Thunder hat geschrieben:
Alle Bücher von Herrn Simmel sind schlechter geschrieben, ebenso das Buch „Liegen lernen“
Simmel hat mich nie interessiert, ich finde ihn auch nicht sonderlich gut, aber verglichen mit den Brown'schen abgehackten Sätzchen, frei von Metaphern, Bildern oder seiner nervtötenden Art auch das noch alleroffensichtlichste in Worte zu fassen. Und dann erst diese vollkommen blassen Charaktere, ohne auch nur den Hauch von irgendwelchen Ecken und Kanten... naja, das führt zu nichts
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Wenn ich jetzt die Bibel sprich das Evangelium nach Johannes anzweifele, mit der Begründung das es zwar das älteste ist aber doch bis zur Niederschrift zur Zeit des Kaisers Trajans nur durch Mund zu Mund Propaganda weitergegeben worden.
Nein, Markus ist (vermutlich) das älteste, von den 4 Evangelien des Neuen Testament ist Johannes wohl das jüngste. Man kann, wenn man etwas mutig interpretieren will, auch schon die Einflüsse der gnostischen Strömung erkennen, wobei das viele Forscher auch vehement zurückweisen. Wann die Erzählungen über Jesus in diesen Evangelien niedergeschrieben wurden, ist sicher spekulativ. Die optimistischsten Spekulation nehmen an, dass Markus Petrus eine Zeitlang begleitet hat und das sozusagen auf Basis eines Augenzeugen entsteht. Ausschließen kann man das nicht, aber ich halte auch das für eine wilde Spekulation.
Vielleicht wurden sie zu Trajans Zeiten niedergeschrieben, aber was macht das für einen Unterschied? Dass es keine wörtlich zu nehmenden Geschichtsbücher sind, sondern eben Glaubensschriften bzw. Mythen mit mehr oder auch weniger realen Kern sollte seit der Aufklärung eigentlich überall bekannt sein.
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Wenn man bedenkt das es sich um wohl nicht allzu gebildete Schäfer und Bauern handelt, noch dazu auf Suche nach Anhängern ihres neuen Glaubens
Also Paulus war definitiv gebildet. Der Evangelist Lukas auch. Außerdem für damalige Zeiten muss man wohl sagen: wer lesen und schreiben konnte, war gebildet
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Grundsätzlich wäre doch möglich das die vier Evangelien irgendwann angeglichen wurden, Zeit genug war auf jeden fall, und im Interesse der Obrigkeit allemal.
Kaum. Die Urchristen waren zu zerstreut und zentrale und massive Verfälschungen sind ohne eine übermächtige Zentralgewalt undenkbar. Das Papsttum als Machtzentrum war noch nicht entwickelt. Als es das dann war, gab es bereits eine christliche Kirche in Byzanz die einen Teufel getan hätten, die Macht eines römischen Priester durch Geschichtsfälschung zur Macht zu verhelfen, indem er ihm bei der Bibelfälschung unterstützt. Die irischen Mönche brachten die Bibel bereits im 5. Jahrhundert auf die Insel und scherten sich auch einen Dreck um das, was der Papst tat, die waren über Jahrhunderte hinweg völlig unabhängig vom Papst. Im Mittelalter kopierte man in Kloster massenweise Bücher, bei einer großangelegten Bibelfälschung hätte man da bereits alle diese Kloster mit einbeziehen müssen. Das wäre eine logistische Meisterleistung gewesen! Danach Reformation: überall Protestanten, die wohl kaum die Bibel umgeschrieben hätte, weil der Papst es sagt! Eine groß angelegte Bibelumschreibung kann nur in einigen wenigen, eng begrenzten Zeiträumen stattgefunden haben. Wenn man aber mal sieht, was die berühmte Konstantinische Fälschung für eine plumpe Fälschung ist, stellt sich die Frage, welcher Meisterfälscher das vollbracht haben soll.
Die Evangelien sind sich inhaltlich aus einen einfachen Grund so ähnlich: sie stammen alle aus denselben Fundus erzählter Mythologie.
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Das wusste ich durchaus zwar kriege ich die heidnischen Götter nicht mehr hin – außer Thor aber ich wusste es – ehrlich (!)
