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 Betreff des Beitrags: Kritiken zum Album
BeitragVerfasst: 16.04.2006 20:43 
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Würde gerne eine Kritiken -Abteilung beginnen !
Werden ja jetzt wohl einige kommen :wink:

Wäre schön wenn dann die ganzen vielen Kritiken ohne Kommentare hier gesammelt werden könnten !

All die ganzen Rubinplatinmegamember und Newbies ohne Sternchen
können ja einen Kritikerthema zum Kritiken kritisieren aufmachen ! ;-)

Bitte nur positive Kritiken auf meinen Vorschlag ! :tomato :gun :sniper
Ich liebe Euch alle ! :byebye

Gruß
Malerknecht

Fange an mit ´ner Kritik von Tirol-Online :


Auf alte US-Protestsongs greift Bruce Springsteen in Zeiten des Irakkrieges für sein neues Album zurück - und würdigt so nicht nur ein zunehmend aus dem Licht der Öffentlichkeit geratenes musikalisches US-Erbe, sondern auch Amerikas Folklegende Pete Seeger. "We Shall Overcome - The Seeger Sessions" (Sony BMG) wird am 21. April als DualDisc und parallel als CD/DVD veröffentlicht.

Auf seinem 21. Album zeigt Springsteen mit einer großen Band - zum Bedauern der Fans nicht die E-Street-Band - sein Faible für jene Spielart des Folk, die in einer handgemachten, ruralen Ursprünglichkeit in die zwar nicht so lange, aber doch Ungerechtigkeiten-mäßig ziemlich turbulente Geschichte der Vereinigten Staaten zurückblickt. Im Zentrum stehen Songs, die Seeger selbst geschrieben bzw. berühmt gemacht hat. Dabei ist das Titellied jedenfalls kein Höhepunkt, das klingt dann doch sehr nach Musikunterricht.

Doch ansonsten kommt schon mal der Gedanke auf, ein paar Square-Dance-Schritte bei "Old Dan Tucker" einzulegen oder sich eine Jeans-Latzhose und einen Strohhut zu kaufen und zu "John Henry" am Grashalm zu kauen. Springsteen verschmilzt in den Seeger-Sessions ganz mit jener Rolle, die er zunehmend, zuletzt auf "Devils & Dust", gerne einnimmt: Der Boss hat sich selbst gekündigt, den Rock abgelegt und ist zum Folksänger geworden, der zwar nicht heimlich auf Eisenbahnzüge klettern muss, um durchs Land zu kommen, aber musikalisch kaum ein Folk-Markenzeichen von Fiedel bis Banjo, von stampfender Snare-Drum bis zum typischen Gesangsgestus (der gerne halbe Sätze auslässt und den Rest in ein längeres Nuschel-Wort zusammenzieht) auslässt.

Das hat Energie und Drive, ist völlig inkompatibel mit dem Formatradio und ganz offenbar ein Herzensanliegen des ehemaligen Mainstream-Poeten der US-Arbeiterschaft. Doch im Schaffen Springsteens ist die Linie von "Nebraska" über "Tom Joad" bis zu "We Shall Overcome" schlüssig genug. Dessen frühen Hymnen gegen die Ausweglosigkeit des Durchschnitts-Lebens in der Wirtschaftskrise ist der Protestcharakter ohnehin schwer abzusprechen, und auch viele spätere Hits waren kaum verkleidete (und dennoch zuweilen übersehene) Kritik an den USA.

Nach einer Phase der Anzug tragenden Gesetztheit hat Springsteen nun ein neues Gebiet nach dem Leben des kleinen Mannes (voll Motorradfahrten, Hoffnungslosigkeit und Aufbruchssehnsucht) gefunden: Der kleine Mann von viel früher, der zwar noch kein heißes Eisen fährt, aber umso öfter ein solches schmieden musste, und dem es arbeitsrechtlich und gesellschaftlich noch viel schlechter ging als heutzutage. Ironisch eigentlich: Jetzt, wo die USA in sozialer Hinsicht so manche Errungenschaft aufgibt, nähert sich die im Mainstream erfolgreichste Stimme gegen die alltägliche soziale Ausgeschlossenheit und vehemente Bush-Kritiker den aktuellen Problemen nur allegorisch über den Umweg der Vergangenheit.

