Bruce Springsteen & the E Street Band „The Rising”
Summer Tour 2003
Giants Stadium, East Rutherford, New Jersey
Part 2
Ich weiß, es klingt verrückt, aber schon kurz nach den ersten drei Shows im Giants Stadium im Juli kam ich auf die Idee, mir auch die letzten drei Shows dort anzuschauen. „Vorsorglich“ legte ich meinen Jahresurlaub auf Ende August, um dann eventuell kurzfristig nochmals nach New Jersey fliegen zu können.
Wenige Tage vor Beginn des Urlaubs war ich mir immer noch nicht sicher, ob ich wirklich nach USA fliegen sollte. Leider fand sich kein anderer Tramp, der mich begleiten würde, so daß ich mich wohl alleine auf den Weg machen müßte. Am Donnerstag, den 21.08., fragte ich in meinem Reisebüro nach, ob es denn noch einen Flug nach Newark, New Jersey, gibt – irgendwie in der Hoffnung eine negative Antwort zu bekommen, da ich mich immer noch nicht endgültig entschieden hatte und mich – keine Ahnung warum – auch nicht entscheiden wollte.
„Dummerweise“ gab es ab Zürich noch einen Direktflug zu einem akzeptablen Preis. Ich ließ mir einen Platz reservieren und vereinbarte, mich bis Freitag zu melden. Eine Nacht wollte ich doch noch darüber schlafen. Aber schon auf dem Heimweg spürte ich ein Kribbeln in der Magengegend – und da wußte ich, ja, ich werde auch alleine rüberfliegen.
Zwei Tage vor Abflug traf ich noch die letzten Vorbereitungen (Ausstellung des Flugtickets durch das Reisebüro, Mietwagen, einige Einkäufe, ausreichend US-Dollars eingetauscht,...). Am Tag vor dem Abflug blieb lediglich das Kofferpacken. Dann sollte es losgehen.
Mittwoch, 27.08.2003
Um 4.30 Uhr klingelte der Wecker. Trotz des mulmigen Gefühls der letzten Tage kam ich kaum aus den Federn. Kurz nach 5.30 Uhr machte ich mich auf den Weg zum Bahnhof. Zum Glück war mein Vater bereit, mein Auto dort abzuholen, so konnte ich mir den Fußweg sparen und meinen Koffer (und mich selbst) gemütlich mit dem Wagen hinfahren. Pünktlich um 5.58 Uhr fuhr der Zug in Richtung Singen/Hohentwiel ab. Während der Fahrt schlief ich nochmals richtig gut, fast hätte ich das Umsteigen in Singen verpaßt. Gleich nach der Grenze zur Schweiz mußte ich in Schaffhausen nochmals umsteigen – in eine S-Bahn bis Winterthur. Dort blieben mir nur vier Minuten zum erneuten Umsteigen in den IC an den Airport Zürich – ziemlich knapp bemessen die Zeit, langte aber grade so.
Am Flughafen fand ich mich gut zurecht und begab mich zum Einchecken an den entsprechenden Schalter. Dort ging alles relativ schnell. Auf dem Weg zum Gate galt es ja noch die Sicherheitskontrolle zu passieren. Und wie schon vor dem Rückflug aus New Jersey im Juli piepte es ohne Ende. Zum Glück blieb mir das Strippen diesmal erspart...
Mein Platz im Flugzeug, eine Boing 767, befand sich direkt hinter den „besseren“ Plätzen der First und der Business Class. Der Flug an sich war ziemlich langweilig und ereignislos. Dummerweise funktionierten die Videogames nicht, zum Lesen fehlte mir irgendwie die Motivation und so versuchte ich zu schlafen.
Zwei Stunden vor der Landung kamen mir erhebliche Zweifel, ob es wirklich eine so gute Idee war, mutterseelenallein nach New Jersey zu fliegen. Am liebsten wäre es mir gewesen, gleich nach der Landung mit der nächsten Maschine wieder zurück zu fliegen. Aber ich kämpfte erfolgreich dagegen an und versuchte an die schönen Dinge zu denken, die ja vor mir liegen würden. Nach der Landung, beim Aussteigen, hatte ich das wieder im Griff und daran, daß ich es nicht lassen konnte, einigen hübschen Frauen hinterher zu schauen merkte ich, es war wieder alles in Ordnung.
Im Flughafengebäude des Newark International Airport war sehr viel los. An der Paßkontrolle bildete sich eine lange Schlange. Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis ich endlich an der Reihe war. Andererseits hatte dies dann den Vorteil, daß mein Koffer schon auf dem Gepäckband seine Runden drehte und dort die lästige Warterei wegfiel. Sobald man sein Gepäck hat, muß man noch durch den Zoll, der kontrolliert, was man denn so in die USA einführt.
Mit dem Airtrain, einer Monorailbahn, fuhr ich zu P3 und holte meinen Mietwagen bei AVIS ab. Ich machte mich kurz mit dem Wagen vertraut und fuhr dann langsam auf die Interstate 1/9 nach Norden. Zum Glück kannte ich den Weg von unseren bisherigen Aufenthalten in New Jersey zu „unserem“ Motel – dem Starlite Motel am Kennedy Boulevard. Einfach die 1/9 nach Norden, über den Pulasky Skyway und schon war ich dort.
Der Typ an der Rezeption erinnerte sich sogar an mich. Gut, so viele Kunden aus Deutschland wird er wohl nicht haben. Ich mietete mir ein Zimmer bis einschließlich Montag, den 01.09. – und das für 300 US-Dollar inklusive Tax. Also richtig günstig!
Nachdem ich nun auch meine Unterkunft hatte, machte ich mich in aller Ruhe auf den Weg zum Path Mart, um mir ausreichend Getränke, einige Lebensmittel und Kekse zu kaufen. Nach einem kurzen Abstecher in die Mill Creek Mall – Abendessen bei McDonald’s – fuhr ich kurz beim Giants Stadium vorbei. Allerdings war dort noch gar nichts los und ich beschloß, ins Motel zurückzufahren, dort noch ein bißchen spazieren zu gehen (so gut das halt an dieser Straße geht) und den restlichen Abend im Zimmer mit Fernsehen, Lesen und Faulenzen zu verbringen – schließlich befand ich mich ja im Urlaub und wollte mich auch ein bißchen erholen.
Donnerstag, 28.08.2003
Am ersten Konzerttag wachte ich ziemlich früh auf. Zum Frühstück gab es einige meiner am Vorabend gekauften Donuts. Während ich noch so auf dem Bett lag und in meinem Harry Potter Buch weiterlas, klopfte irgendwann das Zimmermädchen und wollte sauber machen. Ich überzeugte sie, erst in ca. zwei Stunden wieder zu kommen und machte es mir nochmals gemütlich.
