Es war mal ein Konzert der ganz anderen Art, das mein Freund und ich vorgestern in Verona erlebt haben. Denn, so relaxt und stresslos war ich wohl noch nie vorher an einem Bruce Konzert.
Eine völlig entspannte Anreise, bei Trient von der Autobahn abgefahren, um bei herrlichem Wetter entlang des Gardasees zu fahren, was die Laune schon gehörig auf Vordermann brachte. Nach kurzem Check-In in unserem Hotel in Sirmione, direkt am Gardasee gelegen, gings dann genauso entspannt weiter, gen Verona.
Im Parkhaus nahe der Arena eingeparkt, gings dann zu Fuss zur Piazza Bra. Und dann der beeindruckende Moment, vor der Arena zu stehen. Man sah dann auch schon sehr viele Bruce-Fans, die an den verschiedenen Einlässen bereits warteten. Wir schlenderten dann mal zum nächsten Strassencafe, um uns mit Pizza und Pasta und einem guten Vino zu stärken. Und dann zum Einlass D – wo wir liebe Freunde trafen, die dort bereits warteten. Leider ging sich nur ein kurzer Smalltalk aus, wir mussten dann zu unserem Einlass weiter, der auf der anderen Seite war.
Dort hielt sich die wartende Menge noch in Grenzen. So haben wir noch eine andere Bar aufgesucht, inzwischen hatte ich wieder Durst, der in Form von Cappuccino und Grappa gelöscht wurde. Man merkt schon, ich musste mich ein klein wenig „warm“ trinken, schliesslich stand einem womöglich gerade ein „Walzerfluss“ bevor, vor dem mir immer noch ein wenig graute...
Zurück zum Einlass, der dann gerade anfing. Überhaupt kein Stress, ganz locker gings vonstatten. Über steile alte Steinstiegen fanden wir unseren Weg hinauf zur obersten Tribüne. Suchten uns einen sehr guten Platz, mit super Sicht auf die Bühne und die ganze Arena im tollen Überblick. Bin sonst kein Freund von Tribünenplätzen, diesmal machte es mir aber gar nichts aus. Wollte schon immer mal Bruce auch von einem Tribünenplatz aus erleben, bei einem Konzert mit E-Street-Band werde ich das wohl nie machen, aber hier, beim bevorstehenden Seegersession-Konzert in dieser beeindruckenden Arena war dies mal ein Erlebnis der anderen Art. Wir sahen einen bestuhlten Innenraum, wo mir der Gedanke kam, dass dort wohl die in der ersten Reihe sitzenden etwas enttäuscht sein würden, weil vor denen noch ein Gang und ein Pit aufgebaut war, also doch schon einige Entfernung zur Bühne. Es war ein Pit, der sich dann so nach und nach füllte, für einige auserwählte Fans oder solche, die etwas Glück hatten, dort hinein zu geraten.
Die Wartezeit wurde dann auch gut überbrückt. Kamen ins Gespräch mit italienischen Fans (darunter auch Südtiroler, die dann auch teilweise als Dolmetscher fungierten). Aber wir hatten eine gute Unterhaltung, die auf Englisch, brockenweise Italienisch mit Händen und Füssen und gegenseitigem Zuprosten geführt wurde.
So hatten die italienischen Tramps doch auch ihren Vino in Mineralwasserbottles mitgebracht, wo wir mit gegenseitigem Zuprosten bald nicht mehr fertig wurden. Dazwischen wurde auch fleissig die Laola geübt, die dann irgendwann auch sehr gut funktionierte und die Welle ging durch die Arena, toll anzusehen.
Dennoch galt es sich zu gedulden, etwas verspätet ging das Konzert dann los, gegen 21.35h. Jo, und das dann auch wie sichs für ein italienisches Konzert gehört, mit tobendem Applaus und stimmungsvollem Beginn. Um alles dann auch noch perfekt zu machen, schien der Mond „la luna“ über der Arena, man könnte es schon fast als kitschig bezeichnen, aber die Kulisse wurde noch wunderschöner, als sie schon war.
Die Setliste ist ja inzwischen bekannt. Aus meiner Sicht – die Seegersongs gewohnt gut. Die Stimmung perfekt (wenn ich diese auch in Mailand im Frühjahr noch intensiver in Erinnerung hatte). Die Akkustik lies dort oben ein klein wenig zu wünschen übrig. Kam manchmal etwas undeutlich an.
Seine eigenen Songs auf dieser Tour sind „live“ gehört sicherlich besser, als nur vom Bootleg, dennoch waren das die Momente, wo ich die meiste Zeit dann gesessen habe. Beim „river“ hab ich versucht, einfach nicht so intensiv hinzuhören. War auch eine Premiere, das erstemal an einem Bruce-Konzert, wo er von mir keinen Beifall bekam.
Entschädigt wurde ich aber dann doch, „Bobby Jean“ war gut anzuhören (wenn auch etwas einfallslos heruntergedudelt, aber doch) und „Fire“, DAS war dann mein Highlight. Schön fand ich auch seine Geste, dass er das erstemal Patti einen ihrer eigenen Songs zum Besten geben liess, da sie ja dann wieder auf weiteren Konzerten fehlen wird, um die „Bambinis“ zu hüten. Bin zwar nach wie vor der Meinung, dass sie auf dieser Tour nicht unbedingt einen bedeutenden Part hat – ihr Song „Valerie“ war aber schön anzuhören.
Zusammenfassend war es ein sehr gutes Konzert, hatten viel Spass mit den italienischen Tramps, es wurde gefeiert, getanzt, mehr oder weniger textsicher mitgesungen, also in Italien auch auf Tribünen die Stimmung fantastisch.
Es hatte sich gelohnt, die Reise zu machen. Gestern hatten wir auch mit lieben Freunden noch eine wunderschöne Zeit am Gardasee, so wird mir die Reise nach Verona doch in guter Erinnerung bleiben und ich habe vorläufig wieder meinen Frieden mit Bruce gemacht.