Guido hat geschrieben:
Zum einen vermisse ich hier Berichte zu alten Springsteenkonzerten - es kann doch kaum sein, dass so wenige aus dem Forum in den 80ern beim Boss waren, oder? Oder die 90er - Fehlanzeige - schade schade.
In den 80ern war ich leider zu jung für Bruce bzw. hier im Schwarzwald war und ist diesbezüglich Provinz pur.
Aber zu den 90ern kann ich was posten. Hab ein bisschen in meinem Archiv gesucht und unten stehendes gefunden.
Vielleicht interessiert es ja den ein oder anderen? Hab ich nach der Europa Tour damals aufgeschrieben. Musste einfach "aus mir raus"
Bruce Springsteen & the E Street Band
Reunion Tour 1999
Endlich war es im letzten November soweit. Nach fast dreijähriger Pause „neues“ Material von Bruce. Die schon vor einigen Jahren im Gespräch gewesene Sammlung von nichtveröffentlichten Songs stand in den Regalen der Plattengeschäfte: TRACKS. Und sofort machten die Gerüchte einer Wiedervereinigung mit der E Street Band die Runde. Anfang Dezember sollten sogar einige Vorabkonzerte in den USA, in der Continental Airlines Arena, stattfinden, um zu testen, wie groß denn die Resonanz bei den Fans sein wird.
Doch der Dezember verstrich ohne große Neuigkeiten in Sachen World Tour. Irgendwann Anfang des neuen Jahres dann endlich die lang erhoffte Nachricht: Bruce Springsteen wird zusammen mit der E Street Band eine World-Tour starten - und diese wird in Europa beginnen.
Ende März ging es dann wie immer sehr schnell. Innerhalb weniger Tage wurden die ersten Konzerttermine in Europa bekanntgegeben und nur kurz darauf sollte der Vorverkauf beginnen.
Nachdem ich die ersten Termine kannte, klärte ich so schnell wie möglich mit meinem Chef ab, ob ich an diesen Tagen Urlaub bekommen könnte. Dies war ziemlich rasch geregelt und so konnte ich mich in das „Getümmel“ des Vorverkaufs stürzen.
Am einfachsten war es, eine Karte für München zu bekommen. Diese konnte man schon am Freitag vor Beginn des Vorverkaufs per Fax bestellen. Die Bezahlung erfolgte durch Einzugsermächtigung und sie wurde umgehend per Einschreiben zugeschickt. Somit war das erste Konzert gesichert.
In Köln war es dann schon nicht so einfach. Am 27.03. sollte der Vorverkauf dort um 9.00 Uhr beginnen. Und es begann ein nervenaufreibender Telefonmarathon. Bei Ticket per Post in Frankfurt war die ganze Zeit besetzt. Bei Köln-Ticket kam ich nach einer Stunde endlich durch, da war das Kontingent von denen aber schon ausverkauft. Allerdings gab man mir dort die Telefonnummer der Theaterkasse Hansaring, bei der ich es doch versuchen sollte. Dort kam ich ziemlich schnell durch, doch die hatten ihren Laden morgens so voll, daß sie keine Karten verschicken wollten.
Da gab ich die Aktion „Springsteen in Köln“ erst mal frustriert auf. Und das, obwohl ich schon Urlaub genehmigt bekommen hatte. In Sachen Vorverkauf wurden irgendwie Erinnerungen an den Vorverkauf der Solo Acoustic Tour wach.
Am Nachmittag versuchte ich es noch mal bei der Theaterkasse. Und siehe da, ich hatte Erfolg und konnte vier Karten für das Konzert in Köln ergattern. Leider „nur“ einen Sitzplatz. Aber egal. Hauptsache Karten.
Kurzfristig spielte ich noch mit dem Gedanken, über Pfingsten nach London zu fliegen und dort ein oder zwei Konzerte zu besuchen. Aufgrund des Zusatzkonzertes in Berlin verwarf ich diese Idee aber und besorgte mir, ohne Probleme, für die beiden Konzerte dort in der Parkbühne Wuhlheide je eine Eintrittskarte. Zwei Konzerte in Berlin - da lohnt es sich doch, den weiten Weg vom Schwarzwald in die Hauptstadt in Angriff zu nehmen.
München 1999
Am Dienstag, den 13.04.1999 sollte es endlich soweit sein: heute werde ich zum ersten Mal in meinem Leben Bruce zusammen mit der E Street Band live erleben. Die Vorfreude war natürlich riesig und die Erwartungen sehr groß. Welche Songs werden sie wohl spielen?
Morgens um kurz nach 9.00 Uhr machte ich mich mit dem Zug auf den Weg. Gegen 13.15 Uhr in München angekommen, bezog ich noch mein Zimmer im dortigen Jugendhotel „Haus International“. Dann ging es endlich zum Olympiagelände. So gegen 14.30 Uhr war ich vor der Halle angekommen. Vor dem Eingang direkt beim Schwimmbad standen schon ca. 30 Leute. Aber ich wußte ja, daß auf der anderen Seite auch noch ein Eingang war und dieser viel viel näher an der Bühne liegt (hoffentlich ist die Bühne auch auf dieser Seite...). Also ging ich auf die andere Seite der Halle.
Dort standen nur fünf andere Tramps. Was sicherlich auch mit dem ganz tollen Wetter zu tun hatte: trotz Dach vor dem Eingang sind wir bis zum Einlaß insgesamt fünfmal naß geworden. Aufgrund des Windes kam der Regen waagerecht auf uns zu.