Gegen 13.00 Uhr fuhr ich mit dem Wagen wieder in die Mill Creek Mall zum Mittagessen. Danach schlenderte ich dort noch ein bißchen herum, ehe ich gegen 14.00 Uhr zum Meadowlands Sports Complex aufbrach. Irgendwie gelang es mir an diesem Tag kostenlos zu parken. Ich weiß auch nicht genau warum, aber so sparte ich mir die 15 Dollar. Um mir einen kleinen Überblick zu verschaffen, ging ich zur GA-Line, wo schon einige Fans auf ihr Wrist-Band warteten, danach zur Drop-Line, wo noch gar nichts los war und rüber an die Continental Airlines Arena zum Box Office. Oh, da fällt mir ein, ich habe ja noch gar nicht erwähnt, daß ich wieder einmal ohne Eintrittskarten unterwegs war...
Bei der Box Office gab es zu diesem Zeitpunkt lediglich Tickets für die Blöcke im 3. Rang. Da ich aber beschlossen hatte, irgendwie an GA-Tickets (im dem Fall also Tickets für den Pit) zu gelangen, standen diese Tickets zum jetzigen Zeitpunkt natürlich nicht zur Debatte. So lief ich also wieder zurück zum Giants Stadium zur Drop Line und ließ mir ein Wrist-Band geben. Dort bot ein Typ zum Preis von 77 Dollar ein Ticket in der Section 113 an. Nicht schlecht, aber nicht das, was ich eigentlich wollte. Nachdem er wieder weg war, ärgerte ich mich über mich selbst, daß ich die Eintrittskarte nicht kaufte. Was, wenn es überhaupt keine Tickets mehr geben würde?
Mit dem Entschluß, eine Karte für den dritten Rang zu kaufen – sicher ist sicher, dann kann man immer noch sehen, was der Schwarzmarkt so her gibt – machte ich mich erneut auf den Weg in Richtung Box Office. Im Vorraum traf ich vier Italiener mit Tickets in den Händen. Neugierig fragte ich, was für eine Section sie gekauft hatten. Und ich konnte nicht glauben, was sie mir sagten und was sie mir zeigten: Tickets für General Admission Floor!!!!! Gerade gekauft. Unglaublich! Ich nichts wie hin zum Schalter – und mir wurde ein Ticket für den 2. Rang angeboten. Hm, ich fragte die Frau, wann es denn wieder GA Tickets geben würde. Daraufhin ging sie kurz nach hinten, sprach mit einer Kollegin, kam wenige Minuten später wieder an den Schalter, deutete mir an, leise zu sein und verkaufte mir ein GA-Ticket!!!! Für den ganz normalen Preis, für 77 Dollar, am Tag der Show, nachmittags um kurz vor 16.00 Uhr!!!! Ich hätte sie knutschen können.
Sehr sehr glücklich spazierte ich wieder zurück zum Giants Stadium, zog mir ein frisches Hemd an (das dunkelblaue „Travelin’ Fans Germany“ von unserem ersten Besuch hier im Juli) und holte mir ein Wrist-Band für die GA-Line (Nr. 187). Überraschenderweise traf ich dann das erste bekannte Gesicht – Armando aus Washington, den wir im Vorjahr bei den beiden ersten Shows der Rising-Tour kennenlernten und einen anderem Tramp aus Spanien. Ungläubig lauschten sie meiner Geschichte, wie ich soeben ein GA-Ticket gekauft hatte. Danach hockte ich mich gemütlich in den vor dem Stadion aufgebauten „Vergnügungspark“, den Boardwalk, relaxte ein bißchen, genoß mein Glück und beobachte die Menschen dort. Das ein oder andere bekannte Gesicht aus dem Vorjahr konnte ich ausmachen und sogar das eine blonde Mädel aus England, ich glaube aus Sheffield, was ich schon während der Europa-Tour jedes Mal sah, war da. Erstmals traf ich sie am 19.10.2002 in Berlin, als sie dort vor der Berlinarena übernachten wollte... (nur so zur Erinnerung, das war eine bitterkalte Nacht, damals in Berlin).
Kurz vor 18.00 Uhr trafen sich dann alle mit einem GA-Ticket. Um 18.00 Uhr war Einlaß und ich konnte beobachten, wie die Amerikaner ganz gemütlich in Richtung Pit gingen. Ja wirklich, gingen, es rannte keiner. Endlich auch im Pit angekommen befand ich mich ca. sechs Meter vor der Bühne, genau vor Bruce’s Mikrophon. Man könnte also sagen, genau an meinem Stammplatz! Um mich herum befanden sich einige nette Amerikaner und einige Italiener und ich glaube auch einige Tramps aus Schweden. Irgendwann hockten sich zwei junge Frauen dazu – Iska und Mechthild aus Deutschland.
Kurz vor Beginn der Show schlossen einige Amerikaner Wetten ab, mit welchem Song Bruce die Show wohl beginnen würde. Der Einsatz war ein Dollar. Hörte sich ziemlich interessant an, was sie so tippten: „The Promised Land“, „Adam raised a Cain“, „The Ties that bind“, „Who’ll stop the Rain?“ – und das obwohl es doch gar nicht regnete…
Aber den richtigen Song, mit dem es pünktlich um 20.30 Uhr losgehen sollte, den tippte komischerweise keiner.
Um 20.27 Uhr ging das Licht aus. Auf den beiden großen Bildschirmen neben der Bühne waren Bilder aus dem Backstagebereich zu sehen, wie ein E Streeter nach dem anderen in Richtung Bühnenaufgang ging. Mit großer Begeisterung wurden die einzelnen Bandmitglieder vom Publikum begrüßt, bis, ja, bis Bruce auf den Bildschirmen zu sehen war. Dann hörte man nur noch ein langgezogenes BRUUUUUUUCE aus 55.000 Kehlen.
Die Show begann, entgegen allen Wetten und Tips, mit „The Rising“, gefolgt von „Lonesome Day“ und „The Ties that bind“. Nach den letzten Klängen das typische one-two-three-four von Bruce, klar was jetzt folgte: „Darkness on the Edge of Town“. Den Song wird er wohl immer so „anzählen“. Im Anschluß nochmals ein Song vom aktuellen Album: „The Fuse“. Schön, das Lied nach den USA-Shows 2002, London 2002 und London 2003 nochmals zu hören. Vor „Empty Sky“ begrüßte Bruce die Fans mit „good evening everybody“ und bat, wie immer, um ein bißchen Ruhe (was die Amerikaner allerdings noch nie abgehalten hat, während „Empty Sky“ und den anderen ruhigen Songs zu reden und im Stadion umher zu laufen – was ich schon im Juli als ziemlich respektlos gegenüber Bruce empfand und eigentlich der Hauptgrund für mich war, bei weiteren Shows in den USA auf jeden Fall ein GA Ticket haben zu wollen).
