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BeitragVerfasst: 21.04.2006 21:51 
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BeitragVerfasst: 21.04.2006 22:15 
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Boss goes Hühnerfarm

Bruce Springsteen verbeugt sich sehr tief vor der Folklegende Pete Seeger:„We shall overcome“

Von Uwe Janssen

Wenn Musiker zum großen Rückblick ansetzen, kann das entweder eine Zwichenstation sein, um ein Kapitel ihres Schaffens abzuschließen und dann etwas völlig Neues zu beginnen. Oder es dokumentiert das eigene Älterwerden. Wie bei Bruce Springsteen. Dessen Fans können sich quantitativ eigentlich nicht beklagen. Zum einen haut die Plattenfirma in schöner Regelmäßigkeit alte Konzerte (wie das im März erschienene Springsteen-schafft-den-Europa-Durchbruch-in-London-Konzert des Jahres 1975) oder Jubiläumswiederveröffentlichungen auf CD oder DVD raus. Zum anderen ist Springsteen nach wie vor ein Künstler mit einem beachtlichen musikalischen Ausstoß. Doch man wird das Gefühl nicht los, dass der „Boss” schon zum Alterswerk angesetzt hat. Er läuft quasi rückwärts nach vorn.

Das begann mit „The Ghost of Tom Joad” vor einigen Jahren, einer Platte, die in ihrer spannend-geheimnisvollen Atmosphäre noch als Rückgriff auf sein spartanisches Meisterwerk „Nebraska” verstanden werden konnte. Und nach „The Rising”, dem etwas zu klebrig-patriotischen Kommentar zu den Geschehnissen des 11. September 2001, nach dem ruhigen bis stoischen, spärlich instrumentierten Geschichtenerzähleralbum „Devils & Dust” besinnt sich Onkel Bruce nun auf seine Wurzeln. Die liegen, wie man immer schon geahnt hat, im Folk, und die Spuren führen dabei nicht nur zu Woody Guthrie, sondern viele auch zu Pete Seeger.

Seeger lebt im Gegensatz zu seinem Kumpel Guthrie noch, ist 87 und in den Vereinigten Staaten ein hochverehrter Mann, nicht nur wegen Songs wie „If I had a Hammer”, „Turn, Turn, Turn” oder „Where have all the flowers gone”. Seeger hatte 1955 vor dem von Kommunistenjäger McCarthy initiierten „Komitee zur Untersuchung unamerikanischer Aktivitäten” die Aussage verweigert, war daraufhin mit dem Dramatiker Arthur Miller zu einem Jahr Gefängnis verurteilt worden und wurde 17 Jahre von den kommerziellen US-Medien boykottiert. Nun bekommt er sein Denkmal, und es gibt für lebende Legenden schlimmere Komplimente, als von anderen lebenden Legenden in Stein gehauen zu werden. Springsteen hat als junger Mann die Musik dieses Mannes aufgesogen.

„We shall overcome” heißt das Album mit 13 Songs, die Pete Seeger zumeist in den sechziger Jahren im streng konservativen und also stromgitarrenfreien Folkstil interpretiert hat. Traditionals häufig, die hundert oder mehr Jahre auf dem Buckel haben, Arbeiterlieder, Protestsongs. In diesem Geiste geht auch Springsteen, seit jeher musikalischer Anwalt des kleinen Mannes, ans Werk. Nicht mit seiner E-Street-Band, sondern einer Reihe Musiker vom Fach. Instrumentarium: Banjo, Akkordeon, Fiddel, Stehbass, Bläser, Waschbrett. In drei Livesessions hat die Gruppe die Lieder eingespielt, „ohne Proben”, wie Springsteen versichert. Authentizität als oberstes Prinzip, auch, wenn dabei mal ein Ton verrutscht. So ehrlich wie möglich sollte es klingen und ein bisschen von dem Spaß herüberretten, den die Musiker bei ihren „Seeger Sessions” auf der Ranch gehabt haben müssen.

