsteens Songwriter-Solowerke im Stile von „Nebraska“ erinnert. Hier sieht man wieder, was sich bei „Devils & Dust“ sowie der Pete-Seeger-Hommage „We shall overcome“ gezeigt hat: Springsteen mit Akustikgitarre ist derzeit fast interessanter als mit der E-Gitarre. Doch die Telecaster muss nicht eifersüchtig werden, denn ihr Meister hat erst kürzlich Gerüchte dementiert, dass sich die E Street Band bald auflöst. Noch „viele, viele, viele weitere Jahre“ wolle er mit seinen Kumpels spielen. Und da darf die alte Lady natürlich nicht fehlen.

Bruce Springsteens „Magic“ ist bei SonyBMG erschienen. Live am 2. 12. in Mannheim und am 13. 12. in Köln

(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 01.10.2007

Diese beiden Rezesionen sind wirklich klasse.Sie decken sich mit dem,was ich über das Album denke.Nur kann ich dies nicht so zum Ausdruck bringen.Hut ab!
Komischerweise sind es gerade die ruhigeren Nummern die hier bei vielen gut wegkommen.Wo doch immer mal wieder die Bemerkung auftauchte ,daß es nun wirklich kein "High Energy Rock" geworden ist. :wink:
Für mich ist es ein überdurchschnittlisches bis gutes Album geworden,da ich max. mit 3 Titeln nicht soviel anfangen kann.Der Rest ist absolut o.K.
Meine Erwartungshaltung hielt sich vorher aber auch in Grenzen.


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BeitragVerfasst: 01.10.2007 10:51 
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AAAAlsoooo....nun endlich halte ich auch das neue Album in Händen und ich muss sagen, mir gefällt es bis jetzt gut (bin gerade bei Lied 7), aber ich habe noch nie eine so unhandliche Cd-Verpackung gesehen oder ist das die Amazon speziefische Verpackung?? Noch nicht mal ne Plastikhülle und die CD zum Einstecken. Ein richtiges Gefummel, bis man die draussen hat....tse tse tse
Dafür ist das booklet dann aus Hochglanzpapier...muss man das verstehen??

Naja, wie sagt man so schön "you can´t judge a book by its cover".....überrascht hat mich die Verpackung trotzdem.

Die Mucke ist klasse! Long live The Boss!!!!

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"You can´t shut out the hurt and the pain without losing the love that remains"


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BeitragVerfasst: 01.10.2007 12:27 
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Neue Rezension auf Spiegel online:

http://www.spiegel.de/kultur/musik/0,15 ... 20,00.html


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BeitragVerfasst: 01.10.2007 14:10 
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Malerknecht hat geschrieben:
Der Satandard schreibt :

Die flaue Magie des Immergleichen: "Magic" von Bruce Springsteen
Der 58-jährige US-Superstar hat sich nach fünfjährigem Liebesentzug wieder an seine E Street Band gewandt
Das gemeinsam eingespielte Album erweist sich als gleichermaßen vorhersehbar wie saxofonistisch verseucht.
...
Bereits im zweiten Song, "You'll Be Coming Down", wird ungerührt aller diesbezüglich gegenteiligen Erkenntnisse satt drauflosgetrötet, und der folgende, anachronistisch "Livin' In The Future" genannte Song beginnt nicht nur wie ein Springsteen-Stück aus der "Born In The USA"-Phase der 80er-Jahre, er könnte tatsächlich von jener Platte stammen. Das sollte einem zu denken geben.
...
Und: Immerhin wird Saxofonist Clarence Clemons, der Troubadix der E Street Band, darin ruhiggestellt. (Karl Fluch / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.9.2007)


also i hab selten so einen schmarrn gelesen. der kerl hat entweder keine ahnung oder ist total verrückt.
grad das sax von clarence amcht doch die einzigartigkeit der meisten songs aus. untermalt von "klavierklimpern" oder wie der typ es eben formuliert hat...
also sooo mainstream ist das nun wieder ned.

btt, also ich find MAGIC ziemlich gelungen, nein. ich finds klasse!!!
ne gute mischung aus rock und ruhigeren balladen.
e-strret's back!!! :D

freu mich schon auf mannheim und köln...;)

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BeitragVerfasst: 01.10.2007 14:20 
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Ach was, der Standard, ich kann mich mittlerweile über den Schmarrn gar nimmer aufregen, ist doch eh nur böse Satire, von Tuten und Blasen hat der doch keinen Schimmer.