Beim nächsten Song – „Waitin’ on a sunny Day“ – war Party pur angesagt. Bruce: „are there any Little Steven Fans out there?“. Die Menge tobte und Steven sang den Anfang des Liedes. Bruce lief von einer Seite der Bühne auf die andere, bei den Fans vorbei und rutschte auf seinen Knien von rechts nach links am Bühnenrand entlang. Mit „Be True“ (by request) folgte ein lange nicht mehr gehörter Song, ich glaube, ich hörte ihn zuletzt 1999 in der Continental Airlines Arena. Mit „Worlds Apart“, „Badlands“, „Out in the Street“ und „Mary’s Place“ tat sich nichts besonderes in der Setliste. Allerdings hatten Bruce und die E Streeter richtig Spaß am Konzert und das spürte man während jedem einzelnen Song.
Nach „Mary’s Place“ wurde es ruhig im Stadion. Ein weiterer Song by request, „we didn’t do this song a long time – let’s try it“, sagte Bruce und es folgte eine wunderschöne Tourpremiere von „Independence Day“. “Into the Fire” und “No Surrender” beendeten den Hauptteil der Show.
Zur ersten Zugabe begrüßte Bruce Bobby Bandiera als “great jersey guitarist”. Die ersten Töne die Bruce spielte ließen „You can Look“ vermuten. Doch weit gefehlt. Einige Töne weiter erkannte ich den Song: „From Small Things (Big Things one day come)“. Ja! Ich hoffte es, nein, ich wußte es, ein kleiner Teil der Philadelphia Shows passierte nun auch in New Jersey! Irgendwie vermittelte „From Small Things“ eine Atmosphäre, wie man sie sich immer im Stone Pony zu Beginn der 80er Jahre vorstellte, wenn man die Bootlegs aus dieser Zeit zuhause auf dem CD-Player anhörte. Super!
Danach folgten „Hungry Heart“ („are you hungry?“) – New Jersey stellte sich wie immer als textsicher heraus und bot einen sehr großen Chor – und diese hammerharte und sehr lange Version von „Ramrod“. Gegen Ende von Roy’s Solo erschien Bruce mit einem Hut in der Hand auf der Bühne. Alle warteten darauf, daß er diesen Roy aufsetzte. Aber nein, Bruce legte sich gemütlich auf das Piano von Roy und lauschte eine ganze Weile dessen Solo, ehe er dann doch den Hut auf Roy’s Kopf setzte. New Jersey’s Hymne, „Born to Run“, beendete den ersten Teil der Zugaben. Während „Born to Run“ brachte Kevin Bruce’s alte Gitarre und er beendete den Song auf ihr. Sah schon ziemlich mitgenommen aus, das gute Stück, aber schön, sie mal wieder zu sehen!
Zum zweiten Zugabenteil setzte sich Bruce ans Piano, bedankte sich bei den Fans und sang „My City of Ruins“, gefolgt von einer längeren Rede über die USA und „Land of Hope and Dreams“. Danach stand das Stadion erneut Kopf: „Rosalita (Come out tonight)“. Die komplette Stadionbeleuchtung war an und 55.000 Menschen konnte man beim ausgelassenen Tanzen und Herumspringen zusehen. Bei der Zeile „somewhere in the swamps of Jersey“ flippten sie fast aus. Der Übergang von „Rosalita“ zu „Dancing in the Dark“ klappte perfekt und hörte sich super an. Am Ende von „Dancing in the Dark“ holte Bruce ein kleines Mädchen aus der ersten Reihe zu sich auf die Bühne und tanzte mit ihr zu den letzten Klängen des Songs.
Nach 23 Songs, zwei Stunden und 45 Minuten war die Show zu Ende. Ich empfand es als sehr gelungenes Konzert. Es war schön, nochmals so weit vorne zu stehen und alles genau beobachten zu können. Es war einfach wie immer etwas besonderes, die Mimik von Bruce und unabhängig von der Kameraführung auch die E Street Band beobachten zu können. An meinem Platz war der Sound perfekt und die Sicht „ungetrübt“, denn alle vor mir waren kleiner als ich. Und entgegen dem, was nach der Show bei backstreets.com zu lesen war, empfand ich die Show auch nicht als Standardshow. Mit „Darkness on the Edge of Town“, „The Fuse“, „Be True“, der Tourpremiere von „Independence Day“, „From Small Things (Big Things one day come)“ – zum zweiten Mal überhaupt mit der E Street Band – und „Hungry Heart“ waren viele Songs dabei, die nicht Standard sind.
Es dauerte nach der Show sehr lange, bis ich aus dem Innenraum draußen war, zu lange, um noch ein T-Shirt mit der „8“ hinten drauf in meiner Größe zu ergattern. Schade, aber nicht so schlimm, denn die Farbe des Shirts gefiel mir nicht wirklich.
Die Abfahrt vom Parkplatz verlief einigermaßen reibungslos. Gegen 0.30 Uhr war ich zurück im Motel, ließ diesen besonderen Tag nochmals Revue passieren und ging dann müde und zufrieden ins Bett.
Freitag, 29.08.2003
Gegen 11.00 Uhr stand ich auf und ließ den Tag geruhsam beginnen. Um 13.00 Uhr machte ich mich auf den Weg über den New Jersey Turnpike und den Garden State Parkway nach Asbury Park. Dort angekommen, parkte ich beim Stone Pony und ging erst mal ein bißchen spazieren. Schaute mir das kleine Häuschen von „Madam Marie“ an, Convention Hall, das Paramount Theatre, den Boardwalk, Palace Amusement und Tillie und natürlich das Stone Pony (allerdings erst mal nur von außen). Zurück am Strand gönnte ich mir ein gutes Mittagessen und genoß, nachdem ein großer Pulk von Springsteen-Fans wieder weg war, einfach nur die Ruhe und die gute Luft an der Küste.
Irgendwann entschloß ich, mal ins Stone Pony hineinzugehen. Gutes Timing, stellte ich fest. Kurz danach tauchte Joe Grushecky auf, lief ein bißchen umher und spielte dann einige Songs im Soundcheck. Danach ging ich nochmals zur Convention Hall. Seitlich davon war eine kleine Bar aufgebaut und zwei Leutchen spielten akustische Musik. Sie coverten einige Songs von Bob Dylan und John Fogerty und spielten irgendwann auch „Dancing in the Dark“. Gegen Spätnachmittag zog Nebel vom Atlantik her auf und verleite dem ganzen Szenario an der Küste einen unheimlichen Touch.
Mich zog es wieder zurück ins Stone Pony. Es war allerdings noch nicht allzuviel los. Um 20.00 Uhr mußten alle das Pony verlassen, damit der Einlaß für den Abend beginnen konnte. Kurz nachdem ich draußen war, begann es wie aus Eimern zu regnen. Es stürmte und donnerte und blitzte. Klasse! Unter einem der Stone Pony Schilder draußen fand ich ein bißchen Schutz vor dem Regen. Neben mir stand noch jemand unter und irgendwann quatschte ich ihn an. Und siehe da, er war auch aus Deutschland. Axel aus Hamburg. Nett. Endlich mal wieder jemand, mit dem man sich auf Deutsch unterhalten konnte. Er war auf dem Weg zu einem mehrmonatigen Sprachurlaub nach Südamerika und machte kurz einen Zwischenstopp an der Ostküste, um hier noch einiges zu sehen und natürlich Bruce in New Jersey zu erleben. Die Show am Donnerstag hatte er schon gesehen und würde sich nun noch die Abschlußshow am Sonntag anschauen. Samstags wollte er nach Atlantic City fahren.