Und so hört man die fröhliche Männerrunde auf der Platte jauchzen, singen und grölen, während das Banjo knattert und die Quetschkommode heult. Bourbon und Skiffle, Country und Western, Hillbilly und Gospel – eine Landpartie mit Uncle Bruce, Springsteen auf der Hühnerfarm. Der „Boss” singt mit ungewohnt hoher Stimme, aufgekratzt, launig. Ein bisschen albern manchmal sogar. Die Männer in den Songs heißen Dan Tucker und John Henry, die Frauen Mary und Mrs. McGrath. In den Pausen haben die Herren vermutlich draußen geraucht, ein paar Bullen zugeritten oder mit ihren Schießeisen Dosen vom Holzpflock geballert. Nach der Salonmusik ist Sheriff Springsteen nun bei der Saloonmusik gelandet. Bei so viel ausgelassener Dorffestatmosphäre wirkt da die ewige Friedenshymne „We shall overcome” so fremd wie ein Yankee in Connecticut.

Und so hört man Springsteen bei seiner Wurzelbehandlung zu und nimmt zur Kenntnis, dass er auch dieses musikalische Feld jetzt beackert hat. Über mehr als den Status einer ausführlichen Spielerei kommt diese Platte aber nie hinaus, für diese Art von Musik braucht man keinen Bruce Springsteen. Von Lied zu Lied wünscht man sich mehr, die E-Street-Band möge dem Mann mal wieder so richtig Feuer unterm Hintern machen. Die neuen Songs, so hört man, sollen schon fertig sein. Und so möge der Sheriff wieder zum Boss werden, das Kapitel Alterswerk beenden und den Blick wieder nach vorn richten. Was von einem Mann mit 56 Jahren nicht zu viel verlangt sein dürfte.

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BeitragVerfasst: 21.04.2006 22:30 
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BeitragVerfasst: 21.04.2006 22:38 
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BeitragVerfasst: 21.04.2006 23:13 
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BeitragVerfasst: 22.04.2006 13:30 
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Ich bin begeistert. Das Album gefällt mir von mal zu mal besser!

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 Betreff des Beitrags: We Shall Overcome
BeitragVerfasst: 22.04.2006 14:15 
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Erst mal an die, denen das Album nicht gefällt: Ihr konntet ja über einige Tage ein paar Soundschnipsel anhören. Da sollte man schon ungefähr wissen, was man kauft.

Also, ich wusste es. Und bin in meiner Erwartung nicht enttäuscht worden. Ein Folk-Album hätte ich mir (ganz ehrlich) nicht gekauft, wenn Springsteen nicht ein solches - obendrein noch tolles - eingespielt hat. Aber wenn der Boss mit fast 57 für sich ein neues Kapitel aufschlägt (er hat ja keines zugeschlagen), kann ich mit meinen fast 45 auch mal mit dabei sein, und mitblättern. Und das macht Spass. Gute Laune Musik, Melancholie, Texte ohne viel Schmalz und mit Tiefgang - Gelungen sage ich für mich.

Und in Frankfurt werde ich bei keinem Stück was zu trinken holen. Ich glaube, es wird ein toller Abend. 18 Leute auf einer Bühne, der Vorgeschmack auf der DVD lässt so einiges erhoffen. Und was der Boss kann, konnte man 92/93 ohne E-Street-Band erleben (klar: mit isser besser), oder 95 und 05 solo (war auch nicht jedermanns Sache). Aber ich wette, dass nach dem Konzert wieder alle rundum zufrieden sein werden von einem tollen Abend. Und nächstes Jahr kommt er ja hoffentlich wieder - und dann mit der E-Street Band (?), und dann meckern einige bestimmt: Die Seeger-Session-Band war besser.

Mein Vorschlag: ein 24-Stunden Abend mit allem. Zwei Mal Rocking around the Clock. Dann werden auch die Set-List-Freks zufrieden sein und alle sind Glücklich.

Ach ja - gegen einen solchen Gig hätte ich wirklich nichts ;-)


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BeitragVerfasst: 22.04.2006 20:28 
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Bruce Springsteen - We Shall Overcome: The Seeger Sessions

Checkliste
Genre: Folk/Rock
Laufzeit: 61 Minuten
Label: Columbia/SonyBMG
VÖ: 21.04.2006

CDstarts-Wertung 9/10
Leserwertung 10/10










Kritik: Fluch oder Segen? Seit Bruce Springsteen seinen Vertrag mit Columbia/SonyBMG verlängert hat, aber längst nicht mehr soviel Einheiten pro Album absetzt, wie erwartet, wird offenbar versucht, die besorgniserregende Diskrepanz zwischen Anspruch (Vorschusszahlungen) und Wirklichkeit (maue Absatzzahlen) durch Masse wettzumachen. Vier Veröffentlichungen in 12 Monaten stellen nämlich auch für beinharte Fans eine harte Belastungsprobe dar. Denn nach „Devils And Dust” (04/2005), „Born To Run: 30th Anniversary Edition” (11/2005) und „Hammersmith Odeon, London ´75” (03/2006) erscheint mit „We Shall Overcome: The Seeger Sessions” bereits der nächste Longplayer von unser allen Boss.