Black Cowboy hat geschrieben:
freu mich schon auf mannheim und köln...;)


Ich auch. Stehst dann auch schon früher an? Ein Plauscherl mit einem Glühwein in der Hand wär mal wieder fein. :wink:

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BeitragVerfasst: 01.10.2007 14:26 
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ja aber nur wenn die steffi mir nicht zu nahe kommt umd mir wieder nene halben becher über den pulli gießt ;)

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BeitragVerfasst: 01.10.2007 15:53 
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Vielleicht geht es ja nur mir so, aber ich bekomme die verdammten Melodien nicht mehr aus dem Kopf :shock:

lalala Devils Arcade....lalala....work for your love....lalala worst enemy....didididi...long walk home....lalala

geht jetzt schon den ganzen Tag auf der Arbeit - glaube ich werd langsam bekloppt :roll:

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„So eine schöne Grätsche an der Außenlinie, kann ja auch etwas Magisches haben.“ Florian Dick


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BeitragVerfasst: 01.10.2007 17:26 
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Ich halte Magic für durchweg gelungen. Zwar kein Hammer dabei, aber dafür gibt es auch keine Schwachpunkte. Hatte mit weniger gerechnet und bin nun sehr "erleichtert", dass ich mich mit der CD bzw. Stück Pappe sofort identifizieren konnte. Seit "Ghost of TJ" bin ich vorgeschädigt was Neuveröffentlichungen vom Meister betreffen...die Angst einer Enttäuschung sitzt mir daher seit Mitte der Neunziger in den Gliedern... :pale

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BeitragVerfasst: 01.10.2007 17:53 
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Smutje hat geschrieben:
Ich halte Magic für durchweg gelungen. Zwar kein Hammer dabei, aber dafür gibt es auch keine Schwachpunkte. Hatte mit weniger gerechnet und bin nun sehr "erleichtert", dass ich mich mit der CD bzw. Stück Pappe sofort identifizieren konnte. Seit "Ghost of TJ" bin ich vorgeschädigt was Neuveröffentlichungen vom Meister betreffen...die Angst einer Enttäuschung sitzt mir daher seit Mitte der Neunziger in den Gliedern... :pale


Dabei sind auf "The Ghost of Tom Joad" mindestens 2 ".Hammer". :mrgreen:


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BeitragVerfasst: 01.10.2007 18:29 
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Geronimo hat geschrieben:
Dabei sind auf "The Ghost of Tom Joad" mindestens 2 ".Hammer". :mrgreen:


Einspruch! Der "Hammer" ist auf den Seeger-Sessions zu finden. :!: :wink:

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BeitragVerfasst: 01.10.2007 19:07 
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Die FAZ meint .

Der amerikanische Freund

Von Edo Reents

Er klingt wieder klar
01. Oktober 2007
Es ist lange, sicher mehr als zwanzig Jahre her, dass Bruce Springsteen eine richtige, das heißt: die Balance aus Breitbeinigkeit und Empfindsamkeit haltende Bruce-Springsteen-Platte gemacht hat. Dabei war es in all der Zeit durchaus nicht so, dass der, wie man hört, immer noch zufriedene Familienvater nicht fleißig gewesen wäre. Aber irgendetwas fehlte: die fiebrige und, von einem gewissen Punkt an, natürlich nur noch zusammengeklaute Romantik, die einst den schwitzenden Ehrgeiz des Aufsteigers verriet, der Springsteen ganz am Anfang ja wirklich war und der in seinem Erlebnishunger mehr mit dem Eckensteher-Rhythm-&-Blues von, sagen wir, „Mink DeVille“ zu tun hatte als mit richtigem Rock 'n' Roll.


Nun kommt er uns mit einer Platte, die, wieder produziert vom Mainstream-Experten Brendan O'Brien, der für einen körnig-dichten Klang sorgt, einfach „Magic“ heißt und auf der die wieder gnädig hinzugezogene „E Street Band“ rumpelt und donnert, was das Zeug hält - so wuchtig und unverhohlen gitarren- und saxophonlastig hat man den Boss und die Seinen tatsächlich lange nicht gehört. Klingt das „Radio Nowhere“ mit der Metapher von der verlorenen Telefonnummer und der Unzufriedenheit über das Radioprogramm noch nach solidem, aber nun doch schon etwas abgestandenem Ältere-Herren-Rock mit kulturpessimistischer Duftnote, so greift „You'll Be Comin' Down“ einem direkt ans Herz: Das ist akkurat der gute, alte Desillusionismus, mit dem dieser Möchtegern-Jedermann groß wurde.