In der Schlange vor dem Pony (wir waren nun unter dem kleinen „Vordach“ angekommen) wurde durch unsere Unterhaltung eine Amerikanerin auf uns aufmerksam und es stellte sich heraus, daß sie 1969 aus Deutschland in die Staaten zog. Sie hieß Ingrid, war irgendwie im Musikgeschäft und Showgeschäft tätig und erzählte uns ziemlich viel. Ich glaube, sie genoß es, wieder mal ein bißchen Deutsch zu sprechen.
Vor dem Hauptact des Abends traten einige Vorgruppen auf. Darunter ein Typ mit Akustikgitarre, der richtig gute Songs spielte. Seinen letzten Song leitete er mit den Worten ein, dies sei der erste Song, den er je zu spielen gelernt habe: „Two Hearts“.
Direkt vor Joe Grushecky spielte noch Joe Banana mit seiner Band. Und die brachten richtig Stimmung ins nun fast komplett gefüllte Stone Pony. Irgendwann fielen nämlich die ganzen Springsteen-Fans vom Nachmittag ein und ich hatte den Eindruck, das Stone Pony war wieder mal fest in europäischer Hand!
Joe Grushecky spielte zusammen mit seinen Houserockers eine Supershow. Um Längen besser als vor wenigen Wochen draußen vor dem Pony. Neben einigen neuen Songs beinhaltete das Konzert u. a. „No Strings Attached“, „Homestead“, „Never be enough Time“, „Pumpin’ Iron“, „Light of Day“, „Twist and Shout“ und „Down the Road Apiece“. Bei „Twist and Shout“ bat er einige Girls zum Tanzen zu sich auf die Bühne. Darunter auch zwei „lovely girls from Switzerland“ aus der ersten Reihe.
Gegen 1.30 Uhr endete die Show und ich machte mich bald danach auf den Rückweg über den Garden State Parkway und den New Jersey Turnpike zu meinem Motel. Nach ca. eineinhalbstündiger Fahrt kam ich endlich dort an. Es ist leider nicht so, daß mitten in der Nacht die Straßen in den USA leer sind. Es ist vielleicht nicht mehr ganz so viel los wie tagsüber, aber trotzdem noch ziemlich viel Verkehr. Irgendwie sind die Amerikaner immer mit dem Auto unterwegs.
Samstag, 30.08.2003
Nachdem ich erst spät ins Bett kam, schlief ich in dieser Nacht gut und ziemlich lang. Allerdings schaffte ich es trotzdem, gegen 13.00 Uhr in den Wagen zu steigen und mich um mein Mittagessen zu kümmern. Diesmal fuhr ich direkt mit dem Wagen zur Continental Airlines Arena und der Box Office. Jedoch bekam ich dort nur die Auskunft, es gebe heute und auch Sonntag keine Tickets mehr – schon gar keine GA-Tickets. Na ja, egal, rüber mit dem Wagen auf den Parkplatz des Giants Stadiums und ab zur Drop-Line. Dort saßen bereits die beiden „lovely girls from Switzerland“ und ich konnte ich es mir nicht verkneifen, sie einfach anzuquatschen. Waren ziemlich nett die beiden und wir unterhielten uns ein bißchen. In der Drop-Line bekam ich dann ein Wrist-Band an 9. Stelle. Schien mir in Ordnung.
Ich spazierte anschließend ein bißchen um das Stadion herum und hielt mich hauptsächlich im Boardwalk auf. Doch bevor ich in den Boardwalk hineinging, war ich nochmals am Auto. Zwei oder drei Autos nebenan saß ein Amerikaner mit seiner Frau. Am Wagen hing ein Schild, daß sie zwei Tickets zu verkaufen hätten. Klar, da mußte gefragt werden. Leider nur Tickets im 3. Rang. Das war mir dann doch zu weit weg. Allerdings kamen wir kurz ins Gespräch und ich erzählte, daß ich extra wegen der drei Shows nach Jersey gekommen war. Das konnten sie kaum glauben, freuten sich aber ungemein und boten mir an, ich bekäme, falls ich in der Drop-Line kein Ticket kaufen könnte, eines von ihren beiden – geschenkt: „welcome to the United States“! Klasse, oder?
Also, nun ab in den Boardwalk. Gerade rechtzeitig ergatterte ich einen guten Sitzplatz unter einem Zeltdach, bevor es urplötzlich heftig zu stürmen und regnen begann. Zu allem Überfluß wurde es auch noch saukalt – lange Hose und Pullover hatte ich dabei, doch diese Klamotten lagen schön verpackt im Motel. Zum Glück hörte es nach ca. einer Stunde wieder auf zu stürmen und zu regnen, der kalte Wind verzog sich auch wieder.
Kurz nach 17.00 Uhr trafen wir uns alle wieder in der Drop-Line. Die beiden Schweizerinnen waren auch da und wir setzten unsere Unterhaltung während des Wartens einfach fort. Um mich herum einige Amerikaner und Schweden (die waren in Göteborg!!) weiter hinten ein paar Italiener und Spanier. Gegen halb sechs begann der Ticketverkauf für die Drop-Line. Und es wurden gute bis sehr gute Tickets angeboten, hauptsächlich im 1. Rang ziemlich nahe bei der Bühne. Aber wir, die wir am Anfang der Drop-Line standen, wollten eigentlich alle GA-Tickets haben. So ließen wir also alle guten Tickets an uns vorüberziehen und andere Tramps weiter hinten in der Reihe kauften sich diese. Wenn sich das mal nicht noch rächte! Die Zeit verging, aber keine Tickets für General Admission Floor....
Zwischenzeitlich war es schon nach 19.00 Uhr. Es standen nur noch 12 Tramps in der Drop-Line. Um uns herum wuselte es überall. Überall liefen Fans und machten sich auf den Weg hinein ins Stadion. Ich hatte mich schon langsam damit abgefunden, irgend jemandem ein Ticket im dritten Rang abzukaufen. Und dann passierte es plötzlich: es wurden zwei Floor Tickets (im Innenraum) angeboten. Der eine Amerikaner, zwischenzeitlich erster in der Reihe, schrie sofort „hier“. Und als ich endlich registriert hatte, was das für Tickets waren – nein, da war es noch nicht zu spät – da schrie ich auch „HIER!!!!“ Und jetzt kommt’s: das waren zwei Tickets für Section 2, in der ersten Reihe, Plätze 17 und 18. Das sind die Plätze auf der Seite von Clarence, direkt neben dem Pit!! Was besseres konnte zu dieser Uhrzeit eigentlich gar nicht mehr passieren. Unglaublich, das lange Warten hatte sich wirklich gelohnt und wurde mit diesem spitzenmäßigen Ticket belohnt!