Es wäre nicht Springsteen, wenn an mancher Stelle nicht doch ein wenig die Rockröhre zünden oder der Sound eine lockere Stadionbühnen-Breite einnehmen würde. Dass andere Kollegen Springsteens Derartiges schon viel früher und zum Teil auch mit feinerer Klinge gemacht und die Originale aus früheren Zeiten natürlich einen ganz besonderen Charme haben, tut der Sache keinen großen Abbruch: Springsteen wühlt hier in einer Schatztruhe des afro- und angloamerikanischen Erbes nach Stücken, die mehr Beachtung verdienen. Springsteen könnte "Jesse James", "Eerie Canal", "Old Dan Tucker" und all den anderen diese Aufmerksamkeit verschaffen. Und Protest schadet heutzutage ohnehin niemandem.

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 Betreff des Beitrags: Kritik (?) zur neuen Scheibe
BeitragVerfasst: 16.04.2006 21:57 
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Habe gerade die ersten 7 songs gehört. Ist wirklich was völlig anderes. Werden sicher viele Hardcore-Fans ihre Karten für Frankfurt kurzfristig verkaufen. Ich freue mich auf Frankfurt. 2 Flaschen Bier vorher trinken, nen Cowboy Hut aufziehen, gute Laune mitbringen...und dann werden wir viel, viel Spaß haben. :lol: :lol:


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BeitragVerfasst: 16.04.2006 21:59 
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noch eine Ergänzung:
den ersten Song "old dan tucker" haben sie in einem anderen Forum schon umgetauft in ..... :lol:

OLD BRUCE TUCKER

Old Bruce Tucker was a lame old man
His voice sounds like it's in a garbage can
He combed his hair with a wagon wheel
And his fans died of boredom because of this deal

Get out the way for old Bruce Tucker
It's too late to kill this fucker
Talents gone and E-Street's squashed
New album would be better if you put it in the wash

Old Bruce Tucker went to town
Riding with Pattie and making her go down
Bruce yodelled and the Pattie jumped
Now all he has is a little stump

Get out the way for old Bruce Tucker
It's too late to kill this fucker
Talents gone and E-Street's squashed
New album would be better if you put it in the wash

I come to town the other night
I heard terrible music and saw the light
The album is awful there's no way around
That Springsteen fucker is a real damn clown

Old Bruce he went down to the studio
Decided to do a cover of Pseu-Pseu-Pseudio
Christgau swore by the point of his knife
He'd never such shit in all of his life

That Bruce is a nice old man
He used to make albums that were killer, man
But now his talents gone all downhill
If he had not married Patti, he might have it still

Get out the way for old Bruce Tucker
It's too late to kill this fucker
Talents gone and E-Street's squashed
New album would be better if you put it in the wash


....nehmt es bitte mit Humor...


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BeitragVerfasst: 16.04.2006 22:18 
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sind die Texte von den anderen Songs auch schon veröffentlicht?

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BeitragVerfasst: 19.04.2006 09:32 
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ROLLING STONES schreibt:

Zitat:
Near the end of "Mrs. McGrath," a nineteenth-century Irish ballad that is the third track on Bruce Springsteen's new album, comes a couplet that gives a pretty good sense of why he's putting out an album of traditional folk music right now: "All foreign wars, I do proclaim/Live on blood and a mother's pain." We Shall Overcome -- which was recorded live in Springsteen's New Jersey home with a fourteen-piece band, including horns, banjo, fiddles, washboard, organ and accordion -- is his most jubilant disc since Born in the U.S.A. and more fun than a tribute to Pete Seeger has any right to be. But as on Born in the U.S.A., seemingly triumphant anthems are paired with lyrics of pain and protest that champion the oppressed and the exploited (not to mention the calamity-prone protagonist of "My Oklahoma Home," whose wife, house and crops get blown away by a tornado, leaving him with nothing but a mortgage).
Springsteen has always mined a deep vein of Americana, from the hot-rod-and-B-movie-obsessed early albums to the Steinbeckian social realism of The Ghost of Tom Joad and last year's Devils and Dust. But with his first-ever album of songs written by other people, it feels like he's turned to the music of our shared past to find a moral compass for a nation that's gone off the rails. The protest anthems "Eyes on the Prize" and "We Shall Overcome" are performed with an understated urgency; the gospel standard "Oh, Mary, Don't You Weep" -- which Springsteen sings in a gruff Tom Waits-ish baritone and to which the Seeger Sessions Band gives a Dixieland treatment with Stephane Grappelli-style violin -- promises, "Brothers and sisters, don't you cry/There'll be good times by and by."