Hilflosigkeit und Zuversicht

Zurückgekehrt zum Rock'n'Roll: Bruce Springsteen
Wenn er sich dann in den scharfkantigen Shuffle von „Livin' in the Future“ reinhängt, dann fragt man sich, warum er so viel Zeit und Energie verschwendet an Musik, die eben nicht diese strukturelle Klarheit atmet, wie wir sie aus der klassischen Phase zwischen „Born To Run“ (1975) und „Born In The U.S.A.“ (1984) kennen. Das Lied vereinigt das Beste aus „Tenth Avenue Freeze-Out“ und „Cover Me“ in sich: die aggressiv herausgeschriene Hilflosigkeit des Außenseiters und die Zuversicht des Durchschnittstypen, dessen Herz heiß genug ist, um einer schönen Frau zu sagen, dass sie's schlechter treffen könnte als mit einem wie ihm.

Wenn man sich fragt, was einem am späten Springsteen am meisten auf die Nerven ging, dann muss man wohl sagen: dieses Geigengefiedel, das wohl irgendwie an den Bob Dylan der „Desire“-Zeit erinnern sollte, aber zu ihm überhaupt nicht passte. Es wirkte irgendwie frömmelnd und weckte ungute Erinnerungen an den Mittsiebziger-Johnny-Cash. Ganz lassen kann Springsteen es diesmal auch nicht, und so ist „Your Own Worst Enemy“ eindeutig einer der schwächeren Songs. „Gypsy Biker“ bedient sich, mit klassischem Mundharmonika-Intro und einem Gesang, in dem Dringlichkeit und Verzagtheit so unnachahmlich zusammenkommen, uralter, aber immer noch wirksamer Chiffren der Fortbewegung als exemplarischer, einzig sinnvoller Lebensweise - and the night stood still.

Kein Grund, vor ihm stehenzubleiben

Der alte Biss ist wieder da: Springsteen in New York
Wie alt Bruce Springsteen aber geworden ist - in zwei Jahren wird er sechzig -, merkt man in dem musikalisch ebenfalls ansprechenden „Girls in their Summer Clothes“: Der Boss hat sich eine Joppe übergezogen und lungert erwartungsvoll an der Straße herum, „the girls in their summer clothes pass me by“, und so, wie ihn die ganz auf maskulin getrimmten Booklet-Fotos jetzt wieder zeigen, mit Ziegenbart und Unterbiss, haben die Girls auch keinen Grund dazu, vor ihm stehenzubleiben.

Obwohl der Titelsong zeigt, wie wenig Springsteen die verhaltene, nur auf einen hübschen Einfall setzende Spielweise liegt, ist „Magic“ ein überzeugendes, erfreuliches, fast zeitloses Album geworden, mit allerdings wieder recht deutlichen politischen, also pessimistischen Untertönen. In seiner latent verzweifelten Fiebrigkeit und melodiösen Kraft vereinigt es die Tugenden der mittleren Ära in sich, um derentwillen Springsteen einst so bedeutend wurde. Es ist der Glaube nicht so sehr daran, dass es irgendwie immer weitergeht - das wäre zu wenig -, sondern daran, dass es so etwas wie Veränderung und Neubeginn gibt: „Everybody has a reason to begin again.“ Niemand kann diese Zeile, aus dem überragenden „Long Way Home“, so singen wie Springsteen.

Wiedervereinigt mit der E Street Band
Nach langer Zeit hat der Boss wieder etwas vorgelegt, wovon seine Musik lebt: die Studie eines genau beobachteten Durchschnittsmilieus, das längst nicht mehr sein eigenes ist, mit dem er sich aber auf den einen entscheidenden Nenner immer noch einigen kann. Sein Name ist Rock 'n' Roll.

Text: F.A.Z., 02.10.2007, Nr. 229 / Seite 40
Bildmaterial: AP, Danny Clinch

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I Found Living Proof


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BeitragVerfasst: 01.10.2007 19:08 
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Also, nun gebe ich auch mal meinen Senf zum neuen Album ab. Wie immer rein subjektiv. Ich verzichte darauf jeden Song einzeln durchzuackern.