Auf dem Weg zum Eingang für den Innenraum mußte ich nochmals durch den Boardwalk hindurch. Dort liefen massenweise Leute umher, die Tickets übrig hatten und noch verkaufen wollten. Also reingekommen wäre ich auf jeden Fall.
Drinnen angekommen gönnte ich mir erst mal was kühles zu Trinken. Irgendwie dachte ich, es ginge bei der Drop-Line etwas schneller und hatte nichts dabei. Von meinem Platz aus schaute ich mich nun in aller Ruhe um. Im Pit standen sehr viele Europäer, wie mir schien: Italiener, Spanier, Schweden. Einige bekannte Gesichter waren auch darunter. Da entdeckte ich Armando, er stand auch im Pit. Der machte vielleicht ein überraschtes Gesicht, als ich im erzählte, was für ein Ticket ich kaufen konnte und wie es zuging, es zu bekommen. Ungläubig schüttelte er nur mit dem Kopf.
„Pünktlich“ um 20.30 Uhr, also mit einer Stunde Verspätung, begann die Show, die, wie schon die Show am Donnerstag, erneut von (oder für) Thrill Hill Productions gefilmt wurde. New Jersey war heute richtig gut drauf – noch viel besser als Donnerstag. Und heute schien mir das Stadion auch einen volleren Eindruck zu machen als bei der ersten Show. Selbst die Blöcke im dritten Rang, ganz am anderen Ende des Stadions, waren heute bis in die oberste Reihe besetzt.
Bruce und die E Street Band begannen mit „Janey, don’t you lose Heart“ (war angeblich heute mehrmals im Soundcheck gespielt worden). Ha! Gleich zu Beginn der Show eine Tourpremiere. Das versprach einiges. Es folgten „The Rising“, „Lonesome Day“ und „Candy’s Room“. Und da kann ich nur sagen: „Candy’s Room”, das muß man in New Jersey erlebt haben. Der Lärmpegel stieg unglaublich als Max mit dem Song begann. Und jeder (na ja, fast jeder) sang lauthals mit. Phantastisch! Und gleich danach „Trapped“. Endlich wieder mal „Trapped“ wenn ich dabei war. Super! Ich glaube, erstmals seit meinen Shows in der Continental Airlines Arena 1999. Erst fünf Songs und schon drei andere im Vergleich zum Konzert am Donnerstag. Auf „Trapped“ folgten „Empty Sky“ und „Waitin’ on a sunny Day“. Die Fans waren heute bei „Empty Sky“ wirklich schön leise und liefen auch nicht so viel umher wie ich es hier schon erlebte. Dummerweise unterhielten sich die Ordner während des Songs. Unverschämtheit. „Waitin’ on a sunny Day“ begann Bruce wie am Donnerstag mit der Frage nach Little Steven Fans. Erneut hatten alle auf der Bühne riesigen Spaß während des Songs. Als Bruce wie üblich auf Knien über die Bühne von Patti’s Seite in meine Richtung rutschte, kam er nur wenige Zentimeter vor dem Ende der Bühne zum Stehen. Das hätte auch schiefgehen können. Das Gesicht des Sicherheitsmenschen hättet ihr mal sehen sollen....
Nach dem Song stand Bruce am Mikrophon: „are you lucky?“ Ah, klar, jetzt kommt „Lucky Town“. Dachte ich. Überraschenderweise folgte „Roll of the Dice“. Super, das war die nächste Rarität auf dieser Tour! Und es wurde noch besser. Roy spielte am Piano „Because the Night“ an, ich glaube, das hatte ich schon seit 1993 nicht mehr gehört. Oh, was für eine Show! Überraschenderweise ersetzte „Because the Night“ „Worlds Apart“. Ohne Unterbrechung ging es nämlich gleich weiter mit „Badlands“ und („is there anybody alive out there“) „Out in the Street“. Und „Badlands“ war heute r i c h t i g gut!
Im Anschluß: „Mary’s Place“. Ein wirklich schöner Song. Im Gegensatz zu Europa hatten sich die „three conditions“ nun etwas verändert: „first: music got to be rightous“, „second: raise your ass out of your seats“ und „third: for a house party – you need a house band – the E STREET BAND.
Daraufhin stellte Bruce der Reihe nach die E Street Band vor: Professor Roy Bittan, New York Sister Soozie Tyrell, the coolest little D.J. in the USA: Little Steven, Mister Garry W. Tallent, Star of Late Night Television Max Weinberg, the great Nils Lofgren, Phantom Danny Federici, the first lady of love Patti Scialfa und last but not least Clarence Big Man Clemons („do I have to say his name?”).
Klar hatte Bruce die E Street Band am Donnerstag auch schon so vorgestellt, doch irgendwie “brannte” es sich am heutigen Samstag mehr in mein Gedächtnis ein.
Bruce begrüßte danach Emmylou Harris und sang mit ihr zusammen an der Akustikgitarre, leicht im Hintergrund durch die E Street Band begleitet, eine wunderschöne Version von „Across the Border“. „Into the Fire“ und „Thunder Road“ beendeten heute den Hauptteil der Show. Ähnlich „Jungleland“ ist „Thunder Road“ auch etwas besonderes in New Jersey. Es fällt leider sehr schwer, das in Worte zu fassen. Übrigens hat sich Bruce bei „Thunder Road“ mal kurz im Text vertan. Ich kann nicht mehr sagen wo, aber irgendwo stimmte es nicht.
Die Zugaben begannen mit einer full band Version von „This Hard Land“, dedicated to Bobby Muller. Zur nächsten Zugabe begrüßte Bruce zwei Freunde aus Pittsburgh von der Band “Marah” und es folgte die Tourpremiere von “Raise your Hand”. Leider verstand ich nicht gleich, wer die beiden Freunde aus Pittsburgh waren, doch der Typ neben mir erklärte es mir. „Marah“ spielte ja im Juli im Stone Pony, als wir zum Konzert von Joe Grushecky dort waren. Nun erwartete ich eigentlich „Ramrod“. Doch ich wurde mit „Glory Days“ überrascht. Nach so vielen Shows mit „Ramrod“ an dieser Stelle war das die richtige Alternative. Zum folgenden „Born to Run“ braucht man glaube ich nichts mehr zu erzählen...
Direkt nach „Born to Run“ ging Bruce über zu „Seven Nights to Rock“. Nachdem bei der Opening Night am 15.07.2003 viele fragende Blicke bei diesem Song zu beobachten waren, wußten nun auch die Amerikaner etwas mit dem Song anzufangen. Irgendwann zwischen diesem oder dem letzten Song hatte sich Iska (von Donnerstag im Pit) zu mir gesellt. Sie wollte unbedingt die restlichen Zugaben neben mir aus der ersten Reihe sehen. Klar, warum auch nicht. Platz war ja genug.