Nach einiger Zeit gesellte sich noch ein weiterer Tramp dazu. Und ich muß sagen, wir haben uns ganz toll unterhalten: wir tauschten die neuesten Informationen und Gerüchte über die Tour, die bisherigen Konzerte in Asbury Park und Barcelona, die CD „18 TRACKS“ aus und sprachen noch über vieles mehr. Kurz: die Zeit verging wie im Flug.
Als dann die Ordner kamen und die Absperrungen aufbauten, machte sich erste Nervosität breit. Gegen 17.30 Uhr begann Bruce (verspätet) mit dem Soundcheck; und zwar so laut, daß man vor der Tür gut zuhören konnte. Während dem Soundcheck wurden wir zwar durch die Ordner hinter die Absperrung gebeten, doch das hinderte uns nicht, diesen zu genießen. Ich weiß zwar nicht mehr genau die Reihenfolge, aber Bruce und die E Street Band spielten insgesamt acht Songs: Tougher than the Rest, Born in the USA (full band version), Cadillac Ranch, Working on the Highway, Brilliant Disguise, Lucky Town, Two Hearts, I’m on Fire.
Immer wieder schweifte unsere Aufmerksamkeit vom Soundcheck ab und wir warfen sorgenvolle Blicke nach oben in den Himmel. Dort wurde es immer dunkler und die Befürchtungen wurden größer, vor dem Einlaß nochmals naß zu werden. Leider bewahrheiteten sich die Befürchtungen. Und es war sogar noch schlimmer; statt Regen ging ein ziemlich heftiger Graupelschauer auf uns nieder. Viele der hinter uns stehenden Fans flüchteten unter schützende Dächer, doch wir waren uns einig: jetzt gehen wir da nicht mehr weg!
Inzwischen hatten wir uns einen „Schlachtplan“ zurechtgelegt, wer voraus läuft und welches der kürzeste Weg in den Innenraum ist. Die bei uns stehenden Ordner kontrollierten nach kurzem Zureden schon vorab unsere Taschen, damit wir nachher Zeit sparen könnten.
Endlich war Bruce mit dem Soundcheck fertig. Wenige Minuten darauf wurden die Türen geöffnet. Nun folgte ein kurzer schneller Sprint die Treppen hinunter. Ich ließ mich sowohl von einem an einer total unmöglichen Stelle stehenden Tisch bei den Treppen, als auch von einem Ordner, der nochmals die Karte sehen wollte, nicht lange aufhalten. Das Unglaubliche war eingetreten; ich war insgesamt als fünfter im Innenraum und hatte einen Platz in der ersten Reihe!!!! Direkt gegenüber von Steve!!! Auch alle anderen, die ich vor dem Konzert kennengelernt habe, kamen in der ersten Reihe unter. Wenn mir das vorher jemand gesagt hätte, den hätte ich für verrückt erklärt. Ich hatte alles richtig gemacht und es hat wirklich geklappt.
Gegen 21.00 Uhr geht es dann endlich mit einer kurzen Verspätung los, und Bruce ist zum Greifen nah!! Und Steve. Wenn man den eine Weile beobachtet, was der für Grimassen zieht, super! Überhaupt - die gesamte E Street Band - endlich geht dieser Traum in Erfüllung.
Die Stimmung ist schon nach den ersten Songs ziemlich gut. Nach The River kommt ein erster Höhepunkt des Konzerts. Die full band version von Youngstown - sensationell. Ich hatte schon im Internet davon gelesen. Aber meine Erwartungen wurden noch weit übertroffen. Einfach spitze. Nach Tenth Avenue folgte der Song, der mich zu Bruce und seiner Musik brachte, damals, im Sommer 1988: Tougher than the Rest. Nach Frankfurt 1992 durfte ich den Song nochmals live erleben.
Gegen Ende des Hauptteils erfüllten sich lange gehegte Wünsche, deren Verwirklichung ich mir nicht zu träumen gewagt hätte: 11.000 Zuschauer unterstützen Max beim Intro zu She’s the One. Und danach - der absolute Höhepunkt: Licht aus, Spot auf Roy, und er spielt die ersten Töne an - Backstreets - ein kalter Schauer läuft mir den Rücken hinunter, ich weiß nicht: gibt es noch eine Steigerung zu sensationell?
Zu den Zugaben brauche ich glaube ich nicht allzuviel erzählen. Die Songs sprechen einfach für sich. Born to Run, Thunder Road - Songs, die einfach am besten zur E Street Band passen, ihr wie auf den Leib geschneidert sind. Mit dem neuen Song Land of Hope and Dreams geht dieser Abend leider viel zu schnell zu Ende. Doch mit guter Laune mache ich mich auf den Weg in mein Hotel, denn am Donnerstag sollte ja schon wieder Bruce-Time sein. In Köln.
Köln 1999
Zu dem Konzert nach Köln ging es zusammen mit einem Freund und zwei Bekannten von ihm. Wir fuhren so gegen 11.00 Uhr mit dem Auto los und waren nach einer geruhsamen, gemütlichen Fahrt am späten Nachmittag in Siegburg, wo wir bei einem weiteren Bekannten übernachten wollten, angekommen.
Da ich für das Konzert in Köln leider „nur“ Sitzplatzkarten ergattern konnte, ließen wir uns ausreichend Zeit und bewunderten die riesige, noch fast neue Kölnarena, tranken etwas und deckten uns mit Souvenirs von der Tour ein.