Hier nun mal meine Zusammenfassung. Ich finde das Album durchschnittlich. Teilweise fehlt mir einfach Qualität, viele Songs wirken zusammengeschustert, seelenlos bzw. substanzarm. Auch stören mich die vielen Soundmuster bereits veröffentlichter Lieder in dem ein oder anderen Song wiederzufinden. Des Weiteren muss ich zugeben, dass mich einige Lieder schon nach einigen Durchläufen langweilen. Dies spricht für mich eindeutig gegen die Einstufung als Klassiker. Auch soundtechnisch halte ich die CD für unterdurchschnittlich. Die Drums hallen teilweise ätzend.

Ich möchte hier nicht falsch verstanden werden, das Album hat durchaus auch große Momente, nur leider sind die m.E. einfach zu selten. Klar ist auch, dass Magic sehr viele andere Veröffentlichungen des Jahres 2007 um Längen schlägt. Dies ist jedoch für mich nicht der Maßstab. Kurzum, ich hatte mir mehr erhofft, denke aber, dass die Lieder live an Qualität gewinnen und stufe es nicht unter die besten sechs Alben meiner perönlichen Bruce-Rangliste ein.


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BeitragVerfasst: 01.10.2007 20:05 
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Oh, oh, die FAZ. Geigengefiedel. Dass uns Bruce auch schon in den 70ern Songs mit Geigengefiedel hatte, verschweigen die mal lieber. Also, mich stört's nicht! Ganz im Gegenteil. Das lockert das Ganze doch auf!


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BeitragVerfasst: 01.10.2007 20:49 
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...directly from the heart of the black forest....

....aus der "noerdlichsten Stadt der Toskana"

Die "Badische Zeitung" aus Freiburg schreibt......


Versteckte Leichen, verwehte Flaggen

Bruce Springsteen besingt auf seinem neuen Album "Magic" Amerika als ein zerrissenes Land


Was für ein Blick, den Bruce Springsteen da aufsetzt — auf dem Cover seines neuen Albums und auf den Pressefotos dazu. Die Stirn in Falten gelegt, eine Augenbraue nach oben gezogen, die eine Gesichtshälfte im Schatten versteckt: ein Ausdruck zwischen bitterem Grimm, innerer Skepsis und provokanter Herausforderung. Es ist der Blick, den der Rocksänger auf sein Land wirft, dieses Land im Krieg mit einem äußeren Feind — aber auch mit sich selbst.

Bruce Springsteen sieht mit seinen Liedern seit drei Jahrzehnten den USA in die Seele. Der Rockstar ist für die Amerikaner Kumpel und Therapeut, Kraftspender und Tröster. Nach dem 11. September gab er ihnen mit "The Rising" das Album, das ihnen half, ihre Trauer zu bewältigen. Aber seither scheinen die Dinge nur noch schlimmer geworden zu sein.

Gestern noch, so singt Springsteen in "Your Own Worst Enemy" , waren die Menschen guter Laune, wussten, wer sie waren, doch nun ist der ärgste Feind in die Stadt gekommen und alles hat sich ins Gegenteil verkehrt. Auf dunklen Straßen verliert sich ein Paar im Auto ("Last To Die" ), der Diner ist geschlossen und verrammelt ("Long Walk Home" ), und ein Mann kehrt tot zurück ("Gypsy Biker" ). Woher? Springsteen sagt es nicht ausdrücklich, aber es dürfte der Krieg im Irak sein.

Man muss nur genau hinhören, das Textbuch mitlesen, dann fallen sie einem auf, die versteckten Leichen in diesen Liedern, die zerbrochenen Spiegel und die vom Winde verwehten Flaggen. Und wer ist dieser Zauberkünstler im Titellied, der einen Freiwilligen in zwei Hälften schneidet? Der Teufel? Der Präsident? Amerikas innere Zerrissenheit, der Verlust der Solidarität angesichts der politischen Konfrontationen geht tief, wenn man diesem Album glaubt.

Kann Springsteens Musik sie heilen? Für die neue Platte hat er sich — wie schon 2002 für "The Rising" — wieder mit seiner legendären E-Street Band zusammengetan. Man hört das Saxophon von Clarence Clemons, das Klavier von Roy Bittan, die Orgel von Danny Federici, die Gitarren von Nils Lofgren und Stevie Van Zandt. Auch das Glockenspiel erklingt wieder — klassischer Bruce Springsteen. Ein Song wie "Livin’ In The Future" klingt — im Gegensatz zum Titel — ganz nach früher. Das ist schön, das ist kraftvoll, wenn auch in zwei, drei Songs (darunter die Single "Radio Nowhere" ) von Produzent Brendan O’Brien zu sehr auf Stadionrock angelegt.