Springsteen discovered most of these tunes -- which also include sea chanteys ("Pay Me My Money Down"), minstrel songs ("Old Dan Tucker") and outlaw ballads ("Jessie James") -- on LPs by Seeger. Among the pleasures of this album is rediscovering childhood staples like "Erie Canal" or "John Henry" via Springsteen's craggy, familiar voice -- which is as mighty and powerful as the steel-driving man himself.

JONATHAN RINGEN
(Posted: Apr, 18 2006)
Quelle: http://www.rollingstone.com/reviews/alb ... ayer=false

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BeitragVerfasst: 20.04.2006 20:18 
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(ist eigentlich keine kritik, aber ich möchte kein neues thema eröffnen)

heute in den salzburger nachrichten ist auch ein artikel über springsteens neues album, hier die online-ausgabe:
http://www.salzburg.com/sn/06/04/20/art ... 07037.html

greetinx, s.

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BeitragVerfasst: 21.04.2006 06:43 
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The Boss":
"In Bars, in Gewerkschaftssälen"

VON SAMIR H. KÖCK (Die Presse) 21.04.2006

BRUCE SPRINGSTEEN SINGT PETE SEEGER. Wie der "Boss" berühmte Worksongs ins Wirtshaus übersiedelt.





"We Shall Overcome": Songs von Pete Seeger gut gelaunt interpretiert von Bruce Springsteen. | (c) AP


Schon vor acht Jahren versuchte sich der Boss an einem Song Pete Seegers: Für eine Anthologie zu Ehren des le gendären Folksängers, politischen Aktivisten und Umweltschützers spielte Bruce Springsteen mit Freunden aus New Jersey das patinierte "We Shall Overcome" ein. Das rührte Seeger so was von gar nicht, dass es Springsteen jetzt nochmals versucht. Aber auch diesmal stehen die Chancen schlecht, etwa eine rührende DVD zu produzieren, wie er sie einst mit Roy Orbison inszenierte, wo Etablierte von Tom Waits bis Elvis Costello das Idol ihrer Jugend musikalisch herzten.



Peter Seeger, der in einem kleinen Haus am Hudson River wohnende Folk-Aktivist, der am 3. Mai seinen 87. Geburtstag feiert, hat in seinem langen Leben stets eines vermieden: Musik als Konserve zu konsumieren. Das Ethos des Selbermachens prägte seine Karriere. Nach abgebrochenem Musikstudium an der Harvard-Uni sammelte er Folk- und Blues-Songs für die Library of Congress, ehe er selbst aktiv wurde. Der junge Idealist schnappte sich ein fünfsaitiges Banjo, hackte darauf herum und versuchte, mit beißendem Gesang die Ungerechtigkeiten der Welt wegzuätzen.


1941 formte er die Almanac Singers, u. a. mit einem gewissen Woody Guthrie, dem Mann, der auf seiner Gitarre den Slogan "This Machine Kills Fascists" stehen hatte. 1945 gründete er "People's Song", eine gewerkschaftsähnliche Organisation für Folksänger, 1950 die noch immer existierende Zeitschrift "Sing Out". Als er 1955 vor den Ausschuss des Kommunistenjägers McCarthy zitiert wurde, verweigert er die Aussage.


Darauf wurde er 17 Jahre lang von der Musikindustrie boykottiert. In den sechziger Jahren umarmte ihn die junge Folk-Generation. Judy Collins, Joan Baez, The Byrds und Peter, Paul & Mary kamen mit Liedern Seegers auf Erfolgskurs. Dieser wandte sich ab 1969 als Mitbegründer der Umweltorganisation "Clearwater" ökologischen Problemen zu. Anders als Woody Guthrie, der wie Leadbelly nie einen kommerziellen Hit hatte, konnte er von Tantiemen leben: "Kisses Sweeter Than Wine", "If I Had a Hammer", "Where Have All the Flowers gone", "I Dreamed I Saw Joe Hill Last Night" . . .


Springsteens mit "We Shall Overcome" betitelte "Seeger Sessions" enthalten außer der Titelnummer keine Hitsongs, die Auswahl ist durchaus geglückt. In rasanten Arrangements glühen Fiedel und Quetsche, brummen Waschbrett und Kontrabass, japst das Banjo zur rauen Stimme des Ewigkarierten. Ob Pionier-Lamentos wie "Shenandoah" (das freilich Bob Dylan 1988 beherzter gestaltete), Schifffahrtsgesänge à la "Erie Canal", Historienstücke wie "Jesse James" oder gute alte Negro-Spirituals - Bruce quetscht alles in den Happy-Pepi-Modus.


