Ja, unfreiwillig freiwillig habe ich nun doch tatsächlich 2 Konzerte von Herbie in Köln gesehen. Da die Konzerte praktisch vor meiner Haustüre stattfanden, bin ich am Mittwoch mal rüber zum Stadion, um auszukunden wo ich mich denn ein Tag später anstellen müsste. Das erwies sich als Glücksfall. Mir begegnete einer der vielen Kartenverkäufer, der auf seinen Tickets 10 Min vor Auftrittsbeginn noch sitzen geblieben war. Ich war eigentlich schon wieder auf dem Nach-Hause-Weg als er mir mit einem "Brauchst Du noch ein Ticket? 10 Euro!" vor der Nase rumwedelte.
Ich war überhaupt nicht Outdoor gekleidet, sondern hatte meine schluffige Hausklamotten an. Ok, der Abend war warm - also Programmänderung - ab ins Stadion Innenraum (ohne Sternchen...) Da die Leute bei allen Livekonzerten immer einen Hang zur Mitte haben, konnte ich, mittlerweile lief schon der Countdown auf der Leinwand, am rechten Rand bis weit vorne und mit einer Reihe von netten "Tschuldigung, Darf ich mal...? " auch noch recht weit feldeinwärts Richtung Steg. "Heute Ton und Filmaufnahmen... " hieß es auf einigen Zetteln, stimmte also doch, daß offenbar Mitschnitte für LIve-CD und DVD gemacht werden sollten.
Bis zur Hälfte des Konzertes wurde es mir dabei aber Angst und Bange - das Publikum kam überhaupt nicht aus dem Quark. Könnt Ihr Euch das vorstellen - da tanzt Herbert auf dem Laufsteg rauf und runter und die Leute in meinem Bereich schauen genau in die entgegengesetzte Richtung. Warum? - Nun da war die Promi-Tribüne und es war ja viiiiel interessanter zu schauen und zu tuscheln, ob das nicht doch der Typ aus "Unter uns " da oben ist usw. usw. usw.
Mit der Dämmerung wich dann die Scheu im Publikum man könne beim (Falsch-)Singen oder gar tanzen ertappt werden. Dem Stadion wurde sowas wie "Leben" eingehaucht. Im Fußball würde man von zwei verschiedenen Halbzeiten sprechen mit einem für die Fans versöhnlichen Ende. Völlig unerwartet.... "Das nächste Stück spielen wir eigentlich sonst nur in Österreich.....". Ein Schrei (von mir) die Umherstehenden schauten mich an als wenn sie fragen wollten "Was hat der denn für Pilze geraucht?". Es kam "Ich hab Dich lieb", ein Song mit dem ich aus den 80ern einige sehr emotianale Momente verbinde. Wollte es immer mal live hören, hab die Österreicher und dieses Jahr Stuttgart beneidet, und jetzt spielt er es hier. Ich fand die Version flapsig, Herbert ließ während des Songs ein paar Sprüche los, nahm sich selbst und die Österreicher auf die Schippe, und nahm dem Song damit leider das ganze Gefühl.
Grönemeyer ist ja bekannt für seine ständigen Setlisten-Wechsel
von daher wußte ich ja schon, was ein Tag später auf mich mit meinem regulären Ticket FoS "R" zukam. Es hatte den ganzen Tag geschifft wie blöde und mir schwante nix Gutes. Gestern, erste Halbzeit mit Katastrophenstimmung, heute ein Konzert im Dauerregen... Schönen Gruß an die DVD.....
Es kam anders, zunächst erlebte ich Kira auf der Bühne, ich kannte sie noch von der Mensch-Tour, erinnerte mich an den "Skandal", daß eine Sängerin sich in den Liedern auch zur lesbischen Lieder bekennt (Melissa Etheridge macht das auch, da rennen sie alle hin, die singt aber englisch und dann versteht man das ja nicht so...).
Die 4 Jahre haben Kira reifer gemacht, ich fand den Vortrag ziemlich gut, mag aber auch daran liegen, daß wir im FoS "R" Bereich einen glasklaren Sound hatten und so jede Textzeile mitverfolgen konnten.
Dann kam Clueso - ich fand es klasse! Sie brachten Stimmung in den Laden! Unglaublich, was war das denn für ein Publikum heute, wenn die jetzt schon so abgehen, was soll dann werden, wenn Herbert auf die Bühne kommt? Leute - es wurde.... unglaublich! Als Herbert auf die Bühne kam schien es, als würde das Publikum da weiter machen, wo es am Vorabend aufgehört hatte. Herbert war sichtbar (und das war nicht gepielt!)überglücklich. Die Stimmung war einfach grandios.
Tja, das weinende Auge zum letzten Zugabenblock. Nachdem bei "Zeit daß sich was dreht" das Stadiondach weggeflogen war setzte Herbert mit "Bloß geliebt" eine dermaßen starke Vollbremsung hin, die ausgelassenen Stimmung war in Null-komma-nix hinüber. Kein Sahnestückchen wie am Vorabend, keine Wiederholung von "Ich hab Dich lieb" oder Tourpremiere von "Mambo". Ich fühlte mich wie ein begossener Pudel, obwohl während Herbert's Auftritt der Himmel aufgeklart hatte und Sterne sich zeigten.
Fazit: An gleicher Stätte zwei Tage - zwei Welten und das trotz fast identischer Setliste.