So ist "Magic" wieder ein Album voller gefühlvollem Rock von Springsteen und seinen Mannen. Nicht zu vergessen Gattin Patti Scialfa, die im Chor mitsingt. Überhaupt die Frauen: Nicht nur in dem beschwingten "Girls In The Summer Clothes" besingt Bruce Springsteen sie, einige Lieder lang scheint das Licht der Liebe. Ehe es wieder um Männer geht, die mit Wüstenstaub auf der Haut erwachen.
Thomas Steiner[/b]

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"Ironie wird immer ohne Probleme erkannt." :roll:


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 Betreff des Beitrags: Berliner Zeitung vom 1.10.
BeitragVerfasst: 01.10.2007 21:27 
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Wohnort: Berlin
Geschlecht: Weiblich
Hier noch was aus der Hauptstadt mit herzlichen Grüßen an alle. die auch nach Mannheim fahren! :lol:

Feuilleton
ddp
Bruce Springsteen, 58, hat eine Platte mit Reminiszenzen an sich selbst aufgenommen. Lebt hier noch jemand?
Bruce Springsteen kehrt mit dem famosen Album "Magic" an Orte zurück, die er nie verlassen hat
Frank Junghänel

Wie eine Orkanwalze rollen die ersten Akkorde auf einen zu. Die Elektrogitarre gibt ein grindiges Dröhnen her, das Schlagzeug tickt wie ein Zeitzünder, als schon die Mundharmonika das Intro zerfräst; es ist Musik, aber Musik, wie sie Bruce Springsteen versteht, ist immer auch Kino, diesmal wieder in Cinemascope. Nach 15 Sekunden ist der Vorspann vorbei. "I was tryin' to find my way home", singt er hastig. Es muss schnell gehen diesmal, der Mann, der für seine Litaneien bekannt ist, fasst sich kurz, die Zeit sitzt ihm im Nacken. Denn alles, was er auf der Straße nach Hause hört und sieht, gibt doch Anlass zur Befürchtung. Ein Satellit taumelt am Himmel, Nebelregen ringsum, kein Mensch, nirgends. Nur der da oben sendet noch: "This is radio nowhere, is there anybody alive out there?"

Hallo, lebt hier noch jemand?

Jene entseelte Landschaft, wie sie Bruce Springsteen in diesem Eröffnungsstück "Radio Nowhere" heraufbeschwört - einer der besten Rocksongs, die er je geschrieben hat - bildet den Bühnenhintergrund für alles, was sich auf seinem neuen Album "Magic" abspielen wird. Song für Song belebt er seine Welt mit Figuren und Bildern, vieles bleibt dabei im Mystischen, selten wird es fassbar. Zudem weist "Radio Nowhere" der Platte eine unerhörte stilistische Richtung - der Bruce Springsteen dann allerdings nicht über die ganze Strecke folgt. Deutlicher als bei jedem anderen Stück ist in der Ouvertüre das Handwerk des Produzenten Brendan O'Brien zu spüren, mit dem Springsteen seit seiner Comeback-LP "The Rising" zusammenarbeitet. Auch diesmal ist wieder die komplette E-Street-Band dabei, aber zumindest ganz am Anfang klingt sie mal nicht so. Brendan O'Brien, der insbesondere als Produzent der Gitarrenband Pearl Jam einen dichten, rauen Sound kreiert, hält die Instrumentalisten kurz, strafft ihr Spiel an allen Enden und fabriziert eine Musik von brachialem Charme.

So geht es nicht immer weiter, was man nun bedauern kann, aber wirklich nicht muss. Mit dem zweiten Stück "You'll Be Coming Down" ist Bruce Springsteen wieder ganz bei sich, das heißt irgendwo zwischen "The River" von 1980 und "Born in the U.S.A.". "Magic" bildet so etwas wie das Bindeglied dieser beiden prägenden Alben. Es gehört eigentlich in eine Zeit, die es nicht mehr gibt, es erinnert an Helden, die alt geworden sind.

So kommt einem Springsteens neues Album manchmal wie die Fortsetzung von Peter Bogdanovichs Film "Die letzte Vorstellung" vor. Jeff Bridges ist jetzt ein schlapper Sack und Cybill Shepherd, die Schöne aus der Highschool, würde sich nie mehr nackt aufs Sprungbrett trauen. Aber sie leben noch. Oder sie tun zumindest so.