Nach einer kurzen Pause betrat Bruce wieder die Bühne und ging Richtung Piano, um „My City of Ruins“ zu spielen. Mit einer ähnlichen Ansage wie schon Donnerstag folgte „Land of Hope and Dreams“ und, ja und dann....
Bruce stand mit der Gitarre an seinem Mikrophon, fing an zu spielen und zu singen: „all the guys, on my block, called her flamingo...“ Ich hoffte, daß das in Jersey passieren würde, aber ich glaubte nicht wirklich daran, nicht an diesen Song. Er tat es nochmals. Zum zweiten Mal nach 1978 spielte er „Pretty Flamingo“ – und ich war dabei!!
„Rosalita (Come out tonight)“ und „Dancing in the Dark“ bildeten einen stimmungsvollen Abschluß eines wirklich denkwürdigen Konzertes. Was habe ich zwischenzeitlich bei backstreets.com gelesen: „hang on Philly, Jersey’s back in town“ – und die letzte Show fehlte ja noch!
Es war ein unglaubliches Konzert. Man kann es eigentlich nicht beschreiben, was an diesem Abend im Giants Stadium passierte. Ich glaube, man muß dabei gewesen sein. Vielleicht kann ja irgendwann ein Bootleg dieser Show ein bißchen von dem rüberbringen.
Bruce und die E Street Band spielten in wiederum zwei Stunden und 45 Minuten 25 Songs, davon 12 (in Worten: zwölf) andere Lieder als bei dem Konzert am Donnerstag. Darunter waren mit „Janey, don’t you lose Heart“ und „Raise your Hand“ zwei Tourpremieren, mit „Candy’s Room”, „Trapped”, „Roll of the Dice”, „Because the Night”, „Across the Border”, „This Hard Land” und „Pretty Flamingo” absolute Raritäten. Herz, was begehrst Du mehr?
Nach dem Konzert wurden auf den beiden riesigen Bildschirmen noch einige Szenen des eben aufgenommenen Filmmaterials abgespielt. Keine Ahnung wieso, es war aber überaus interessant und es waren wirklich gute Aufnahmen dabei! Wäre nett, wenn eine der drei Shows komplett auf DVD veröffentlicht werden würde, ergänzt um entsprechende Bonus-Tracks der anderen beiden Shows. Aber das bleibt natürlich abzuwarten. Und es bleibt die Hoffnung, daß nicht wieder so ein „Geschnipsel“ veröffentlicht wird wie „Live in New York City“....
Leider war an diesem Abend der wegfahrende Verkehr ziemlich dicht (und ich parkte leider auch etwas ungünstiger als am letzten Konzerttag). Daher entschloß ich mich, nochmals um das Stadion herumzugehen, bevor ich mich auf den Weg zurück zum Motel machte. Gegen 0.30 Uhr traf ich im Motel ein und fiel müde aber sehr zufrieden in mein Bett.
Was für ein Tag.... „all the guys, on my block....“
Sonntag, 31.08.2003
Wie immer stand ich gegen 11.00 Uhr auf und machte mich gegen 13.00 Uhr auf den Weg zum Mittagessen und danach dann gleich zum Giants Stadium. Um 13.30 Uhr war ich am Box Office, doch sonntags ist dort immer geschlossen. Also nichts wie rüber zur Drop-Line. Dort wurde heute zu meiner Überraschung eine Liste geführt, in der ich mich auf Platz 30 eintragen ließ. Iska und Mechthild waren auch wieder da. Sie waren die ersten beiden auf der Liste. Die bereits bekannten Italiener und Spanier traf ich alle wieder. Armando wartete wie immer bei der GA-Line, daß ihm jemand ein GA-Ticket verkaufte und heute traf ich sogar Kevin aus Kanada, den Thorsten und ich letztes Jahr in Paris zusammen mit Elke und Richy vor dem Hotel Vier Jahreszeiten kennenlernten. Kevin konnte sich auch an mich erinnern und wir unterhielten uns ziemlich lange über die zu diesem Zeitpunkt noch immer nicht bestätigten Shows zum Abschluß der Tour in New York City.
Um 17.30 Uhr ging der Verkauf der Tickets für die Drop-Line wieder los und es wurde ein langes und zähes Warten. Während des Wartens sprach mich eine Amerikanerin wegen meinem Shirt an und meinte nur, bei jeder Show, bei der sie in Jersey dieses Jahr war, immer sei ein Travelin’ Fan aus Germany da gewesen....
Irgendwie gab es nicht wirklich gute Tickets. Zwischendurch tauchten auch die beiden Schweizerinnen wieder auf, die heute zusammen mit zwei Bekannten ihre Tickets schon hatten. Dummerweise griff ich, als wirklich gute Tickets in der Sektion 1 zum Verkauf standen, nicht zu (eine Amerikanerin hatte ein Ticket übrig und versuchte es bei der Drop-Line zu verkaufen). Bis ich mich entschlossen hatte, war es zu spät. Nachdem dann lange Zeit nichts mehr passierte traf ich die Entscheidung, beim nächsten ordentlichen Ticket zuzugreifen – denn bezüglich Innenraum oder gar General Admission Floor passierte heute nichts mehr, da war ich mir so langsam sehr sicher. Als dann ein Amerikaner ein Ticket für die Section 123 zum Verkauf anbot (für 85 Dollar, also das, was er übers Internet bei Ticketmaster bezahlt hatte), griff ich zu. Falls sich doch noch etwas besseres bieten sollte, könnte man das ja wieder verkaufen. Also raus aus der Schlange, rüber zu dem Typen und ihm das Ticket abgekauft (zwischenzeitlich war es übrigens auch schon 19.15 Uhr).
Mechthild und Iska hatten dann noch das Glück, das ich am Vorabend hatte. Sie bekamen Tickets für die Section 3, gleich neben dem Pit auf der Seite von Patti. Einer der Schweden erhielt kurze Zeit darauf noch ein ähnlich gutes Ticket, das war es aber dann für diesen Abend. Zusammen mit Axel, der auch schon geraume Zeit neben mir stand, machte ich mich auf den Weg hinein ins Stadion. Er hatte eine Eintrittskarte für die Section 118, also hatten wir den gleichen Weg.
Nachdem wir uns trennten organisierte ich mir kurz vor der Show noch eine kleine Pizza, ein bißchen was zu essen mußte schon noch sein, bevor es losging. Als ich dann endlich meinen Platz „gefunden“ hatte, erkannte mich der Amerikaner, der mir die Karte verkaufte gleich wieder und freute sich richtig, daß er einem Tramp aus Germany die übrige Karte verkauft hatte. Wir unterhielten uns noch bis zum Beginn der Show über die bisherige Tour und wie die Konzerte in Europa so ablaufen. Da konnte ich es mir nicht verkneifen, ein bißchen über die Amerikaner und ihre Herumlauferei und Quatscherei während der Shows zu meckern. Allerdings hatte er dafür vollstes Verständnis, denn er konnte das auch noch nie verstehen.