Das könnte, sollte eine neue Authentizitätsdiskussion in Gang bringen. Seeger war bekanntlich glühender Verfechter nicht elektrifizierter Folkmusik, erhob 1966 auf der Bühne von Newport die Axt gegen Bob Dylans Stromkabel. Wie er später beteuerte, setzte er die dramatische Geste nur, um auf Dylans wertvolle Worte aufmerksam zu machen, die man im Feedback nicht mehr hören konnte. Die Debatte, die in den berüchtigten "Judas!"-Rufen mündete, entzündete sich an der Grenze akustisch/elektrisch.


Heute, bei Springsteens "Seeger Sessions" geht es um etwas anderes: um die Angemessenheit der Stimmungslage. Sind so unverschämt fröhlich dahinschlurfende Adaptionen von Anti-Kriegssongs und Umsturzliedern zulässig? Gute Laune auf Kosten Mühseliger, Beladener und Verblichener? Auf der beiliegenden DVD verlangt Springsteen von seinen Musikern "Biertrink- und Whiskey-Exzess-Sound", trinkt selbst aber unter Aufbietung aller Kräfte gerade ein Seidel. Belustigt teilt er seiner Kapelle mit, dass man die Instrumente des Folk "auf Reisen, in Bars, unter freiem Himmel und selbst in Gewerkschaftssälen spielen kann".


Bei aller Naivität Springsteens: Man hört einfach, dass er nicht mehr an eine Veränderbarkeit der Welt durch den Song glaubt. Wozu denn auch? Auf dem Cover bedankt er sich bei seinen Langzeitanwälten Allen "Pink Cadillac" Grubman und Artie "Blue Cadillac" Indursky für die 25-jährige Zusammenarbeit zu Gunsten seiner Konten. Eher geschmacklos auf einem Album, das sozialpolitische Juwelen wie "John Henry", die Geschichte des Kampfes zwischen Mensch und Maschine, enthält.


Einmal mehr meint man zu spüren, dass sich Springsteen als Poseur in den Staub der Working Class wirft. Handwerklich und stimmlich betrachtet, ist ihm ein schönes Album geglückt. Bloß von Authentizität keine Spur. Wer auf die Wert legt und zudem grimmigen Humor und makellose Glaubwürdigkeit vorzieht, sollte bis Juni warten, auf "I Stand Alone", das neue Album des legendären Ramblin' Jack Elliott: Der bezieht sich in seine Beobachtungen selbst mit ein, treibt Nägel in den eigenen Sarg

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BeitragVerfasst: 21.04.2006 06:51 
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Durchaus gelungen... mal sehn wieviele sich wieder über den kleinen Hauch an Kritik Bruce gegenüber aufregen... :roll:


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BeitragVerfasst: 21.04.2006 08:20 
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"Handwerklich und stimmlich betrachtet ein schönes Album" - das ist auch mein erster Eindruck. Aber von Springsteen erwarte ich mehr.


Ich weiß, dass Vergleiche hinken, aber ich probiere es trotzdem mal.

Volksmusik - Volkstümliche Musik

Meine Vorfahren kommen aus dem bayerischen und österreichischen Alpenraum. Es ist heute schwer, sich vorzustellen, wie das Leben dort vor 50, 100 oder 200 Jahren ausgeschaut hat. Hartes, karges Leben ohne Freizeit und Ablenkung. Musik bedeutete, man musste sich zusammen setzen und spielen. Viele konnten ein Instrument: Gitarre, Zither, Ziehharmonika, die Stücke überlieferten sich von Generation zu Generation. Volksmusik hat viele Quellen und Ausprägungen. Die Arbeiter und Gewerkschaftsmusik ist eine andere Seite davon. Diese Art von Volksmusik ist in der von Konsum- und Kommerz geprägten heutigen Zeit praktisch tot.

Sehr lebendig und ein riesengroßer Markt ist dagegen die volkstümliche Musik, die mit echter Volksmusik nichts, aber auch gar nichts zu tun hat und aus meiner Sicht (für meine Ohren) zumeist einfach nur peinlich ist.

Kann man Volksmusik lebendig gestalten und in die heutige Zeit transformieren? Ein Beispiel aus meinem Kulturkreis dafür, dass es geht, ist für mich Hubert von Goisern (in seiner Anfangszeit). Authentisch, frei von Kitsch mit einer guten Mischung aus Tradition und Gegenwart und einer unglaublichen Präsenz und Energie.

