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BeitragVerfasst: 28.03.2007 21:19 
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Demnächst läuft wieder eine Frank Miller Comicverfilmung im Kino:

300

Bild

Handlung:
Zitat:
Erzählt wird aus der Sicht von Dilios von der harten Auswahl der Säuglinge in Sparta, die nur die Gesunden überleben, sowie von der Erziehung zum gnadenlosen Krieger. Der Erzähler berichtet von der Legende eines Jungen, der in einem Initiationsritual alleine gegen einen wilden Wolf bestehen muss. Dreißig Jahre später ist dieser Junge König Leonidas von Sparta.

480 v. Chr.: Die Perser erobern unter dem Gott-König Xerxes die bekannte Welt und stehen an der Grenze Griechenlands. Ein Unterhändler der Perser bietet die kampflose Annexion Griechenlands an. Leonidas lehnt jedoch aus Stolz ab und tötet den Unterhändler samt seiner Begleitung. Daraufhin befragt Leonidas, nach altem Gesetz, das (von Xerxes bestochene) Orakel, bevor er in den Krieg zieht, um Sparta zu verteidigen. Der Segen wird ihm jedoch unter dem Vorwand eines hohen Feiertages verboten, welcher jegliche Kampfhandlung verbietet. So zieht Leonidas mit 300 ausgesuchten Kriegern seiner Leibwache „auf Wanderschaft“. Sein Ziel ist es, die Übermacht an den strategisch wichtigen Thermopylen aufzuhalten.

Auf dem Weg schließen sich die Arkadier den Spartiaten an. Gemeinsam wehren sie die ersten Angriffe der Perser ab. Daraufhin bittet Xerxes, der König der Perser, Leonidas zu einer Audienz und versucht, ihn zur Aufgabe zu bewegen. Leonidas lehnt jedoch ab und schlägt mit seinen Männern auch die nächste Angriffswelle zurück. Es wird kund, dass der missgebildete Ephialtes Xerxes über einen geheimen (strategisch wichtigen) Bergpass informiert, weil Leonidas ihm einen Platz in der Phalanx aufgrund seiner Missbildung verwehrte. Als sich die Situation der Spartaner deswegen verschlechtert, schickt Leonidas den verwundeten Dilios zurück, um von dem tapferen Kampf der Griechen zu berichten. Sein einziger Wille ist es, dass sich das Volk der Griechen an seine Tat erinnere. Der König bleibt mit seinen verbliebenen Kämpfern zurück, um sich dem letzten Gefecht zu stellen. Ein letztes Mal schlägt er ein Angebot aus, da er lieber als freier Grieche sterben will, denn als König der Griechen unter Xerxes weiter zu leben.

In der Zwischenzeit versucht die Gattin von Leonidas, Königin Gorgo, den Senat zu überzeugen, ihren Mann mit der Armee zu unterstützen und für die Freiheit Spartas zu kämpfen. Ein Mitglied des Senats, Theron, bezichtigt sie jedoch der Lüge und unehrenhaften Handelns. So forderte er erfolgreich die sexuelle Unterwerfung der Königin im Gegenzug für die Zustimmung des Senats. Wütend über die Veröffentlichung dieses Abkommens vor dem Senat, ersticht Königin Gorgo Theron, woraufhin sein Judaslohn, persische Münzen, auf den Boden fallen.

Ein Jahr später ist Dilios selbst Anführer der Armee der Griechen und stellt sich nun den Persern. Da die Perser nur in einer Übermacht von 1:3 antreten, wird dies für die Griechen, deren 300 Mann Kampfkraft um Leonidas bewiesen haben, ein leichter Kampf, so Dilios.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/300_(Film)


Besetzung:
Zitat:
Regie: Zack Snyder

Drehbuch: Zack Snyder,
Kurt Johnstad,
Michael Gordon

Produktion: Frank Miller,
Mark Canton,
Bernie Goldman,
Jeffrey Silver,
Gianni Nunnari

Musik: Tyler Bates

Kamera: Larry Fong

Schnitt: William Hoy

Besetzung
Gerard Butler: König Leonidas
Vincent Regan: Artemis
Lena Headey: Königin Gorgo
David Wenham: Dilios
Michael Fassbender: Stelios
Rodrigo Santoro: Xerxes
Tom Wisdom: Astinos
Andrew Tiernan: Ephialtes
Dominic West: Theron
Andrew Pleavin: Daxos



Kritik:
Zitat:
In fast jedem Jahr gibt es auf der Berlinale einen echten Ausreißerfilm. Für 2007 steht dieser Kontrapunkt schon fest: Zack Snyders Heldenepos „300“, welches auf Frank Millers (Sin City) Comic über die Schlacht bei den Thermopylen basiert, handelt nicht von komplexen Problemen oder vielschichtigen Konflikten. Dafür verspricht dieser Film vor allem eins: jede Menge Blutvergießen. Damit setzt Regisseur Snyder, der zuletzt den Zombiekult Dawn Of The Dead inszenierte, den martialischen Männlichkeitsritualen der (Comic-)Spartaner ein bildgewaltiges Denkmal, mit dem er bei seinen Darstellern augenscheinlich auf volle Unterstützung zurückgreifen kann. Jede Menge bis zum geht-nicht-mehr gestählte Männerkörper werfen sich mit Freude für ihn und seinen Filmkönig Leonidas ins Schlachtgetümmel.