Auf der Suche nach unseren Plätzen sind wir natürlich prompt in die falsche Richtung gelaufen. Nach einigem Hin und Her fanden wir uns dann doch zurecht und nahmen unsere Plätze in der Halle ein.
Und wie ich es zwei Tage davor in München schon befürchtet hatte: die Sitzplätze befanden sich ganz oben, ganz hinten, unter dem Dach. Sozusagen in der letzten Reihe. Aber nach meinem Platz in der ersten Reihe in München hatte ich damit kein Problem. Und auch meine Bekannten waren froh, überhaupt dabei zu sein.
Aber eine Frage drängte sich doch auf: wie um alles in der Welt kann man in dieser Halle und von diesem Platz aus ein Eishockeyspiel anschauen??
Mit einer kurzen Verspätung, nicht so lange wie in München, begann das Konzert. Natürlich war die Hoffnung meinerseits sehr groß, einige andere Songs als zwei Tage zuvor zu hören. Man weiß ja schließlich, daß Bruce seine Setliste fast immer ändert.
Doch bis Tenth Avenue tat sich eigentlich überhaupt nichts. Nur die Reihenfolge war eine andere. Was natürlich nicht heißen soll, daß der Beginn des Konzertes nicht gut war. Ich fand es sehr interessant, die Stimmung im Innenraum von oben zu beobachten. Da war ja ganz schön was los. Und natürlich hatte ich nach dem ersten Konzert in München meine Favoriten, auf die ich mich schon freute Two Hearts, Youngstown, The River... Mit Brilliant Disguise erlebte ich in Köln eine erste Tourpremiere. Anschließend dann mit Born in the USA - acoustic, Working on the Highway und der Tourpremiere von Hungry Heart doch noch einige andere Songs als in München. Daß Wolfgang Niedecken bei Hungry Heart mit dabei sein würde, war ja eigentlich klar. Aber die „tollen“ Sprüche kann er sich ruhig für seine eigenen Konzerte sparen...
Überwältigend wie bei Born to Run 20.000 Zuschauer die Arme hin und her schwenkten. Das konnte man aus der „Vogelperspektive“ sehr schön beobachten. Aber auch dieses Konzert mußte irgendwann zu Ende gehen. Wiederum spielte Bruce am Schluß seinen neuesten Song, Land of Hope and Dreams, der mir langsam aber sicher immer besser gefällt. Die Hoffnung, daß sie doch noch einmal zu einer weiteren Zugabe zurückkommen, wird mit dem einschalten der Hallenbeleuchtung leider sehr schnell zerschlagen. Aber der Tag wird kommen, an dem sie nach Land of Hope and Dreams zurückkehren.
Nach dem Konzert suchten wir noch eine gemütlich Kneipe in der Nähe auf, um den gelungenen Abend gebührend zu beenden. Dies dauerte dann doch so lange, bis kein öffentliches Verkehrsmittel nach Siegburg mehr aufzutreiben war und wir in den sauren Apfel eines teueren Taxis beißen mußten.
In Siegburg angekommen, setzten wir uns noch gemütlich in der Küche unseres Bekannten zusammen (er gesellte sich ebenfalls dazu) und leerten noch die eine oder andere Flasche Wein.
Jetzt war eine kleine Pause vor dem nächsten Konzert angesagt. Sie sollte aber nicht allzu lange dauern.
Einige Kuriositäten am Rande: alle Tourplakate, auf denen vor dem Konzert noch in großen Buchstaben zu lesen war „Thank you for a sold-out show“ waren wie von Geisterhand nach dem Konzert verschwunden.....
Wochen nach dem Konzert traf ich beim Sommerfest meiner ehemaligen Fachhochschule einen Studienkollegen. Dieser fragte mich gleich nach der Springsteen-Tour und erzählte mir von einer Freundin, die ebenfalls in Köln war. Diese hätte es nur sehr schade gefunden, daß Bruce Born in the USA nicht gespielt hätte....
Zürich 1999
Am Montag, den 26.04., sollte es wieder so weit sein. Mein drittes Konzert auf dieser Tour stand bevor. Allerdings ist das eine etwas längere Geschichte für die ich auch etwas weiter ausholen möchte:
Vor zwei Jahren war ich in Freiburg im Breisgau auf einer CD-Börse. Dort fand ich nach längerem Suchen einen Verkäufer, der eine sehr große Auswahl an Bruce-CD’s hatte. An gleicher Stelle wühlte schon ein anderer Interessent (Stefan). Den quatschte ich einfach an, ob ich ihm helfen könnte, da er mit der Masse des Angebots ziemlich überfordert schien. Und schon waren wir im Gespräch. Ich gab ihm noch meine Adresse, doch leider meldete er sich nicht.
