Ich dachte mir, es wäre mal wieder an der Zeit für ein wenig Interpretation.
Was mir bei The Rising schon seit längerem aufgefallen ist, dass es mehr religiöse und biblische Anspielungen hat als alle anderen Springsteen Alben.
Das fängt schon beim Titel an, den man biblisch auslegen könnte, wenngleich mir die Interpretation als "Aufbruch" im Allgemeinen besser gefällt, verbinden vorallem religiöse US-Amerikaner den Begriff "The Rising" mit "The Rising of the souls" am jüngsten Tag, dazu passt, dass darauf ein Lied mit dem Titel "Paradise" folgt.
Andere Beispiele wären "Let Kingdom come", "In God's hand our fate is complete", "I want an eye for an eye", "On the plains of Jordan", "tree of evil/tree of good", "I been out in the desert", "The prophet's on my tongue", "Eleven angels of mercy", "Lord, as I stand before your fiery light", "With these hands I pray for the ..., Lord, come on rise up"
Mehr Beispiele ließen sich finden.
Nun könnte man meinen, es hätte viel mit der 9/11-Thematik zu tun, was ja in gewisser Weise ein "apokalyptisches" Thema ist, aber "My City Of Ruins" zum Beispiel war ja bereits vor den Anschlägen geschrieben.
Bereits vorher hat Bruce nicht unbedingt religöse, aber zumindest spirituelle Lieder geschrieben, Land of Hope and Dreams zum Beispiel, ein Gospel-artiger Song mit einer Art "Erlösungsmythos" zum Thema oder die Liveperformance von "Light of Day" und "10th Avenue Freeze-Out" während der Reunion Tour, die in vielerlei Hinsicht von amerikanischen Predigern inspiriert zu sein schien, die E-Street-Band als "Ministry of Rock'n'Roll", die Gründung der E-Street-Band als mystisches Ereignis.
Dann die legendenartige Geschichte von einem Unbekannten, der nach den Anschlägen von 9/11 den an einer Kreuzung (!) stehenden Bruce Springsteen aus dem fahrenden Wagen "We need you" zugerufen haben soll. Fast scheint sich Bruce zu einem Propheten stilisieren zu wollen.
Wieviel Religion ist also mittlerweile in Springsteens Musik?