Leonidas (Gerard Butler) wurde den Sitten der Spartaner gemäß nach den härtesten Kampf- und Belastungsproben aufgezogen und musste sich seit seinem siebten Lebensjahr immer wieder im Gefecht beweisen. Inzwischen ist er König von Sparta, liebender Ehemann von Gorgo (Lena Headey) und Vater. Nachdem Leonidas ein paar persische Abgesandte, die Angebote zur Unterwerfung Spartas unter den grenzenlos narzisstischen König Xerxes (Rodrigo Santoro) überbringen, wegen ihrer mangelnden Insubordination und Diplomatie gleich mal im örtlichen Gulli entsorgt hat, zieht er mit 300 Mann seiner persönlichen „Leibwache“ gegen den im Norden einfallenden Perserkönig los, da das von Theron (Dominic West) bestochene Orakel ihm den offiziellen Kriegszug versagt. An der engen Felsschlucht der Thermopylen versuchen die Spartaner mit einer Handvoll Verbündeter, der zahlenmäßigen Überlegenheit der Perser ihre ganze Kampfkunst entgegenzusetzen.

Und dann geht es auch direkt los mit dem in opulenter Bildgewalt eingefangenen Gemetzel. Die eindrucksvoll inszenierten und choreografierten Kampfszenen bieten einen hohen Schauwert, der durch Effekte wie das gekonnte Spiel mit Zeitlupe und Zeitraffer - oft in einer einzigen Bewegung - noch gesteigert wird, während der Bodycount zügig und sicher in die Höhe klettert. Mauern aus Leichen, Pfeilhagel und elegante aber gnadenlose Kampfmaschinen mit Waschbrettbauch bietet Snyder auf, um das Publikum wie bei den Gladiatorenfestspielen bei blutiger Laune zu halten. Die persische Armee bietet neben Nashörnern, Elefanten, riesigen Trollen und Monstern auch die Spezialeinheit der Unsterblichen auf, an denen die schnittigen Spartaner ihre Kampfkünste erproben können. Am Anfang und am Ende der von „300“ gezeigten Schlacht bei den Thermopylen geht jedoch dramaturgisch alles sehr schnell, so, als hätte das Drehbuch hier keine ausgeklügelten Lösungen mehr anzubieten.

Zwischen den Kampfsequenzen wird ein Subplot aufgemacht, in dem Leonidas Frau Gorgo in eloquenten Reden versucht, den Rat der Spartaner zum offiziellen Kriegseintritt und zur Unterstützung der 300 zu überreden. Natürlich möchte Snyder dem Zuschauer mit diesen Versatzstücken eine Pause zwischen dem blutigen Spektakeln gönnen und etwas Ruhe in den Film bringen, aber dieser politische Handlungsstrang wertet den Film doch leider etwas ab. Denn die feierlichen Reden über Freiheit und Ehre, die Gorgo - und gleichzeitig auch Leonidas vor seinen Kriegern - zelebrieren, nimmt man einem Kriegervolk, das seine als unwert angesehenen Neugeborenen gleich mal über die Klippe schmeißt, einfach überhaupt nicht ab. Da wird von Ehre und einer Weltordnung in gleichberechtigter Freiheit gefaselt, während die eigenen Kinder keine Chance bekommen. Synder testet die Geduld seines Publikums mit diesen Monologen. Die Reden hinterlassen sicher ein Fragezeichen, aber sie mindern dennoch nicht den Sehspaß. Der wird an anderer Stelle auch durch den etwas überraschenden aber umso erfreulicheren Einsatz von schwarzem Humor und Zynismus ausgeglichen. So unterhalten sich die Spartaner beispielsweise über die Vorteile zivilisierter Diplomatie im Umgang mit Xerxes, während sie zurückgebliebene persische Verletzte abschlachten. Hand aufs Herz: Die Dialoge und Reden sinnt allesamt hahnebüchener rhetorischer
Bullshit und nur vom Pathos gefüttert, in dieser Hinsicht darf man vom Film nichts erwarten. Aber das ist absolut nebensächlich.

Der Film porträtiert seine Protagonisten auf dem Schlachtfeld als gnadenlose Tötungsmaschinen, ohne ihre Ansichten irgendwie zu verteidigen. Sicher wird das an faschistische Propaganda erinnernde „Blut und Ehre“-Gerede irgendwo auf Widerstand in der Kritik stoßen. Aber „300“ wickelt dies in die allgemein in Sparta vertretenen Grundsätze und macht daraus völlig überzogenen Heldentrash im Comicstil, der von seinem Schauwert gut leben kann.

„300“ ist filmisch ein relativ konventionell gemachtes Epos, das sich auch nicht zu schade ist, gelungene Einstellungen von Gladiator zu übernehmen, den Look von „Sin City“ aufleben zu lassen oder bis in die letzte Einstellung hinein das Blut in extremer Zeitlupe durchs Bild fliegen zu lassen. Daneben bringt das Drehbuch mystische Rituale, eine Portion Erotik, voyeuristische Blicke auf Monster und Freaks und einen hundert Prozent durchtrainierten Cast. Allein voran Gerard Butler (Das Phantom der Oper, Die Herrschaft des Feuers), der seine Monologe knapp und klar vorträgt und daneben ganz vorzüglich in die Kamera brüllt. Ihm zur Seite stehen David Wenham (Herr der Ringe - Die zwei Türme, Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs, Van Helsing) und Michael Fassbinder („Band Of Brothers“), die in Sachen Kampfkraft einiges aufzubieten haben und zur Ikonisierung der Figuren ihren Beitrag leisten.

Eine perfekt gestaltete Umsetzung der Comicvorlage von Altmeister Frank Miller bringt Zack Snyder in die Kinos und legt noch eine filmische Portion Symbolik und bildliche Sprache obendrauf: Die Pfeile verdunkeln die Sonne, die Armeen lassen die Erde erbeben, die Krieger bewegen sich gazellengleich. Schade, dass er durch seinen politischen Subplot ein bisschen das Feuer wieder raus nimmt. Trotzdem ist „300“ sehenswerter Stoff für die große Leinwand, der unterhaltende und blutige zwei Stunden Unterhaltung.