Beim nächsten Börsentermin in Freiburg, ich war etwa um die gleiche Uhrzeit da, steuerte ich direkt an die Stelle, wo ich ein halbes Jahr zuvor den Händler mit dem großen Angebot fand. Diesen wieder gefunden, stand da einer, der mir bekannt vor kam: Stefan. Das Hallo war natürlich groß. Leider hatte er meine Adresse verloren (ich hatte mir damals seine gar nicht aufgeschrieben: wie immer keinen Zettel und keinen Stift dabei). Wir tauschten unsere Adressen diesmal etwas sorgfältiger aus. Seit diesem zweiten Treffen besuchen wir die Börse in Freiburg immer gemeinsam, d.h., wir treffen uns immer dort. Da in den letzten Monaten das Angebot immer schlechter wurde, ist inzwischen nicht mehr die Börse der Grund sich zu treffen, sondern damit man sich mal wieder sieht und die neuesten Informationen austauschen kann. So informierte ich ihn natürlich auch über die bevorstehende Tour. Für ihn kam dann nur das Konzert in Zürich in Frage, da er beruflich als Lehrer nicht so Urlaub machen kann, wie er will. Seine Freundin beauftragte er mit dem Kartenkauf, da sie in Basel arbeitet. Zwei Tage nachdem sie die Karten gekauft hatte, war das Konzert ausverkauft.
Soviel zur Vorgeschichte. Endlich war es soweit. Wir verabredeten uns für nachmittags auf einem Parkplatz im Industriegebiet an der Autobahnausfahrt Teningen. Ich hatte ungefähr 1½ Stunden zu fahren, um dort hin zu kommen. Gegen 16.30 Uhr fuhren wir dann zusammen über Basel nach Zürich.
Ich weiß es nicht mehr so genau, aber ich glaube, so gegen 18.45 Uhr waren wir in der Halle. Diese hat schon einige Jährchen auf dem Buckel (so sieht sie auch aus). Es passen so ca. 10.000 Menschen hinein. Im Vergleich zu anderen Hallen war die Bühne hier sehr klein, dahinter saßen keine Zuschauer. Wie schon 1993 waren wieder sehr viele Italiener und Deutsche da. Der Innenraum war erst ungefähr zu einem Drittel gefüllt. So konnten wir uns bequem ein gutes Plätzchen suchen (Im Hallenstadion gibt es nur Einheitskarten für alle Plätze. Leider werden diese am Eingang einbehalten [Sauerei, oder??!!]. Positiv war der Preis, nur 55,00 Franken).
Nach einer Weile meldete sich der Stadionsprecher zu Wort. Leider habe ich nicht mal die Hälfte verstanden, da die Ansage im tiefsten Dialekt gehalten wurde. So wichtig wird’s schon nicht gewesen sein. Danach der Knaller: auf den beiden Videowänden neben der Bühne - wurde Werbung gezeigt!! Also das hatte ich noch nie erlebt. Ob Bruce davon vorher wußte?
Kurz vor Beginn des Konzerts rückte die Masse im Innenraum noch etwas zusammen. So standen wir ca. 15 Meter von der Bühne entfernt, genau in der Mitte. Natürlich hatte ich die Setlisten der beiden Mailand-Konzerte gelesen und war guter Hoffnung, endlich nach den beiden fast identischen Konzerten von München und Köln einige „neue“ Songs zu hören. Doch meine Hoffnungen wurden nicht erfüllt, zumindest zu Beginn des Sets. Auffallend war allerdings, daß Bruce die Songs, auch wenn es oft die gleichen sind, im Konzert stets in einer anderen Reihenfolge spielt: Badlands gleich als zweiten Song, Darlington County als vierten. Nach Darlington County erwartete ich aufgrund des Intros Mansion on the Hill. Doch da tat sich endlich etwas: sie spielten Factory. Anschließend The River und danach wieder diese tolle Version von Youngstown. Ich hatte das Gefühl, noch intensiver wie bisher.
Das viel mir besonders auf: bei vielen Songs erschienen mir die Gitarrensoli und sonstigen instrumentalen „Mittelstücke“ länger und intensiver als zu Beginn der Tour. Während Tenth Avenue sang Bruce einige Zeilen von It’s Alright. Danach endlich mal etwas für mich neues von TRACKS: Where the Bands are.
Der absolute Höhepunkt des Konzerts kam allerdings nach The Promised Land. Wie schon in München ging auch in Zürich ein Traum in Erfüllung: Jungleland!!! Wie lange hatte ich mir diesen Song auf einem Konzert gewünscht.
Anschließend, wie immer zu Ende des Hauptteils, Light of Day. Hier passierte endlich auch etwas anderes. Vor den vielen Meilen, die Bruce immer fährt, kamen aus den vorderen Reihen die Geräusche eines Zuges, wie zu den besten Zeiten der River-Tour, und Bruce ließ sich nicht lange bitten: „You wanna take the Train??? You wanna take the Train??? - I hear a Train....“
Das Konzert in Zürich war auf dieser Tour bisher aus meiner Sicht das beste. Die Stimmung war von der ersten Minute an hervorragend und Bruce und die Band waren unglaublich gut drauf. Was mir auch sehr positiv auffiel, bei den ruhigen Songs (Factory, The River, If I should fall behind,...) hielten sich sogar die Italiener mit ihrer Mitklatscherei zurück. Es waren doch einige „PSST“ in der Halle zu hören (remember the Solo-Acoustic-Tour!)
Ein besonderes Phänomen im Hallenstadion scheint mir die Hitze zu sein. Irgendwie schaffen die es dort nicht, genügend kalte, frische Luft hineinzubekommen. Wenn die Freundin von Stefan nicht etwas zu trinken geholt hätte, wer weiß, ob ich dann bis zum Ende dort vorne durchgehalten hätte.
Nach ca. 165 Minuten und den letzten Klängen von Land of Hope and Dreams stand ich total naß geschwitzt und völlig am Ende aber auch sehr glücklich über dieses Superkonzert im Innenraum und konnte auf eines meiner besten Springsteen-Konzerte überhaupt zurückblicken.