Vor Beginn der Show machte ich mir ein bißchen Sorgen wegen dem Platz so weit hinten im Stadion. Wegen dem Sound, wegen der „Bierholer“ und wegen den ewigen „Schwätzern“. Doch die Sorgen waren größtenteils unbegründet, wie sich sehr schnell herausstellte. Der Sound war wirklich gut (nur ab und zu wurde er vom Winde verweht), das Bier holen hielt sich in Grenzen (lediglich zwei oder drei Leute in meinem Bereich liefen mal davon) und die „Schwätzerei“ begrenzte sich auf eine Frau, leider direkt hinter mir, die während „Empty Sky“ und „My City of Ruins“ einfach ihren Mund nicht halten konnte – da halfen selbst einige böse Blicke nichts.
Dadurch daß die Show wiederum professionell gefilmt wurde, gab es auf den beiden großen Bildschirmen sehr gute Bilder zu sehen.
Die erneut 2 Stunden und 45 Minuten dauernde Show (insgesamt 24 Songs) begann um 20.30 Uhr gleich mit dem ersten Kracher. Eine Live-Premiere: „Cynthia“. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet und es dauerte ziemlich lange, bis ich endlich auf den Titel des Songs kam. Der Text kam mir gleich bekannt vor, nur der Titel wollte mir einfach nicht einfallen.
Es folgten „The Rising“ und „Lonesome Day“. Darauf „Night” und, ja, „Lucky Town“. Nicht schlecht der Anfang der letzten von 10 Shows im Giants Stadium. Bruce begrüßte die Menge mit „Welcome to the last New Jersey house party!“ Weiter ging’s mit „Empty Sky“ und „Waitin’ on a sunny Day“, ehe Bruce die Frage stellte: „can you feel the spirit? Can you feel the spirit out there?” Klar fühlten wir den „spirit out there“: „Spirit in the Night“ by request. Nach Ludwigshafen im Mai diesen Jahres also das zweite Mal, daß ich diesen Song live zu hören bekam. Klasse. Danach erneut „Because the Night“, wieder kein „Worlds Apart“ (schade, hätte ich auch gerne nochmals gehört) und „Badlands“. Gefolgt von „Two Hearts“ und „No Surrender“. Zu Beginn des nächsten Songs – „Mary’s Place“ – sang Bruce eine Strophe von „I don’t wanna go Home“ ehe er dann wirklich mit „Mary’s Place“ begann.
Danach traute ich meinen Ohren kaum. Schon die ersten Töne machten mir klar, daß jetzt der Moment gekommen war, auf den ich seit den Madison Square Garden Shows 2000 wartete (damals konnte ich die letzten beiden Shows leider nicht sehen): Soozie Tyrell an der Violine, Bruce begann zu singen: „The ragamuffin’ gunner is returnin’ home like a hungry runaway. He walks through town all alone. He must be from the fort he hears the high school girls say. His countryside’s burnin’ with wolfman fairies dressed in drag for homicide. The hit and run, plead sanctuary, ‘neath a holy stone they hide. They’re breakin’ beams and crosses with a spastic’s reelin’ perfection. Nuns run bald through Vatican halls pregnant, pleadin’ immaculate conception. And everybody’s wrecked on Main Street from drinking unholy blood. Sticker smiles sweet as gunner breathes deep, his ankles caked in mud. And I said, ‘Hey, gunner man, that’s quicksand, that’s quicksand that ain’t mud. Have you thrown your senses to the war or did you lose them in the flood?’”
JAAAA! LOST IN THE FLOOD!!
„Into the Fire“ und „one-two-three“ „The Promised Land” beendeten den Hauptteil des Konzertes, das bisher locker die hohen Erwartungen erfüllte.
Übrigens, nach der Show erfuhr ich, daß „Backstreets“ als Alternative zu „Lost in the Flood“ auf der Setliste stand. Da war „Lost in the Flood“ auf jeden Fall die richtige Wahl. Danke Bruce!
Der Typ neben mir fragte mich nun, was wohl als erste Zugabe kommen würde. Ich nur so „maybe Kitty’s back!?“ Er wollte es nicht glauben, und ehrlich gesagt, ich auch nicht. Und es passierte wirklich! Bruce spielte mit seiner Gitarre die ersten Töne zu „Kitty’s back“! Was für ein Abend! „Spirit in the Night“, „Lost in the Flood“, „Kitty’s back“ in einer Show. Und “Rosalita” würde ja auch noch kommen….
Mit der zweiten Zugabe überraschte Bruce mich erneut. Nicht „Ramrod“. Nein, wieder „Glory Days“. Diesmal in einer ganz anderen Version. Ähnlich wie bei „Ramrod“ verließen gegen Ende des Songs alle nacheinander wie die Enten hintereinanderher watschelnd die Bühne, bis auf Roy, der am Piano weiterspielte. Es dauerte eine ganze Weile, ehe Bruce und die E Streeter rechts neben der Bühne wieder auftauchten, durch den Graben bis zur Bühnenmitte gingen und von dort einer nach dem anderen wieder seinen Platz einnahm. Dann die Frage von Steven: „Mister and Misses New Jersey. What time is it?“ Und alle wie aus einem Munde (nein nein, nix „Boss Time“) BRUUUUUUUUCE.
Es folgte eines der besten „Born to Run“ das ich je gehört habe. An dieser Stelle muß ich doch noch etwas zu meinem Platz an diesem Abend im Stadion sagen. Irgendwie hatte ich den Eindruck, ich saß hier mitten drin bei den echten Springsteen Fans. So begeisterte Zuschauer auf Plätzen, die so weit von der Bühne entfernt waren, das hatte ich in dieser Form noch nie erlebt. Es standen fast alle die ganze Zeit. Es sangen eigentlich alle bei jedem Song lauthals mit. Stimmung und Party pur. Einfach sensationell!
Ganz ehrlich, nach den drei ersten Shows im Juli hier im Giants Stadium hatte ich fast den Glauben an New Jersey verloren. Aber das was hier abging, das war New Jersey, so wie ich es kannte. So, zurück zur Show.
Vor „My City of Ruins“ saß Bruce am Piano und bedankte sich bei allen seinen Fans. Vor allem bei denen, die mehr als einmal hier waren und bei denen, die viele viele Meilen angereist waren: „thanks to all our fans coming to more than one show, coming from overseas“. Da drehten sich die Amis vor mir um und grinsten mich an.
Weiter also mit „My City of Ruins“ und „Land of Hope and Dreams“ gefolgt von einer wiederum verrückten Version von „Rosalita (Come out tonight)“ und „Dancing in the Dark“ mit Jon Landau an der Gitarre. Ab „Rosalita“ war die Beleuchtung im ganzen Stadion an und alle feierten ausgelassen die letzte „New Jersey House Party“.
Während „Dancing in the Dark“ sprang Bruce in den Graben vor die erste Reihe des Pit, holte sich dort einen Cowboyhut, setzte ihn kurz auf, ehe er ihn, zurück auf der Bühne, Jon Landau auf den Kopf setzte.