Deike Stagge, Quelle: http://www.filmstarts.de/produkt/41841,300.html


Mehr Infos findet man auf der Heimseite: http://wwws.warnerbros.de/300/

Trailer:

http://www.youtube.com/watch?v=wDiUG52ZyHQ

http://www.youtube.com/watch?v=qnIPkfXNHfc

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BeitragVerfasst: 28.03.2007 21:49 
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Nur so als Frage... wie viel Wahres steckt denn hinter der ganzen Story?


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BeitragVerfasst: 29.03.2007 07:06 
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MK hat geschrieben:
Nur so als Frage... wie viel Wahres steckt denn hinter der ganzen Story?


Naja, es gab die Schlacht bei den Thermopylen, in der die Griechen unter Führung des Spartaners Leonidas I. gegen die Perser unter der Führung von Xerxes I. antraten, wobei die Griechen zahlenmäßig weit unterlegen waren und deshalb die Schlacht auch verloren. Details aus der Schlacht kennt man aber nur aus den Berichten Herodots und der ist etwa so unparteiisch wie Robert Hoyzer mit einem Hang zur heroisch-schwachsinnigen Übertreibung wie Joseph Goebbels. Die Geschichte von den 300 tapferen Spartanern, die mutig und aufopfernd gegen ein Millionenheer wilder persischer Barbaren kämpfte, ist auf jeden Fall Nonsense. Dass die Griechen bei den Thermopylen überhaupt gekämpft haben, war kein Zeichen von großartigen Heldenmut, sondern von schierer Dummheit.

Der Rest davon ist eben eine Story basierend auf einem Splattercomic. Mit historischem Anspruch zumindest sollte man den Film sicher nicht ansehen, wenn man irgendwas davon "genießen" will.


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BeitragVerfasst: 29.03.2007 07:57 
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Nach den beiden Trailern zu urteilen, eine reine Blut -und Metzelorgie. Den Film werde ich wohl eher nach Erscheinen auf DVD anschauen. Das gleiche gilt im übrigen auch für Pathfinder. Hoffentlich kommen die Mannen um Frankie Miller und Robert Rodriguez endlich aus dem Quark um Sin City II zu realisieren 8)

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BeitragVerfasst: 29.03.2007 08:10 
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Lasse hat geschrieben:
Das gleiche gilt im übrigen auch für Pathfinder.

Um Himmels Willen, einer der schlechtesten Filme, die ich seit langem gesehen habe :lol: . Gaaaaanz gruselig.

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NoneButTheBrave hat geschrieben:
Lasse hat geschrieben:
Das gleiche gilt im übrigen auch für Pathfinder.

Um Himmels Willen, einer der schlechtesten Filme, die ich seit langem gesehen habe :lol: . Gaaaaanz gruselig.


Ich erwarte ja auch kein cineastisches Meisterwerk, aber 1,10 EUR Leihgebühr ist es mir wert. Bild und Sound dürfte was für mein Heimkino sein. Und nicht zu vergessen, kein labernes popcornfressendes Klientel um einem rum :wink:

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BeitragVerfasst: 29.03.2007 11:18 
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Hast du Apocalypto gesehen, Lasse? Pathfinder ist das gleiche, nur in richtig schlecht ;-).

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BeitragVerfasst: 29.03.2007 12:59 
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NoneButTheBrave hat geschrieben:
Hast du Apocalypto gesehen, Lasse? Pathfinder ist das gleiche, nur in richtig schlecht ;-).


Nein, den hab ich bisher nicht gesehen. Aber so ein schöner DVD Abend mit "Apocalypto", "300" und "Pathfinder" hat auch was :lol:

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BeitragVerfasst: 29.03.2007 19:56 
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Leni Riefenstahl hätte ihre Freude an dem Film....! :wink:


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BeitragVerfasst: 04.04.2007 11:52 
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Zitat:
In der Geisterbahn der Geschichte
Am Donnerstag läuft in deutschen Kinos das US-Sandalenspektakel "300" an. Im Iran ist die Comic-Verfilmung der Schlacht zwischen Persern und Spartanern schon jetzt ein DVD-Hit - und ein Skandal, weil "300" die Ahnen der Iraner ausnahmslos dämonisiert oder als behinderte Zombies darstellt

Zwischendurch mal eben aufs Klo zu gehen oder Popcorn zu kaufen, das ist bei einem Besuch von "300" kein Problem. Gering ist die Gefahr, etwas zu verpassen. In den meisten Szenen schlachten ein paar Spartaner eine Menge Perser ab, dabei brüllen sie rum und es spritzt Blut. Zur Geschichte später mehr.

"300" ist die Verfilmung eines Comics von Frank Miller aus dem Jahr 1999 und als solche gelungen. Die Bilder sind schlicht grandios in ihrer Absurdität und Surrealität. Ernst nehmen kann den Film niemand. Eigentlich. Und dort beginnt das Problem. Zwar lässt sich der Film als leicht debile Abendunterhaltung abtun, aber besonders im Iran geschieht derzeit das Gegenteil.

"Ich dachte ja, die Iraner übertreiben wie immer", sagt Kambis, ein iranischer Jungunternehmer aus dem schicken Norden Teherans: "Aber als ich den Film selber gesehen habe, dachte ich nur: heftig." Zwar läuft "300" nicht im Kino, aber die DVD gibt es überall zu kaufen - und der Film ist das beherrschende Gesprächsthema in der Hauptstadt. Kambis' Angestellte sind genauso wütend wie die iranische Regierung, die bei den Vereinten Nationen protestiert hat. Der Vorwurf: Die Perser werden im Film, gelinde gesagt, schlecht dargestellt. Und dieser Vorwurf trifft zu.

Der Film erzählt die Geschichte der ersten Schlacht bei den Thermopylen im Jahr 480 v. Chr. An diesem wenige Meter breiten Pass hielten damals ein paar Griechen das persische Heer auf. Die im Film genannten Zahlen von 300 gegen eine Million sind sicher nicht realistisch, was für diese Betrachtung aber keine Rolle spielt.