Weil Springsteen vor neun Jahren den Song „We shall overcome“ für ein Pete-Seeger-Tribute-Album aufnehmen sollte, aber so rein gar nichts über den 1919 geborenen Folkmusiker wusste, stiefelte er in einen Plattenladen und deckte sich mit einem Stapel Seeger-Alben ein. Seitdem hat sich seine Ansicht über Folkmusik total geändert und der kämpferische Pazifist Pete Seeger zählte fortan zu den liebsten Songwritern von Bruce Springsteen. Später hat sich der Boss immer wieder ein paar Songs des Folkies vorgenommen und mit befreundeten Musikern eingespielt. Insgesamt gab es drei Eintagessessions (1997, 2005 und 2006) ohne Proben und doppelten Boden. Deshalb kann man Springsteen schon mal während eines Liedes hören, wie er den Musikern – beteiligt an den Aufnahmen waren Sam Bardfeld (Violine), Art Baron (Tuba), Frank Bruno (Gitarre), Jeremy Chatzy (Bass), Mark Clifford (Banjo), Larry Eagle (Drums und Percussion), Charles Giordano (B3 Orgel, Klavier, Akkordeon), Ed Manion (Saxofon), Mark Pender (Trompete), Richie Rosenberg (Posaune), Soozie Tyrell (Violine), Lisa Lowell und Patti Scialfa (Background Vocals) – Kommandos gibt und den Einsatz der Instrumente vorgibt.

Das sehr plötzlich und unverhofft angekündigte Werk überzeugt wie schon der großartige Vorgänger „Devils And Dust“ durch einen fabelhaften „Ur-Sound“ und eine perfekte altmodische Instrumentierung. Man spürt förmlich den Spaß der Beteiligten an diesen live eingespielten Wohnzimmeraufnahmen. Ging es auf „Devils And Dust“ noch düster und introvertiert zu, lässt es der Boss mit den 13 Seeger-Tracks diesmal richtig krachen und bringt seine Art der Rockmusik in die Folksongs des alten Meisters ein. Mal poltert das Schlagzeug aufgeregt („Pay me my money down“), dann erklingen dumpfe Beats zu einem rumpelnden Bass und herrlich knuffigen Ragtimesounds mit Piano, Trompete und Geige („O Mary don’t you weep“, „Old Dan Tucker“).

Und wenn Springsteen auch noch singt, als hätte er einen Frosch namens Tom Waits verschluckt („Erie Canal“) oder losgelöst blökt wie ein Schaaf auf der Weide („John Henry“), nimmt die Freude kein Ende mehr! Dermaßen bis unter die Haarspitzen unter Strom stehend, hat man den Boss seit „The Rising“ (07/2002) nicht mehr gehört. Dabei gibt es auch einige entspannte Lieder auf „We Shall Overcome“ zu hören. Neben dem Titeltrack sind dies das reduzierte „Eyes on the prize“, das hymnische „My Oklahoma home” und das traurige, an Irish-Folk-Music erinnernde „Shennandoah”.

Auch wenn Bruce Springsteen für jüngere Plattenkäufer nicht mehr relevant zu sein scheint, ist er auf seinem 21. Album besser denn je. Er wiederholt sich nicht, sondern bietet erneut eine erstaunlich starke Songsammlung auf, die für pure Verblüffung sorgt. Natürlich handelt es sich „nur“ um Coverversionen, aber da die Wenigsten das Gesamtwerk Pete Seegers kennen dürften, ist die Songauswahl und die kongeniale Umsetzung als Geschenk an den Hörer zu werten.