Wie gesagt, es ist nur ein Bild, nur ein Metapher. Nach dem ersten Hören ist WSO für mich ein sehr, sehr, sehr, sehr gutes "volkstümliches" Album. Vielleicht das Beste, dass es überhaupt gibt. Man hört es gerne an, lässt sich von der fröhlichen Stimmung, den guten Musikern und natürlich von Springsteen treiben, kratzt die ursrüngliche Tiefe der Songs - deren Geschichte und Text - nur oberflächlich, hört es ein paar mal, hat genug gehört und stellt es wieder in den Schrank.

Die meisten Bruce Springsteen Alben sind wie guter Wein. Es braucht Zeit, muss reifen, um die ganze Bandbreite und Vielfalt zu entwickeln. Von Songs wie Backstreets, The River, Promised land und wie sie alle heißen, bin ich bis heute in keiner Weise überdrüssig. Ich kenne sie mittlerweile seit über 25 Jahren. Sie begleiten mein Leben und manchmal entdecke ich heute noch neue Seiten daran.

WSO scheint mir eher wie ein kurzer spritziger Proseco. Es macht durchaus Spaß, perlt ein bißchen und prickelt auf der Zunge. Dass mir diese Songs die nächsten 25 Jahre etwas geben und dass sie bleiben werden, glaube ich heute kaum.

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BeitragVerfasst: 21.04.2006 11:05 
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Hab mir eben das Album gekauft und bin positiv überrascht.
Das ist ein wirkliches gute-Laune Album. Am besten gefällt mir
John Henry.

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The only Boss I listen to is Bruce Springsteen!


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BeitragVerfasst: 21.04.2006 12:45 
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POPFOLK / Der Songwriter Bruce Springsteen besinnt sich seiner amerikanischen Wurzeln

Fassen wir uns an den Händen


ERIK HEIER









Es ist eines jener Konzerte, für die seine Fans gern auch die unerfreulichsten Ticket-Höchstpreise berappen. 15.Juli 2003, East Rutherford, New Jersey. Bruce Springsteen lässt seine Gitarre aufheulen, er transpiriert wie ein Maurer, seine E Street Band ackert, diese letzte wahre Rock-’n’-Roll-Band. Gleich würde Max Weinberg den ersten Trommelwirbel für „Land of Hope and Dreams“ herausprügeln. Doch zuerst redet Springsteen. Über den Irakkrieg, über Lügen, über Bürgerrechte. Er endet mit: „Möge die Wahrheit herauskommen.“


Und dann passiert etwas Ungewöhnliches. Einige Fans buhen. Sie skandieren nicht „Bruuuce“ wie sonst, das klingt so ähnlich. Nein, sie buhen wirklich.


Dort steht doch derselbe Bruce Springsteen, der sich etwa 1984 nur sehr sachte von Ronald Reagan distanziert hatte. Lange Jahre mochte der Sänger vor allem seine Songs für sich sprechen lassen. Songs, die oft genug von sterbenden Städten handeln und von bitterer Arbeitslosigkeit. Von der Jagd nach dem amerikanischen Traum. Und von verlorener Unschuld. Und zwar nicht nur jener, die man auf dem Rücksitz von Papis alter Karre abgab.


Aber etwas muss sich geändert haben seitdem. Springsteen war schon immer ein amerikanischer Patriot, ein sozial engagierter obendrein. Was schief läuft in den USA, mit dem Irakkrieg und beim Antiterrorkampf, ist für ihn zuallererst „unamerikanisch“. Das aber spricht er nun auch öffentlich aus. Unmissverständlich. Er hat im Mai 2004 eine lange Rede des Ex-Vizepräsidenten Al Gore voller Kritik an George W. Bushs Irakpolitik auf seine Internetseite gestellt. Hat für John Kerry mit seinem Song „No Surrender“ wahlgekämpft. Hat in „Devils & Dust“ (2005) einem US-Soldaten im Irak seinen Sandpapierbariton geliehen: „Ich habe den Finger am Abzug/ Aber ich weiß nicht, wem ich trauen soll.“


Dass er nun eine Platte mit 15 Coverversionen ausgerechnet jener Protestsongs herausbringt, die mit dem fast 87-jährigen Folk-Veteranen Pete Seeger assoziiert werden, ist daher nur ein neuer Mosaikstein in seiner Politisierung: „We Shall Overcome: The Seeger-Sessions“. Übrigens erstmals ein Springsteen-Studioalbum mit Fremdkompositionen.