Wichtig ist das Bild, das beim Zuschauer erzeugt wird. Eine kleine Truppe Spartaner verteidigt Europa vor dem Reich des Bösen: Persien. Diese kleine Truppe verkörpert eine Sammlung westlicher Ideale: demokratisch, freiheitsliebend, edel, aufopferungsvoll und so weiter. Dabei sehen sie aus wie die "California Dream Boys" und kleiden sich auch so.

Auf der Seite des Bösen stehen Menschen, die fast keine Menschen mehr sind. Monster, Riesen und ein Henker mit Scherenhänden. Dazu Gruppen, die oft als Feindbilder herhalten müssen: Dunkelhäutige, Krüppel, Entstellte, Homosexuelle. "Die Iraner werden dargestellt, als kämen sie direkt aus der Geisterbahn. Und die Spartaner sehen alle aus wie Adonis", sagt Kambis. Der Perserkönig Xerxes ist um die drei Meter groß, trägt einen goldenen Slip und ist am ganzen Körper mit goldenen Piercings, Ringen und Ketten behängt.

Das empfinden die Iraner als besondere Demütigung, als Teil eines "psychologischen Krieges gegen den Iran", der zu der Zeit, in der der Film spielt, bereits eine hoch entwickelte Kultur hatte. So hatte etwa Kyros II., der Großvater von Xerxes, bereits Menschenrechte niedergeschrieben. Mit der Epoche der Achämeniden, zu deren Stamm auch Xerxes gehört, verbinden die Iraner eine besondere Identifikation, vor allem, da sie in die vorislamische Zeit reicht. Den Islam brachten die Araber erst im 7. Jahrhundert n. Chr. in den heutigen Iran, davor gab es dort - neben dem Manichäismus - vor allem zahlreiche Naturreligionen.

Was die Darstellung der Perser in "300" noch demütigender macht, ist der Gegensatz zu den Spartanern. Nicht nur, dass diese körperlich ohne Makel sind. Während der Szenen im persischen Feldlager feiert der tuntige Xerxes Orgien à la Sodom und Gomorrha, Verderbtheit in jeder Ecke. Wie anders hingegen die Darstellung der zurückgebliebenen Spartanerkönigin Gorgo - die natürlich unverschämt gut aussieht. Sie hält vor einer nicht näher erläuterten Ratsversammlung eine Rede, und an dieser Rede sind drei Dinge bemerkenswert. Erstens existiert sie nicht in der Comicvorlage. Was aber nicht verwundert, weil sie, zweitens, für die Geschichte komplett irrelevant ist. Und drittens enthält diese Rede alles, was ein amerikanischer Neo-Con auch sagen könnte. Gorgo beklagt die fehlende Unterstützung an der Heimatfront, schwärmt von Freiheit, die verteidigt werden müsse, und schwadroniert über Mütter, die ihre Söhne im Krieg verlieren. Nicht nur, dass diese Szene jedem ins Konzept passt, der den USA einen Propagandakrieg vorwirft. Sie verdreht schlicht die historischen Tatsachen. So ist nicht erwiesen, dass es im persischen Reich überhaupt Sklaven gab - im Gegensatz zu Griechenland, wo zur damaligen Zeit manchen Angaben zufolge jeder zweite Bewohner nicht frei war.

"Die Menschen Irans sind darüber entrüstet, wie es dazu kommen konnte, dass eine Nation (wie die USA), die keine eigene historische Hochkultur besitzt, daherkommen kann und über unser Land, das über eine weitreichende kulturelle Geschichte verfügt, einen solchen Film dreht, der die kultivierten Perser als Tiere darstellt", schreibt die iranische Studentin Pegah in einer E-Mail. Besonders unter den Jugendlichen im Iran ist die Enttäuschung groß, ist die amerikanische Popkultur mit ihrer Musik, ihren Filmen doch ein Vorbild. Trotz der Verbote der Regierung besorgen sich junge Leute die neueste amerikanische Musik, hängen Poster ihrer Stars auf und schauen deren Filme. Die Zensur haben die rund 49 Millionen unter 30-jährigen Iraner satt - die Gesamtbevölkerung des Landes beträgt 70 Millionen. Viele sehen die westliche Lebensweise als erstrebenswert an und leiden unter dem schlechten Bild, das der Iran im Ausland hat und das durch den Film zweifelsohne verstärkt wird.

Deshalb versucht der iranische Blogger Pendar Yousefi aus Kanada mit seiner Internetseite, die Menschen über die iranische Geschichte, Kunst und Kultur aufzuklären. Er fordert iranische Comiczeichner und Künstler dazu auf, ihm Werke zu schicken, die über das Perserreich aufklären sollen. Mehr als 600 iranische Blogger haben Yousefis Seite inzwischen verlinkt.

Der Iraner Kambis erinnert an die Proteste gegen die dänischen Mohammed-Karikaturen, die vor gut einem Jahr weltweit Ärger bei Muslimen auslösten. "Damals waren hier in Teheran 300 Leute auf der Straße", sagt er. "Das ist nicht vergleichbar mit dem, was jetzt hier los ist. Es gibt zwar keine Demonstrationen oder so, aber die Wut geht durch alle Schichten." Diese ist auch damit zu erklären, dass durch die Propaganda-Schulbücher der Regierung wohl die wenigsten wissen, wie es wirklich war.

Diese Empörung findet sich auch im Internet in Filmblogs. Und dort gibt es auch Antworten, meist von Amerikanern, die über Geschichte ähnlich wenig wissen. Sie beschimpfen die Iraner, meist mit dem Tenor, sie sollten sich nun mal nicht so anstellen, schließlich sei es doch so gewesen und wenn nicht ganz, dann sicher teilweise.