Nach einer Odyssee durch das Parkhaus beim Hallenstadion und durch Zürich kamen wir wohlbehalten im Industriegebiet in Teningen an. Doch lagen dann noch 1½ Stunden Autofahrt vor mir. Gegen 3.00 Uhr war ich dann endlich Zuhause in meinem Bett angekommen. Um 6.30 Uhr mußte ich dann wieder aufstehen....
Aber es war die Mühen und Strapazen auf jeden Fall wert.
Berlin 1999
Am Samstag, den 29.05. sollte es schon sehr früh am Morgen losgehen. So stand ich um 4.30 Uhr auf, damit ich pünktlich um 5.50 Uhr am Bahnhof war, um mit dem Zug nach Berlin zu fahren. Ich hatte relativ wenige Probleme mit dem Aufstehen und so war ich guter Dinge für die kommenden Tage. Bereits ab Mannheim konnte ich im ICE Platz nehmen, was aufgrund der Klimaanlage an diesem sehr heißen Wochenende natürlich überaus angenehm war.
Die Fahrt zog sich irgendwie ganz schön in die Länge, obwohl ich mich mit einigen anderen Reisenden gut unterhalten habe. Kurz nach 13.00 Uhr war der ICE in Berlin angekommen. Im Bahnhof Zoo stiegen fast alle Fahrgäste aus dem ICE aus, ich fuhr aber noch weiter bis zum Ostbahnhof. Dort endlich angekommen, kümmerte ich mich als erstes um ein Ticket für die U- und S-Bahn in Berlin und machte mich dann auf die Suche nach meinem Hotel. Natürlich war der Temperaturunterschied vom klimatisierten ICE zu der überfüllten S-Bahn, in der die Luft zu stehen schien, ziemlich heftig. Nach einer guten Stunde kam ich dann endlich in meinem Hotel an. Dort mußte ich mich erst einmal erfrischen.
So gegen 15.00 Uhr machte ich mich auf den Weg zur Parkbühne Wuhlheide. Ich hatte keine Ahnung, um was für eine Arena es sich dabei handelt, doch wußte ich von einem Freund aus der Nähe von Berlin (Jörg), daß sie sehr viel Ähnlichkeit mit der Waldbühne haben soll; nur nicht so groß ist. Bereits Zuhause schrieb ich mir die entsprechenden Stationen der S- und U-Bahn auf einen kleinen Zettel, damit ich unterwegs damit keine Zeit vertrödeln mußte und am Ende gar noch in die falsche Richtung fahren würde.
Um 16.00 Uhr war ich dann glücklich vor der Parkbühne angekommen. Eigentlich wollte ich mich dort mit Jörg treffen. Aber da doch schon sehr viele Fans da waren, hat das leider nicht geklappt. Ich erkundete in aller Ruhe die Umgebung bis der Soundcheck begann. Soviel ich mich noch erinnern kann, spielten Bruce und die E Street Band unter anderem You can Look, Trouble River und Racing in the Street. Leider waren die anderen wartenden Fans etwas laut, so daß man nicht allzuviel hörte. Plötzlich, der Soundcheck war noch nicht fertig, liefen alle wie verrückt in Richtung Eingang und das Gedränge wurde enger. Doch so lange Bruce noch spielte, konnte der Einlaß natürlich noch nicht beginnen.
Als es dann soweit war, beschloß ich, mich auch mal in das Gedränge zu stürzen und kam überraschend schnell hinein. Meine Platzwahl im Innenraum wurde dann durch die Sonne entschieden. Links von der Bühne (wenn man reinkommt) war ein Schattenplätzchen und dort ließ ich mich nieder. Plötzlich quatschte mich ein junges Mädchen an: „He, Du warst doch einige Male bei uns beim Volleyball in Trossingen zum Zuschauen. Bist Du nicht der Studienkollege von Heidi?“ Natürlich war ich das. Also Sachen gibt’s. Da fährt man bis nach Berlin und trifft dort Leute aus der Heimat, die man eigentlich nur vom Sehen kennt. Nach einem kurzen Gespräch verabschiedete sie sich wieder in Richtung ihres Begleiters.
Etwas später beschloß ich kurzerhand ein Schläfchen zu halten, da ich nach der langen Zugfahrt und dem frühen Aufstehen doch ziemlich fertig war.
Überaus pünktlich (total ungewöhnlich nach den bisherigen Erfahrungen) begann das Konzert. Und Bruce spielte ... sein Standardset. Die Stimmung war allerdings sehr sehr gut, was bestimmt auch mit dieser wunderschönen Parkbühne zusammenhing. Meine Platzwahl war ebenfalls überaus gut. Nachdem ich in München eine gute Sicht auf Steve, Patty, Roy, Garry und Bruce hatte, stand ich diesmal Danny, Clarence und Nils gegenüber. Der einzige Störfaktor war leider dieser dumme Pfosten. Aber irgendwie muß das Dach ja auch halten.
Nach Tenth Avenue folgte mit You can Look für mich eine Livepremiere. Bei Working on the Highway hatte ich das Gefühl, daß es mit jedem Mal, wenn Bruce es spielt, länger und intensiver wird. Jungleland war natürlich einer der Höhepunkte des Abends. Es war schon faszinierend, Big Man bei seinen Einsätzen fast direkt gegenüber zu stehen.