Pete Seeger? Ja, wir erinnern uns. Dunkel. An Demonstrationen der 1950er und 1960er Jahre. Bürgerrechte, Anti-Rassismus, Umweltschutz. Seeger gilt als eine Ikone des so genannten anderen Amerika. Jenes Amerika, das George W. Bush genauso zum Teufel wünscht oder ersatzweise auf eine nächtliche Pirschfahrt durch Bagdad, wie es einst Kommunistenfresser McCarthy verfluchte. Fassen wir uns also an den Händen und singen den Kapitalismus in Grund und Boden.


Das amerikanische Formatradio kann Springsteen damit freilich abhaken. Und eben auch die Gunst zumindest einiger Fans. Wegen der offen politischen Ausrichtung vor allem. Aber ebenso wegen der wieder auf Kurzarbeit Null gesetzten E Street Band. Stattdessen lud Springsteen 17 Musiker zur dritten Eintages-Session auf seiner Farm in New Jersey ein. Dieselben, mit denen er 1998 für ein Pete-Seeger-Tribut-Album den Song „We Shall Overcome“ aufnahm. Man wird sie auch auf seinem einzigen Deutschlandkonzert am 17.Mai in Frankfurt sehen.


Ja, lustig ist das Landleben. Und richtig schön altmodisch: Folk, Dixieland-Jazz, Cajun, Spirituals. Musik zum Whisky an der wurmstichigen Saloon-Bar, während sich der draußen vertäute Gaul gegen den Wüstenwind stemmt. Oder für den Gospel-Gottesdienst. Da pulsieren Banjo, akustische Gitarren, Kontrabass, Streicher, Trompeten, Waschbrett. Bei „Mrs. McCrath“ zum Beispiel, einem der stillen Höhepunkte des Albums. So wie dieses gehen nicht alle Stücke der Platte unter die Haut. Aber einige. Etwa „Jesse James“, das Springsteen bärbeißend rau röhrt. Oder das treibende „O, Mary, Don’t You Weep“, eines der wichtigen Lieder der schwarzen Bürgerrechtsbewegung.


Wer mag, kann sich bei einer minimalen Textaktualisierung im alten Protestsong „Pay Me My Money Down“ über um ihren Lohn geprellte Hafenarbeiter seine Gedanken machen. Darin singt Springsteen doch allen Ernstes: „Ich wünschte, ich wäre Mr. Gates.“ Bill Gates, der steinreiche Microsoft-Gründer. Vorsicht, Schizophrenie. Im Herbst hatte Springsteen mit seiner Plattenfirma Sony-BMG einen geradezu absurden Plattenvertrag ausbaldowert. Der beschert ihm Presseberichten zufolge 114 Millionen Dollar. Seitdem soll Sony-BMG-Chef Andrew Lack beim Mutterkonzern Bertelsmann einen richtig üblen Ruf haben.


Ob Springsteen mit „We Shall Overcome“ auch nur einen substanziellen Bruchteil dieser 114 Millionen einspielt? Fraglich. Und da bleibt ja immer noch sein Archiv. Seit 1990 hat er nur fünf Silberlinge mit neuem Material herausgebracht, aber 21 CDs und DVDs mit Altstoffen, inklusive Live-Mitschnitten. Etwa die Vier-CD-Box „Tracks“ (1998) mit 66 größtenteils unveröffentlichten Songs. Angeblich ist bereits eine zweite „Tracks“-Ausgrabung in Arbeit.


Denn Springsteen-Fans mögen zwar ihren politischeren Bruce seltsam finden. Aber kaufen werden sie seine Platten und Videos eben doch.

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BeitragVerfasst: 21.04.2006 12:58 
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Malerknecht hat geschrieben:
POPFOLK / Denn Springsteen-Fans mögen zwar ihren politischeren Bruce seltsam finden. Aber kaufen werden sie seine Platten und Videos eben doch.

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BeitragVerfasst: 21.04.2006 13:04 
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BeitragVerfasst: 21.04.2006 13:22 
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Malerknecht hat geschrieben:
POPFOLK
Denn Springsteen-Fans mögen zwar ihren politischeren Bruce seltsam finden. Aber kaufen werden sie seine Platten und Videos eben doch.
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BeitragVerfasst: 21.04.2006 14:32 
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Pete Seeger hat geschrieben:
Malerknecht hat geschrieben:
POPFOLK
Denn Springsteen-Fans mögen zwar ihren politischeren Bruce seltsam finden. Aber kaufen werden sie seine Platten und Videos eben doch.
fffalsch


Wieso, gibt es in ENtenhausen keine Plattenläden ... ;)


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