Die Gefahr hierbei ist, dass die Wahrheit an Bedeutung verliert. Wenn interessiert schon, wie es wirklich war, wenn ein Film spannend ist und dazu noch das eigene Weltbild festigt. Wir die Guten. Die anderen die Bösen. Der Westen will uns vernichten. Alle Perser sind böse Monster. Solche Gedanken sind verführerisch, weil einfach. Beängstigend ist nur, wie sehr diese Aufregung den Regierungen in Washington und Teheran derzeit in den Kram passt - wenn man nicht an Zufälle glaubt.
http://www.taz.de/pt/2007/04/04/a0117.1/text


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BeitragVerfasst: 04.04.2007 15:50 
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und noch das hier:

Zitat:
Der diskrete Charme des Spartanischen
Rüdiger Suchsland 04.04.2007

Wie Zack Snyder und sein Film "300" die Thermopylenschacht als Kitschpostkarte verfilmt und die Geschichte umdefiniert
"This will not be over quick. And you will not enjoy it", heißt es an einer zentralen Stelle dieses Films, einer schwülstigen Sexszene, in der ein böser opportunistischer Politiker und Verräter die hehre Spartanerkönigin von hinten vergewaltigt. Und dieser Satz und die Szene passen auch recht gut für das, was dieser Film mit dem Zuschauer tut: 300 barbarische Selbstmordkrieger aus einem totalitären Stadtstaat in Griechenland kämpfen gegen die Armee einer zahlenmäßig wie technisch überlegenen, aber ein wenig verweichlichten Zivilisation aus dem Osten - so oder so ähnlich ist ungefähr der Plot von "300", Zack Snyders scheppernder Animationsspielfilm nach Frank Millers gleichnamigem Comic. Der Film ist vieles in allem: Martialische Schlachtplatte, verkappter Schwulensoftporno und Futter für Nerds, Kulturpessimisten und frustrierte Altphilologen gleichermaßen. Kurz: Hollywood am Rande des Nervenzusammenbruchs. Kein Wunder, dass sich jetzt auch die Iraner so richtig aufregen.

Ahmadinedschad, bei dem keiner so ganz sicher ist, ob es sich nicht eigentlich um eine Erfindung des Weißen Hauses handelt, um Wahrheit also um Ben Stiller, der von einem Studio in der Wüste von Nevada aus im Auftrag der CIA den Erzfeind Amerikas gibt, der iranische Präsident also, hatte vergangene Woche wieder mal Grund, beleidigt zu sein. Ein "Propagandawerk zur Verunglimpfung des iranischen Volkes und der "persischen Kultur" sei "300", behauptete der Regierungschef in Teheran und warf dem Westen vor, mit diesem angeblich von der Bush-Regierung finanzierten Film "psychologische Kriegsführung" zu betreiben und die Kriegsstimmung in Amerika anzuheizen. Auf Teherans DVD-Schwarzmarkt sind Raubkopien von "300" zwar derzeit ein Hit. Doch mit der Begründung, Zack Snyders Film sei "untrennbar mit den konzertierten Bemühungen in bestimmten westlichen Interessenkreisen verbunden, die iranische Nation zu dämonisieren", hat Teheran nun bei den Vereinten Nationen Protest eingelegt.

Da täte man Zack Sznyder allerdings echt etwas zu viel der Ehre an. Und solche Vorwürfe verraten letztlich vor allem etwas über Iran, einem Land, das in punkto Überwachung und Totalitarismus dem antiken Sparta, zumindest jenem Mythos im erschreckt faszinierten Spiegel des Humanismus, tatsächlich ähnlicher sieht als Athen, Rom und seinen Nachfolgern. Ganz glaubhaft ist die Überraschung allerdings nicht, mit der die verantwortlichen Studiobosse jetzt auf die verschiedenen politisch kulturellen Lesarten des Films reagieren. Denn Sparta war schon immer eine beliebte politische Metapher.

Etwa im Fall des nackten Jungen und seiner jungen Mutter, die ihm lachend die Brust eincremt. Gleich läuft der kleine Krieger davon, vielleicht zu ein paar Kampfspielchen. Geschützt wird er durch "Sparta", einer Creme aus dem Haus 4711, neu entwickelt im Jahr 1939, aus dem die beschriebene, von optimistischer Stimmung dominierte Anzeige stammt. Der Junge hat einen Spartanerhelm auf, und so ist der wenige Monate später kommende Weltkrieg schon präsent in Bild wie Sprache: Sparta ist der Inbegriff einer am Ideal des Militärischen und der Opferbereitschaft orientierten Gesellschaft, ein repressiver, gleichgeschalteter Staat, eine Erziehungsdiktatur, eines, modern gesprochen, faschistischen Staates. Und als solcher ein "Mythos des Alltags" (Roland Barthes).

Zugleich aber auch historische Wahrheit. "Heftig erpicht auf den Feind" seien die in Phalanxformation aufgestellten Hopliten, so sang Tyrtaios im 7. Jahrhundert vor Christus. Ein Ort der Künste war Sparta nie, ebensowenig einer der Freiheit und des Intellekts, und so gibt es an seinem Untergang eigentlich nicht viel zu bedauern. Und dieses Sparta soll jetzt auf einmal unser Identifikationspool und Ideal sein?

Die alltägliche andere Seite der Medaille "Sparta"

Kulturpessimismus ist letztlich eine ziemlich doofe Sache, und das ist, alles in allem, der Hauptgrund, warum Zack Snyders "300" auch ein ziemlich doofer Film ist. Interessant ist der Film allerdings auch, und das nicht nur, weil er ein Symptom ist für eine allgemeinere, ganz interessante Entwicklung. Nachdem schon seit knapp zehn Jahren - vgl. "Braveheart", "Gladiator", "Patriot" bis hin zur Verherrlichung der edlen Wilden in Mel Gibsons "Apocalypto" - die barbarischen Helden in Hollywood Konjunktur haben, entdeckt die Filmindustrie derzeit gerade ganz allgemein den diskreten Charme des Spartanischen und den Spartaner als Helden.