Etwas vor mir in der ersten Reihe stand ein kleiner Junge, bei dem Bruce schon während des gesamten Konzertes einige Male stehen blieb, auf ihn schaute und ihm zulächelte. Während dem Saxophonsolo von Clarence in Thunder Road kam Bruce erneut auf den Jungen zu und rief seinen obersten Sicherheitsmenschen, den Dicken; den kennt ihr bestimmt auch vom Sehen. Doch der hörte natürlich nichts. Da warf ihm Bruce kurzerhand seine Mundharmonika in den Nacken. Jetzt reagierte er. Bruce wies ihn an, dem Jungen die Mundharmonika zu geben. Dieser schloß sie überglücklich in seine Hände.
Nach Land of Hope and Dreams war ich zum ersten Mal auf dieser Tour froh darüber, daß das Konzert vorbei war. Das frühe Aufstehen, die lange Zugfahrt und die ungewohnte Hitze (im Schwarzwald war es bis zu diesem Wochenende noch nicht sehr sommerlich) waren trotz des Schläfchens vor der Show doch etwas viel an diesem Tag. Auf dem Rückweg in mein Hotel wäre ich doch fast in der S-Bahn im Stehen eingeschlafen.
Am nächsten Morgen mußte ich dann kurz vor zehn Uhr aufstehen, damit ich noch etwas vom Frühstücksbüffet ergattern konnte. Nach einer ausgiebigen Dusche machte ich mich auf den Weg nach unten. Sofort nach Ende des reichhaltigen Frühstücks führte mich mein Weg wieder zurück ins Bett, wo ich dann den restlichen Vormittag und den Beginn des Nachmittags verbrachte. Zum Glück war ich schon zweimal in Berlin, so hatte ich kein so dringendes Bedürfnis, mir die Stadt anzuschauen.
Auch zum zweiten Konzert versuchte ich so gegen 16.00 Uhr vor der Parkbühne zu sein, um einen weiteren Versuch zu starten, Jörg zu treffen. Aber ich hatte die Entfernungen in Berlin unterschätzt und verspätete mich etwas, so daß es wieder nicht klappte. Auf dem Hinweg in der S-Bahn unterhielt ich mich noch mit einem der Ordner. Er erzählte mir auch, warum es nicht erlaubt war, Plastikflaschen mit einem Liter und mehr Inhalt mit hinein zu nehmen. Dies sorgte nämlich am Abend davor für einigen Unmut bei den Fans. Angeblich war Bruce durch eine solche Flasche in einem der vorhergehenden Konzerte am Kopf getroffen worden. Wer kommt nur auf so eine blöde Idee und wirft eine Flasche auf die Bühne...
Der Soundcheck beinhaltete an diesem Abend Independence Day. Doch der Song ging zu meinem großen Bedauern im Gejohle der wartenden Fans unter, während sie vor dem Haupteingang mit einem Luftballon spielten. Bruce spielte auch kurz I wanna be with You an. Da fiel mir die Setliste von zweiten Abend in Mailand ein und ich war guter Hoffnung, daß wir an diesem Abend einige Besonderheiten erleben würden.
Nach dem Soundcheck wiederholte sich das Spielchen vom Vorabend. Da ich mit meinem Platz am Samstag zufrieden war, beschloß ich, wieder an die gleiche Stelle zu gehen, was auch klappte. Das einzig ärgerliche war die Raucherin, die direkt vor mir stand. Wenn sie wenigstens geraucht hätte. Aber sie hatte nur ihre Zigarette an und hielt sie mir ins Gesicht. Schrecklich.
Das Konzert war aufgrund der Setliste natürlich eines der Besten. Der Anfang von I wanna be with You: super. Ich finde die Studioaufnahme schon klasse, aber die Live-Version ist noch um einiges besser.
Nach The Promised Land lief Bruce über die Bühne zu allen E Streetern und rief ihnen den Titel des nächsten Songs zu. An Bruces Lippen konnte ich ablesen, welcher Song jetzt kommt. Und ich bin mir ziemlich sicher, Rendezvous stand nicht auf der Setliste!
Anschließend folgten Mansion on the Hill und The River; danach wieder die phantastische full-band-version von Youngstown. Es ist wirklich erstaunlich, was zusammen mit der E Street Band aus diesem Song geworden ist.
Die restliche Setliste beinhaltete zwar keine besonderen Überraschungen mehr, doch waren sowohl die Fans als auch Bruce und die Band gut drauf, was für einen sehr schönen restlichen Verlauf des Konzertes sorgte.
Mit den letzten drei Zugaben Thunder Road, If I should fall behind (wie immer phantastisch) und Land of Hope and Dreams ging an diesem Abend eines der schönsten Wochenenden dieses Jahres leider viel zu schnell zu Ende.
Am folgenden Morgen ließ ich mir genug Zeit beim Frühstück und beim Zusammenpacken meiner Sachen. Gegen Mittag machte ich mich dann auf den Weg zum Ostbahnhof, von wo die lange Rückfahrt in den Schwarzwald losgehen sollte und am Dienstag die Arbeit wieder auf mich wartete.