Das ist doch mal ne Kritik ohne mahnenden Zeigefinger,das der "Boss" womöglich mittlerweile alt und bequem geworden ist und eigentlich nix mehr zu sagen hat.
Muß er auch nicht......der soll Musik machen,verdammt nochmal. :wink:


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BeitragVerfasst: 23.04.2006 10:34 
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Gerade läuft das Album zum 4ten Mal an diesem Morgen, draussen scheint die Sonne und ich bereite ein Grillfest im Garten vor, dabei erwische ich mich immer öfters wie ich laut mitsinge und die Stimmung des Albums mich mitnimmt auf diesen ungewöhnkichen Trip den Bruce uns hier vorstellt.
Vom Gefühl her klingen viele der Songs sehr vertraut, was wohl jedem so geht der sich einige ( um nicht zu sagen hunderte) Nächte in Irish-Pubs herum getrieben hat.Diese Stimmung hat etwas leichtes und beschwingtes für mich, und ich habe null Probleme damit das Bruce hier die Rockschiene verlässt und sich dem Folk widmet.Einfach mal den Kopf frei machen von allem was man bisher von Bruce kennt und Spass haben an der Musik, die keineswegs altbacken daher kommt.Im Gegenteil sind diese One Take eingespielten Stücke von einer fantastischen Vitalität, der man sich nicht widersetzen kann- sofern man denn einfach die Musik für sich nimmt und nicht andauernde Vergleiche anstellt.Obwohl stimmlich die Nähe zu Tom Waits hier und da durchscheint.
Was immer man an diesem Album kritisieren möchte , so steht doch eines unverrückbar fest -Schönheit ensteht im Auge des Betrachters.
Wer sich darauf einlässt kann hier viel Schönes entdecken, wer aber nur seine eigene Erwartungen befriedigt sehen will , tja.......

Es gibt nur eine Wahrheit -Deine -Meine und die Richtige!


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 Betreff des Beitrags: Wer die Botschaft von Bruce....
BeitragVerfasst: 24.04.2006 20:28 
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nicht versteht ist echt selber Schuld!
Ich finde das Album auch etwas "gewöhnungsbedürftig", aber es ist mal wieder ein Beweis, dass nur Bruce es schafft einen Mitzureißen. Denn nach ein paar Mal Hören, werdet ihr merken, was in dem Album steckt!

Und nur zu geil, dass es ein Konzert gibt. Denn Bruce wird sich da richtig reinhängen.

also, liebe Kritiker....bruce ist nicht nur Bumbum..und das ist gut so!
Nebraska und GOTJ sowie D&D sind phänomenal!


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BeitragVerfasst: 25.04.2006 15:38 
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Kritkik vom Zeitung ´´Neues Deutschland `` :shock:


Kreativer Befreiungsschlag
Bruce Springsteen hat eine Platte mit Folksongs von Pete Seeger aufgenommen

