Der Kurier schreibt :
Tausend Gitarren: Springsteens neues Album
Bruce Springsteen spielte mit seiner E Street Band ein in jeder Hinsicht dringliches Album ein.
Bruce Springsteen: Sein neues Album „Magic“ ist geprägt von hintergründigen Melodien und marschierenden Gitarren.
Es beginnt eindrucksvoll: Heftig rollende Gitarren. Und ein atemlos gen Himmel singender, einsamer Bruce Springsteen, der angstvoll fragt: „This is Radio Nowhere, is there anybody alive out there?“ Bevor er wütend fordert: „I want a thousand guitars, I want pounding drums, I want a million different voices speaking in tongues – I just want to feel your rhythm!“
Einen Vorwurf kann man „Magic“, dem heute erscheinenden neuen Album von Bruce Springsteen, nicht ersparen: Was das erste Stück, die Single „Radio Nowhere“, verspricht, können die übrigen Songs nicht ganz halten. Kein Wunder, „Radio Nowhere“ gehört zu den packendsten Kompositionen Springsteens überhaupt.
Nostalgiegefahr
„Magic“ ist ein spannender Versuch Springsteens, irgendwo in sich die Magie seiner Anfangsjahre wieder zu finden. Jene Zeit, als die Devise galt: „I got this guitar and I learned how to make it talk“. Es spricht für die Qualität Springsteens, dass dieser Versuch auf höchstem Niveau misslingt. „Magic“ wird wohl kein Klassiker wie „Darkness At The Edge Of Town“, aber es ist ein starkes, vitales Statement – das der hohen Nostalgiegefahr trotzt.
Ein Beispiel: Song Nummer drei, „Living In The Future“, klingt wie der verschollene Zwillingsbruder von „10th Avenue Freeze Out“. Dennoch ist der Song kein plattes Selbstplagiat. Der Text thematisiert Verlustängste und Auflehnung gegen das Schicksal.
Das Album ist voll von hintergründigen Melodien, marschierenden Gitarren, den typischen Texten zwischen amerikanischer Mythologie und persönlichen Emotionen. Politisches wird angedeutet: „You said heroes are needed, so heroes get made“.
Produziert hat der verlässliche Brendan O’Brian , der auch für den dichten Sound der Pearl-Jam-Alben zuständig ist. Ihm gelingt tatsächlich ein Klang , den Springsteen und sein Manager Jon Landau vorab als „heavy und leichtfüßig zugleich“ anpriesen. Und: Natürlich trötet Clarence Clemons ein bisschen arg viel auf dem Saxofon herum.
Andererseits: Darum geht es bei der E-Street-Band: Der Sound muss vor Kraft fast umfallen. Springsteens Lieder gehen nur so – oder solo mit Gitarrenbegleitung.
Fazit:
Ein in jeder Hinsicht dringliches Album. Und jetzt, beim dritten Hören, bin ich mir nicht mehr sicher: Vielleicht ist es doch ein Klassiker.
Springsteen spielt im November zwei Mal in Deutschland, Österreich-Termin ist derzeit keiner geplant.
Artikel vom 28.09.2007, 12:19 | KURIER | GUIDO TARTAROTTI