Leipzig 1999
Nach den beiden Konzerten in Berlin sollte mit dem Open Air Mitte Juni in Offenbach eigentlich der Abschluß „meiner“ Europatour folgen. Doch konnte ich es mir nicht verkneifen, auch noch das Konzert in Leipzig anzuschauen. Nach einigem Hin und Her (mein Arbeitskollege war in dieser Zeit im Urlaub) bekam ich doch vom 14.06. bis zum 16.06. frei und konnte mich somit ziemlich relaxt auf meine „Abschlußtour“ machen. Außerdem half mir die Show in Leipzig, um den Wahldienst bei der Europawahl herumzukommen.
Wiederum machte ich mich am Vormittag des Konzerttages mit dem Zug auf den Weg. In Offenburg sollte es mit dem ICE weitergehen. Doch dieser hatte schon einige Minuten Verspätung. Da ich in Fulda aber genügend Zeit zum Umsteigen hatte, machte ich mir zu diesem Zeitpunkt noch keine Gedanken. Bis ich mit dem ICE in Frankfurt angekommen war, hatte sich die Verspätung fast verdoppelt und ein Anschlußzug in Frankfurt Richtung Nürnberg wartete nicht. Da begann ich mir dann doch, so langsam Sorgen zu machen. Ich hatte keinesfalls Lust, zwei Stunden später als geplant in Leipzig anzukommen. Kurz vor Fulda kam aber dann die beruhigende Durchsage, daß der Anschlußzug dort warten wird. Und so kam ich wie geplant in Leipzig an. Seit meinem letzten Besuch dort vor ca. sieben Jahren hatte sich ziemlich viel getan, vor allem im Bereich des Bahnhofes. Doch fand ich leider keine Zeit, mich dort oder in der Innenstadt näher umzusehen.
Mein Hotel war diesmal direkt gegenüber vom Bahnhof (ich hatte die Zugfahrt zusammen mit dem Hotel gebucht, wodurch ich ca. 100,00 DM sparen konnte). Nach kurzem Aufenthalt machte ich mich sogleich auf den Weg zum Stadion und kam mit der Straßenbahn so gegen 16.00 Uhr dort an. Zu meiner Überraschung war schon sehr viel los und Bruce hatte mit dem Soundcheck schon begonnen.
Das Anstehen der bereits wartenden Fans sah etwas seltsam aus, da sich direkt vor dem Eingang keine Leute aufhielten. Man mußte seitlich von einer der beiden Seiten anstehen und der Platz direkt vor dem Eingang hatte frei zu bleiben. Das wußte ich natürlich nicht und nahm erst mal auf dem Fußweg direkt gegenüber dem Eingang Platz. Das Tolle war, daß die Bühne direkt gegenüber dem Eingang war. So konnte man den Soundcheck sehr gut hören. Als ich ankam, spielten sie gerade Car Wash und im Anschluß einen Song, den ich leider nicht kannte. Könnte etwas Neues gewesen sein oder aber auch ein gecoverter Song. Es folgte der Anfang von Downbound Train, mehrere Male The Ghost of Tom Joad und, ich glaube, noch einige andere Songs.
Leider wurde ich einige Male (sehr höflich von einer netten jungen Frau) aufgefordert, dort auf dem Fußweg nicht sitzen zu bleiben. Da aber, wie gesagt, gerade der Soundcheck lief, konnte mich dort eigentlich niemand wegbewegen. Und so spazierte ich bis zum Ende des Soundchecks gemütlich vor dem Eingang hin und her.
Als dann schließlich der Einlaß begann, stellte ich mich auch in die Reihe. Es gab ja nichts zu pressieren. Kurz bevor ich ins Stadion ging, kam auf einmal ein Reporter einer Radiostation in meine Richtung gelaufen auf der Suche nach jemandem, der einen Song von Bruce singt. Und er fand auch ein „Opfer“. Ein junges Mädchen brüllte mehrmals „Born in the USA“ in sein Mikrophon, daß sich mir die Haare zu Berge stellten.
Im Innenraum angekommen, suchte ich mir einen Platz so ca. 15 Meter von der Bühne weg, genau in der Mitte. Und dieser Platz war exakt die richtige Wahl. Der Sound im Stadion war perfekt. Und so war es kein Wunder, daß sowohl ich als auch der Rest der Fans gut drauf waren und eine ganz tolle Party erlebten. Nach Zürich und Berlin war das Konzert in Leipzig von der Stimmung her meiner Meinung nach das Beste, was ich auf dieser Tour erlebt habe. Mit Car Wash eine Weltpremiere und Downbound Train eine Tourpremiere zu erleben, toppte das ganze noch. Und, wie gesagt, der Sound war perfekt!
Nach dem Konzert klappte es dann endlich; ich traf mich (nach zwei mißglückten Versuchen in Berlin) mit Jörg, mit dem ich schon seit einigen Jahren Briefkontakt habe, am Mischpult; und so wurde es noch eine lange Nacht. So lange, bis keine Straßenbahnen mehr fuhren und ich ein Taxi zum Hotel nehmen mußte. Irgendwie wurde bei diesem Treffen auch der Gedanke an den Besuch eines Konzertes in New Jersey geboren...
Am nächsten Morgen, nach einem ausgiebigen Frühstück, machte ich mich auf den Weg nach Borna, ein kleiner Ort in der Nähe von Leipzig. Dort wohnt eine Nichte meiner Großeltern und ich durfte bei ihr von Montag auf Dienstag übernachten. Und ich muß sagen, es ging mir in den paar Stunden, die ich dort verbrachte, richtig gut. Kaum angekommen, gab es ein gutes Mittagessen mit Dessert, wenig später Kaffee und Erdbeerkuchen, ein reichhaltiges Abendessen und am nächsten Morgen zur Stärkung für die Fahrt nach Offenbach ein gutes Frühstück sowie ein reichhaltiges Vesper für unterwegs.