Von Thomas Grossman

Ein gutes Dutzend Musiker drängte sich vor einigen Monaten im Wohnzimmer von Bruce Springsteens Haus in Rumson (New Jersey). Mikrofone wurden aufgebaut, Kerzen entzündet, Getränke verteilt. Das Gedränge war so groß, dass man die Bläser in den Korridor verbannte. Die Musiker spielten Springsteens 21. Album ein, das inzwischen auch in Deutschland erschienen ist und »We Shall Overcome: The Seeger Sessions« heißt. Die Live-CD bringt Folksongs, die der große US-amerikanische Songwriter, Musiker und Sänger Pete Seeger (86) einst bekannt gemacht hat, wenn auch kein einziges Lied darunter ist, das direkt aus Seegers Feder stammt (vielleicht aus rechtlichen Gründen?). Erschienen ist eine so genannte Dual Disc: eine CD mit 13 Songs und dazu noch eine 30-minütige DVD, die zeigt, wie der »Boss« und seine Band einige der Lieder aufnehmen. 1997 hat Springsteen (56) bereits einige Songs von Pete Seeger eingespielt, um sich an einem Tribute-Album für den Nestor der Folkmusik zu beteiligen. Und lernte dabei die Lieder von Seeger schätzen. Vor kurzem hat er sich an die damaligen Einspielungen erinnert und an zwei Tagen Seeger-Songs für ein ganzes Album aufgenommen. Dazu hat er die Musiker von 1997 wieder zusammengetrommelt (ein Gitarrist, ein Bassist, ein Drummer, zwei Geiger, vier Bläser, ein Banjo- sowie ein Orgel- und Akkordeon-Spieler).
»Viele meiner Lieder«, so der »Boss« kürzlich, »besonders die akustischen, kommen direkt aus der Folk-Tradition. So war dieses Album ein kreativer Befreiungsschlag, weil ich in all diese ursprünglichen Sounds verliebt bin. Diese Lieder können mit nur wenigen Noten und Worten eine ganze Welt erschaffen. In ihnen ist Jazz, Swing, Gospel, Country, sind osteuropäische Klänge«.
Zu den Songs des Albums gehören alte amerikanische Balladen und Spirituals wie »Jesse James«, »John Henry«, »Jacob's Ladder«, »Eyes On The Prize« oder »Pay Me My Money Down«, aber auch der irische Anti-Kriegs-Song »Mrs. McGrath« sowie die bekannte Bürgerrechts-Hymne »We Shall Overcome«. Springsteen hat sehr verschiedene Songs ausgesucht – langsame und schnelle, fröhliche und zurückhaltende – und bringt somit reichlich Abwechslung. Und das Ganze ist offensichtlich ein großer Spaß für ihn wie für seine Band. Für manche Lieder ist der Einsatz von einem Dutzend Musikern jedoch zu groß. Und oft ist auch der Rhythmus mehr betont als die Melodie, so dass Feinheiten untergehen. Einem jüngeren (Rock-)Publikum jedoch werden sich die Springsteen-Interpretationen schnell erschließen.
An mehrere der Songs ist der »Boss«, so erklärte er, mehr musikalisch als ideologisch herangegangen. Doch die ideologischen Schlüsse, so der Rock-Star, der sich 2004 für eine Abwahl von Präsident Bush eingesetzt hat, kann jeder Hörer selbst ziehen. Pete Seeger, der zurzeit an einem autobiografischen Songbuch arbeitet, war selbst nicht in das Projekt eingebunden, ist aber darüber sehr erfreut. Nach wie vor ist er einer der Helden der amerikanischen Linken. Er war vor allem in den 40er bis 60er Jahren maßgeblich am Revival der USA-Folkmusik beteiligt, feierte Erfolge mit den Weavers, kam wegen seiner linken Einstellung auf die schwarze Liste und wurde von Rundfunk und Fernsehen boykottiert. Er verfasste so bekannte Songs wie »Where Have All The Flowers Gone« oder »Turn, Turn, Turn« (das als Cover der Byrds um die Welt ging) und wandte sich energisch gegen den Vietnam-Krieg. Dieses Jahr bekam er für sein einstiges Wirken mit den Weavers einen Grammy.
Im Mai und Juni will Springsteen mit den Liedern und Musikern auf eine kurze Europa- und USA-Tournee gehen.

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BeitragVerfasst: 26.04.2006 14:18 
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stern.de

Zitat:
Pete-Seeger-Tribute

Bruce Springsteen huldigt Folklegende

© Sony BMG Auf seinem neuen Album kommt Bruce Springsteen folkloristisch daher
13 klassische Folksongs aus dem Repertoire des Protestsängers Pete Seeger hat Bruce Springsteen als Grundlage für sein neues Album genommen. Damit bestätigt der "Boss" einen aktuellen Musiktrend: zurück zu den Ursprüngen.

Für sein neues Studio-Album "We Shall Overcome - The Seeger Sessions" brauchte Bruce Springsteen gar kein Studio - und High-Tech schon gar nicht: Er lud eine 17-köpfige Straßenband auf seine Farm in Rumson (New Jersey) ein, zündete Kerzen an, schenkte Alkohol aus und schrammelte drauf los. Geprobt wurden die Songs des amerikanischen Folksänger Pete Seeger vorher gar nicht, alles ist live aufgenommen. Weil es im Wohnzimmer etwas eng wurde, mussten die Hörner in den Flur ausgelagert werden, Springsteen rief den Bläsern die Einsätze zu. "Man hört nicht, wie die Musik gespielt wird, sondern wie sie gemacht wird. Wir hatten so viel Spaß dabei", sagt Springsteen zu seinem 21. Album.

"Back to the Roots"
Springsteen scheint mit der Aufnahme von 13 klassischen amerikanischen Folksongs wie "We Shall Overcome", "John Henry" oder "Jessie James" aus dem Repertoire des heute 86-jährigen Seeger - Folksänger, Friedensaktivist und Bürgerrechtler - auf gewisse Weise "back to the roots" zu wollen. Nicht nur mit dem Einsatz von simplen Straßeninstrumenten wie Akkordeon, Fiedel, Banjo und Waschbrett, die einen Sound kreieren, der nach "Straßenecke, Kneipe, Stube oder Zirkus" klingt, wie er sagt. Sondern scheinbar auch, um nachzuforschen, wie er vom einfachen Arbeiterjungen in New Jersey zum "Boss" der Rockmusik wurde. "Es war ein Zurück und ein Vorwärts zu der Ungezwungenheit, zur Freiheit und zur Kreativität meiner frühesten Musik und noch viel mehr", sagte er von den Sessions.