Das fügt sich in die allgemeine politisch-gesellschaftlich-kulturelle Landschaft, in der Sicherheit mehr gilt als Freiheit, in der Gleichheit und Gleichmacherei eine neue Konjunktur erleben, in der aber auch das sanfte Bürgertum plötzlich Hedonismus und Spaßkultur ad acta legt und einer "Kultur des Verzichts" das Wort redet: Rauchverbote, die aktuelle Klimaschutzdebatte mit ihren rituellen Verzichtsappellen und dem altväterlichen "Weniger-ist-mehr"-Gerede, alltägliche Ernährungs-, Diät- und Schlankheitsdiskurse, Gesundheitswahn und Fitnesshysterie, reduzierter Datenschutz und ausgedehnter Überwachungsstaat - all das ist die alltägliche andere Seite der Medaille "Sparta".

Ganz neu ist das auch im konkret Politischen nicht, zumindest nicht außerhalb des Spektrums westlicher Demokratien. Dort war "Sparta" schon lange eine politische Metapher. Genau genommen ist sie das bereits spätesten seit dem preußischen Soldatenkönig, der aus seinem Land eine europäische Großmacht schuf, aber mittels eines "Vandalenregiments" (Voltaire), das Berlin "vom nordischen Athen zu dessen Sparta" (Friedrich der Große) werden ließ. Die Opposition Athen vs. Sparta stammt schon von Thukydides, und dort kommt Sparta erwartungsgemäß nicht gut weg. Recht zeitgemäß wirkt dessen Charakteristik im Hinblick auf heutige Großmächte:

"Denn die Lakedaimonier handeln für sich und für die Einrichtungen ihres eigenen Staates meistens mit Edelmut. Dazu aber, wie sie sich gegen die anderen verhalten, wäre viel zu sagen. Ganz kurz zusammengefasst kann man behaupten, dass sie, wie es nirgends, soweit wir wissen, so offenkundig geschieht, das Angenehme für schön und das Vorteilhafte für gerecht halten.... Jedenfalls greifen sie aus mangelndem Vertrauen in ihre eigene Streitmacht andere nur zusammen mit vielen Bundesgenossen an."

So ging es weiter, bis hin zu den Spartakiaden und den Sportvereinen des Ostblocks, Sparta Prag, Sparta Sofia. Sparta war die DDR der Antike.

Beliebter als alles andere war in diesem Zusammenhang die Schlacht an den Thermopylen. Nach Überlieferung des griechischen Historikers Herodot stellten sich hier am 18. August 480 v. Chr. unter Führung des Spartanerkönigs Leonidas genau 300 Spartaner (und etwa 7000 Bundesgenossen) bei den Thermopylen der massiven Übermacht des vom Perserkönig Xerxes angeführten Perserheeres entgegen, und hielten die Perser zwei Tage lang auf. Am Ende waren alle Spartaner tot, doch die gewonnene Zeit gab den Griechen unter Athener Führung Gelegenheit, sich zum Gegenschlag zu sammeln. Der Perserkrieg endete mit Athens Sieg bei der Seeschlacht von Salamis; die Thermopylenschlacht aber begründete den Mythos des Spartanertums, und ist bis heute eine Metapher für positiv verstandene Disziplin und Opferbereitschaft.

Schon der griechische Dichter Simonides feierte sie im 5. Jahrhundert v. Chr., Friedrich Schiller übersetzte sein berühmtes Epigramm ins Deutsche:

" Wanderer, kommst du nach Sparta, verkündige dorten, du habest/Uns hier liegen gesehn, wie das Gesetz es befahl."

Formuliert wurden damit der soldatische Ehrenkodex und die Vollendung männlichen Daseins in Kampf und Tod. 150 Jahre später schrieb der Kommentar des "Völkischen Beobachter" am 18. April 1945 über die Oder-Offensive der Roten Armee: "Hier kämpft Europa in einer Front mit allen seinen großen Geistern der Vergangenheit. Hier steht das antike Griechenland wieder bei den Thermopylen und bei Salamis in seinem Entscheidungskampf gegen den persischen Osten…" Noch in den 50er Jahren setzte Oskar Kokoschka in einem großformatigen Triptychon, das die Hamburger Universität ziert, die persischen Horden mit den russischen Bolschewisten gleich und verlegte den Kampf um die Errettung des Okzidents in einen westdeutschen Hörsaal.

Für die Nachwelt steht die Schlacht für das sinnvolle Sterben, den siegreichen Tod, den Kampf für die Freiheit Griechenlands gegen die anstürmenden Barbaren aus dem Osten.

Wie ein barockes Schlachtengemälde

Es ist exakt diese Geschichte, die US-Regisseur Zack Snyder, ganz konzentriert auf die spartanische Seite, erzählt. Beginnend mit Persiens Gesandten, über Spartas Weigerung zu Konzessionen, und innerspartanischen Disputen steuert alles auf die Schlacht zu, die eine gute Stunde des Films einnimmt, breit, in leuchtenden Farben und plastischen Effekten ausgemalt wie ein barockes Schlachtengemälde, ergänzt um einen Epilog, der die Verbindung zur Gegenwart herstellt, sozusagen die Moral von der Geschichte ausbreitet.

Aber nicht erst hier bei der Moralpredigt fangen die Probleme an. Dramaturgisch gibt es von Anfang an ein offenkundiges Dilemma: Jeder halbwegs gebildete Zuschauer kennt die Fakten, weiß von Anfang an, wie es ausgeht, ist sich bewusst, dass alle Figuren die eingeführt und in bombastischer, reichlich unsubtiler Bildsprache zu Helden stilisiert werden, todgeweiht sind. Das ist nicht spannend und nicht schön, es distanziert, erst recht, weil man sich instinktiv der allzu platten Parteinahme des Films widersetzt, sich den aufoktroyierten Haltungen widersetzt.