So ausgeruht und gestärkt konnte bei meinem Abschlußkonzert eigentlich nichts mehr schiefgehen.
Offenbach 1999
Bevor ich zum Stadion in Offenbach ging, traf ich mich zuerst in Mühlheim / Main mit einer Bekannten von mir, bei der ich mich für eine Nacht einquartieren wollte. Schon am Bahnhof holte sie mich ab und wir fuhren zu ihr in die Wohnung. Nach einer kurzen Besichtigung der Wohnung sprachen wir noch ab, wie der Abend verlaufen sollte. Leider hatten sie und ihr Lebensgefährte keine Zeit, mit mir zusammen das Konzert anzuschauen.
Anschließend brachte mich ihr Lebensgefährte mit dem Auto direkt zum Stadion (was für ein Service).
Gleich nach der Ankunft vor dem Stadion machte ich mich auf die Suche nach dem schnellstmöglichen Weg hinein. Es war schon etwas spät und es standen ziemlich viele Leute in der Schlange. Aber davon ließ ich mich nicht entmutigen.
Was ich doch eine ziemliche Frechheit fand, war die Tatsache, daß man keine Getränke mit hinein nehmen durfte. Die wollten bestimmt nur Geld machen mit ihren teueren Getränken im Stadion. Drinnen fiel mir dann auf, daß sehr viele Leute ihre eigenen Getränke dabei hatten. Vielleicht bin ich ja zum falschen Eingang rein...
Ich arbeitete mich im Innenraum so nach und nach in die vorderen Reihen und fand dann auch ein schönes Plätzchen, wie schon in Leipzig, genau in der Mitte der Bühne, allerdings ungefähr zehn Meter weiter hinten. Dort setzte ich mich bis kurz vor Konzertbeginn auf den Boden. Stehen kann man ja noch lange genug.
Kurz vor Beginn des Konzertes ging ein Johlen durch die ersten Reihen. Seitlich von rechts kamen Bruce und die Band hinter die Bühne gelaufen. Wenige Minuten danach ging es dann endlich los. Schon der Beginn der Show zeigte, daß es wohl nicht viel Besonderes geben wird an diesem Abend. Vielmehr sah es nach einem Standardset aus: My Love will not let you down, Prove it all Night, Two Hearts, Darkness on the Edge of Town, Darlington County.
Zu Beginn fand ich das Konzert auch irgendwie nicht so toll, was aber wahrscheinlich an mir lag und auch an dem, meiner Meinung nach, teilweise schlechten Sound. Meine Stimmung war leider nicht so gut wie in Leipzig. Aber das änderte sich schlagartig nach Darlington County. Es folgte Take ‘em as they come. Spitze!!! Nach Car Wash in Leipzig meine zweite Weltpremiere auf der Tour. Leider war Youngstown für meinen Geschmack etwas zu leise. Das kam auf den bisherigen Konzerten besser rüber. Schade.
Bei 10th Avenue war Bruce mal wieder super gut drauf. Er dehnte den Beginn und die Vorstellung der E Streeter erneut ziemlich aus. Danach mit Where the Bands are endlich noch etwas von TRACKS. Leider kein Loose Ends und kein Lion’s Den. Dafür wieder eine sehr sehr ausgiebige Version von Working on the Highway. Bruce und die Band waren an diesem schönen sommerlichen Abend wieder einmal bester Stimmung.
In den Zugaben, erster Teil, dann der absolute Höhepunkt im Konzert. Schon nach wenigen Sekunden von Max’s Drums erkannte ich den Song: Cadillac Ranch!! Einfach super. Das hätte ich nicht erwartet. Auch einer der Songs, von dem ich dachte, den werde ich wohl nie live erleben.
So im Nachhinein betrachtet alles in allem doch ein gutes Konzert. Am Schluß war meine Stimmung dann auch entsprechend. Bruce und die Band spielten fast genau drei Stunden. So langsam nähern wir uns den Marathon-Konzerten von früher (und das ohne Pause). Hoffentlich geht es so weiter.
Nach dem Konzert traf ich mich dann mit meinen beiden „Gastgebern“ vor dem Stadion und wir machten uns auf den Weg in eine gemütliche Kneipe, wo wir gemeinsam noch etwas tranken und bis spät in die Nacht quatschten.
Wie sie mir erzählten, waren sie so gegen neun Uhr auch vor dem Stadion gewesen. Da sie mir nicht geglaubt haben, daß man auf dem Schwarzmarkt so gut wie sicher günstige Karten bekommt, hatten sie nicht genug Geld dabei, um auch noch reinzukommen. Aber sie haben sich das Konzert irgendwie von draußen angeschaut und waren total begeistert: „Wenn Bruce wieder kommt, mußt Du uns sofort Bescheid sagen“!!
Zurückblickend auf die insgesamt sieben Shows, die ich auf der Tour gesehen habe, kann ich nur sagen, daß es sich auf jeden Fall gelohnt hat, die ganzen Strapazen auf sich zu nehmen. Es ist zwar schon irgendwie verrückt, sieben Konzerte auf einer Tour anzuschauen, aber wer weiß, ob es jemals wieder eine Tour von Bruce und der E Street Band geben wird.