Nach seiner Akustikscheibe "Devils & Dust" im vergangenen Jahr ist es schon das zweite Album, das Springsteen ohne seine berühmte E Street Band aufgenommen hat. Die kam zuletzt 2002 bei "The Rising" zum Einsatz. Aber keine Angst, mit Gitarrist Steve Van Zandt wird er sicher auch bald wieder auf der Bühne stehen. "Ich habe ein E Street Band Album, für das ich schon jede Menge Sachen geschrieben habe. Ich warte nur auf den richtigen Zeitpunkt, es zu machen", versprach Springsteen laut "New York Times".

Nicht dass das seine wahren Fans wirklich aus dem Konzept bringt: Das einzige deutsche Konzert am 17. Mai in der Frankfurter Festhalle war bereits nach wenigen Minuten ausverkauft. Seine 17 Straßenmusiker mitsamt Fiedel und Waschbrett nimmt Springsteen mit auf Europatournee. Nur die Kerzen werden dann wohl durch Scheinwerfer ersetzt.

Carla S. Reissman/DPA

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BeitragVerfasst: 26.04.2006 14:34 
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Zitat:
"Eine wunderbare Platte"
Neues von Bruce Springsteen

Eigentlich sollte es ein neues Album mit der E-Street-Band werden. Hatte er jedenfalls nach der Akustik-Solo-Platte "Devils & Dust" vor einem Jahr angekündigt. Doch das kommt jetzt noch nicht. "Zwar gibt es schon eine Menge Material dafür", erzählt er in einem Interview, "ich warte aber noch auf den richtigen Zeitpunkt, es zu machen."

Stattdessen unternimmt Bruce Springsteen einen weiteren Ausflug in die Sphären jenseits des Rock. Nicht als Geschichtenerzähler wie bei "Nebraska", "The Ghost Of Tom Joad" oder zuletzt "Devils & Dust", sondern als Pfadfinder zu den Wurzeln seiner Musik, die irgendwo zwischen Elvis Presleys Rock´n´Roll und Woody Guthries Folk liegen und ihn bis heute geprägt haben. Damals, in seiner Jugend, hörte er sich auch durch die Alben von Woody Guthries Freund und Weggefährten Pete Seeger. Und dem erweist er mit "We Shall Overcome" nun die Ehre. Rechtzeitig zu dessen Geburtstag kommt das Album in die Läden.

Am 3. Mai wird die Folk-Legende 87 Jahre. Pete Seeger wird diese Platte lieben. Der Mann, der sich in den 50ern mit Kommunistenjäger McCarthy anlegte, deswegen im Gefängnis landete und lange von den US-Medien boykottiert wurde. Der Mann, aus dessen Feder Songs wie "If I Had A Hammer", "Where Have All The Flowers Gone" (hierzulande durch Marlene Dietrich populär geworden) und "Turn, Turn, Turn" (bekannter als Cover-Version der Byrds) stammen. Zu Recht gilt er heute als ein spiritus rector des Folk-Music-Revival in den 60er Jahren.

Springsteen inszeniert die Annäherung an die Musik von damals als Spontan-Session. Dazu hat er eine 17-köpfige Straßenband mit Banjo, Fiedel, Akkordeon und Waschbrett auf seine Ranch nach Rumson (New Jersey) eingeladen. Eine Kiste Wein aus dem Keller geholt, Instrumente ausgepackt und losgelegt. Zusammen singt und spielt das Ensemble, was das Zeug hält. Und findet dabei zu einer völlig eigenen Interpretation der alten Songs, von deren jeweiligem Original nicht viel übrig bleibt. So what, mögen sich die Musiker dabei gedacht haben. Spaß zu haben am Musizieren war Leitmotiv für die Aufnahme. Ohne Proben wurde alles live, spontan und ohne doppelten Boden eingespielt. Sagt der Boss jedenfalls. Und wer die dazugehörige DVD in den Player schiebt, der mag ihm das auch glauben: "Wir hatten wirklich viel Spaß. Es war ein Zurück und ein Vorwärts zur Ungezwungenheit, zur Freiheit und zur Kreativität meiner frühesten Musik." Am deutlichsten wird dieses Suchen und Finden der Roots bei Songs wie "John Henry" oder"Old Dan Tucker" -Lieder und Geschichten über den kleinen Mann, wie sie Springsteen auf vielen seiner späteren Platten selbst erzählte.