Sonntag und Montag ist klar, der Sonne bzw. dem Mond geweiht. Dienstag ist Tyr geweiht oder es leitet sich vom Thing ab, dessen Schutzgott Tyr war Mittwoch war ursprünglich Wotan geweiht, wurde aber im Mittelalter von der Kirche (ja, sie hat es unterdrückt!) in Mittwoch umgetauft, um den heidnischen Glauben zu beschränken (Mittwoch heißt demnach tatsächlich schlicht Mitte der Woche, im Englischen aber nach wie vor Wednesday, also Wodanstag), Donnerstag kommt von Donar, den vor den Nazis bei uns üblichen Namen für Thor. Freitag war Freya geweiht. Samstag? Tja, dem Sams? Nicht ganz geklärt, vielleicht kommt es von "Sabbat", ist auf jeden Fall interessant: im Englischen "Saturday" bezieht sich offensichtlich auf Saturn, der aber griechisch/römisch war, nicht Keltisch/Germanisch.
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dem Hinweis auf das Buch. Der größte Fehler aber war, zumindest nach meiner Meinung das sich bei Erscheinen des Buches gleich ein Erzbischof dazu hinreißen ließ seine „Schafe“ vor diesem schlimmen Buch zu warnen.
Klar, das ist für jedes Buch die beste PR. Wenn die Katholische Kirche es verdammt, am besten noch verbietet. Diese Massenreflexe sollten einem auch mal zu denken geben.
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Das Zitat von Eco kannte ich (natürlich) nicht, vielleicht habe ich mit dem falschen seiner Bücher begonnen und er hat mir deshalb als Autor nicht gefallen, nach unserer Diskussion werde ich ihm eine zweite Chance einräumen.
Er ist schwieriger und anstrengender zu lesen als Brown, das ist wohl wahr und er lässt seine hohe Bildung und seine hervorragenden Fremdsprachenkenntnis immer gewaltig arrogant raus. Auf der anderen Seite ist er aber auch einer der intelligentesten, lebenden Autoren.
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Und folgt ein Satz den jeder kennt : Es gibt keine dummen Fragen ! (oder??)
Dem ist entgegenzuhalten: wenn es dumme Antworten gibt, gibt es auch dumme Fragen, denn die Frage impliziert ja schon die Antwort (in Kombination mit wer wen in welchem Zusammenhang/Situation fragt)
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Mal im ernst, dass meine ich mit großer Hochachtung. Nicht jeder hat Deinen Wissenstand und kennt sich in Geschichte und oder Literatur sowie Wissenschaft so gut aus wie Du, somit kannst Du doch kaum erwarten dass ein jeder all die Sachen die in diesem oder anderen Büchern zur Sprache kommen als Unwahr oder eben wahr erkennt.
Richtig. Und ich werf das auch keinen vor. Nur, dass die Leute jetzt mit dem "Wissen", dass sie bei Brown gelesen haben, hausieren gehen und man kaum noch drumherum kommt, irgendwo diese These mit Inbrunst vorgetragen zu bekommen, selbst dann noch, wenn man darauf hinweist, was damit nicht stimmt, das geht mir schon seit Wochen, wenn nicht Monaten auf die Nüsse.
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Ein verweis auf meinen ehemaligen Nachbarn (Lars A. Fischinger ) und seine „Freunde“ erspare ich mir hier.
Der Herr Fischinger, der schreibt auch viel Scheiß, wenn der Tag lang ist
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Das die Kirche sehr sehr viel dummes getan hat und ebenso viel unter den Teppich kehren möchte ist doch wohl unbestritten?
Klar, aber kann man im Gegenzug dann jeden Unsinn behaupten, wenn nur die Katholiken dabei schlecht wegkommen? Ein Beispiel nenne ich da immer: die Protestanten haben genauso die Hexen verfolgt und verbrannt, Luther hat selbst zur Hexenverfolgung aufgerufen. Komischerweise wird davon aber nie gesprochen. Es ist immer nur die Katholische Kirche und die Inquisition, beide hatten mit den Hexenverfolgungen aber nur indirekt was zu tun.
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Es gibt glaube ich viele die gerne mal in die Bibliothek Einblick erhalten würden, und zwar auf alles was es dort so gibt ?! (Oh ich weiß von 1998 und der Öffnung der Bibliothek, aber auch da kann man einiges vermuten...)
Das Ding ist ja auch riesig. Es gibt so einige Bibliotheken und Archive auf der Welt, in der interessante neue Erkenntnisse schlummern, wenn mal jemand an der richtigen Stelle nachkuckt. Gesprochen wird aber immer nur von der im Vatikan. Das ist fast schon cholerisch.