So. War es das? „Dancing in the Dark“ als letzter Song bei der letzten House Party? Nein, das glaubte wohl keiner im Stadion. Etwas besonderes mußte noch kommen. Und es kam auch noch etwas besonderes: „Jersey Girl“ von Tom Waits. Dieses Lied in New Jersey, ich glaube, da muß man nicht mehr viel sagen. Sensationell. Jeder sang mit und sobald „Jersey“ im Text vorkam, überschlugen sie sich fast vor Begeisterung... „(...) tonight I’m gonna take that ride. Across the river to the Jersey side.” Oder bei der Stelle: “’Cause down the shore everything’s all right” (...) “Sha la la la I’m in love with a Jersey Girl” (…) “When you’re in love with a Jersey Girl” – Gänsehaut pur.
Das war’s. „Thank you for this summer!“ rief Bruce noch in die Menge, bevor er zusammen mit der E Street Band die Bühne verließ. Und, nicht zu vergessen: „We will be seeing you!“
Nach dem Ende des Konzertes hielt ich mich noch sehr lange im Stadion auf. Das Erlebte wollte irgendwie noch verarbeitet werden. Ich machte noch einige Fotos von dem sich leerenden Stadion. Während ich so da stand und meinen Gedanken nachhing, sah ich viele aus der Drop-Line wieder. Ihren Gesichtern konnte man ansehen, daß es ihnen ähnlich schwer fiel, sich von Jersey „zu trennen“. Irgendwann schaffte ich es dann doch und ging langsam aus dem Stadion hinaus. Draußen traf ich Axel nochmals und wir unterhielten uns noch sehr sehr lange, ehe er sich auf den Weg zur Bushaltestelle für die New York Busses machte. Ich begleitete ihn noch dorthin und gab ihm auch meine E-Mail-Adresse. Beim Abschied meinte er nur, falls Bruce mal wieder in Hamburg spielt, dann brauche ich mir um eine Unterkunft keine Sorgen zu machen. Iska und Mechthild tauchten irgendwann auch noch auf und fuhren dann zusammen mit Axel in dem Bus zurück nach New York City. Langsam machte ich mich nun auch – für diese Tour zum letzten Mal – vom Meadowlands Sports Complex aus auf den Weg zum Starlite Motel.
Ach ja, auf einem der Leuchtreklameschilder des Sports Complex standen noch einige Worte an die Tramps gerichtet: „thank you for a great summer“ und „thank you for making history“.
Montag, 01.09.2003
Tja, heute war nicht mehr viel geboten. Aufstehen, duschen, packen, das Motel verlassen. „Traditionsgemäß“ ging ich dann noch etwas essen in der Mill Creek Mall. Heute dachte ich auch daran, einige Tageszeitungen zu kaufen und siehe da, es war sogar etwas über die letzte Show drin.
Gegen 14.00 Uhr fuhr ich die Interstate 1/9 Richtung Süden zum Newark International Airport. Und dann passierte es doch noch. Wie immer. Seit 1999. Einmal verfahren gehörte einfach dazu. Und mir passierte es am letzten Tag auch noch. Das Flughafenschild war aber auch verdammt klein – und schon war ich dran vorbei. Glücklicherweise konnte ich zwei Abfahrten weiter einen „U-Turn“ machen und fand dann auch zurück zu den „Rental Car Returns“. Nachdem ich meinen Wagen bei AVIS wieder abgegeben hatte, fuhr ich mit der Monorailbahn zu Terminal C, begab mich gleich zum Abflugschalter um meinen Koffer loszuwerden, ging auch gleich durch den Security Check (diesmal ganz ohne „Probleme“), hockte mich dann bei meinem Gate hin und versuchte, irgendwie die Zeit bis zum Abflug noch herumzubekommen.
Der Heimflug startete relativ pünktlich. Mein Sitzplatz am Gang war echt in Ordnung. Der Platz rechts neben mir war frei. So hatte ich ausreichend Platz. Nach dem Abendessen schaute ich mir „Bruce Allmächtig“ an, laß ein bißchen und versuchte, wie immer erfolglos auf dem Rückflug, zu schlafen.
Dienstag, 02.09.2003
Um 7.30 Uhr landeten wir in Zürich auf dem Flughafen. Bereits um kurz nach 8.00 Uhr stand ich bei der Schweizer Bahn im Informationszentrum und bat um die nächste Verbindung nach Hause in den Schwarzwald. Dummerweise fuhr der nächste Zug erst um 8.54 Uhr los. Also wieder rumhocken und warten. In Winterthur hatte ich dann nochmals einen längeren Aufenthalt beim Umsteigen. Dort war es saukalt auf dem Bahnhof und, wie sich dann abends bemerkbar machte, holte ich mir dort einen ordentlichen Schnupfen. Da übersteht man die Klimaanlagen alle unversehrt und dann erkältet man sich in Europa....
Etwas ungewöhnliches passierte noch auf der Zugfahrt nach Singen. Kurz nach Schaffhausen, also kurz nach der Schweizer Grenze, kam der Deutsche Zoll zur Paßkontrolle in den Zug. Soweit so gut. Vielleicht lag es ja daran, daß ich unrasiert war und wohl ziemlich fertig aussah. Ich wurde befragt, wo ich denn herkomme. Hm. „Aus den USA“, antwortete ich wahrheitsgemäß. Und prompt mußte ich meinen Koffer öffnen. Jetzt war ich schon zum fünften Mal in den Staaten, aber noch nie wollte der deutsche Zoll in meinen Koffer reinsehen...
Um 11.00 Uhr war ich dann endlich wieder zu Hause. Mein Opa hatte wieder einmal den richtigen Riecher was meine Zugverbindung betraf. Er stand auf dem Bahnsteig und war so lieb, mich nach Hause zu fahren.
Das waren sie also, die letzten drei Konzerte im Giants Stadium in East Rutherford, New Jersey. Obwohl ich sehr lange brauchte, bis ich mich entschieden hatte, alleine rüberzufliegen, kann ich jetzt sagen, daß ich wirklich sehr sehr glücklich bin, dort gewesen zu sein. Drei Shows, einmal im Pit, sechs Meter vor der Bühne, direkt vor Bruce, einmal in der ersten Reihe und einmal mittendrin auf den Sitzplätzen bei richtig begeisternden Tramps. Dreimal zum ganz normalen Eintrittspreis drin. 44 unterschiedliche Songs. Zwei Tourpremieren, eine Livepremiere, sieben Songs, die ich noch nie live erlebt habe und so viele Raritäten! Danke Bruce!
Ich bin mir ziemlich sicher, diese drei Shows waren für mich noch nicht das Ende der Tour. Ich werde auf jeden Fall noch bei den Shows im Shea Stadium in New York City dabei sein. Sobald hier die Daten endgültig feststehen, geht’s ins Reisebüro!
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