"Das! Ist!! Sparta!!!"

Die Vorlage für "300" bildet zudem beileibe nicht allein Herodot, sondern vor allem der gleichnamige Comic, der von Frank Miller stammt, einem der bekanntesten und einflussreichsten Comic-Autoren der Welt. Auf Millers "The Dark Knight Returns" (1986) gehen die Wiederbelebung der Batman-Figur und die Kinofilme Tim Burtons zurück, ebenfalls verfilmt wurden "Daredevil" und zuletzt "Sin City". Immer wieder war Millers Werk mit dem Vorwurf konfrontiert, gewaltverherrlichend, an niedere Instinkte appellierend, politisch reaktionär zu sein, und nie fiel es so schwer, es dagegen zu verteidigen wie hier.

Denn Snyder fehlt das Können und vor allem der Geschmack eines Tim Burton und Robert Rodriguez ("Sin City"), deren Lust an Brüchen und Differenzierung. Er simplifiziert die nicht sehr subtilen Botschaften Millers noch weiter. Das gilt nicht allein für den eigentlichen Plot und die ebenso schlichten wie platten Dialoge, "Spartans prepare for Glory", pathetischer Scheiß wie "no place for weakness… only the hard and the strong…", der nur selten den sprichwörtlich "lakonischen" Spartanercharme entfaltet: "Unsere Pfeile werden den Himmel verdunkeln." - "Dann kämpfen wir im Schatten." Es gilt auch fürs Ästhetische, für Stil und Look des Ganzen: Keine Sekunde lässt "300" vergessen, dass die Darsteller im Studio vor blauer Leinwand agierten, alle Hintergründe und Statisten per Computer eingefügt wurden. So billig wie auf einer Kitschpostkarte sehen die Kulissen aus. Und auch die weitgehend unbekannten Darsteller mussten ihre Körper nachkolorieren und um virtuelle Muskelpakete erweitern lassen. Ihr blutleeres Spiel wirkt tatsächlich so starr wie das von Plastikfiguren, und jedes Wort ihrer Sätze fällt wie ein nasser Sack zu Boden: "Das! Ist!! Sparta!!!".

Die Behauptung, "…dass Freiheit nicht umsonst zu haben ist", ist ebenso wahr wie allgemein und nicht neu. Sparta ist zu ihrem Beleg ein denkbar falsches Beispiel. Die Spartaner, jedenfalls die des Films, sind kriegs- und todessehnsüchtige Spinner, deren Leben auf den "schönen Tod", sprich das "Fallen" in der Schlacht ausgerichtet ist, ein "Sein zum Tode".

Rückwärtsgewandte fanatisierte Selbstmordkämpfer

"Wir wollen unterhalten. Sonst nichts." Wenn Filmregisseure so etwas sagen, wird es immer gefährlich. Denn dann kann man sicher sein: Der Film ist mehr als Unterhaltung und wahrscheinlich ist er auch noch schlecht. Man könnte nun also lange darüber debattieren, ob dies nun ein US-amerikanischer Wehrertüchtigungsfilm zu Hard-Rock-Musik ist, rassistisches Propagandakino, das Iraner beleidigten und auf den nächsten Krieg einstimmen will, oder ob hier nicht vielmehr die Spartaner als rückwärtsgewandte fanatisierte Selbstmordkämpfer erscheinen, und die Perser als zivilisatorisch haushoch überlegene, aber ein wenig dekadente Macht, die sich von ein paar wenigen Entschlossenen aus dem Konzept bringen lässt.

Aber vielleicht tut man dem Film mit alldem einfach nur viel zuviel Ehre an. "300" ist schlechtes Kino, das kaum die Qualität der berüchtigten italienischen Sandalenfilme aus den 60-er Jahren erreicht, nicht romantisch, sondern nüchtern betrachtet nur albern und unfreiwillig lächerlich.

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/25/25006/1.html


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BeitragVerfasst: 04.04.2007 16:50 
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Tja, leider gibts derzeit keine Mohammed Karikaturen und auch keine böse Papstrede. Jetzt müssen sich die "Vertreter der Religion des Friedens" (sprich: Moslems) eben was anderes suchen. Ein harmloser Film muss herhalten, damit wieder Tausende auf die Strasse gehen und amerikanische Fahnen verbrennen können.

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BeitragVerfasst: 04.04.2007 17:04 
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xD was wäre dieses forum ohne den wundervollen schwarzen humor?!


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BeitragVerfasst: 08.04.2007 11:08 
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Aha, nach dem grauenhaft schlechten, naiven und vollkommen unwissenden ersten Review vom Mittwoch hat Spiegel Online jetzt doch noch eine halbwegs ordentliche Besprechung hingelegt:

Zitat:
Der verletzte Stolz der Iraner
Von Omid Nouripour

Atomkrise? Geiseldrama? Kaum etwas bewegt die Gemüter der Iraner derzeit mehr als ein schnöder Hollywoodfilm: Zack Snyders bildmächtige, aber harmlose Comic-Adaption "300" hat die persische Seele zutiefst verletzt. Wo ist bloß das iranische Selbstbewusstsein geblieben?

Der Westen atmet auf, weil Iran die 15 britischen Soldaten freigelassen hat. Politiker auf beiden Seiten des Atlantiks versuchen, aus den Vorgängen um ihre Verhaftung zu lesen, ob Ahmadinedschad oder seine Gegner im Teheraner Machtgeflecht gerade die besseren Karten haben. Deutsche Konservative sehen nun sogar bessere Chancen für die Atomverhandlungen mit Iran.