Der Reisende ist also auf dem Weg nach Hause. Der Wind trägt ihm einen Brief zu, "somethin' 'bout me and you/never seen one another again". Was folgt ist eine motivreiche Exkursion in die von ihm gern gesuchten Untiefen der Vergeblichkeit. Vertane Chancen, verlorene Liebesmüh, ramponierte Herzen, Untergangsstimmung. Aber keine Sorge Darling, singt er, "we're livin' in the future and none of this has happend yet". Wir leben in der Zukunft, daran glaubt einer wie er doch selber nicht.

Wie öfter bei Bruce Springsteen übertönt die hymnische Musik die elegische Note des Textes. Als fröhlicher Retrorock ist der Song "Livin' In The Future" Manufactum für die Ohren. Nicht nötig, aber gut gemacht. Stilistisch knüpft er an "10th Avenue Freeze Out" von der LP "Born To Run" an. Mit seiner integrierten Polonaise dürfte die Schunkelnummer ein Schlager bei der am Dienstag startenden US-Tournee werden.

Vielleicht zum letzten Mal wird die E-Street-Band gemeinsam auf die Reise gehen. Bei den Aufnahmen zur neuen Platte hatten die Musiker zumeist Einzeltermine. Spur für Spur wurde das Werk zusammengefügt, und dass es jetzt wie aus einem Guss klingt ist kein Wunder, sondern alte Schule. So haben sie auch früher ihre Soundwände geschichtet. Die Gitarren von Stevie van Zandt, Nils Lofgren und Springsteens Telecaster verschmelzen zu einer harten Legierung, die den Ton der Platte grundiert. Solos gibt es kaum, der einzige, der sich ab und zu ein Extra erlauben darf, ist der Saxofonist Clarence Clemons. Springsteens Impresario John Landau nennt diesen Sound "leichtfüßig". Genau das ist er eben nicht.

Springsteen ließ zwar dementieren, dass die anbrechende Tour eine Abschiedstournee sei, sagte aber auch, dass er eine Abschiedstournee niemals ankündigen würde. Wie auch immer, er arbeitet jetzt ja ohnehin dreigleisig. Neben seiner elektrischen Hausband beschäftigt er seit Jüngstem eine eher folkloristisch orientierte Sessions Band, für die er nun auch langfristig plant. Zudem erscheinen ab und an Soloalben, wie zuletzt das grobkörnige "Devils & Dust". Es ist nicht so, dass er sich nicht öfter was Neues einfallen ließe.

Und jetzt lässt er sich eben wieder mal was Altes einfallen. Das Material indes ist immer das selbe. Als amerikanischer Heimatdichter zitiert sich Bruce Springsteen in einer Weise, wie sich ein Skulpteur zitiert. Er bearbeitet seinen Stein und findet dabei immer wieder neue Variablen seiner Kunst.

Selbst in der von ihm tradierten Rockform gibt es durchaus Spielraum. "Your Own Worst Enemy" in seinem Streicherbett klingt wie ein englischer Popsong. Es ist eine Moritat über das Trügerische jeglicher Sicherheiten, weil der Feind in deinem Leben am Ende du selber bist. "Girls In Their Summer Clothes" erinnert, anders als der luftige Titel vermuten lässt, an schwer umwölkte Beach Boys. In "Gypsie Biker", das mit einem Fetzen Mundharmonika aus dem Lied vom Tod beginnt, begibt sich Springsteen auf die Landstraße, sein heiliges Terrain. Jetzt wird es gleich ein bisschen biblisch, wie später nochmal in dem Titelsong "Magic", wenn er in den Bäumen Tote baumeln sieht. Der Heimreisende begegnet der Apokalypse.

Mit dem vorletzten Stück "Long Walk Home" erreicht die Platte wie es sich gehört ihre Klimax. Bruce Springsteen kehrt an den Ort zurück, den er im Grunde nie verlassen hat, er geht durch die Straßen, aber er kennt die Gesichter nicht. Seine Stadt ist ihm fremd. Der Vater zeigt ihm die Fahne auf dem Gericht. Das Sternenbanner steht für Dinge, die er für unverrückbar hält, "wer wir sind, was wir tun und was wir zu lassen haben."

Bruce Springsteen singt, "hier hat jeder einen Nachbarn, jeder einen Freund und jeder hat einen Grund, von vorn zu beginnen". Aber der Weg wird noch lang sein. "It's gonna be a long walk home". Man mag seinen Glauben an das einfache Amerika naiv finden, ans Herz geht er einem doch.

Bruce Springsteen: "Magic" ist bei Sony BMG erschienen

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