13 Songs haben Platz gefunden auf diesem nach Kirmes, Kneipe und Dorftanz klingenden Album, das weder mit dem New-Jersey-Rock der E-Street-Band noch mit den Singer-Songwriter-Ausflügen zur Akustik-Gitarre zu tun hat.

Es ist eine wunderbare Platte geworden. Nur einmal, so scheint es, hat die Combo mit sich gehadert. Und das ausgerechnet beim Titelstück. In "We Shall Overcome" geht die überschäumende Lebensfreunde und Spontaneität plötzlich verloren. Rührselig klingt das Stück, das eigentliche eine Hymne ist. Schade, aber den Gesamteindruck kann das kaum schmälern.

Nächsten Monat kommt Springsteen mit seinen Straßenmusikern nach Europa. Leider gibt er nur ein Konzert in Deutschland, am 17. Mai in Frankfurt. Die Festhalle war innerhalb weniger Minuten ausverkauft. Wer keine Karte bekommen hat, muss warten auf das nächste Mal. Dann mit dem angekündigten Rock-Albumund der E-Street-Band, "aber erst, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist." Bis dahin gilt: Let´s folk.

Dirk Emmerich

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BeitragVerfasst: 26.04.2006 18:03 
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Na also, dann waren das ja doch nicht nur Gerüchte mit dem E Street Band Album :bruce

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BeitragVerfasst: 27.04.2006 09:38 
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Das Hamburger Abendblatt hat sich in der heutigen Ausgabe auch mit der neuen CD befasst:

Arbeiterlieder vom Boss
"The Seeger Sessions": Bruce Springsteen huldigt der großen amerikanischen Folk-Tradition
Von HOLGER TRUE

Viel gewagt und alles gewonnen. Auf diese Kurzformel läßt sich "The Seeger Sessions", das neue Album von Bruce Springsteen, bringen. Statt wie von seiner Plattenfirma und den Fans in aller Welt erwartet, neue Songs mit der E Street Band zu veröffentlichen, hat er umgesetzt, was schon lange in seinem Kopf herumspukte: Ein Album, das in der Tradition des American Folk steht und gleichzeitig dem legendären Pete Seeger (87) Tribut zollt.

Nicht etwa, daß Seeger all die Songs geschrieben hätte, aber er hat sie zum großen Teil im Laufe seiner Karriere gesungen. Protestsongs und Arbeiterlieder zumeist wie die Bürgerrechtshymne "We Shall Overcome" oder das trotzige "Pay Me My Money Down". Dabei ist der CD-Titel wörtlich zu nehmen. Es sind tatsächlich quicklebendige Session-Aufnahmen, denen anzuhören ist, wieviel Spaß es machte, sie einzuspielen. An drei Tagen (1997, 2005 und 2006) auf Springsteens Farm, ohne vorherige Proben und mit Musikern, deren Namen - abgesehen von Ehefrau Patti Scialfa und Geigerin Soozie Tyrell - den wenigsten Fans etwas sagen dürften.

Da gibt es wilde Bläsersätze, herrliche Violinenläufe, munteres Waschbrett-Geschrubbe und beherztes Banjo-Picking, das direkt in die Beine geht. Sehr passend, daß Springsteen zwischendurch immer mal wieder zu hören bzw. auf der Bonus-DVD auch zu sehen ist, wie er die Musiker anfeuert, ihre Einsätze ankündigt und Bier ordert, um die Stimmung noch weiter zu heben.

Bluegrass, Hillbilly, Gospel, Folk: Die "Seeger Sessions" haben von allem etwas, sind voll mitreißender Energie ("Old Dan Tucker", "John Henry") und anrührender Melancholie ("Erie Canal") zugleich. Sind musikalische Liebeserklärung, politisches Bekenntnis - und vor allem ein Beleg, daß Bruce Springsteen, der am 17. Mai ein einziges Deutschland-Konzert in Frankfurt gibt, auch im vierten Jahrzehnt seiner Karriere noch für Überraschungen gut ist. Welcher andere Superstar kann das schon von sich sagen?

Bruce Springsteen: The Seeger Sessions (Sony) mit 30minütiger Bonus-DVD; Infos im Internet unter: www.brucespringsteen.netund www.asbury-park.de

erschienen am 27. April 2006

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