Die Iraner hat in den letzten zwei Wochen außer den Neujahrsfeierlichkeiten allerdings nur ein Thema bewegt: "Sissad", das iranische Wort für 300. Dahinter verbirgt sich die in jeder Hinsicht gewaltige Verfilmung eines Kult-Comics, geschrieben und gezeichnet von der Szene-Legende Frank Miller. Die Geschichte um die Thermopylen-Schlacht zwischen Spartanern und Persern ist der bisher meist gesehene und kontroverseste Film des Jahres. Amerikanische Konservative kritisieren, als Parabel auf den Irak-Krieg verherrliche der Film den Widerstand gegen die USA, Liberale halten den Film für einen Irak-Krieg-Durchhaltestreifen.

In Deutschland stoßen sich viele an der vermeintlich faschistoiden Ästhetik des Films. Man kann den Film auch als nationalistische Kritik (Sparta) gegen den globalisierten Multikulturalismus (Perser-Armee) verstehen. Die Iraner fühlen sich durch die Darstellung der Perser schlicht verunglimpft.

Verschwörungstheorien haben derzeit Hochkonjunktur in Teheran: Mal haben Islamisten den Film finanziert, um der alten persischen Kultur endgültig den Garaus zu machen. Mal waren es die Juden, um Iran zu provozieren, mal die US-Regierung, um den Krieg gegen Iran für die amerikanische Öffentlichkeit akzeptabel zu machen. Letztere Theorie ist derzeit am weitesten verbreitet. Sie wird von Diplomaten genauso erzählt wie von Dissidenten. Die Islamische Republik hat gegen "300" offiziell bei der Unesco Protest eingelegt.

Spannend dabei ist die einzigartige Allianz zwischen iranischen Exil-Nationalisten und Ahmadinedschad-Anhängern. In vielen Internet-Foren fordern zurzeit Iran-stämmige aus Europa die Teheraner Regierung auf, eine Großdemonstration gegen den Film zu organisieren. Und führende Offiziere der Revolutionswächter entrüsten sich darüber, dass Xerxes I., der Perser-König, in "300" "schwul und dekadent" sei. Dies sei eine besonders perfide und gezielte Entehrung iranischer Traditionen.

Ausgerechnet diejenigen also, die sich bis heute damit brüsten, die "2500 Jahre alte Tyrannei der Perser-Könige" beendet zu haben, versteigen sich nun in die große Verteidigung der antiken iranischen Monarchie.

Was steckt hinter dieser Empörung? Was bewegt Iraner, mehr oder minder seriöse Websites wie "Die Wahrheit über Xerxes", "The truth behind 300" oder "Project 300" zu starten? Was bringt 45.000 Menschen dazu, einen Protestbrief an die Produktionsfirma Warner Bros. zu unterschreiben? Da sind zum einen die historischen Schwarz-Weiß-Verdrehungen zu Ungunsten der Perser. Sie sind im Film saturiert, dekadent und blutrünstig. Xerxes I. feiert Orgien, intrigiert, hält sich für Gott und ist - das verwirrt die meisten Kritiker - schwarz. Er ist groß, geschminkt, mit obskurem Schmuck behängt und passt überhaupt nicht in die Naturburschenwelt der Spartaner. Die Perserarmee agiert strategisch dumm, bedient sich feiger Mittel wie Pfeilen und Magie, beherbergt Monster als Elite-Einheit und kommt nur durch Verrat zum Erfolg. Die Spartaner dagegen strotzen vor Tapferkeit, sehen gut aus, haben Humor und sind schlicht Helden.

Bei genauer Betrachtung hat dieses Bild natürlich Risse. Die krankhafte Suche der Spartaner nach Ruhm im Tode macht sie zu antiken Selbstmordattentätern. Sie proklamieren den Titel "Hoffnung der Welt auf Vernunft" für sich und verspotten gleichzeitig die Athener Philosophen als verweichlichte Pädophile. Euthanasie ist bei den Spartanern Ehrensache, das Töten von Diplomaten bedeutet Sieg, das Massakrieren von Kriegsversehrten ist ihre Pflicht. Was allerdings in Millers Buch noch durch Entschleunigung und schlichte Absätze historistische Entfremdungseffekte auslöst, bewirkt in Snyders atemlos hektischem Film die komplette Freiheit von Ironie. Visuell und cineastisch hält sich Snyder eng an Millers Vorgabe, dramaturgisch überzieht er allerdings maßlos.

Diese erzählerische Distanzlosigkeit zu den zweifelhaften Werten Spartas macht es der wunden iranischen Seele quasi unmöglich, diesen Film mit Distanz anzuschauen. Die meisten Iraner schwärmen heute noch vom Glanz des persischen Weltreichs zu einer Zeit, als Mitteleuropa in der Finsternis der Vorzivilisation verweilte. Jahrhunderte lang hat der Stolz so manchen mit Verblendung versehen, anderen aber Selbstbewusstsein gegeben. Nur: Wo ist es hin, dieses Selbstbewusstsein? Wie wenig Selbstvertrauen haben die Iraner, wenn sie sich von einem Hollywood-Schinken so in Aufruhr setzen lassen?

Es ist bitter, dass gerade diejenigen, die seit Jahrhunderten geübt darin sind, Kunst unter Bedingungen der Zensur erblühen zu lassen, so wenig Souveränität zeigen, so wenig Selbstvertrauen, so wenig Selbstbewusstsein im Umgang mit einem Film. Es ist zu befürchten, dass die tiefe Sehnsucht der Iraner nach internationaler Anerkennung in der aktuellen politischen Situation weiter unerfüllt bleiben wird. Auch dies führt zu einer Flucht zum Glanz der Antike.

Und dieser Glanz wird in "300" eben beschmutzt. "Wir können nicht hinnehmen, dass Perser in Ihrem Film pauschal als monströse Bestien dargestellt werden und so der nationale Stolz von Millionen Persern verletzt wird", schreiben die Initiatoren der Petition an Warner Bros. "Pride hurts" sagt der Mafia-Boss Marsellus Wallace in Tarantinos "Pulp Fiction". Je kleiner das Selbstbewusstsein, desto größer der Schmerz.
http://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,475956,00.html


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